Protest bei Pferdeauktion in Traunstein

Heute fand erneut eine Fohlenversteigerung statt, ‚Tatort’ war die Chiemgauhalle im bayrischen Traunstein. Wieder waren sie versammelt, die Züchter und ‚Pferdeliebhaber’, gesellschaftsfähig in landestypische Trachten verpackt, bemüht, ein möglichst idyllisches Bild für bereitstehende Fotografen abzugeben. Der volksfestähnliche Charakter solcher Veranstaltungen ist gewünschtes Beiwerk der Organisatoren, Tradition rechtfertigt nicht nur hier geschäftemachende Tierquälerei.

Wieder nahte für Dutzende Pferdemütter und ihren Fohlen der Zeitpunkt des endgültigen Abschieds. Angsterfüllt wieherten die Kleinen, suchten möglichst engen Kontakt zu ihren Müttern, doch vergebens – nach einer letzten gemeinsamen Runde, angestarrt von hunderten Menschenaugen, teilt das Schicksal unbarmherzig die Pferdefamilien. Für viele Fohlen beginnt nun eine Reise ins Ungewisse, oftmals ohne Wiederkehr. Eignen sie sich nicht für weitere Zuchtzwecke, wartet der Pferdemetzger…

 

Mitten im Getümmel rund um die Arena erschien plötzlich ein Tierschutz-Aktivist, gekleidet in blutiger Metzger’tracht’, mit Totenkopfmaske, einem Schlachtbeil und einem umgehängten Schild ‚Pferdehändler – Seelenfänger!’; welch ein Gegenpol zur Welt  der Gamsbart- und LederhosenträgerInnen. Augenblick schlug die Stimmung ins Gegenteil über; während einige Jugendliche den Auftritt durchaus zu würdigen wussten, konnte das ältere Publikum mit dieser gedanklichen Herausforderung wesentlich weniger gut umgehen. Erinnerungen an den kleinen braunen Mann mit Oberlippenbart wurden wachgerufen, man hörte wieder Floskeln vom Sozialhilfeempfänger bis hin zur altbekannten These ‚I hob 47 Joa gorbeitet, und Du lebst jetzt vo meinem Göd’, bis hin zur Losung ‚Do sog i goa nix, de san jo olle deppat’; plötzlich war selbst der Österreicher Ausländer, dem man den Grenzübertritt künftig verbieten will, usw…

Hat man aus der Vergangenheit nichts gelernt, dann wird jede Form von Vergangenheitsbewältigung unweigerlich der Lächerlichkeit preisgegeben!

Wie dem auch sei, die Kundgebung hat Emotionen hervorgerufen, welche bei den Züchtern vielleicht noch für einige Zeit für Gesprächsstoff sorgen werden. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass hier und da ein Funke der Botschaft hängen bleibt, wie ein Schneeball, der, gerollt über einen Abhang, irgend wann die Macht hat, zur Lawine zu mutieren!

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