RespekTiere protestiert vor Hühnerschlachthof

Tief im Herzen des Innviertels, unweit von Mattighofen, liegt das kleine Örtchen Pfaffstätt.
Die Umgebung wirkt geradezu idyllisch, grüne Wiesen wechseln sich mit kleinen Wäldchen in bäuerlicher Umgebung ab. Abgesehen vom Lärm der
Bundesstraße ist es auffallend ruhig, nahezu bedächtig. Hier hat das Leben einen Gang zurück geschaltet, fern des hektischen Treibens der
Großstadt.
Und dennoch – etwas stört die Romantik, denn es liegt ein seltsamer Geruch über dem Land – es ist der Geruch des Todes!

Die Firma Hubers Landhendl verwaltet von hier aus ihr Imperium. Und dieses wächst und wächst – eine wahre österreichische Erfolgsgeschichte!
Wir würden hierzu gerne gratulieren, immerhin sichert das Unternehmen rund 800 Arbeitsplätze (an zwei Standorten), macht einen beachtlichen
Umsatz von rund 200 Millionen Euro – wäre da nicht ein Umstand zu beachten: der wirtschaftliche Erfolg ist aufgebaut auf den Tod von Tieren; von unglaublich vielen Tieren…

Tatsächlich beliefern jede Woche rund 170 Vertragsbauern, vorwiegend aus Ober- und Niederösterreich, den riesigen Pfaffstättner Schlachthof, wie
zum Hohn mit fröhlichen comicartig überzeichneten Hühner bunt bemalt, mit bis zu 570 000 der Vögel wöchentlich (!!!!) Tag für Tag sterben bei
Huber’s Landhendl bis zu unvorstellbaren 100 000 Hühner (Quelle: Kronen-Zeitung, September 2009)!
Huber’s Landhendl ist inzwischen auch zu einem der Hauptlieferanten für das Münchner Oktoberfest geworden; rund 200 000 Hühner aus Oberösterreich sterben Jahr für Jahr für das weltbekannte Vergnügungsfest – und darauf ist die Geschäftsführung besonders stolz, wie die Marketingleiterin Sylvia Huber der größten österreichischen Tageszeitung im letzten September verriet…

das einsame Sterben…


Übrigens stammen Hubers Landhendl allesamt aus artgerechter Haltung, wie der Journalist des Blattes ebenfalls schrieb; diese beinahe Verherrlichung in auflagestarken Medien stößt allerdings dann doch etwas sauer auf. Tatsächlich geht man kein allzu großes Risiko ein, verwettet
man Geld, dass der Schreiber dieser Zeilen niemals in einer der riesigen Masthuhnhallen war, wo 10 000de Hühner aneinandergepfercht ihr kurzes,
nur wenige Woche dauerndes, leidvolles Leben verbringen; weiß der gute Mann, dass die Vögel als Küken in diese Monsterhallen gebracht werden,
zuerst auf frischem Stroh leben, sich diese Unterlage, welche die Dauer der Mästung über natürlich nie gewechselt werden kann, sich innerhalb
der sechs Wochen der Mastperiode in eine zähe Masse aus Kot und Schmutz und natürlich auch Keimen verwandelt? Dass ‚Ausfälle‘ dabei vorprogrammiert sind, oft Dutzende am Tag, Hühner, die diesen widrigen Lebensumständen nichts mehr entgegen zu setzen hatten? Dass diese Vögel
gezüchtet wurden, um schnellstmöglich Fleisch anzusetzen, deren Knochengerüst der enormen Belastung oft nicht standhalten kann, wie Glas
zerbricht? Dass die Lebenserwartung dieser Qualzüchtungen nur fünf bis sechs Wochen beträgt, ein Huhn im Natürlichen aber bis zu 15 Jahre alt
werden könnte (befreit man ein Masthuhn und bietet ihm nach diesem Martyrium ein wirklich ‚artgerechtes‘ Leben, mit bester Fütterung und
unter tierärztlicher Aufsicht, entspricht seine Lebenserwartung ebenfalls nur bestenfalls 2, höchstens drei Jahre)? Dass Masthühner sehr
oft auf den Körpern toter Artgenossen vegetieren, einfach weil diese ‚vergessen‘ wurden zu entsorgen? Also, bedenkt man diese Fakten, dann
können wir dem Zeitungsschreiber mit voller Überzeugung entgegnen: Artgerecht? Bei einer ‚Produktion‘ von 570 000 Tieren wöchentlich ist
‚artgerecht‘ kein treibender Motor der Wirtschaftlichkeit… Was sagt eigentlich die firmeneigene Homepage zu der Thematik? ‚Das Geflügel stammt ausnahmslos aus artgerechter Tierhaltung. Die Haltung wird von einer unabhängigen Kontrollstelle überwacht. Die Tiere wachsen in geräumigen Stellen in natürlicher Bodenhaltung auf.’… Irgend wie sind wir von dieser Darlegung nicht wirklich überrascht..

kann Masthuhnhaltung artgerecht sein? Was denken Sie?


Und noch etwas: ‚Landhendl‘ ist ja ebenfalls ein an und für sich sehr dehnbarer Begriff: er vermittelt den KundInnen sofort rosarote
Bauernhofromantik, worauf dessen ErfinderInnen natürlich bauen; man denkt an Freiland, an ökologische Haltung – die Firma ‚Hubers‘ fördert
diesen Eindruck auch noch, geschäftstüchtig wie sie ist, indem die Lieferfahrzeuge mit bunten Bilder von Hühnern in saftigen Wiesen, im
Hintergrund kleine Bauernhäuser und die Dorfkirche, fast bis zur Kitsch-Schmerzgrenze steigern – die Realität ist allerdings eine andere!
Masthühner sehen in der Regel niemals Sonnenlicht, außer am Weg zum Schlachthof, sie werden niemals Gras unter ihren Füßen spüren, werden
niemals in Erde scharren; ihr kurzes Dasein, um die 40 Tage, verbringen sie in mechanischen Konzentrationslagern, vollautomatisch wird
Trinkwasser durch Röhren geleitet, Futterbrei in Laufschienen gepresst. Darf man Hühner aus Tierkonzentrationslagern deshalb ‚Landhendl’nennen? Vom Gesetz her schon, schließlich kommen sie ja dann doch vom Land, aber verbirgt sich hinter dieser Auslegung nicht eine KundInnentäuschung? Beurteilen muss das jede/r KäuferIn dieser Produkte wohl für sich selbst…
Ein Denkanstoß: glauben Sie, es macht für die Masthühner einen Unterschied, ob ‚ihre‘ Hallen mitten in der Stadt stünden, oder irgend wo im
Nirgendwo platziert? Natürlich, für uns Menschen, in einem Anfall von Selbsttäuschung, schon; schizophren wie wir manches mal sind, wenn wir
etwas gar nicht ’so genau‘ wissen wollen, klingt es dann doch wesentlich besser, alles aus der Region, alles vom Land, direkt vom tierlieben
Bauern, der vielleicht sogar jeden seiner Schützlinge beim Namen kennt… Wir glauben doch so gerne an Märchen!

viele Tiere überleben die Mast nicht; sie enden wie sie gelebt haben – unbeweint und weggeworfen wie Müll…


Der Schlachthof und die Mästerei sind nicht die einzigen Säulen des Unternehmens; in der firmeneigenen Brüterei , der ‚modernsten Europas‘,
werden jährlich bis zu 25 Millionen Küken geboren.
Hubers Landhendl strotzt mit Superlativen – im bayrischen Ampfing übernahm das Familienunternehmen 2005 dann auch noch ‚Europas modernsten
Putenschlachthof‘. Drei Millionen Truthühner werden dort jedes Jahr in sterilem Neudeutsch verpackt ‚verarbeitet‘.

RespekTiere-AktivistInnen vor dem Schlachthof




RespekTiere hat am Wochenende erneut direkt vor der Tötungsanstalt die Meinung kund getan. ‚So lange es Schlachthöfe gibt wird es
Schlachtfelder geben‘, war da auf mitgebrachten Transparenten zu lesen, gehalten von AktivistInnen in Hühnermasken und von (kunst-)blutbefleckten Metzgern. Der vorbei strömende AutofahrerInnenverkehr nahm Notitz von der Darbietung, da sehr viele Einheimische unterwegs waren aber bestimmt nicht zu jede/r PassantInnens Freude – das Zauberwort heißt ‚Arbeitsplätze‘ und das rechtfertigt in unserer Zeit wohl jede noch so unethische Überlegung; besonders wenn es um Recht und Leid völlig Wehrloser geht, die dann dem Himmel sei Dank nicht einmal eine eigene Stimme haben.

Aber gerade darum ist es unsere absolute Pflicht, deren Stimme zu übernehmen, und genau darum werden wir solche Proteste immer wieder und wieder veranstalten!

 

 

 

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