Am äussersten Rande eines Rechtsstaates

Wir möchten Ihnen heute davon erzählen wie ‚unbequeme‘ TierschützerInnen von österreichischen Amtsträgern (mit voller Absicht?) immer mehr in ein soziales Aus gedrängt werden.

Vielleicht erinnern Sie sich, letzte Woche erstatteten wir Anzeige gegen einen Landwirten im Salzburger Land, welcher tote Rabenvögel zur Abschreckeung deren ArtgenossInnen an Umgrenzungszäunen bindet.
Der Amtstierarzt befand dieses Vorgehen als ‚bei uns so üblich‘, gab gleichzeitig die Anzeige samt Namen und Adressen an Bauernkammer und Jägerschaft weiter – ein eindeutiger Verstoß gegen den Datenschutz!
Der besagte Landwirt ließ später über das Amtsorgan ausrichten, dass er alle ‚Anzeiger‘ einlädt, bei ihm persönlich vorstellig zu werden – wo er dann seine Gründe für diese Schandtaten nennen würde. Wir waren ob dieser Zusage zwar skeptisch, die Erfahrung lehrt anderes als Gesprächsbereitschaft von Seiten jener Menschen, die nicht davor zurückschrecken selbst passierende Kleinkinder solch schrecklichen Anblick auszusetzen…
Wir wollen uns aber ganz gewiss nicht nachsagen lassen wir wären nicht kommunikativ – deshalb fuhr ich gestern zum Hof, parkte mein Auto in einiger Entfernung und wanderte zum Bauernhaus um die Beweggründe für das Aufrechterhalten solch grausamer Relikte aus dem Altertum zu erfahren. Kaum aber war ich aus dem Auto ausgestiegen, sah ich einen Mann, der mich ganz offensichtlich beobachtete. Diese Person konnte mich unmöglich erkannt haben aus der großen Entfernung, also wusste er ofensichtlich, welches Auto ich fahre – woher?
Als ich beim Haus angekommen war, fuhr der gute Mann plötzlich mit seinem Wagen weg, ich beobachtete ihn kurz, er bog in die Sackgasse, direkt zu auf mein Auto. Dort angekommen stieg er aus und notierte mein Kennzeichen. Was soll’s, dachte ich, erinnerte mich an den Zweck meines Besuches und klopfte trotz allem an die Haustür. Eine ältere Frau, offensichtlich die Mutter, öffnete mir, fast ohne Umschweife erklärte ich den Grund des Besuches und sie gab, wie unter zivilisierten Menschen üblich, freundlich Auskunft – es wären so viele Raben und Krähen in der Gegend, die würden viel Schaden anrichten und ein Jäger hätte sie darauf hingewiesen, dass das Aushängen toter Tiere einen wirksamen Schutz vor den ‚Zerstörungen‘ bieten würde.


Noch bevor ich etwas erwidern konnte, kam plötzlich der Sohn zurück, hüpfte wutentbrannt aus dem Auto, die schlimmsten Schimpfwörter gebrauchend, drohend, schimpfend – so viel zur beim Amtstierarzt deponierten Gesprächsbereitschaft…
Aber wir würden uns darüber noch am allerwenigstens aufregen, doch was der Bauer da sagte, dass muss die Zornesröte ins Gesicht eines jeden Menschen treiben, der bisher an den Rechtsstaat geglaubt hat. Er meinte tatsächlich, ich sei ein Verbrecher, ich würde sowieso wieder (?) ins Gefängnis kommen, ich würde einbrechen,usw.; ich erspare Ihnen jede weitere Sequenz dieses ‚Gespräches‘.
Die Frage ist: woher hat der Mann solche noch dazu völlig haltlose Informationen über mich? Woher weiß er von Vorgängen, die ein laufendes Verfahren betreffen? Ist es nicht so, dass wir TierschützerInnen bei unseren Anzeigen meist nicht mal erfahren – immer natürlich aus Gründen des Datenschutzes… – ob ein Besitzer von z. B. Kaninchen diesen ab nun wenigstens Einstreu oder Wasser zur Verfügung stellen muss?
Wer und warum erzählt (man) den Tierausbeutern aber wie selbstverständlich im Gegenzug so offensichtlich ganz Diffamierendes über TierschützerInnen?
Diese Ungeheuerlichkeit passierte uns nicht zum ersten Mal – selbiges bekam ich vom Seekirchner Bauern zu hören, der sich ebenfalls bei Behörden und Polizei Infos holte, welche diese niemals weiter geben hätten dürfen; oder der wütende Pferdebesitzer, der wörtlich sagte, am Posten hätte man ihm eh erzählt, dass sich das Probelm mit den TierschützerInnen bald von selbst erledigen würde, gegen mich schon so viel gesammelt worden wäre – ein Streitgespräch, welches übrigens kurz vor den Hausdurchsuchungen stattgefunden hatte.
Heute erreichte uns ein Mail von einem Tierschutz-Kollegen, welcher mit einem Salzburger Amtstierarzt kommuniziert hatte – als Beispiel, wie viel ein Tierarzt zu ertragen habe, leitete der Veterinär unserem Freund einen Brief einer besorgten Tierschützerin weiter, mit deren vollem Namen und Adresse…
Wir könnten diese Liste weiter fortführen, bis zur totalen Erschöpfung…

Wir können und wollen diese Gegebenheiten nicht länger auf sich beruhen lassen; sie gefährden unser aller Sicherheit, bringen die Waage der Gerechtigkeit endgültig aus jeglichem Loot. Leben wir hier wirklich in jener ‚Bananenrepublik‘, als welche wir im Ausland so gerne bezeichnet werden? Langsam aber sicher wird uns bewußt, dass unser Beamtenapparat lange genug für diesen Ruf ‚gearbeitet‘ und sich die Bezeichnung eigentlich redlich verdient hat…
Vielleicht wären die beschriebenen Gegebenheiten gar ein Fall für den Volksanwalt?

Zur Thematik passend: gestern fand die Vorladung statt, die Vorwürfe gegen uns beinhalten neben der so obskuren ‚Mitgliedschaft in der kriminellen Vereinigung‚ und dem Verdacht auf ‚Schwere Nötigung‚ (gegen die Tierausbeuter-Industrie‘) nun auch noch den ‚dauerhaften Sachentzug‚ (=Tierbefreiung).
Auf Anraten des Rechtsbeistandes enthielten wir uns jeglicher Aussage, verweigerten natürlich auch die ‚erkennungsdienstliche Behandlung‘, welche die Abgabe der DNA (!!!), der Fingerabdrücke und eines Fotos beinhaltet hätte – der Wahnsinn geht in die nächste Runde, ohne Frage!!!!
Wir haben einige unserer Sachen zurück bekommen, nächste Woche folgt ein weiterer Schub; sämtliche Videos allerdings, welche wir dringenst für unsere Arbeit benötigen würden, würden an die Staatsanwaltschaft weiter geleitet werden – jetzt, nach 10 Monaten…

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