respekTIERE IN NOT in Dubnica!

Der Tag hatte nebelverhangen begonnen; noch zu früher Stunde, kaum konnte sich das erste Licht des Morgens gegen die besonders hartnäckigen Schleier der Nacht behaupten, öffnete der Himmel bereits seine Schleusen und dicke Regentropfen taten ihre lange Reise von den Mächten der Finsternis umhüllt hinunter zum nach den langen Tagen der Trockenheit nach Flüssigkeit dürstenden Boden an.
Die Temperatur war empfindlich gefallen, binnen weniger Stunden um 15 Grad und mehr, aber wohl gerade deshalb kamen wir gut voran; der Motor des bis zum Gebrechen beladenen VW-Busses hustete in die kühle Morgenluft, begleitet vom tiefen Brummen des Turboladers, der mit offensichtlicher Freude erfüllt ständig nach Beschleunigung zu verlangen schien.
 
Erst gegen Mittag erreichen wir das Grenzgebiet, Burgenland, eine einst weite Ebene, inzwischen längst durchschnitten von mehrspurigen Autobahnen, welche sich wie ein zum Leben erwecktes asphalternes Band unauslöschlich tief in das Herz der Landschaft gegraben haben. Wahrlich sind die Schnellverkehrsstraßen vom Dasein erfüllt, immer hungrig, gierend nach ständig mehr Land, welches sie – erst in Besitz genommen – für alle Zeiten besetzt halten werden, ausgespukt zurücklassen, als beinah menschenfeindliche Orte, erfüllt von schlechter Luft und noch schlechterem Karma. Eine Blechlawine ergießt sich auf ihnen in alle Richtungen, zur Lebensader mutiert, die sich bewegenden Autos gleich abertausende Blutkörperchen, welche sie mit allmächtiger Kraft zu versorgen scheinen, ihnen damit die Daseinsberechtigung verleihen, die Erlaubnis nach immer mehr Land zu verlangen, nach immer weiteren Verbindungen, nach immer mehr Eingriffen in die letzten Reste freier Natur. Das Monster Straße scheint leblos, gedankenfrei; dennoch treibt es ein eigen Spiel, täuscht uns, gaukelt vor unsere Existenz zu erleichtern, zu erweitern – aber in Wahrheit schnürt es uns immer weiter ein, niemals satt verlangt es nach Grund und Boden; es gibt vor uns Zeit zu sparen, viel schneller kommen wir durch es von A nach B, aber dennoch – haben wir die Büchse der Pandora geöffnet, wird die Zeit ein immer kostbareres Gut, wird sie uns immer knapper, je mehr wir an ihr einzusparen versuchen… Wir sind begeistert in die Falle gelaufen, eine Falle die sich Fortschritt nennt, Fortschritt, welcher in seiner jetzigen Dimension um sich selbst zu genügen doch immer nur ein Schritt zurück bedeuten würde können.
Hier, in den einst endlos scheinenden Weiten, ist nun selbst der Wind gezähmt; hunderte Stahlgiganten haben das Land einvernommen, breiten sich aus, unaufhaltbar, und die ‚grüne Energie’, so wichtig und bedeutend sie auch ist, verwandelt das Gebiet in einen futuristisch anmutenden Industriepark. Wahrlich, fast beängstigend wirkt der Anblick der dreiflügeligen Wesen, vom Wind genährt, ständig in Bewegung gehalten, die ganze Umgebung ein einziges Kraftwerk. Nichts darf ungenutzt bleiben, zuerst der Mensch – und nicht nur dessen Arbeitskraft, letztendlich sogar sein Geist eingeordnet in ein System, dann das Tier, ja selbst die Pflanze, die nun in Monokultur den Boden auslaugt, das Wasser fügsam gemacht, die Sonne, der Wind.
 
Die Natur ist tatsächlich zum Park geworden, zur Spielwiese der Ingenieure und Planer, der Sesselkleber; nichts ist mehr so wie es einst war, besonders schmerzhaft wird diese Einsicht je weiter man Richtung Osten kommt; selbst die Berge haben wir verschoben, untergraben, die Flüsse gestaut und als kerzengerade Bänder gezähmt, Ufer begradigt, deren Lauf nur von Wasserkraftwerken unterbrochen; wir haben die Natur besiegt, ihre letzten Reste zum bestaunten Exotikum verwandelt, welches wir dann auch noch mit Wanderwegen und Rad-querfeldeintouren durchforsten – ja, es mag stimmen, sie wehrt sich nun dann und wann, lässt die Erde beben, ihre Vulkane spucken Staub und Asche, die Flüsse ertänken das Land mit austretendem Wasser, Hagelkörner so groß wie Tennisbälle zerstören Ernten; aber sind diese ‚Unverfrorenheiten’ nicht viel mehr ein letztes Aufbäumen, wie das Husten und Pfauchen eines angezählten, eines sterbenden Riesen? Die Zukunft wird die Antwort geben.

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Stimmung wie vor der Apokalypse…                                                                                                              grüne Zukunft Industriepark?


dubniDubnica ist eine Arbeiterstadt im Nordwesten der Slowakei. Besiedelungsspuren an diesem Ort lassen sich bis in die Steinzeit rückverfolgen, 1193 wurde die Ansieldung dann erstmals urkundlich erwähnt. Unverkennbar, ihre Blütezeit ist längst vorüber, der postkommunistische Charme ein zunehmend verbleichender; 1936 war hier eine Munitionsfabrik errichtet worden, hunderte Arbeitsplätze garantiert – tatsächlich stellte der Betrieb den Stolz der Region zur Schau, verkörperte er doch einen der größten seinesgleichen in der damals waffenstarren Tschechoslowakei! Doch von jener Ära zeugen heute nur von den Elementen zernagte Schornsteine und verfallende, von zerborstenen Glasfenstern durchbrochene Ruinen. 1989, nach der ‚Samtenen Revolution’, dem Fall des Kommunismus, nach dem Wechsel von Realsozialismus hin zur Demokratie, wurde die Fabrik aufgelassen, der gesamte Landesteil damit fast in die Bedeutungslosigkeit verfrachtet, ein General zum Adjutanten degradiert.
 
Inmitten des wirtschaftlichen Überlebenskampfes sucht William Jaros mit seinen Dutzenden Tieren seit vielen Jahren ein Auskommen; tatsächlich ist Herr Jaros wohl einer der allerersten echten Tierschützer der nach der Abkupferung vom gemeinsamen Staat ‚Tschechoslowakei’ im Jahre 1993 noch sehr jungen Nation.
Er betreibt ein kleines Asyl mit bis zu 60 Hunden, Pferden, Ziegen und allerlei anderen Tieren am Rande der Häusermeere, von den wenigen Nachbarn und umliegenden Betrieben erfreulicherweise halbwegs in Ruhe gelassen. respekTIERE IN NOT hilft dort seit mehreren Jahren, mindestens zweimal jährlich nehmen wir die weite Reise auf uns und bringen dringend benötigten Tierheimbedarf, in erster Linie Hundefutter. Karin und Michael, zwei unentbehrliche MitstreiterInnen (vielleicht erinnert sich der/die eine oder andere treue RespektTiere-LeserIn, wir hatten zusammen vor nicht all zu langer Zeit das kleine Katzenparadies der Frau Havranova sanieren geholfen und mit einer ganz wunderbaren Tierärztin einen Kastrationstag veranstalten dürfen!) besuchen William gar noch öfters, so alle drei Monate, und immer mit einer Wagenladung voller Güter im Gepäck!

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William mit seinen Schützlingen – alle 2 Stunden wird für die Freilaufwiese gewechselt                 abgebauter Hundetrakt; wann darf William ins neue Heim?

William ist uns inzwischen zum lieb gewonnenen Freund geworden und so sind unsere Besuche nicht nur Hilfseinsätze, sondern weit mehr als das – ein sozialer Kontakt, gemütlich untermauert bei der einen oder anderen Tasse Kaffe, welcher ihm beweist dass seine Arbeit auch außerhalb, außer Landes, eine sehr geschätzte ist, wo er über Sorgen sprechen kann, wo wir wo immer es geht Hilfe anzubieten versuchen.
 
frachtSo konnten wir dieses Mal nicht nur hunderte Kilos an Hundefutter und allerlei Tierheimbedarf mitbringen – mit tatkräftiger Unterstützung wie immer von Ihnen und zum wiederholten Male von der Tierhoffnung International aus Rankweil (www.tierhoffnung-international.at), welche uns einmal mehr genau wie die Freilassinger "Cityfriseurin Claudia Brunner" ( jetzt neu auch im Netz unter www.cityfriseur-freilassing.de  mit großen Mengen an Tiernahrung versorgt hatte (ganz, ganz großes Dankeschön!!!!) – sondern auch viel Pferdezubehör, zur Verfügung gestellt von der so großartigen Tierarztpraxis Dr. Matthias Facharani (http://www.tierarzt-facharani.de/; Dr. Facharani unterstützt auch die Eselhilfe und behandelt mitgebrachte Streunerhunde ohne jegliche Bürokratie und weit unter dem Selbstkostenpreis mit großer Hingabe; es ist so wunderbar dass wir Sie haben, Herr Dr.!!!).
 
Leider hat sich der Traum von Herrn Jaros’ neuem Tierheim, wo die Grundsteine schon gelegt sind, bisher noch immer nicht erfüllt, weil die Stadt versprochenen, dringend benötigten Genehmigungen nun zögert zu erteilen; ein Umstand, der doppelt schade ist, hat William doch am alten Gelände inzwischen einen ganzen Trankt von Hundezwinger bereits abgebaut!
 
Doch der prekären Lage trotzend beherbergt er im Augenblick dennoch mehr als 30 Hunde, allesamt von den ehemaligen ‚BesitzerInnen’ verstoßene oder auf der Straße eingefangene Tiere, die ohne seiner Hilfe heute bestimmt nicht mehr am Leben wären; dazu tummeln sich 9 Pferde am Gelände, darunter der der 27-jährige Hengst, direkt von des Metzgers Klinge gerettet, der schon seit vielen Jahren bei William wohnt; der Arme ist von den Entbehrungen eines Pferde-Arbeitslebens inzwischen schwer gezeichnet, musste er doch zeit seines Lebens Baumstämme durch das Unterholz ziehen, und mit traurigen Augen bemerkt sein Gastgeber, dass seine Zeitspanne wohl in spätestens einem oder zwei Jahren abgelaufen sein wird.
Ein paar Katzen runden das idyllische Bild ab, darunter Williams Hauskater Tom, blind seit Kinder seine Augen mit Feuerwerksknallern unheilbar verletzt hatten.
Auch 9 Ziegen tummeln sich im weitläufigen Areal, hier wo ihnen einige Hektar an Grund zur Verfügung stehen und sie im Randgebiet der Gesellschaft völlig frei herumlaufen dürfen; nur des Nachts müssen sie in den sicheren Hafen des Asyls zurück – diese ‚Rückholaktion’ ist dann eine Aufgabe, die Williams Hunde mit Begeisterung übernehmen.

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7 Welpen leben bei William – wir würden dringend Pätze suchen!                                                             wer will mich? Wunderschöne Labradorhündin

Zur Zeit leben auch 10 Enten und einige Hühner am Gelände, vor Greifvögeln durch ein übergespanntes Tarnnetz gut beschützt; einer alten Frau hatten sie gehört, meint der Tierschützer, doch die war fast über Nacht zu gebrechlich und alt geworden und musste ins Heim – so ist sein, trotz der schweren Umstände und des vielen Abbruchmülls noch immer – Paradies Anlaufpunkt für alle welche ein Problem mit Tierhaltung welcher Arts auch immer haben. Und William weist niemanden zurück, weder Mensch noch Tier. Nicht zuletzt aus diesem Grunde leben auch immer zwei oder drei Obdachlose bei ihm, helfen bei der Arbeit, füttern die Hunde, kehren den Hof, misten den Pferden aus, für die Mahlzeiten des Tages, einen kleinen Lohn und ein Dach über den Kopf – respekTIERE IN NOT in Reinkultur!

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Pferde und Ziegen beim gemeinsamen Mahl                                                                 27 Jahre und müde – aber noch immer stolz und wunderschön!

Vielleicht auch wegen der Kälte des Tages, das Thermometer klettert kaum über die 10 Grad Marke, schmeckt der Kaffee heute besonders gut, und wir lehnen uns einige Minuten in den alten, zerschlissenen doch unendlich bequemen Lehnstühlen zurück; überhaupt ist die Einrichtung hier auf das äußerste beschränkt, man darf bestimmt nicht heikel sein; so wandert der Löffel mit welchen Hundefutter aus der Dose geholt wird auch ganz schnell in eine Kaffeetasse, doch soll Schlimmeres passieren – Williams Leben ist ein einfaches, aber ein funktionelles und – äußerst wertvolles! Er liebt Tiere, lebt für sie und mit ihnen, und ist deshalb ein idealer Mosaikstein mit großen Wirkungsfeld von respekTIERE IN NOT.
 
Mit Freude blicken wir in den Rückspiegel als sich der VW mit hörbarem Unbehagen verkehrt die steile Anfahrt ins Asyl hinunterquält; die versammelte Mannschaft steht am Eingangstor, wünscht gute Fahrt und winkt uns nach; was wir nicht missen möchten zu bemerken: wir sind stolz in Ihrem Namen hier helfen zu dürfen – bis zum nächsten Mal, William! 
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