Aufregung am Franziskanerplatz

Der heutige Faschingssonntag stand in Salzburg wieder im Zeichen des Pflichttermin der Metzger-Innung: der alljährliche Metzgersprung, eine Veranstaltung, wo die Zunftlehrlinge unter dem Geklatsche tausender ZuseherInnen durch einen Sprung in ein Wasserbecken von den Süden ihrer Lehrzeit freigewaschen werden sollen, stand am Programm.

RespekTiere nahm diesen ‚Feiertag’ der Fleischer erneut zum Anlass, um die zusehenden Menschen auf die Grausamkeit hinter der Fleischproduktion hinzuweisen. Dieses Jahr hatten wir eine möglichst auffällige Darbietung geplant, eine Zurschaustellung, welche dem Publikum die Gelegenheit bieten sollte, mit allen Emotionen, positiven wie auch negativen, über die Thematik zu diskutieren.
Schon beim Eintreffen am ‚Tatort’, dem Platz zwischen Dom und Franziskanerkirche, mit allen kirchlichen Insignien überreichlich ausgestattet, wurde auffällig, welchen Eindruck die Kundgebungen der letzten Jahre – inklusive einer Erstürmung und Besetzung des Wasserbeckens – hinterlassen hatten: die Polizei, nebenbei bemerkt überaus freundlich und zuvorkommend, sicherte das Gelände mit einem großen Aufgebot.

Viele AktivistInnen waren gekommen und schnell konnten wir einen wunderbaren Infostand mit Fotoausstellung errichten. Einige TierschützerInnen hatten sich in blutige Verkleidungen und Tiermasken gezwängt, 2 weitere, in blutigen Metzgerkostüme gehüllt, trugen ein Transparent mit der Aufschrift ‚Ich sterbe jeden Tag für Eure Ernährungssünden’ vor sich her, ein anderer, nur mit Lendenschurz und dornengekrönter Schweinemaske bekleidet, kunstblutübergossen, schleppte ein schweres Kreuz mit sich. Dann er große Augenblick: die Metzgergilde, von einer Musikkapelle begleitet, näherte sich über dem Domplatz dem Zugang zum Stiftshof St. Peter. Die AktivstInnen warteten beim großen Torbogen ab, um kurz bevor der Umzug diesen passierte vorzuspringen und den Zug kurzfristig anzuführen!
Schnell allerdings schritt nun die Polizei ein, löste die versuchte Blockade mit festen Griffen auf; kaum waren die Tierschützer zur Seite gedrängt, passierte jedoch gänzlich Unerwartetes: ein Franziskanermönch (!!!) attackierte mit aller Gewalt den Kreuzträger, schlug ihn zu Boden, schimpfte und lies seinem Unmut freien Lauf – er konnte letztendlich nur durch das energische Eingreifen der Polizei abgedrängt und von schlimmeren Handlungen bewahrt werden!!!
Eine Situation, die so skurril anmutet, die aber doch die gesamte Brisanz solcher Aktion in sich birgt; einerseits müsste man dem Mönch böse sein, tatsächlich könnte sogar Anzeige erhoben werden, andererseits aber verdient der Gottesmann, zumindest in den Augen des Angegriffenen, dennoch Respekt, da er für seine Ideale bereit war zu kämpfen – auch wenn dieses Vorgehen wohl absolut nicht mit den Lehren Jesus Christi vereinbar ist, welche ja von Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit gezeichnet sind.
Natürlich wissen wir, dass der Einsatz religiöser Symbole immer heftiges Konfliktpotential in sich birgt, und wir möchten hier mit aller Deutlichkeit festgehalten wissen, dass es uns fern liegt, christliche Werte herabzuwürdigen; wir haben unseren eigen Frieden mit der Schöpfung gefunden und können mit dieser Situation gut leben – Glaubensvertreter sollten aber dann auch daran arbeiten, endlich begreifen, dass wir heute in einer Welt der Meinungs- und persönlichen Freiheit leben und dass es nicht rechtens sein kann, Andersgläubigen den Mund zu verbieten oder diesen gar mit körperlicher Gewalt zu begegnen.
Wir leben in einer Zeit der heftigen visuellen Reize, und wenn man die Versuche, Rechte für die Tiere zu erarbeiten, nicht an diese Begebenheiten anpasst, so werden unsere Aufschreie unerhört bleiben; in diesem Wissen ist es unsere Bestimmung, möglichst auffällig zu agieren, auch auf die Gefahr hin, dass sich dabei einige Wenige ungewürdigt oder verletzt fühlen – wie froh wären so viele Tiere, wenn ihnen nichts Schlimmeres als dieses widerfahren würde…

Die Aufregung am Franziskanerplatz sollte sich tatsächlich nochmals wiederholen: die AktivistInnen hatten direkt beim Ausgang der Veranstaltung Aufstellung bezogen, als erneut ein Religionsvertreter auf den Gekreuzigten zustürmte, diesen die Masken von Kopf zu ziehen versuchte und wieder nur durch einen Polizeieinsatz abgedrängt werden konnte…


Wir wollen nicht missen, uns an dieser Stelle bei den Beamten zu bedanken, die auf völlig de-eskalierende Art und Weise diesen kalten Sonntag Vormittag mit Umsicht und Unvoreingenommenheit begleiteten.
Die Menschenmenge nahm das Schauspiel mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis, erfreulich war aber dennoch, dass sehr viele eine eindeutige Pro-Stellung, welche in teils echte Sympathiebekundungen führten, für die TierschützerInnen einnahmen.

Aus dieser Sichtweise gesehen war die Kundgebung heute ein wundervolles Ereignis, welches zwar bestimmt kontroverse Stellungnahmen verursachen wird (und auch soll, weil es damit das milliardenfache Töten der Tiere thematisiert!),  aber andererseits auf spektakuläre Art und Weise auf den Wahnsinn hinter der Fleischproduktion aufmerksam gemacht hat!

Wir würden uns sehr über Ihre Meinung zu derartigen Kundgebungen freuen: info@respektiere.at!!!!!

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