Schwein gehabt!

Dies ist eigentlich eine sehr unschöne Geschichte, welcher, ohne zu viel vorweg zu nehmen, dieses Mal aber Gott sei Dank einem ‚Happy End’ zugeführt werden konnte!

Heidi, ein Hängebauchschwein, lebte seit einigen Jahren auf einem entlegenen Bauernhof. Man kann ihre Geschichte nur erraten, niemand mehr scheint den tatsächlichen Hergang wirklich zu kennen. So nehmen wir an, dass Heidi ein Schicksal mit tausenden anderen LeidensgenossInnen teilte – als zuckersüßes Baby geboren, zuerst verhätschelt, von einem Kind entdeckt und dem Vater mehr oder weniger aufgezwungen. Es soll ja fast modern sein, ein Hausschwein zu halten, sogar Hollywoodstars verfallen diesem Trend. Leider aber sieht man nur Bilder mit kleinen Tieren, kaum jemand (mit Ausnahme des wundervollen George Clooneys)  ist je bekannt dafür geworden, diesen herrlichen Lebewesen ein Dasein in Würde und Freude ‚bis dass der Tod Euch scheidet’ geboten zu haben!

So war es dann auch mit Heidi – zuerst geliebt, doch mit fortschreitendem Alter, nun nicht mehr ganz so süß, zunehmend abgeschoben. Heidi fand sich wieder in einem kleinen Holzverschlag, groß genug zum Umdrehen, klein genug um mit 2 oder 3 Schritten ihre ganze Welt zu erkunden. Zuerst umsorgt, doch mindestens genau so schnell fallen gelassen von einer auf Schnelllebigkeit getrimmten Gesellschaft, welche keinen Platz zu bieten scheint für Alter und Würde. Wenige Quadratmeter waren ihr geblieben, zu wenig um zu leben, zu viel um an gebrochenem Herzen zu sterben; die Hoffnung bestimmte fortan ihr Dasein, die Hoffnung auf Vernunft und Gnade; Gnade für Taten, die sie nie begangen…

Einsamkeit hatte Besitz ergriffen, und ungeheure Fresslust – als ob der über die trostlosen Jahre hinweg angestaute Frust wettzumachen sei mit dem Verzehr von Allem, was achtlos über ihren Zaun, zum Horizont einer gnadenlosen Enge geworden, geworfen wurde. Doch selbst beim Tier bestimmen Schönheitsideale die verschobenen Sinne von ‚Mensch’ – je schwerer Heidi wurde, je mehr Kilogramm Verzweiflung sich um ihre Hüften schmiegten, desto mehr wurde sie mit Abneigung gestraft. Ein Kreislauf, kaum zu durchbrechen, tragisch wie das Leben selbst.

 

Doch Heidi hatte ungeheures Glück; zu einem Zeitpunkt, wo ihr Schicksal längst besiegelt schien, wurden wie durch ein Wunder TierschützerInnen auf sie aufmerksam. Inzwischen waren Ihre einst so grazilen Zehen auf mehr als 10 cm Länge verwachsen, ihre Haut verschrumpelt, ihre Lebensgeister mehr und mehr erloschen.

 

Wir verluden sie in den frühen Morgenstunden auf einen Transporter und ab ging es in Richtung neues Leben. Schon nach einer Stunde Fahrt war dieser Ort erreicht, so knapp kann die Distanz zwischen Sonnenschein und Regen, Einsamkeit und Freude sein!

 

Agathe, nichts mehr muss sie an ihre einstige Tragödie erinnern, selbst der alte Name soll aus dem lang genug gepeinigten Gedächtnis erlöschen, um Platz für all die schönen Dinge, die sie von nun an erwarten, zu schaffen, ist nun in einem Paradies angekommen; eine Hütte extra für sie, Bäume, Gras, Sträucher, unverbrauchte Erde; Heu und Stroh, und vor allem – Liebe!

 

An ihrem neuen Wohnort leben auch einige Hunde; zuerst noch wollten diese den Eindringling verbellen, unglaublich neugierig belagerten sie den Zaun, welcher sie vom Neuankömmling trennt; wieder eine mehr, die Aufmerksamkeit von ihrer Besitzerin fordert! Doch diese hat so viel Güte zu vergeben, dass noch weit ausreichend Platz für Agathe vorhanden ist. Letztendlich bereichert das Schweinchen aller Leben dort, macht den Alltag bunter, gestaltet neue Aussicht – genau so verhält es sich mit der multikulturellen Gesellschaft, mit mannigfaltiger religiöser Freiheit, mit  künstlerischer Unbeschränktheit – gibt man hinzu, wird Keinem genommen, ganz im Gegenteil, die Schranken persönlicher Entfaltung werden mehr und mehr aufgehoben bis sie in einem weichen Nichts verschwinden!

 

Natürlich ist es eine Aufgabe, so viele Individuen zu beherbergen; eine geistige und finanzielle Herausforderung. Wer der Maria bei der Bewältigung dieser Aufgabe helfen möchte, es gibt viele Möglichkeiten; vielleicht kennt jemand jemanden, der altes Brot zur Verfügung stellen würde, der Obst und Gemüse im Überfluss hat, der Heu oder Stroh abgeben könnte. Vielleicht möchte jemand Agathe persönlich kennen lernen, um die Bande welche verschiedene Arten, Mensch und Tier, in manchen Köpfen noch immer irgend wie zu trennen scheint, zumindest für einige Augenblicke aufzuheben?

Wir würden uns über jede Reaktion freuen!

 

Und bitte denkt daran, wie viele Heidi’s irgend wo, vielleicht ganz in unserer Nähe, weniger Glück haben! Bitte seid mutig, bitte setzt Euch für sie ein; redet’s mit deren BesitzerInnen und wenn nicht anders möglich, schaltet den Amtstierarzt oder den Tierschutzverein Eures Vertrauens ein; diese vergessenen, verstoßenen, tief in der Seele verletzten Mitgeschöpfe brauchen unsere Hilfe; wenn wir nicht eingreifen, wer dann?

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