Montenegro, jener kleine Staat an der Adriaküste, eingerahmt von Bosnien, Serbien, Albanien und Kroatien, ist ein wunderschönes, aufstrebendes Land.
Seit seiner Unabhängigkeit von Serbien, welche erst 2006 durchgesetzt worden war, gilt der Umweltschutz als Staatsziel. Idyllische Buchten, mächtige Berge, ein glasklares Meereswasser und atemberaubende landschaftliche Reize versprechen ein hohes Potential an touristischen Devisenbringern.
Doch wird diese Idylle jäh gebrochen, sieht man etwas genauer hin. Wilde Mülldeponien wuchern wie zu besten Kommunismuszeiten, überdimensionale Prunkbauten einiger an den Geschehnissen der letzten Periode sehr reich gewordener Bonzen springen ins Auge, immer inmitten einer ansonst offenkundigen Armutsproblematik. Roma-Familien leben ausgegrenzt in Ghetto-ähnlichen Bezirken.
Die Ärmsten der Armen leiden naturgemäß am allermeisten unter solch einer herzzerreißenden Szenerie; und zu diesen zählen, wie überall anders in nicht so begünstigten Gesellschaften auch, ganz besonders die Tiere. Fortschritt hin, Fortschritt her, es gibt in Montenegro noch immer Abschussprämien für frei lebende Wölfe, Raubtiere werden ohne jegliche artgerechte Unterbringung in Zirkuswagen öffentlich zur Schau gestellt, Tierschutz ist bestenfalls eine Wortphrase, die man zwar gehört, deren Bedeutung aber noch nicht ansatzweise verinhaltlicht wird.
Wie in den meisten Ländern Ex-Jugoslawiens beherrschen auch hier Streunerhunde und –katzen das Stadtbild der größeren Siedlungsgebiete; und wie selbstverständlich werden diese in periodischen Abständen aus den Straßen verdammt – sehr oft entgegen den Willen der Bewohner; dabei sind alle angewendeten Mittel erlaubt. Hundeschlächter ziehen durch die Märkte, verschleppen, erschlagen, vergiften, ermorden tausende Hunde jeden Tag.
Gerade erreichte uns wieder ein verzweifelter Anruf – eine aufopfernde deutsche Tierschützerin, welche gerade dabei ist, 50 ansonst todgeweihte Hunde aus einem Tierheim in der Hauptstadt nach Deutschland zu bringen, erfuhr von einem neuerlichen Massaker in der Küstenregion um Herceg Novi. Dort wurden, unter den Protesten der Zivilbevölkerung, gut hundert Hunde von Jägern zusammen gefangen, in einen nahen Wald verschleppt und dort kaltblütig niedergemetzelt! Bei der letzten dieser ‚Säuberungswellen’ gingen die Bürger auf die Barrikaden, doch ähnlich wie bei uns, der Jägerschaft ist durch deren tief verwurzelter Lobby anscheinend nicht beizukommen. Vor purer Tötungslust triefend erklären sie die Notwendigkeit ihres Handelns, dem eigenen Wahnsinn hilflos ausgeliefert. Tatsächlich scheinen zumindest einige unter diesen Lustmördern ihre vorformulierten Antworten tatsächlich zu glauben, so weit hat der Irrsinn von leeren Köpfen Besitz ergriffen. Stolz und männlich denken sie ihr Handeln, welches trotzdem nur allzu leicht als bloßes Ablenkungsmanöver geistiger Unzulänglichkeit zu enttarnen ist. Und Herceg Novi ist leider nicht die Ausnahme – überall im Land passiert der strukturiere Wahnsinn. Die Küstenstädte, Top-Reiseziele der westlichen Welt, wollen keine Hunde; diese könnten ja Badeurlauber verschrecken, könnten in den makellosen Restaurants zahlende Kunden durch ihre ausgemergelte Präsenz pikieren – der allmächtige Euro verlangt seinen Tribut!
Es ist Zeit, das Töten zu stoppen! Bitte helft mit, dieses Morden zu unterbinden! Es kann keine Integration in die Union geben, so lange nicht strenge Tierschutzmaßstäbe angelegt werden; es kann nicht sein, dass mit europäischen Geldern mittelalterliche Ausrottungsfeldzüge mitfinanziert werden, Ausrottungsfeldzüge, die an Grausamkeit jegliche Horrorszenarien erdacht in den Köpfen findiger Autoren bei Weitem in den Schatten stellen. Menschlicher Verstand und Mitleidsempfinden, geschrumpft durch die Gräuel brutalster kriegerischer Auseinandersetzungen, dann oft nur noch als schwaches Flämmchen im tobenden Sturm des alles einvernehmenden Kapitalismus dahinköchelnd, beschränkt auf die Aussicht des schnellen Erfolges, sind in dieser Phase stets unbelehrbar. Es bleibt deshalb ein einzige Druckmittel, dass gegen Geschäftsinteressen verteidigbar ist – das Zauberwort EU! Wir müssen verständlich machen, dass wir, in diesem Falle, Montenegro gerne als Partner im Staatenbund hätten, aber natürlich nur unter der Voraussetzung, dass tierliche Rechte genau so beachtet werden wie menschliche! Montenegro hat den Euro als Währung, bemüht und hofiert EU-Politiker, möchte nichts lieber als in einigen Jahren selbst Mitglied in der Union sein. So lange dies noch nicht der Fall ist, so lange wird die montenegrinische Politik entgegen kommend, kompromissbereit, sein – übersehen wir aber den Zeitpunkt, ohne Entscheidendes erwirkt zu haben, wird man unsere Bemühungen bestenfalls der Lächerlichkeit preis geben.
Gleiches gilt übrigens auch für Serbien und Bosnien. Täglich erreichen uns Bilder, wo unzählige Hunde einfach auf Feldern ‚entsorgt’, in Plastiksäcke gesteckt, mit Knüppeln erschlagen, auf Zäunen erhängt, gevierteilt – kurz: mit allen einem kranken menschlichen Geist einfallenden Mitteln malträtiert wurden. Es kann doch nicht sein, dass wir, als aufgeklärte Gesellschaft, keine Mittel finden, um so etwas einzudämmen. Die Erde in genannten Ländern ertrinkt im Blut, ist Zeuge von Gräueltaten, welche psychologische Wunden reißen, die über Generationen hinweg menschliche Empfindungen beeinflussen werden. Wir sind angehalten, die Menschen dort aus der Lethargie zu zerren, wir, die wir deren Schicksal so bedauern – aber trotzdem kein Verständnis für derartige Verbrechen an der tierlichen Seele aufbringen dürfen!
Natürlich gibt es überall dort auch tierschutzbegeisterte Personen, Frauen und Männer, die jedoch sehr oft für Ihre Überzeugung angefeindet und bespottet werden. Ungeachtet dessen kämpfen sie Tag und Nacht für die Tiere, opfern Freizeit, Geld und Nerven in einem Maße, welches unsere ganze Hochachtung verdient. Ist es selbst bei uns oft nicht ganz einfach TierschützerIn zu sein, steigt die Schwierigkeit, besonders am Balkan, überproportional. Die Liebe zum Mitgeschöpf ist größer als die Angst vor Repressalien, die Verzweiflung ob der Geschehnisse ist gleichwohl erdrückend. Hier gelten völlig neue Maßstäbe, ein erhobener Zeigefinger allein kann keine Veränderungen bringen.
Wir wollen es uns noch mehr zur Aufgabe machen, diese Menschen, die die ganze Hoffnung der folgenden Generation in sich tragen, zu unterstützen, wo wir nur können. Dafür benötigen wir freilich jede Hilfe!
Ein erster Schritt: bitte schreibts den ‚Mächtigen’ Montenegros, bittets diese Menschen, Vernunft walten zu lassen. Sicher, es ist ein Aufwand, sich hinzusetzen und ein Schreiben zu formulieren, mit der gegebenen Wahrscheinlichkeit, dass niemand auf die Zeilen reagieren wird, aber wenn nur ein einziges Hundeleben durch einen aufrüttelnden Brief (e-mail) gerettet wird, war es dann nicht jede Sekunde der Mühe hundertfach wert?
Präsident von Montenegro: Filip Vujanovic predsjednik@cg.yu
Ministerpräsident Zeljko Sturanovic kabinet.premijera@mn.yu
Minister of Education Prof. Dr. Slobodan Backovic mpin@cg.yu
Prime Minister of European Integration Gordana Djurovic: gordanadjurovic@mn.yu