Salzburger Stadtblicke

Der Christkindlmarkt in Salzburg ist weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Dort, zur angeblich friedlichsten Zeit des Jahres, verkehrt die Gesellschaft und bereitet sich auf das kommende Fest vor. Die Stimmung ist eine ehrwürdige, umgeben von den Palästen christlicher Insignien, prachtvolle Gotteshäuser, welche eine inner Ruhe verströmen und deren Anblick selbst nach vielen Jahrhunderten noch zum Staunen verleitet.
Die Menschen tummeln sich auf den Plätzen, ein Lichtermeer begleitet ihre Schritte. Jede/r scheint mit sich selbst beschäftigt, hier, inmitten der Hofburg der Heiligen römisch-katholischen Kirche, gesundgestoßen über die Epochen hinweg so oft auch am Leid der Ärmsten unserer Gesellschaft, scheinen die Sätze ‚Was Ihr dem geringsten meiner Brüder…‘ und ‚Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst‘ in gewisser Eigendynamik auch auf die PassantInnen überzugreifen – die Menschen sind freundlich zueinander, grüßen, Hände werden geschüttelt. Und doch stört etwas das selbstgesponnene Bild einer so sehnsüchtig gewollten Idylle. Beim näheren Betrachten der Szenerie fällt auf, dass unverhältnismäßig Viele in Pelz gekleidet sind – ein Gedanke schießt durch den Kopf: eine aufgeklärte Gesellschaft, welche längst totgeglaubte mittelalterliche Gebahren tatsächlich neu belebt! Wie geistlose Zombies huldigen sie verwunschene Modeschöpfer, Zaren, welche ihren Ruhm auf die eckelerregenste Art und Weise aufgebaut und die schreckliche Botschaft von Blut und Tod einer hirntoten Gefolgschaft scheinbar irrreparabel verpflanzt haben!

Inmitten der Menge, direkt vor dem Eingang zum Dom, sitzt ein Tierrechtsaktivist, gekleidet wie Gevatter Tod; er hat Platz genommen auf einem blutigen Leintuch, tote Füchse und Nerze liegen zu seinen Füßen. Ein Schild verkündet: ‚Pelz tragen tötet!‘ Die Menge scheint sich zu teilen, ein Gemurmel ist unüberhörbar. Eine Frau mit zornesrotem Gesicht meint: ‚So lange Kinder abgetrieben werden, so lange werde ich Pelze tragen!‘ Der Satz scheint in der klaren Winterluft festzustecken und zerbröckelt schließlich wie Glas. Ihre Umgebung straft sie mit verärgerten Blicken, die eigene Dummheit frisst das letzte bisschen Verstand. Orientierunglos geht sie weiter, nicht aber ohne noch anzumerken: ‚Warum setzt Ihr Euch nicht gegen Abtreibung ein, sind Tiere denn wichtiger als Menschen?‘
Eien andere Frau liest das Schild und kaut die Worte durch: ‚Pelz tragen tötet! Ich kann diese sinnlosen Sätze von solchen Leuten nicht mehr hören!‘ Dann liest sie das Transparent: ‚RespekTiere – oh ja, aber respektiere auch Menschen‘, meint sie zum Aktivisten gewandt. Apropos sinnlose Sätze…
Aber es gibt auch einige sehr schöne Momente; eine Frau mit zwei Kinder kommt vorbei, die Kinder beobachten gebannt die Szenerie; die Mutter klärt sie auf über den Wahnsinn und die Lügen der Pelzindustrie – Minuten später kommt der Junge, keine zehn Jahre alt, mit einem Becher Tee zurück und überreicht diesen dem Tierschützer!
Ab und dann bilden sich regelrechte Menschentrauben, Fotoblitze suchen ihren Weg durch die beginnende Dämmerung, ein Fotomotiv, welches hoffentlich vielen, vielen Menschen später weiter gereicht wird. Duteznde PassantInnen solidarisieren sich spontan, bekunden Ihre Gesinnung.
Leider unterbricht der Hauswart nach 2 Stunden den Zauber, er verbietet das Weiterführen der Aktion. Der Mann ist aber sehr freundlich, und so kommt der Tierschützer dem Wunsch nach – nicht ohne jedoch mit der Versicherung belohnt zu werden, dass der Pächter solche Demos sehr sinnvoll findet. Leider muss er aber den Wünschen der Standbesitzer folgen, die ihn seit einer Stunde zum Abbruch drängen – kein Wunder, wo ja viele auch Pelz verkaufen!



Heute war zudem auch wieder einmal Großkampftag am Weihnachtsstand! Und es war wunderschön – so netten Besuch, wir möchten uns bei allen, die vorbeigekommen sind, nochmals allerherzlichst bedanken – es hätte noch Stunden dauern können, wenn das Wetter ein besseres gewesen wäre!!! Ihr bereichert unser Leben und wir senden Euch allen eine ganz, ganz feste Umarmung!!!!
Übrigens: nächste Donnerstag, dem 18. Dez., wird der Stand am Alten Markt zum letzten Mal in diesem Jahr sein – wir haben deshalb beschlossen, dort eine kleine stimmungsvolle Weihnachtsfeier zu machen – bitte, kommt’s alle vorbei, es wird Euch gefallen!!!!
Und noch was: heute berichteten die Salzburger Nachrichten in einem ganzseitigen Artikel über unsere Haubenköchinnen (leider sind die Bilder online nicht zu sehen; aber merkt’s Euch den Namen: R+R!!!) http://search.salzburg.com/articles/2112222?highlight=vegan#

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