Eine Oase für Tiere

Diese Woche möchten wir gerne von einem ganz und gar wundervollen Erlebnis erzählen, einer Kurz-Reise, welche uns in die italienische Toskana geführt hatte. Sehr zu unserer Freude durften wir diese Fahrt gemeinsam mit einer mehr als liebgewonnene Tierschützerin aus der Schweiz bestreiten und wir möchten uns hiermit nochmals für die wunderbaren Stunden bedanken, welche wir auf diesem Wege zusammen erleben durften!
Dort, inmitten der idyllischen Hügeln und Tälern, eingerahmt von lieblichen Wäldern, saftigen Wiesen und liebevoll in die Landschaft eingebetteten Steinhäusern, hat es vor nunmehr fast 20 Jahren die Familie Selzle verschlagen. Helga Selzle weint ihrer früheren Heimat Bayern keine Träne nach, wurde dort doch ein geliebter vierbeiniger Gefährte unmittelbar vor ihren Augen von einem grünberocktem Lustmörder getötet. Nicht zuletzt dieses traumatische Erlebnis sollte den Ausschlag für eine Wanderschaft geben; ein Schneeball, in Deutschland losgetreten, der zu Lawine wurde, welche erst in der Toskana zur Ruhe kam.
Im Laufe der Jahre bauten Helga und ihr Mann Helmut dort an einem Traum, der zu Beginn wohl unerreichbar weit entfernt schien – an einem Paradies auf Gottes Erden, einem Platz, wo Tier und Mensch eine Einheit bilden, Barrieren zwischen den Arten unterbrochen werden, um zu einem Ganzen zu verschmelzen. Heute ist aus dem Traum Wirklichkeit geworden, harte und entbehrungsreiche Arbeit verfestigte einen anfänglichen Gedanken zum tatsächlichen Sein. Auf mehreren Hektar ursprünglichem Land ist so ein Tierheim entstanden, dass viel mehr ist als es diese Bezeichnung je beinhalten könnte – es ist ein Platz der Freude, eine Oase des Lebens, eine Insel, umgeben von rauer See, deren Küsten sich Wind und Wetter, Profitgier und Kapitalismus, wie stürmisch die auch immer sein mögen, entgegenstemmen; sicher verankert in einem Bett aus Liebe und tiefem Respekt vor der Schöpfung bahnt sich hier das Miteinander wie ein kristallklarer Fluss den Weg in die Herzen jener, die das selbe Glück wie wir haben und an  diesem Ort herzlich Willkommen geheißen wurden.
Hier haben mehr als 70 Hunde aus aller Herren Länder ein zu Hause gefunden, weit mehr als 200 Katzen genießen ein gar wundervolles Leben, Hühner, Truthähne, Enten, Gänse, Pferde, Esel – jede(r) Einzelne mit einer Geschichte, welche selbst das verhärtetste Herz im Nu brechen würde, sie alle wohnen in einer selbstverständlichen Eintracht, die ihresgleichen wohl auf allen Kontinenten sucht. Kennen Sie die Jahrhunderte alten Mythen von Hund und Katz, einer Feindschaft bis in den Tod? Vergessen Sie alles, was Sie je darüber gehört haben! Kommen Sie an diesen Ort, und Sie werden ihre Gedanken neu ordnen, Sie werden mehr über die Tiere erfahren als in langjährigen Universitätslehrgängen vermittelt werden könnte. Dutzende Hunde, überall sind Unterstände mit Liegebetten, bevölkern jeden Winkel dieser Konklave der Nächstenliebe, und hunderte Katzen gehen ihre Wege, inmitten der vermeintlichen Todfeinde, umschmeicheln sich gegenseitig,  spielen, schlafen, essen, erfreuen sich sichtlich aneinander. Die Katzen leben hier im Himmel, sie haben völligen Freiraum, jede Hindernis verfügt über eine stets geöffnete Katzentüre; sie können in den Wäldern streifen, den Schatten und die Kühle das Hauses aufsuchen, im Winter die Wärme des Kamins nützen, überall gibt es Liegeplätze mit wohligen Decken; ich bin völlig überzeugt, der Schöpfer hat längst ein Auge auf diesen Ort geworfen, nimmt sich Anleihen für sein Katzen- und Hunde-Paradies – welches dann wohl ganz genau so aussehen wird!

Fam. Selzle’s Nirvana ist ein Alterswohnsitz für Gebrechliche, ist eine Ruhestätte für Geknechtete, ein Sanatorium für Behinderte. Dreibeinige, Lahme, Querschnittgelähmte, Blinde, Taube, Kranke, Uralte – wie wunderschön ist diese Symbiose, wie herzzerreißend die Selbstverständlichkeit des Zusammenlebens von blühendem Leben und Vergänglichkeit. Da ist Fritz, die Last der Jahre hat seine Haupt längst gebeugt, seine Augen haben den Schimmer des Lichtes verloren – doch widerspiegeln sie eine Lebensfreude, eine unsagbare Anmut, eine alles besiegende Würde des Alters. Schumacher ist querschnittgelähmt, aber mit einer selbst unter Gesundesten kaum gekannten Lebensfreude bewegt er seinen ‚Rollstuhl’, eine Konstruktion, die es ihm erlaubt, auf 2 Füßen und 2 Rädern die Welt zu erkunden, in unglaublichem Tempo. Wir könnten diese Liste nun fortsetzen bis sie ein Buch füllt – und genau das sollte jemand machen, es wäre ein Zeugnis des Friedens, ein Plädoyer für das Leben selbst, eine Urkunde für Würde und Liebe – aber keine Worte könnten ausdrücken, was ‚Mensch’ hier empfinden; es ist so, als ob man versuchen würde, das Fallen der Blätter im Herbst zu beschreiben, die unbändige Energie des zu Tale donnernden Wassers eines Gebirgsbaches, das brechende Licht inmitten eines Waldes, wenn letzte Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch das Laubwerk bahnen; leider verfügt meine Ausdrucksfähigkeit über viel zu wenig Bandbreite, um die tatsächlichen Empfindungen detailgenau wiederzugeben, welche  unsere Herzen beim Betrachten dieser Gemeinschaft beinahe zerspringen lässt – ich fühle mich tatsächlich der Hoffnung beraubt die losgetretenen Gefühle mit Worten zu beschreiben, deshalb beschränke ich mich auf das Wesentliche: hier im Heim von SOS Animali International ist man als Mensch ein Gleicher unter Gleichen, Alte, Junge, Mensch, Hund, Pferd, Katze, die Grenzen verschwimmen fließend; man betrachtet die vielen behinderten Wesen um sich, weiß, unsere Gattung, Homo Sapiens, ist für beinahe alle deren Verletzungen verantwortlich, doch im gleichen Augenblick tröstet der Gedanke wenigstens ein klein wenig, das Angehörige selber Gattung ihre ganze Kraft und Liebe geben, um zumindest die Wunden an deren Seelen zu heilen.

Es sind selben Hände, vier Finger und eine Daumen, die alles zerstören, aber andererseits auch unsagbar mitfühlend und zärtlich sein können – Jede(r) kann für sich entscheiden, wie sie eingesetzt werden. Hier im Heim von SOS gesundet der Geist an der täglichen Realität. Hier erfährt man, was alles möglich wäre, würde sich ‚Mensch’ seiner Bestimmung erinnern!Wäre dieses Heim nicht schon Aufgabe genug, helfen Helga Selzle und ihr Team auch noch überall dort, wo Tiere leiden. Die Wege von SOS Animali und RespekTiere haben sich übrigens genau deshalb getroffen, weil wir beide in Sarajevo bei Frau Goga helfen; aus dieser Zusammenarbeit ist inzwischen viel Fruchtbares entstanden, so konnten große Mengen von Hilfsgütern gebracht, Hundefutter zur Verfügung gestellt werden; gemeinsam mit Thomas, Helga’s Sohn und neben Helmut, ihrem Mann, die rechter Hand der Projektvorsitzenden, waren wir in der bosnischen Hauptstadt, um dort nach neuen Möglichkeiten für das hiesige Tierheim zu suchen und noch vor dem Winter soll ein weiteres gemeinsames Vorhaben umgesetzt werden (wir werden bald berichten!).

 

Bitte schauen Sie sich die Homepage von SOS Animali an, setzten Sie sich mit der Fam. Selzle in Verbindung, teilen Sie diesen Menschen mit, wie sehr Sie Ihre Arbeit schätzen; und vielleicht ergibt sich einmal die Möglichkeit, einen Sprung dort vorbeizuschauen – man wird sie ebenso herzlichen empfangen wie das bei uns geschehen ist und Sie werden mit eigenen Augen sehen, dass jedes Wort dieses Berichtes genau so wahr ist, wie es niedergeschrieben wurde! Wenn Sie SOS Animali unterstützen wollen, wir können aus tiefstem Herzen versicheren, hier ist jeder Cent ein Bestandteil für eine bessere Welt bedeutet! Es erfüllt uns mit großem Stolz, die Fam. Selzle als Freunde zu wissen! www.sos-animali-international.com – bitte unbedingt ansehen; bitte sehen Sie sich die Bilder an, sie sagen ohnehin mehr als tausend Worte! Wer gerne ein Mail senden möchte, hier die Adressen der Helga, Ihres Lebensgefährten Helmut, oder vom Tom, ihrem Sohn! helga@sos-animali-international.com; helmut@sos-animali-international.com; thomas@sos-animali-international.com 

Am Nach-Hause-Weg, noch immer in den Gedanken der perfekten Idylle gefangen, werden wir dann leider denkbar viel zu schnell von der Realität des Alltages eingeholt; auf verstopften Straßen passieren wir unzählige Tiertransporter, manche aus 1000 km entfernten Ländern.

  

Wie eine Seifenblase scheint plötzlich der Traum zu platzen, dass ‚Mensch’ doch noch heimkehren könnte ans gemeinsame Lagerfeuer der Schöpfung; zerschundenes, geschändetes Land, unglaubliche Flächen dem immerwährenden Streben nach alles verschlingendem Fortschritt geopfert; ein, völlig egal wie breit auch gebaut, langsam zusammenbrechendes Netzwerk von Autobahnen, hoffnungslos überfüllt von abertausenden PKW’s, düstere Nebelschwaden einer niemals satten Konsumgesellschaft, die die Luft zum Atmen mehr und mehr und schneller und schneller unerträglich und krankheitsbergend verändern.

Wie es aussieht, haben wir den Krieg gegen die Natur tatsächlich gewonnen – nur konnten wir scheinbar nie begreifen, dass es sich dabei um eine Auseinandersetzung handelte, in welcher der vermeintliche Sieger letztendlich doch immer nur der Verlieren sein muss… 

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