Neues zum Falle Entenfellner

„Niederösterreichische Nachrichten“ Nr. 25 vom 16.062008:
SCHWEINEMASTBETRIEB / Bisher keine Auffälligkeiten festgestellt. Behörde fordert die Preisgabe der Identität jener Fotografen.
Wer hat die kranken Schweine fotografiert ?
VON MANUELA MAYERHOFER
STÖSSING / Wie die NÖN berichtete, machten Tierschützer mit Transparenten auf, die ihrer Meinung nach, untragbaren Zustände im Schweinemastbetrieb des Tierarztes Ferdinand E. vor wenigen Wochen aufmerksam.
Ein Überbelag von 200 Schweinen wurde festgestellt, die Behörde veranlasste einen sofortigen Abtransport dieser Tiere.
Gleichzeitig übermittelten die Tierschützer den Behörden und Medien zugespielte Fotos und Videos, um ihre Vorwürfe zu untermauern.
Daraufhin wurden Untersuchungen hinsichtlich des Verdachts der Tierquälerei und Verstoß gegen das Tierschutzgesetzt eingeleitet.
Wie ist der aktuelle Stand der Erhebungen rund um die Vorwürfe gegen den Schweinemastbetreiber?

„Es wurden wiederholt von uns Überprüfungen durchgeführt, dabei wurde nichts Auffälliges festgestellt. Bezüglich der Anzeigen laufen verwaltungstechnische Verfahren, die erfahrungsgemäß einige Monate dauern und nicht öffentlich sind“, stellt Bezirkshauptmann Josef Kronister von der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten fest.

Ursprünglich hatten die Urheber der Fotos angekündigt, ihre Identität Preis zu geben, das ist aber bis dato nicht passiert. „Tierarzt Plank behauptet, die Personen, welche Fotos und das Video angefertigt haben, nicht zu kennen. Es wäre für die Erhebungen wesentlich einfacher, wenn die Personen befragt werden könnten. Man könnte dann viel mehr ins Detail gehen“, räumt Bezirkshauptmann Josef Kronister ein.
„Das stimmt nicht! Weder ich, noch die beiden anderen involvierten Tierschutzorganisationen wurden dahingehend befragt“, sagt Tierarzt Franz Joseph Plank, vom Verein „Animal Spirit“.
Würden Sie die Identität der „Fotografen“ denn überhaupt bekannt geben? „Das kann ich so nicht sagen, es kann nicht sein, dass der Tierarzt praktisch ungeschoren davon kommt oder mit einem Betrag den er aus der Kaffeekassa bestreitet, während diejenigen, die sich der Sache angenommen haben dann mit schwerwiegenden Konsequenzen und hohen Strafen rechnen müssen“, erklärt Plank.
Die Tierschützer fürchten, dass das ganze wieder nach und nach einschläft – ohne jegliche Konsequenzen für den Schweinemastbetreiber.
Aber so schnell wollen die Tierschützer die Flinte nicht ins Korn werfen. Hoffnung, dass sich doch noch etwas bewegt, setzten sie in die Volksanwaltschaft, die inzwischen eingeschaltet wurde.


Unser Brief dazu an den Bezirkshauptmann von St. Pölten, Herrn Mag. Kronister, post.bhpl@noel.gv.at :
Sehr geehrter Herr Mag. Kronister!
Ich hoffe, Sie erleben einen erfolgreichen Tag!

 
Erlauben Sie mir mich vorzustellen: mein Name ist Thomas Putzgruber, ich bin der Obmann des Tierrechtsvereins RespekTiere aus Salzburg/Bergheim. Unsere Organisation war eine derjenigen, welcher die Bilder aus den Stallungen des Herrn Mag. Entenfellners zugespielt worden sind. Wie aus dem Bericht der NÖN vom 16. Juni hervorgeht, räumen Sie ein, es wäre im Sinne der Erhebungen, wenn sich der- oder diejenige/n, welche für die grauenvollen Fotos und Videos aus besagter Schweinhaltung verantwortlich zeigen, identifizieren würde/n.
Gehen wir davon aus, würde gesetzter Fall eintreten, wie wäre Ihr Entgegenkommen an besagter/n Person/en? Was wäre zu erwarten, inwiefern könnte damit den Tieren geholfen werden?
Sie kennen die jüngsten Ereignisse, die Brandmarkung verschiedener TierschützerInnen und Tierschutzvereinen; es besteht die nicht unerhebliche Gefahr, diese/n TierschützerInnen in den Dunstkreis allfälliger militanter Machenschaften zu verfrachten, sie damit einem Rufmord und unabschätzbaren Risiko auszusetzen. Was also würden Sie zum Schutz der/des Autoren beitragen? Würden Sie, in Zeiten wie diesen, wo die Justiz scheinbar willkürliche Jagd auf völlig unschuldige Individuen betreibt, gewährleisten, dass hier eine gewisse Anonymität geboten werden würde?
Das wäre die dringlichsten Fragen, könnten Sie diese mit ‚Ja‘ beantworten, dann wäre die Aussichtslage abzuklären, ob man es uns überhaupt möglich wäre, hier einen Kontakt aufzunehmen.

Wissen Sie, es liegt in unser aller Interesse, vollkommene Aufklärungsarbeit zu leisten, ohne Wenn und Aber. Doch darf diese niemals so einschichtig gelagert sein, dass die eine Seite alles preis gibt, während die andere weiterhin im Dornröschenschlaf dahinkauert und unantastbar erscheint. Sie erhalten womöglich Namen und Adressen, um eine neuerliche Hexenjagd zu beginnen, und im Gegenzug würde der Täter zum Opfer erkoren, ein Szenarium, welches so nicht zum ersten Mal stattfinden würde.
Weiters: Sie behaupten, es wurden im Betrieb des Herrn Mag. Entenfellners regelmäßige Kontrollen durchgeführt? Von welchem Zeitraum sprechen Sie da? Unterhalten wir uns hier über einen schon vor der Aufdeckung befindlichen Ist-Zustand, oder wurden die von Ihnen ins Spiel gebrachten Untersuchungen dann erst im danach durchgeführt? Gesetzt, ersterer Fall trifft zu, dann müssten Sie sich so was von im Klaren sein, worum es uns geht – um die Abstellung einer gesetzlich nicht im Rahmen agierenden Tierhaltung, um einen eklatanten Verstoß der Aufsichtspflicht, um Tierquälerei im schwersten Sinne; hätten echte Kontrollen stattgefunden, dann müssten Ihnen die Tatbestände längst klar gewesen sein und Sie hätten sich nun dem Vorwurf zu stellen, hier nicht zeitgerecht eingegriffen zu haben. Was wir natürlich keinesfalls annehmen – die Faktenlage ist nämlich derart eindeutig, und soll hier nicht die Gegebenheit eintreten, dass über einen etwas prominenteren Zeitgenossen (Herr Mag. Entenfellner, Anm.), egal, was diesem dann auch vorgeworfen wird (’sind ja eh nur Tiere’…) der schützende Mantel politisch Mächtiger und einflussreicher Freude gebreitet wird, dann liegt die Zuordnung TÄTER (Herr Mag.)-OPFER (die ihm völlig hilf- und wehrlos ausgelieferten Schweine) sonnenklar auf der Hand; ja, hätten echte Kontrollen statt gefunden, hätten diese Anschuldigungen längst ans Tageslicht kommen müssen – und dann wäre so vielen Tieren so viel Leid erspart geblieben!
Deshalb kommen wir, der Verein RespekTiere, zu dem Schluss, dass Sie bestimmt nicht Kontrollen DAVOR angesprochen haben können, denn wie gesagt, hätten diese so statt gefunden, würden Sie Ihre eigenen Behörden damit in ein denkbar schlechtes Licht rücken. Offen bleibt aber weiters, warum Herr Mag. Entenfellner, der seit vielen Jahren mit Anschuldigungen aus den verschiedensten Personenkreise konfrontiert ist, mit teils massivsten Vorwürfen (welche Ihnen ohnehin vorliegen werden), nicht schon längst von politischer und juristischer Seite zu einer Einhaltung bestehender Rechte aufgefordert worden ist. Es bleibt zu hoffen, dass vorhin geäußerte Gedanken hier nicht zur Lösung des Rätsels beitragen könnten…

Trifft Punkt zwei zu, haben Ihre Kontrollen nach der öffentlichen Präsentation der zur Last gelegten Tierquälereien statt gefunden – wen würde es wundern, ’nichts Auffälliges‘ entdeckt zu haben? Herr Mag. Entenfellner hat sich unserer Ansicht und der einer breiten Öffentlichkeit nach in Bezug auf seine Schweinehaltung massivster Vergehen schuldig gemacht, einfältig ist er aber ganz sicher nicht: wie dumm müsste denn jemand sein, der nach derart schrecklichen Vorwürfen, unvermutet ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt, nun nicht zumindest so lange, bis sich die Aufruhr gelegt hat, seinen Betrieb mustergültig verwaltet?
Ich hoffe sehr, Sie halten uns und die Medienlandschaft nicht für derart kurzsichtig, dann auf eine solcherarts gelagerte Feststellung reagieren zu müssen.

Herr Mag. Kronister, wir erwarten mit Spannung Ihre Antwort
und hoffen darauf, GEMEINSAM dem Recht genüge zu tun und hier an einem Urteil mitzuarbeiten, welches nicht die Schamesröte in das Gesichter der humanitären Idee zaubert und statt dessen selbst von künftigen Generationen mit beifälligem Kopfnicken beantwortet werden wird

 
mit freundlichen Grüßen

Hochachtungsvoll

Thomas Putzgruber
Verein RespekTiere
Gitzenweg 3
5101 Bergheim

www.respektiere.at

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