Umzug der Hühner

Gestern war der große Tag für vier der im vorigen Jahr von TierrechtsaktivistInnen befreiten Masthühner – der große Umzug ins ‚Heilige Land’ Tirol stand auf dem Programm! Auch zwei einige Monate später aus einem Legemaschinen-Dasein ‚entführte’ Hennen begleiteten den Transport.

 

Zur Vorgeschichte: im Juni des letzten Jahres befreiten engagierte TierrechtsaktivistInnen 37 Masthühner aus einer Hühnerfabrik. Den Tieren hätte ein fünfwöchiges Leben in einer engen Anlage bevorgestanden, welches abrupt, im Babyalter, im Schlachthof geendet hätte. Sie wären als ‚Landhendl’ auf dem Markt gekommen, gelebt im Wahnsinn, später brutalst in Kisten gestopft und zur letzten Fahrt gekarrt (wo sie übrigens das erste und einzige Mal in ihrem Leben das Sonnenlicht gesehen hätten!), gestorben in Verzweiflung.

 

Warum Ihnen ‚Mensch’ diesen Lebensweg antut? Ganz einfach, weil er/sie sich von billigst gekauften Lebensmittel ernähren will, die dahinter steckende ‚Produktion’ interessiert dabei nur am Rande. ‚Mensch’ von allen anatomischen Anlagen her eigentlich der perfekte Pflanzenesser, befleckt sich seit dem Sündenfall im Paradies fortwährend mit dem Blut und dem unsagbarem Leiden anderer Lebewesen – ‚Kein Getier gibt’s auf Erden und keinen Vogel, der mit seinen Schwingen fliegt, die nicht Völker wären gleich Euch’, diese theologische Einsicht, geprägt von poetischer Schönheit, wird seit Beginn der Menschheitsgeschichte wohlwissend ignoriert.

 

Doch ‚nur’ mit Aufzucht, Tötung und verachtendem Essverhalten allein gibt sich selber Mensch längst nicht mehr zufrieden; im rücksichtslosen Gewinnstreben aussichtslos verfangen, verändert die aus der Gemeinschaft allen Lebens ausgetretene Kreatur auch noch die Gene und natürlichen Veranlagungen seiner Opfer in gar beängstigendem Ausmaß – noch schnelleres Wachstum, gesteigerter Fleischansatz, unglaubliche Rekorde in der ‚Legeleistungen’, usw.; Frankenstein’s Küche, legitimiert durch zur Allmächtigkeit aufgestiegene Wortphrasen wie ‚Wirtschaftswachstum’, ‚Profit’, ‚Kapitalismus’…

 

Die Folgen für die Geschundenen sind dramatisch und nahezu unfassbar: Knochenverformungen, totale Auszehrung, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Störungen, ein Knochengerüst, welches mit dem Wachstum in keinster Weise Schritt halten kann und deshalb bricht wie Glas; selber Problematik sind dann auch die Legehühner ausgeliefert – gezüchtet auf tägliches Eierlegen wandert der für den Knochenaufbau benötigte Kalk immerzu in die Eierschalen… diese Liste ließe sich endlos weiter fortführen. Und wie entscheidet der ‚Herr des Lebens’ nun? Er setzt dem Wahnsinn einen noch größeren Wahnsinn entgegen – ganze Laboratorien arbeiten Tag und Nacht an neuen Antibiotika-Kuren, Medikamente in nie gekanntem Ausmaß werden eingesetzt; Injektionen und Tabletten beherrschen den Alltag, um den so genannten ‚Nutz’tieren ein elendigliches Überleben bis zum Tag im Schlachthof zu gestatten! Ohne den Zusatz dieser Chemiekeule würden Krankheiten und Allergien die Gemarterten binnen kürzester Zeit hinwegraffen…

 

Auch so gestattet ‚Herr des Lebens’ seinen ihm völlig chancenlos Ausgelieferten nur ein kurzes Leben, welches meist über das Teenageralter nicht hinausreicht. Im Falle der Masthühner sind das dann nur 5 bis 6 Wochen, bei einer natürlichen Lebenserwartung von fast 20 Jahren!!!!

 

Natürlich gibt es in dieser sich immer schneller drehenden Spirale von Abhängigkeit, Sklaventum und Ausbeutung Verlierer auf allen Ebenen – LandwirtInnen, die unter immer stärkeren Druck der ‚Marktlenker’ geraten, VerkäuferInnen, KonsumentInnen und jene, auf deren Rücken sich das gesamte Spektrum dieses vorprogrammierten Wahnsinns abspielt. Während erste drei den Grad ihres Zutuns allerdings selbst bestimmen können, sind Letztere völlig schuldlos an der Misere – völlig chancenlos ausgeliefert einer Maschinerie, welche selbst dem ‚Erfinder’ mehr und mehr unbegreiflich wird…

 
 

Ach ja, zurück zum Beginn der Geschichte: der Transport ist notwendig geworden, weil Masthühner beiderlei Geschlechtes sind (das heißt, ein ;Grillhähnchen’ ist mit 50 %iger Wahrscheinlichkeit eigentlich ein ‚Grillhennchen’…); ‚erlaubt’ man ihnen daher ein echtes Leben, bestehen diese geretteten Herden aus Hühnern und Hähnen im etwa gleichen Verhältnis. Nun ja, Hähne sind oft echte Machos, die Hühner werden durch deren Gehabe zunehmend überfordert! Um dieses Verhältnis in den ‚Herden’ halbwegs ins Lot zu bringen, wurden einige Hähne an ihrem letzten Platz abgesondert. Wie gesagt, Hähne sind Machos (bitte verzeiht mir diese Verallgemeinerung), weshalb eine Männer-WG dann auch so ihre Tücken aufweist.

 
 

Kurzum, Karin und Chris samt ihren drei wunderbaren Kindern errichteten auf ihrem Grundstück in der fantastischen Tiroler Bergwelt ein neues Hühnerheim; ein Hühnerhaus wie ein Palast, mit Giebel und Sonnenfenster, dazu weitläufige Wiesen, ein kristallklarer Bach mit Unterholz an den Ufern, Gras…Hühnerträume werden wahr!

Der ‚Herr des Lebens’, der Dekade für Dekade zunehmend den Tod über die Schöpfung bringt, ist hier zurückgekehrt zu seiner eigentlichen Bestimmung – als Mahner, als Hüter und vor allem als Bewahrer! Mensch, weniger mit Intelligenz als vielmehr mit Händen ausgestattet, die Helfen und Zerstören können, gesellt sich hier zurück als Gleicher unter Gleichen zum Lagerfeuer der Gemeinschaft allen Lebens!

 

Herzlichsten Dank!!!!!!

Den dazugehörigen Artikel aus der Zeitschrift "Die Neue" können Sie HIER lesen.

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