Von Kummer und Leid dieser Woche

Eine mehr als aufregende Woche geht zu Ende. Zurück bleibt dieses Mal viel Wehmut und allerlei Unaufgearbeitetes, gar trübe Gedanken.
Wir werden die nächsten Tage Berichte von den verschiedenen Anlässen aussenden und damit leider einmal mehr schreckliches Tierleid thematisieren müssen.

Begonnen hatte die Woche mit einem Protest am Schlachthof in Bergheim, welcher wie immer viel Traurigkeit in sich barg. Wir leben heute in einer aufgeklärten Zeit und es verwundert immer deshalb umso mehr, dass noch immer und völlig ungebremst tagtäglich eine unvorstellbare Masse an Tierleben allein für unsere Ernährungsgewohnheiten ein furchtbares Schicksal erdulden müssen. Wir wissen – jede/r Einzelne von uns und jede Ausrede kann hierfür nur genau in diesem Wortlaut liegen – was wir mit fleischlicher Mahlzeit anrichten, und sogar wenn wir den Aspekt ‚Tierleid‘ außer Acht lassen würden, ja selbst dann tun wir unserem Körper nichts Gutes – Fleisch, Eier, ja sogar das unschuldig anmutende Weiß der Milch liegt uns im wahrsten Sinne schwer im Magen…
Pflanzliche Nahrung minimiert Leid in dieser Welt, aus jegweden Gesichtspunkt betrachtet; natürlich, auch Pflanzen sind fühlende Wesen, aber nach heutigem Stand aller wissenschaftlichen Untersuchungen und Meinungen sind diese nicht mit einem derart feinen Nervensystem ausgestattet wie Tiere, zu denen biologisch gesehen natürlich auch wir Menschen zählen. Warum das so sein muss? Ich für mich, ich denke, warum hätte ein Schöpfer alle anderen Lebewesen mit der Möglichkeit ausgestattet Schmerz auszuweichen? Warum steht ein Baum, eine Blume, ein Grashalm in all seiner/ihrer Pracht und Schönheit fest verwurzelt auf seinem/ihrem unabänderlichen Platz, kann weder der brütenden Sonne oder der einbrechender Kälte entfliehen, noch sonst wie auf äußere Einflüsse reagieren? Wäre ‚Schöpfer‘ nicht sehr grausam, würden diese/r jene Lebensformen mit einem leidenden Wesen ausgestattet haben, sie, die ohne jeglicher Chance sind, natürlichen Gegebenheiten auch nur einen Deut entgegen zu setzen?
Aber wir tierliches Leben haben all diese Möglichkeiten; ist es uns zu heiß, so suchen wir Schatten; ist uns zu kalt, so ziehen wir uns in unsere Häuser, Höhlen, in wärmere Gewässer zurück – all das und so vieles mehr ist uns möglich, nicht aber ‚Pflanze’…

Wir begeben uns Richtung Osten, dunkle Asphaltbänder fressen sich gierig in die letzen Reste einer einstig wunderschönen Landschaft, verzehren sie mit ungeheuerlichem Hunger. Überall am Weg begegnen uns Tiertransporte, Boten eines angekündigten Todes. Hie und da späht ein Kälbchen aus den kleinen Lucken, erhascht man das Angesicht eines vor Angst fast besinnungslosen Schweines; Rinder brüllen, wir hören ihre furchtverzehrten Stimmen trotz des Lärms aberhunderter Motorengeräusche; ihr Brüllen ist eine Anklage, ein flehender Hilferuf … und wir setzen unseren Weg trotzdem fort, unfähig zu reagieren; zwar Schuldbewusst und vielleicht ein bisschen schweigsamer als zuvor. Was können wir schon ausrichten, mit solchen und anderen Gedanken versuchen wir unser eigenes Gewissen erleichtern. Ja, was können wir tun, wirklich nichts? – wir können! Brüllen wir den Tierschlächtern mit gleicher Silbe in die Ohren, schreien wir unseren Unmut in die Welt – so laut, dass niemand länger weghören kann, auch auf die lächerliche Gefahr hin, dass man uns für verrückt erklärt! Wie gerne wollen wir doch als Verrückte abgestempelt sein, wenn es einem einzigen dieser Tiere ein Weiterleben ermöglicht, oder zumindest deren Kindern!!!!!

Es ist auch unsere Erde auf der wir hier leben, lassen wir diese nicht länger vergewaltigen durch die Hand der Meuchler und Mörder, dieser Schein-Gutmenschen und gute Worte Findender; Blut ist an deren Händen, und der Gestank des Todes klebt an ihren Seelen…

 
Dann besuchten wir einen Kälbermarkt in NÖ, wo hunderte kleine, ängstliche, mutterliebe suchende Tierkinder zusammen gepfercht auf ein ungewisses Schicksal warteten; und dieses meint es niemals gut mit ihnen, es bleibt die Auswahl zwischen einem Dutzend Monaten Mast, ohne Bewegung, viel zu früh getrennt von der Mutter, kein Gras jemals mehr unter den Füßen, keine echte, reine Luft – ein ganzes, trauriges Leben lang – oft kein natürliches Licht, keine Sonne, keinen Regen auf der Haut zu spüren, keine Liebe, keine Freude, kein Kindsein, dass ist es was sie erwartet – statt all dessen Triste, ein Dasein als lebender Nahrungsmittelvorrat für übermächtige, grausame und mitleidlose Tyrannen; und diese Tyrannen, das für Tiere abgrundtief Böse, dass sind WIR – wir sind alle gleich Schuld an dieser Misere, wir, die wir sie künstlich befruchten, züchten, mästen, töten – oder essen! Kein Teilaspekt birgt weniger Mitschuld in sich, keine Ausrede verfügt über die Hypothese diesem furchtbaren Kreislauf etwas ethisches, moralisches oder gar Gerechtes abzuringen, befördert all jene Überlegungen in ein vor Scham und Selbstverleugnung triefendes Abseits.

Dann sind wir in Ungarn gewesen, brachten dorthin einiges an Futter- und Tierheimbedarfsspenden; vorbei ging die Fahrt an Tiernutzungsstätten, elendslange düstere Hallen, unnahbar und kalt; ‚Mensch‘ blickt angesichts dieser Herausforderung an sein ethisches Gewissen gerne zur Seite, setzt seinen Weg fort, ohne diesen Bauten des Todes einen weiteren Blick zu würdigen – aber Wegschauen entledigt uns nicht unserer Mittäterschaft, im Gegenteil, es multipliziert sie. Machen wir uns den Wahnsinn bewusst, schnell, bevor wir an der sich sekündlich vervielfältigenden Schuld alles Menschliche an uns endgültig verlieren – noch heute, noch in dieser Stunde, noch in dieser Minute ist der beste Zeitpunkt hierfür…

Gleichlautend besuchten wir auf der Reise in unser Nachbarland wieder einige Tötungsstationen – und haben diese mit einer unerträglichen Schwermut wieder verlassen. Leben, dass nichts lieber möchte als leben, mit so wenig Auskommen zufrieden wäre – sie, die wir als unsere beste Freunde bezeichnen, sie haben wir fast am allermeisten betrogen und betrogen und im Stich gelassen; abgedrängt in Konzentrationslagern, welche den Nazis alle Ehre gemacht hätten! Wir, dürfen wir uns wirklich noch über derartige geschichtliche Wahnsinnsläufe berufen fühlen zu urteilen, wenn wir aus genau dieser Geschichte nicht einen Funken gelernt haben? Seht sie Euch an, wie sie wimmernd in ihren Boxen liegen, vom Leben verraten, wartend auf den Tod durch eine Spritze, durch Erschlagen oder Vergasen! Nein, wir tragen keinen Pelz, weil wir wissen, wie die Tiere in den Farmen leiden, doch andererseits dulden wir diesen unbeschreiblichen Massenmord in den Tötungsstationen, lehnen uns nicht dagegen auf! Wissen von einer Untat und nichts dagegen unternehmen ist die aller gemeinste Art der Mitschuld – sind wir uns dessen bewusst? Denken wir daran, wenn wir beisammen sitzen am Gasthaustisch, im Kaffeehaus, in unseren Wohnzimmer und über das Leid in der Welt sinnieren, denken wir an diese Todgeweihten hier? Blicken Sie einem Hund in der Tötungsstation in die Augen und dann sagen sie noch ein einziges Mal ‚Tiere leiden auch bei uns, warum holt man dann noch solche von weit her, wenn selbst bei uns die Tierheime überfüllt sind?‘ – dann beweisen Sie, dass Ihr Herz trotz aller wohltuenden Worte ein hartes ist, und Mitleid ihm ein Fremdwort… Und es ist bei Gott kein Mitleid, was wir diesen Wesen schulden – es ist bloß Gerechtigkeit! Doch wie gerecht ist ‚Mensch‘? Teilt er mit den Armen, bietet er den Ausgestoßenen einen Platz, hilft er, wenn Hilfe benötigt wird? Selbst dann, wenn der Nachbar nichts davon erfährt?
Es ist eine Schande, ein abgrundtiefes Verbrechen, was dort passiert – und die einzige Chance dieser Hunde sind wir – wir, die wir jeden Millimeter unseres Gartengrases so gerne beschneiden, damit nur ja kein Halm zu lang ist, Büsche in Form stutzen und Schwimmbäder in die Gärten bauen, den Garten selbst jedoch kaum nutzen, gar nicht brauchen – und aber andererseits meist gar nicht auf den Gedanken kommen ihn vielleicht mit einem solchen Hund zu teilen. Stimmt, Hunde machen Schmutz, Hunde verlieren Haare, Hunde bellen – aber sie sind uns Schutz, sind uns Partner, sind uns unvergleichbar treu ergeben – macht Liebe nicht allen Schmutz und alle Mühe wett? Und Mühe ist es nicht, einen Hund bei sich zu beherbergen, wir würden uns so viel Gutes damit tun, unseren Seelen helfen und Wesen um uns haben, die uns IMMER lieben, egal ob wir nun gekämmt sind, ob wir faltige Gesichter haben, ob wir hinken oder ob wir nach menschlichem Ermessen wunderhübsch oder nicht so schön anzusehen sind, ob wir arm oder reich, gebildet oder nicht sind, ob wir nach teurem Parfum duften oder nach Schweiß riechen – Hunde sind immer ehrlich, all diese Belanglosigkeiten sind ihnen völlig egal; weil sie noch wirklich lieben können, mit allen Fasern ihrer Körper, bedingungslos lieben.
Bitte, bitte, wenn Sie die Möglichkeit haben, nehmen Sie einen der Ausgestoßenen der Gesellschaft bei sich auf, tun Sie es – Sie werden plötzlich reich sein, reich im Herzen!
Müssen Sie einst diese Erde verlassen, sie können nichts mitnehmen, weder Ihren schön gepflegten Garten, noch Ihre Holzmöbel, die ein Hund vielleicht angebissen haben könnte, noch einen einzigen Cent Ihres Geldes; sie können nichts davon mitnehmen, aber wenn Sie an der Pforte zu einer neuen Welt stehen, dann wird ein Schöpfer abwägen; und Schutzlosen Schutz zu gewähren, Todgeweihten ein neues Leben schenken, Platz im Herzen geschaffen zu haben für jene, denen wir diesen Planten zur Höllen gestaltet haben, wird die Waagschale in eine Richtung drücken, wird die Macht besitzen Ihr Leben als wertvoll eingereiht zu wissen, wird Ihre Seele reingewaschen haben…
            
Dann begaben wir uns einmal mehr zu einem so genannten ‚Abfisch-Fest‘, wo abertausenden Karpfen ein schrecklicher Tag bevorstand.
Eine riesige Menschenmenge hatte sich dort versammelt und harrten dem Kommenden an Dutzenden Ess- und Trinkständen in Festtagsstimmung. Wir werden auch darüber noch detailliert berichten, aber ein bezeichnende Erlebnis möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
Ein dicker Fischer zieht einen um sein Leben kämpfenden Karpfen aus dem von Dutzende Fischen brodelnden Bottich und bietet den panisch nach Luft Schnappenden einer größeren Anzahl von Kindern zum STREICHELN an, unter dem Gelächter der Umherstehenden; um die Ungefährlichkeit des Todeskandidaten zu untermalen, stopft er ihm seinen Finger in den Mund und meint: ‚Schaut, der kann Euch nix tun, er hat nicht mal Zähne!‘; dann macht das völlig verängstigte Tier eine schnelle Bewegung und entschlüpft den Armen des Groben, landet nach Sauerstoff gierend am Boden; nun kann sich die Menge kaum halten, brüllt vor Vergnügen – Tierschutzunterricht, wie aus dem Buche – was Derartige Vorgelebtes an zarten Kinderseelen anrichtet, ist dahingestellt; aber weniger sanft Besaitete, was lernen diese wohl aus solchen Anschauungsunterricht? Tiere sind nicht mehr als Maschinen, fern jedes Gefühlslebens, man kann mit denen tun was man möchte…in so einer Welt sollen unsere Nachfahren heranwachsen? Wie wohl werden sich die in Zukunft verhalten, wenn sie auf exorbitant unterlegene Wesen stoßen?
Es ist zum Kotzen, wir haben wirklich nichts gelernt…
Ein Aktivist stürzt während der folgenden Kundgebung einige Stiegen hinunter, verletzt sich am Rücken; die Menge findet’s wieder recht spaßig…
Was ist aus uns Menschen geworden? Wir, die wir tagtäglich unsre Mitlebewesen in ein immerwährendes Tal der Tränen stürzten, wir haben auch keinen Respekt mehr vor unseren eigener Gattungszugehöriger; wir haben uns selbst verdammt, sind zum Außenseiter in dieser Weltgemeinschaft geworden, zum Despoten, Zerstörer, blinden Wüter – und wissen Sie was das eigentlich Absurde daran ist? Sie lieben uns trotzdem, die Tiere immer noch, selbst die Kälbchen an jenen Märkten sind so dankbar für jede einzelne streichelnde Hand, jedes nette kleine Wörtchen, selbst die Hunde in den Tötungen, die ohne Zweifel über ihr Schicksal Bescheid wissen. Es ist beschämend, müsste uns doch jede Sekunde Schlaf rauben!

Wir lieben Tiere, sagen die meisten von uns – dann lasst uns aufhören, sie zu quälen, stressen, abschlachten, essen – anderenfalls ist jedes Wort nur Zeitverschwendung, eine weitere Einbuße des letzten Restes von Glaubwürdigkeit, Blasphemie und Verrat.

Es war eine traurige Woche und doch 7 Tage wie jede anderen – und das ist das wirklich Aufreibende.

Eigentlich hätte dieser Newsletter nur aus einigen wenigen Zeilen bestehen sollen, aber, bitte verzeihen Sie, so wirkt er wahrscheinlich etwas Selbst-Therapierend…
Fazit ist: wir dürfen nicht aufhören, ein Stachel im Fleisch der Tierausbeutungsindustrie zu sein, denn wir sind der Ausgebeuteten einzige Chance; verstummt diese Stimme, verstummt mit ihr die Menschlichkeit und dann müssen wir uns eingestehen, wir sind ohne Ausnahme Luzifer’s Gesellen; der Teufel, er ist keine geschichtliche Figur, noch eine tatsächliche Person – der Teufel ist in uns allen, und er frisst ständig an unseren Eingeweiden.
Jeder Mensch hat in sich des Satans Keim und des Engels heilende Kraft, die beiden Extreme bekämpfen sich seit Anbeginn der Zeit und letztendlich wird einer diesen Kampf verlieren, unweigerlich, und nur einer übrig bleiben. Und zwar der, den wir am meisten füttern…

Aber dann gab es doch noch was Schönes zum Abschluss: heute fand das Benefizkonzert eines italienischen Chores, welcher sind auf Europa-Tournee befindet, statt. Die kleine Kirche wo das Ereignis Obhut fand, war fast bis auf den letzten Platz gefüllt und die Menschen lauschten andächtig den fast göttlich schönen Klängen der Gruppe. Draußen vor der Kirche hatten wir ein Zelt errichtet, die Silvia Rottmair zauberte mit ihrem Vegan-Catering unglaublich gut schmeckende Blätterteig-Schiffchen, welche noch dazu eine echte Augenweide waren (wir werden ebenfalls detailliert berichten und die Adresse von der Silvia posten – sie macht auch Ihre Veranstaltung zu einem unvergesslichen Anlass!!! Möchten Sie ihr schreiben? SRottmair@web.de!!!!).
Wir durften über RespekTiere in Not sprechen, der Initiative, deren die Einnahmen aus Spendengeldern zufließen sollen) und die Menschen klatschten vom Herzen kommenden Beifall und wollte nach der Veranstaltung mehr über die Projekte wissen.
Die versammelten TierschützerInnen, es waren bestimmt 10 an der Zahl, leisteten gar wunderbare Arbeit und entschädigten für vieles Schreckliche dieser Woche, schafften Stunden des Wohlfühlens und der Gemeinschaft; denn so lange es diesen Zusammenhalt gibt, so lange wird unsere Stimme nicht verstummen…
und das ist ein heiliger Schwur!
 

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