Mastkaninchen schreien SOS vor Kinderdorf-Idee

Die Idee der SOS-Kinderdörfer, übrigens eine aus Österreich stammende, eroberte in spektakulärer Art und Weise Weise die Welt. Die Kinderdörfer, gegründet 1949 von Hermann Gmeiner in Tirol und heute in 132 Ländern und Territorien vertreten, haben so viel Gutes gebracht, so viel geholfen und so viel Mut und Lebensfreude gespendet.
Es fällt uns deshalb schwer, nun genau gegen eine solche Organisation, welche humanitäre Hilfe in großartigster Weise umsetzt, den Zeigefinger zu erheben. Was ist aber geschehen?
SOS berichtete in der letzten Ausgabe seiner Zeitschrift von Alternativen wie Frauen in Entwicklungsländer tatkräftig geholfen werden kann – mit dem Ziel, deren oft so triste Situation durch eigene Kraft zu verbessern. Hierfür werden z. B. Kurse angeboten, etwa im Nähen, Gemüseanbau – und in der Tierzucht! Als Beispiel haftete dem Artikel ein Foto an, wo eine Frau in Indien vor Hasenkäfigen sitzt, welche nichts anderes darstellen als Kaninchen-Batterien in kleinerer Form. Unter dem Foto steht, dass abgebildete Witwe nun wieder Hoffnung für sich und ihre Kinder empfindet, seit sie Kaninchen, deren Fleisch auf dem Wochenmarkt gute Preise bringt, züchtet.
Menschenhilfe ist großartig, aber wenn zu deren Umsetzung schutz- und wehrlose Lebewesen derart missbraucht werden, dann müssten doch selbst die allergrößten Fürsprecher der unseligen ‚Erst Mensch – dann Tier‘-Sager ganz kräftig schlucken…



Nachdem uns eine große Tierschützerin auf die Problematik aufmerksam gemacht hatte, wandten wir uns direkt an das Kinderdorf, mit folgendem Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren,
einen wunderschönen guten Tag!
Mein Name ist Thomas Putzgruber, ich bin vom Verein RespekTiere (wwwrespektiere.at ). Der Grund meines Schreibens ist Folgender: mit großem Interesse haben wir bisher Ihre so wichtige Arbeit verfolgt und es hat uns stets mit patriotischem Stolz erfüllt, dass eine in Österreich geborene Idee so derart Gutes in die Welt transportiert.
Es ist wunderbar, dass sich Ihre Organisation um Not und Elend kümmert und wir können Ihnen wohl nicht oft genug dafür danken. Auch dass Sie sich um wirtschaftlich Belange Not leidender Menschen kümmern ist ganz großartig. In einer Ihrer Informationsbroschüren mussten wir jedoch kürzlich zu unsere Entsetzen feststellen, dass Sie Menschen zur Sicherung deren Alltages ein Einkommen durch die Schaffung von Kleintierzucht, in dem beschriebenen Falle von Kaninchen-Batterien, als Lösung anbieten. Wir denken nun hier kann es sich nur um ein Missverständnis handeln, um eine Idee, die vielleicht etwas unüberlegt das Licht der Welt erblickte. Wir haben lange nachgedacht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es tatsächlich nicht in Ihrem Interesse sein kann, Menschenleid durch oft noch größeres Tierleid zu lindern versuchen. Ein berühmter Mann hat einmal gesagt, wir haben nicht 2 Herzen, eines für Menschen und eines für Tiere; wer grausam zu Tieren ist, der ist auch grausam zu Menschen! Vielleicht könnten Sie über diese Aussage ein paar Gedanken verlieren.
Nicht umsonst ist die von Ihnen in den Bildern gezeigte Haltungsform in Österreich als schwer tierquälerisch verurteilt und ab 2012 gänzlich verboten. Wenn das Einpferchen in Gitterkäfigen bei uns Gott sein Dank mit derartigem Makel beladen ist, widerspricht es doch jeglichem Verständnis, diese Qual anderswo in der Welt zu etablieren – wie heher die Sache dann auch immer gemeint sein mag! Und es verläuft wohl sehr gegen alle Ihre eigenen Prinzipen, würden Sie als gemeinnützige, für Menschenrechte wirksame Organisation, damit beginnen, wirtschaftliche Hilfe auf dem Rücken geknechteter Tiere angedeihen zu lassen – wir können uns auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ihre SpenderInnen einen derartigen Spagat zwischen Hilfe und vorsätzlicher Tierquälerei im Wohlgesinnten aufnehmen würden!
Tierleid betrifft uns alle; wir haben alle und jeden Tag die Möglichkeit uns dagegen einzubringen und die Welt dadurch zu einem beseelteren, friedlicheren und wärmeren Ort zu machen. Aber diese Ideologie wird sich nur dann erfolgreich in unseren Köpfen festsetzen können, wenn wir alle den Wahnsinn hinter der Tierausbeutung erkennen und GEMEINSAM dagegen auftreten – schließlich betrifft es auch uns alle! Wir werden Menschenleid niemals wett machen, indem wir Tierleid fördern, diese Rechnung kann letztendlich nicht aufgehen – wohl schon gar nicht in einem Land wie Indien, wo vorwiegend Hindus beheimatet sind, welche das Gesetz des Nicht-Tötens propagieren und traditionell dem vegetarischen, tierleidfreien Weg vorzeigen. Endlich beginnen wir in Europa all die Auswüchse des hemmungslose Kapitalismus, die Ausbeutung des (tierlichen sowie menschlichen) Lebens zu erkennen und setzen wir erste Schritte dagegen, versuchen wir genau diesen Lebensstil armen Menschen irgend wo in der Welt aufzubürden und als ‚gut‘ zu verkaufen. Eine gewisse Ironie ist dem nicht abzusprechen!
Bitte verstehen Sie dieses Schreiben nicht falsch, es liegt uns beim besten Wille fern, uns in Ihre so wichtige und wundervolle Arbeit einmischen zu wollen; aber wir als Tierrechtsorganisation erachten es als unsere dringlichste Aufgabe Menschen über Tierleid aufzuklären zu versuchen und alles uns Mögliche zu unternehmen, um dieses zu bekämpfen.
Wir hoffen auf Ihr Verständnis und würden uns sehr über Ihre Antwort freuen!
Hochachtungsvoll

Wir erhielten zwar postwendend ein Retour-Mail, ein offensichtlich zuständiger Herr der Kinderdörfer zeigte sich nichtsahnend ob der im Heft beschriebenen Tatsachen, doch leider folgte auf die von ihm erwünschte Zusendung besagten Artikels bislang, seit nunmehr fast 2 Wochen, keine Antwort! Nach dem Verstreichen dieser angemessenen Spanne finden wir es nun an der Zeit, die Öffentlichkeit zu informieren.
Deshalb würde wir Sie nur zu gerne anregen, diesen Protest gemeinsam mit uns weiter voranzuführen. Bitte schreiben Sie den Kinderdörfern, sehr freundlich aber bestimmt, und bitten Sie die zuständigen Damen und Herren um eine Überdenkung derartiger Formen von Hilfe, erkauft mit mannigfaltigem Tierleid!
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