Heute möchten wir uns mit einer Problematik an Sie wenden, in welcher wir dringend Rat und Unterstützung benötigen würden.
Es geht dabei um zwei große und ohne Zweifel auch sehr wichtige Organisationen, welche in ihren Bereichen bisher ganz fantastsiche Arbeit geleistet haben.
Erstere sind die SOS-Kinderdörfer. Sie werden sich sicher noch erinnern, es ist noch nicht so lange her, da wendeten wir uns an das Kinderdorf, weil von dieser Seite eine Info-Broschüre samt Spendenaufruf veröffentlich worden war, wo Menschen in Indien eine neue Existenzgrundlage in Form von ‚Help for Selfhelp‘ geboten werden sollte. Unter anderem schrieb man davon, Witwen mit Kursen im Nähen, in Gemüseanbau und in der Tierhaltung ein Einkommen zu verschaffen. Am beigefügten Foto konnte man erkennen, wie das dann ablaufen würde: eine Frau saß da vor ihrem neuen Erwerbszweig, einer Kaninchenzucht – die Tiere wurden hierfür in kleinste Käfige gesteckt! Kaninchenbatterien dürften aber keine erstrebenswerte Idee für eine Lösung darstellen, so versuchten wir dem Kinderdorf unsere Ansichten zu vermitteln. Es erfolgte eine Korrespondenz, welche in folgendem Mail von Seiten der Menschenrechtsorganisation gipfelte:
ich bedaure die verspätete Antwort. Leider gibt es von unserer Seite nichts Neues. Vor wenigen Tagen ist in Indien auch noch der Gründer der indischen SOS-Kinderdörfer verstorben. Ob seiner Bekanntheit und seiner Verdienste gleicht seine Beerdigung einem Staatsakt Ich bitte um Verständnis, dass unsere Kollegen vor Ort durch dieses außerordentliche Ereignis aus der Bahn geworfen sind. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir Neuigkeiten für Sie aus Indien haben. Derzeit versuche ich gerade zu eruieren, wie es um die Kaninchenhaltungsgesetze in Indien bestellt ist. Wenn diese von uns eingehalten werden, wovon ich ausgehe, dann erübrigt sich sowieso unsere weitere Korrespondenz. Bis dahin verbleibe ich mit menschen- und
tierfreundlichen Weihnachtsgrüßen sowie den besten Wünschen für 2009
Ingrid Famula
Leitung Kommunikation
Nun, das wollten und konnten wir so nicht stehen lassen. Kinderdorf ist eine österreichsiche Organisation, und man sollte sich schämen, wie auch immer geartete ‚indische Kaninchenhaltungsgesetze‘ heranzuziehen. Wir liesen nun einige Zeit verstreichen um nicht zum unpassendsten Zeitpunkt Ärgernis zu erregen, doch dann schrieben wir folgendes zurück:
Sehr geehrte Frau Famula!
Einen schönen guten Tag!
Ich hoffe es geht Ihnen gut!
Ich wollte mir mit der Beantwortung Ihres letzten Schreibens ein wenig Zeit lassen, um die ‚ruhigste Zeit des Jahres‘ nicht unnötig zu beschweren. Natürlich verstehen wir Ihre Aussführungen, es tut uns schrecklich leid, dass Ihr so verdienstvoller Mitarbeiter verstorben ist, wir trauern mit Ihnen.
Aber trotzdem: dieses tragische Ereignis kann doch nicht wirklich ein Grund sein, dass Ihnen nun im Augenblick keinerlei Informationen bezüglich der Tierhaltung innerhalb Ihres Projektes mehr zur Verfügung stehen, ein Umstand, der für Außenstehende schwer zu glauben ist. Sie besitzen keinerlei Konzept, keine Bilder, keine Informationen darüber, wie organisationseigene Hilfestellungen funktionieren, was dabei getan wird? Keine Kompetenz, Mißstände festzustellen und zu bereinigen, so lange, bis die Trauerfeierlichkeiten abgeschlossen sind? Warum, vielleicht weil es sich hier ’nur‘ um Tiere handelt, würde sich hier die nicht unberechtigte Frage aufwerfen. Wir müssen deshalb Ihre Schlußfolgerung schwer in Frage stellen. Ihrer Feststellung, dass, wenn indische Tierschutzgesetze eingehalten werden, sich jegliche Korrespondenz von selbst erübrigt, können wir ebenfalls nicht Folge leisten, müssen diese hinterfragen; bitte, erkären Sie uns nicht, Sie, als österreichische Organisation würden sich mit einem derartigen Mindestmaß an Bestimmungen, wie sie für Kaninchen nun mal mit Sicherheit in Indien herrschen werden, zufrieden geben? Was wäre das für eine Enttäuschung, gerade SOS Kinderdorf, dass ein derart humanes Antlitz als Markenzeichen präsentiert?! Wo bliebe da Ihr Gefühl für Ethik, wo bliebe Ihr Herz? Nein, ganz sicher haben Sie das anders gemeint, wir diesen Satz falsch aufgefasst. Frau Famula, wir hoffen sehr auf eine Weiterführung der Korrespondenz und auf eine zufriedenstellende Beendigung deren, für Mensch und Tier!
mit besten Grüßen,
Ihnen ein wunderbares Jahr 2009 wünschend
Inzwischen sind neuerlich einige Wochen vergangen, eine Zeitspanne, die genügend Freiheit bieten müsste, um wenigstens eine Antwort abzusenden. Leider ist dem nicht so, SOS hat nichts mehr von sich hören lassen.
Nun würden wir Sie bitten, schreiben Sie ebenfalls an die Frau Famula, freundlich und bestimmt, und hinterfragen Sie diese Vorgangsweise. Es muss sich in dieser traurigen Angelegenheit doch ganz einfach ein Kompromiss finden lassen, so jedenfalls darf das nicht stehen bleiben.
SOS, vielleicht haben Sie es gelesen, soll ganz aktuell für den Friedens-Nobelpresi nominiert werden – wir denken, da wäre ein derartiges Übergehen von Mindeststandards in Tierschutzfragen doch ein sehr schwarzer Fleck auf bisher weißer Weste!!!
Kontaktadresse: ingrid.famula@sos-kd.org
Unser zweites Sorgenkind: Unicef!
Hier wurde im Internet ein Spendenvorschlag unterbreitet, unter anderem konnte man eine Milchziege erwerben, welche dann notleidenden Familien in Niger zur Verfügung gestellt werden würde. Die symbolsich dargestellte Ziege war duchgestrichen, mit dem sinngemäßen Wort: Ausverkauft!
Nun ist das Bereitstellen von Tieren, in einem Land, wo jedes einzelne dieser armen Wesen mit Sicherheit an einem Schächtschnitt sterben wird, ebenfalls sehr inhuman. Wir schrieben an Unicef, keine Antwort kam zurück. Vor etwa drei Wochen hackten wir nach, bis heute keine Antwort! Bitte lesen Sie unseren Brief, für ein bessers Verständnis der Situation. Wir wollen uns keinesfalls in die Angelegenheiten anderer Organistionen einmischen, das wirklich tunlichst vermeiden, aber wenn Tierleid darin einen nicht unwesentlichen Faktor spielt, entwächst dem eine gewisse Pflicht. Und die Regeln des Anstandes lassen zumindest einen Erklärungsversuch von Seiten der Betroffenen erwarten.
Vielleicht haben sie mehr Glück?
Bitte schreiben Sie auch an Unicef, ein paar Worte würden genügen, um zu verdeutlichen, dass SpenderInnen sehr wohl Einfluss haben möchten in bestimmte Geschäftsgebahren – nämlich dann, wenn diesen das Schicksal hilfloser Wesen zu Grunde liegt!
Kontakt: mail@united-internet-for-unicef.org
An: mail@united-internet-for-unicef.org
Betreff: Milchziegen für Niger!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wunderschönen guten Morgen!
Mein Name ist Thomas Putzgruber, ich bin vom Verein RespekTiere. Warum ich Ihnen heute schreibe hat folgenden Grund: in einer Ihrer Aussendungen baten Sie um die Spende von Ziegen für Niger. Natürlich – und bitte verstehen Sie uns nicht falsch, wir möchten uns keinesfalls in Ihre Belange einmischen – verstehen wir die Beweggründe hierfür voll und ganz.
Aber dennoch; wir denken es ist Ihren SpenderInnen nicht bewusst, welches Leben diese Tiere, die als gutgemeinte Gabe an die Bevölkerung gebracht werden, erwartet. Wären sich diese über das auf die Ziegen zukommende Schicksal im Klaren, vielleicht würde dann kaum jemand auch nur einen Cent geben. Die Tiere, und das wissen Sie bestimmt, können und werden in Niger niemals unter tiergerechten Maßstäben gehalten werden. Zudem erwartet sie später unweigerlich der Tod durch den Schächtschnitt, was ganz ohne Frage mit allen Tieren passiert, welche Sie an die Menschen ausgeben. Wir sind der Meinung Ihre SpenderInnen haben das Recht, auch diese Kehrseite zu erfahren, einen Aspekt, welchen gutherzige Menschen ganz sicher in die Spendenbereitschafts-Entscheidung mit einfließen lassen würden – hätten sie nur die nötige Aufklärung!
Unicef ist eine großartige Organisation, wohl einer jener weltweit agierenden Projekte, auf welche die Menschheit besonders stolz sein kann. Aber besteht nicht gerade deshalb auch eine enge Verpflichtung Ihrerseits, ALLES Leben zu schützen? Sie leisten mehr als vorbildhafte Arbeit, agieren mit großer Vorbildfunktion. Diese Vorbildfunktion impliziert aber auch große Verantwortung. Und in Anbetracht dieser Verantwortung kann es nicht in Ihrem Sinne sein Menschenhilfe zu leisten indem Sie Tierleid prolongieren!
Natürlich, es ist uns völlig bewusst, dass Sie aus einem riesigen Fundus von Erfahrungen schöpfen und angebotene Spendenmöglichkeiten wohl sehr zielführend auswählen; deshalb möchten wir Sie um nichts mehr bitten, als um das Miteinbeziehen des Tierschutzgedankens in Ihre künftigen diesbezüglichen Überlegungen. Im konkreten Falle: gäbe es nicht die Möglichkeit anstelle von lebenden Tieren den leidenden Menschen die Milch selbst auszuhändigen, etwa in Form von Trockenmilch? Oder noch viel besser: anstelle von tierlicher auf pflanzlicher Basis hergestellte (Milchersatz-)Produkte? Diesen hätten zudem den riesigen Vorteil der Haltbarkeit, ein Faktor, der unter der Sonne Afrikas ein nicht zu unterschätzender Nutzen sein muss. Bitte verbessern Sie mich, wie gesagt besitzen wir nicht Ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet, aber dennoch: wir arbeiten seit einigen Jahren an einem Eselhilfeprojekt in Mauretanien und dort, ähnlich wie Niger zählt Mauretanien zu den ärmsten Ländern der Welt, gibt die Hilfsorganisation ADRA Trockenmilch auf Pflanzenbasis in Pulverform an die Menschen. Was für Mauretanien richtig ist kann für Niger nicht so falsch sein!
Vielleicht wäre der Ansatz, eine Überlegungen auf Verzicht von auf tierlicher Basis hergestellten Milchprodukte generell – welche ja nach neuesten ernährungswissenschaftlichen Einsichten auf die menschliche Ernährung gar nicht so vorteilhafte Auswirkungen ausüben, als uns von Kindesbeinen an eingetrichtert worden war – sogar ein sehr bewegender! Nicht umsonst reagiert ein großer Teil der Bevölkerung überhaupt allergisch auf Laktose, die Intoleranz ist besonders bei nativer Bevölkerung gravierend. Der Genuss von Sojaprodukten kommt nicht nur dem Tierschützer an dieser Stelle sofort in den Sinn – Sojaprodukte sind allseits bekömmlich und zeigen zudem durchwegs sehr positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper! Sojamilch gibt es wie bereits erwähnt auch in Pulverform.
Sehr geehrte Damen und Herren, bitte denken Sie über unsere Worte ein paar Augenblicke nach; wir würden uns sehr, sehr freuen, könnten wir einen Dialog über die Thematik führen und vielleicht gemeinsam zu einer Einsicht gelangen, welche das Leben von Mensch und Tier lebenswerter macht!
Wir möchten diesen Brief nicht abschließen, ohne Ihnen nochmals alles Gute und herzlichen Dank für Ihre unverzichtbare Arbeit auszudrücken!
mit besten Grüßen aus Salzburg
Thomas Putzgruber
Dann noch etwas Interessantes: beim Metzgersprung 2006 haben wir in einer sehr spektakulären Aktion den Wasser-Bottich gestürmt, während andere AktivistInnen den Fahnenturm erkletterten und ein Transparent ‚So lange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben‘ dort platzierten. Leider begegnete uns das Publikum mit schweren Aggressionen, mit Streusplit versetzte Schneebälle wurden auf uns geworfen, Masken kaputt gemacht, TierschützerInnen attackiert, Transparente zerrissen. Trotzdem: die Aktion hat wunderbar geklappt, insgesamt 900 Euro an Strafe waren den unvergesslichen Einsatz für die Tiere alle mal wert! Jetzt haben wir ein, leider nur kurzes, Video hierzu auf youtube entdeckt – bitte schaut’s Euch das mal an!!!!
http://www.youtube.com/watch?v=cMuUIg5VaH4