Weltmilchnacht 2010

Auch heuer wieder lud die Alpenmilch Salzburg zum mittlerweile bereits traditionellen Fest, der Weltmilchnacht‘, in den wunderschönen
Mirabellgarten der Mozartstadt. Es sollte ein kleines Jubiläum sein – zum zehnten Mal passierte der Event mittlerweile, eine ‚Ballade an das
Weiß der Milch‘, wie es die Veranstalter gerne nennen.
So undefinierbar diese Aussage ist, so sinnlos erscheinen Unwissenden wie uns die wohl bemühten, aber letztendlich doch chaotisch und planlos
wirkenden Aufführungen; was damit ausgesagt werden möchte, außer einer Huldigung des weißen Lebenssaftes, der aber als Kehrseite für eine
unglaubliche Anzahl von Lebewesen – den Kälber, als unerwünschtes ‚Beiprodukt‘ dieses oft so brutalen und höchst tierausbeuterischen Wirtschaftszweiges – den sicheren Tod bedeutet, ist tatsächlich nicht so einfach zu durchschauen; ein fantastischer Mix aus Fantasie, Märchen, Ballett und – Schwachsinn – der ausführenden KünstlerInnen, welche in den so gepflegten Rasenanlagen des Schloßparkes herumtänzeln, wird auf die Zuseherinnen losgelassen. Bitte verzeihen Sie diesen Ausdruck, aber sollten Sie jemals die Möglichkeit für einen Besuch erhalten, Sie werden uns vielleicht beipflichten. Wirklich nachvollziehbar sind für kunstunverständige Laien wie uns die Performances nicht, der Sinn deren, von im blindwütigen Stilmix gekleideten AkteurInnen an das oft ob deren allzu künstlerischer Darstellung erstaunte Publikum heran getragen, bleibt im Verborgenen. Ganz so, als ob man sich nicht entscheiden könne, was man da genau zeigen wolle. Irgend wie will man ganz auf edel machen, irgend wie ‚Life Ball – Atmosphäre‘ erzeugen – und letztendlich streift man an Beiden, aber ohne auch nur in die Nähe einer Konkurrenz zum einen oder zum anderen zu kommen…

Auch für uns war es ein Jubiläum – zum fünften Mal in Folge präsentierten wir vor den Eingängen ein wahrheitsgetreues Bild über die Entstehung des Lebensmittel ‚Milch‘. TierschützerInnnen von RespekTiere, dem VGT und der VGÖ hatten sich versammelt um die PassantInnen über die wahren Hintergründe der Milchindustrie aufzuklären. So zum Bespiel konnten Interessierte erfahren, dass 90 % der österreichischischen Milchkühe ein Leben in Kettenhaltung verbringen; dass man diesen Tieren ihre Kinder gleich nach der Geburt entführt, um nur ja keinen Tropfen des wertvollen Rohstoffes an diese zu verschwenden; dass diesen Kälber fast zur Gänze ein sehr kurzes Leben zugedacht ist, sind sie doch für die Bauernschaft nichts mehr als nur ein ‚Beiprodukt‘, eine lästige Einheit, die wohl oder übel in Kauf genommen werden muss, um an die Milch der Mutter zu kommen. Denkt man über diese Tatsachen nach, wird schnell bewusst, dass das unschuldig anmutende Weiß eigentlich blutrot gefärbt ist…

Auch über die gesundheitlichen Folgen des Milchkonsums wurde aufgeklärt; das Image des ‚Überlebensmittels‘ hat ja in den letzten Jahren schwere
Kratzer abbekommen, nachdem es nun selbst bei ÄrztInnen und ErnährungsberaterInnen zunehmend in Kritik gerät, ja diese immer öfters vom ‚Genuss‘ abraten.

Die Kundgebung verlief sehr erfreulich, es konnten hunderte Infoblätter verteilt werden und sehr viele Menschen sahen den erschütternden Film
über die Milch’produktion‘ von United Creatures (www.united-creatures.com) auf der großen Leinwand.

Transparente wie ‚Ehrfurcht vor dem Leben ist Abscheu vor dem Töten‘ erregten das Aufsehen der PassantInnen, und Schilder wie ‚Michkonsum
begünstigt Brustkrebs‘, oder ‚Weiße Weste? Nicht wenn Sie Milch trinken!‘ forderten zu Diskussionen heraus. 2 AktivistInnen in Kuhkostümen gekleidet und in schweren Ketten gefesselt vor einem Transparent mit der Aufschrift ‚Würden Sie so leben wollen? Nein? Warum muten wir es dann anderen Lebewesen zu?‘ zeigten Einblicke in die tatsächliche Welt der Kühe.

Die TierschützerInnen blieben bis zum Ende der Veranstaltung gegen 23 Uhr. Ein schönes Fazit: ob Sie’s glauben oder nicht, die Menschen,
welche die Mär vom Lebenssaft Milch durchschaut haben, werden von Jahr zu Jahr mehr. Und nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, die so oft untragbare Haltung der Kühe erregt zunehmend die Gemüter, das Mitleid mit den so wunderbaren Tieren steigt in der Bevölkerung.
Die Milchwirtschaft und mit ihr die Milchbauern/bäuerinnen verlieren mehr und mehr Rückhalt, das ewige, in deren Reihen weit verbreitete Gejammere ist eines, welches uns in Zeiten der Wirtschaftskrisen und anderer Problematiken zunehmen zum Halse raus hängt. Ebenso deren Feilschen um jeden Cent, den Eindruck erweckend als stünden sie alle kurz vor dem Ruin, während sie im dicken Mercedes zum Einkauf fahren, allein Ihr Maschinenpark weit mehr wert als der/die NormalbürgerIn ihr Leben lang verdienen wird…
Natürlich, es gibt nicht nur solche Landwirte, es gibt auch die mit Ehre und Anstand, und bei jenen möchten wir uns für die letzten Zeilen entschuldigen; andererseits: genau solche werden sich dann auch nicht aufregen über das Geschriebenes, ja, sie werden uns gar recht geben, weil sie die ’schwarzen Schafe‘ in den eigenen Reihen mehr zu fürchten haben als alle TierschützerInnen dieser Welt!

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