Pferdemarkt Abtenau

Heute fand in Abtenau im Salzburger Land einmal mehr die jährliche Fohlenversteigerung statt. Eingebettet in malerischer Landschaft, umgeben von einem Dutzend Jahrmarktständen, standen sie aufgereiht und erwarteten nervös staubend eine ungewisse Zukunft; dutzende Tierkinder, geboren um zu sterben ohne je wirklich gelebt zu haben…
Wir waren natürlich erneut vor Ort und informierten hunderte ‚FesttagsbesucherInnen‘ über das künftige Schicksal der zum Verkauf stehenden Tiere.

der Sensenmann darf nicht fehlen…


Es ist ein Faktum, dass jedes Jahr zwischen 3 000 und 4 000 Fohlen direkt von den Pferdemärkten ihre letzte Fahrt antreten, ohne Umschweife in die italienischen Mast- und Tötungsanstalten. Es ist eine Reise ohne Wiederkehr, in die Arme eines gnadenlosen Schlächters; der menschliche Gaumen verlangt seinen Preis, und hier steht dieser in Form von völlig verängstigten, hilflosen Tierkindern! Bald werden ihre Körper nur mehr eine blutige Masse von Fleisch sein, ihr Leben in einer Orgie von Angst und Gewalt gegeben für einige Minuten Geschmackserlebnis eines verwirrten Geistes.

Sarkasmus pur..Aufschrift auf einem Tiertransporter


Momente zuvor noch waren die selben Tierkinder lebensfroh im kindlichen Übermut über Wiesen und Weiden gesprungen; bewundert und bestaunt von den TouristInnen, ein Sinnbild alpenländlicher Kultur, seit Jahrhunderten! Ihre BesitzerInnen hatten ihnen frühmorgens noch beinahe zärtlich über die Nüstern gestreichelt, allerdings war ihr Blick dabei ohne jegliche Liebe, bereits geblendet vom allmächtigen Schein des Euro. Es ist ein Tag wie jeder andere, zumindest in deren Welt einer uferlosen Tyrannei. Ja, es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen den Tierkindern und den LandwirtInnen – während dieser Tag für die eine Seite ein sehnsüchtig erwarteter Zahltag ist, der Wert eines Lebens in Papierscheinen bemessend, ist er für die andere Seite ein Tag des Abschiedes, der Trauer, des Todes: Mutter und Kind werden erstmal im noch so jungen Leben der Kleinen getrennt werden und für viele von den Fohlen wird die Sonne anschließend ein letztes Mal zum Horizont steigen und ihre wunderschönen Körper wärmen. Tatsächlich, an diesem Tag sollte sich ihre Welt gänzlich verändern.
Ihre Mütter hatten das Schreckliche bereits geahnt, vielen von ihnen ist die Prozedur oftmals widerfahren, machen Jahr für Jahr selbiges Szenarium durch. ‚Eine Stute, die ‚leersteht‘, ist eine Vergeudung‘, lautet die Parole viel zu vieler Pferdezüchter.
Es ist ein Tag wie jeder andere, und wieder werden unzählige Jungtiere unter lautem Wehklagen von ihren Müttern getrennt und in die wartenden LKW’s getrieben. Sie haben furchtbare Angst, wehren sich gegen das scheinbar Unvermeidliche, nicht wahrhaben wollend, dass jede Gegenwehr sinnlose Kraftverschwendung sein wird. Herum steht die Menschenmenge, den Pferdehändlern applaudierend, welchen es allzu oft nur unter enormer Kraftaufwendung gelingt die Kleinen in die wartenden Frachträume zu zerren, vertieft in idyllischer Verklärung einer Tradition, die längst so angestaubt ist, dass sensibleren Zeitgenossen beim Einatmen der erstarrten Luft speiübel werden könnte.
An einem Tag wie jeder andere werden sie weggebracht, gekarrt ins Ungewisse, dorthin, wo die Welt zum Atmen aufhört, wo das Leben in einem Meer des Blutes ertrinken wird…

angsterfüllt drückt sich das Kleine an die Mutter


RespekTiere-AktivistInnen hatten am Zugang zum Versteigerungsgelände eine Fotoausstellung errichtet, Transparente grüßten die BesucherInnen, mit weithin sichtbaren dicken Lettern bemalt; ‚Fohlenmarkt = Todestransport nach Italien‘ ‚Tiertransport: Highway to Hell‘ und anderes war da zu lesen. Ein Sensenmann ‚bewachte‘ den Tierrechtsstand, von AktivistInnen umgeben, welche hunderte Flugblätter unter den PassantInnen verteilten und diese in sinnreiche Gespräche verwickelten. Gut bewacht wurden die TierschützerInnen von der anwesenden Polizei, welche mit gut 10 Mann (2,5 für jede/n TierschützerIn:) ) für einen reibungslosen Demoablauf sorgte. Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge – ein blutbefleckter Metzger in Totenkopfmaske zerrte an einem Strick ein hilfloses Opfer hinter sich her, mitten durch die Menge der Seelenfänger, genau so wie diese es mit den Tierkindern machen. Wüste Schimpforgien blieben dieses mal zwar eher die Ausnahme, dennoch mussten sich die TierschützerInnen so manch heftigem Wortduell stellen.
Macht überhaupt gar nichts, wir werden im nächsten Jahr genau am selben Platz stehen und genau die selbe Botschaft zu verbreiten wissen – so lange, bis nur noch vergilbte Bilder von jenen Pferdemärkten existieren und der Wahnsinn dahinter, von der Gesellschaft längst erkannt und verurteilt, nur noch eine Beinote der Salzburger Geschichte sein wird!


 

 

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