RespekTiere in Italien Anti-Fiaker-Tag in Salzburg

RespekTiere brach diese Woche gemeinsam mit dem Sternenhof (www.sternenhof.eu) zu einer Recherchefahrt nach Italien auf, um dort zu einem bestimmten Thema – welches spätestens im Herbst wieder brandaktuell sein wird – möglichst intensive Nachforschungen anzustellen.
Leider war dann die Tour nicht vom ganz großen Erfolg gekrönt, in Fakt konnten die AktivistInnen bestimmte Bereiche nicht wie gewollt einsehen, da das eine Mal ein Hund, untypisch italienisch ‚Bestechungs’versuchen gegenüber bestimmt abgeneigt, dann zu viele Menschen sich für die TierschützerInnen interessierten, dann wieder unüberwindliche Barrieren in Form von Natodraht und Absperrungen eine weitere Untersuchung unmöglich machten; aber dennoch sollte der Aufwand keinesfalls umsonst gewesen sein, denn zumindest wurde ein Grundstein gelegt um bei einer neuerlichen Reise die entsprechenden Ergebnisse zu sichern – die Geschehnissen der Vergangenheit werden dann entsprechende Lehren sein und uns in vielen Punkten weiterhelfen können!
 
DSC 0139Bis nach Triest hat uns die Fahrt geführt (im Bild links sehen Sie eine ‚Muschelfarm‘), mit ‚Ausflügen’ in die Umgebung von Udine, und einem längeren Aufenthalt an der Grenze zwischen Italien zu Slowenien. Dort interessierte uns die ehemalige Grenzstation, eine ziemlich große Tier-Verladestelle, mit angrenzendem Krematorium für wie auch immer verstorbene Vierbeiner. War in früheren Tagen, zu Zeiten eines uneinen Europas, dieser Ort einer Festung gleich angelegt, so gestaltete sich unsere Inspektionstour nun wesentlich einfacher; dennoch, überall montierte und ständig hin- und herzoomende Kameras mahnten, mit dem technisiertem roten Funkeln eines alles erspähenden Auges das Eigenleben verratend, auch in heutigen Tagen zur erhöhten Vorsicht.
Eins sei vorweg genommen – dem mühsamen Karma der letzten Tage folgend sollte an jenem Ort gerade bei unserem ‚Besuch’ so gar nichts los sein; oder war diese Tatsache dann vielmehr ein gnädiges Schicksal, welches uns den Anblick gequälter Kreaturen ersparen wollte? Vielleicht, aber ein Fakt ist dem widersprechend ein Unumstößlicher: nur weil wir keine ansonst tagtägliche Szenerie bezeugen konnten, heißt das leider nicht dass sie an diesem Tag gar nicht stattfand, sondern dass sie vielmehr wohl nur an einem anderen Ort passiert war! Aus diesem Blickwinkel gesehen wären es uns dann doch lieber gewesen, wir hätten an jenem HEUTE eine Bewegung auf Zelluloid bannen müssen, als den Tag im ruhigen Gewissen zu verbringen, wohl im Wissen, MORGEN schaute es hier bestimmt wieder ganz, ganz anders aus; wenn schon hier, dann wäre es ohne Frage sinnvoll gewesen bezeugen und später beweisen zu können, dass jegliche Art von Tierhandel ein unakzeptables Vorgehen beinhaltet, eine Misere, deren sich ‚Mensch’ endlich stellen, das Ungetüm unentwegt bekämpfen, sich dessen entledigen muss, will die menschliche Seele eines Tages doch noch Frieden finden…

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Die Anzahl der Stallungen an jenem Ort beweist: hier passiert Geschäftemacherei auf Kosten der Tiere in ganz großem Stile! Alle Buchten waren gesäubert, die Tränken befüllt, die Raffen voller Heu – das Gefängnis dem tristen Schweigen still erlegen, aber ständig bereit, mehr als das, im Warten auf abertausende Schicksale – eine Zwischenstation des Leides auf dem Weg zur so lebensverachtenden Mast, zum unweigerlich schrecklichen Tod im Schlachthaus…

 
Unmittelbar neben der Tierkörperverbrennungsanlage graste eine einzige Kuh friedlich in dem kleinen abgesteckten Wiesenstück, unbeeindruckt von der erdrückenden Szenerie; gerne hätten wir mehr über ihr Schicksal erfahren, warum ist sie hier gelandet, wurde sie vergessen, war sie vielleicht gar von einem Inspektor als ‚nicht transportfähig’ eingestuft worden und dann einfach hier gelassen worden? Wir werden es nie erfahren.
Katzen suchten im Gelände nach Essbarem; überall zeigten sich deren Babys, wir mochten gar nicht darüber nachdenken, wie denn der Problematik beizukommen gedacht wird…
Etwas frustriert und stiller als zuvor zogen wir uns schließlich zurück, als plötzlich, schon beim Zugangstor, ein Mann auf uns aufmerksam wurde; wild gestikulierend bezeugte er seine Absicht, die darin gelegen sein musste uns aus der Verladestation entfernt zu wissen. Nichts aber war und ist uns ein einfacheres Spiel als auf etwas einfach gestrickte TouristInnen zu machen; bevor noch ein Wort eine wie auch immer gestaltete Aggression aufkommen ließ, schwärmten wir schon von den vielen Katzenkindern, wie süß, wie niedlich; schnell entspannten sich nun die Gesichtszüge des Aufpassers, der in seiner Aufgabe aber völlig versagt hatte – seit mindestens 30 Minuten hielten wir uns schon im abgesperrten Gebiet auf, hatten bereits alle Hallen inspiziert…
Letztendlich verriet uns der gute Mann auch noch was hier im ‚Normalen’ passiert, wie wenn wir das nicht gewusst hätten – und er meinte letztendlich, schon in den nächsten Tagen würde die Situation dann eine gänzlich andere sein, denn dann würden Pferdetransporte erwartet – das Grauen nimmt seinen Lauf!
Doch auf dessen Eintreffen konnten wir nicht mehr warten; wir verabschiedeten uns höflich, und der Wächter ahnte zu dem Zeitpunkt wohl nicht dass schon in den nächsten Wochen ein erneutes Zusammentreffen möglich sein wird….
 
Ein RespekTiere-Tierschützer berichtete weiter: ‚Eine riesige Hühnerfarm zieht unseren Blick wie magisch auf sich; doch auch hier laufen überall Menschen, und unsere Fotoapparate sind ein nicht gewünschtes Objekt in der Farm. Trotz der imposanten Größe der Hallen aber dürfen die Hühner wenigstens in ein umzäuntes Freigelände links und rechts neben ihre Gefängnisse, zum Hofgang aus der Zelle. Dennoch nutzen nur wenige der Vögle diese Option, Fluchttiere wie sie nun mal sind drängen sie sich lieber im Inneren, das Gefühl einer relative Freiheit nach Generationen aus den Genen verdrängt  – dem Betreiber ist’s egal, Freilandhaltung ist das Zauberwort, und ob seine Tiere diese auch nützen können, dass ist weniger sein Problem – Hauptsache die Kasse stimmt!
Stunden später halten wir erneut; eine dringend benötigte Rast muss sein, und dass die dann direkt vor einem Kuhhalte-Betrieb stattfindet, ist purer ZufallJ
DSC 0176Es dauert nicht lange, kaum hat sich der Motor unseres Fahrzeuges beruhigt, erscheint der Landwirt. Erzürnt, wütend, lässt er eine Tirade von italienischen Wörtern auf uns los, die einzelnen Bruchstücke seiner Sätze im Wutanfall wie Detonationen; wir verstehen nichts, wollen es auch gar nicht, so lange, bis der Blick auf unser eilig ausgepacktes Essen seine Gesichtszüge schließlich entspannen lässt. Natürlich dürften wir hier verweilen, uns ein bisschen von den Strapazen der bestimmt langen Reise erholen, meint der sich nun lagsam beruhigende Mann; die Gesichtsfarbe verändert sich schnell vom purpurneren Rot hin zum krankhaft wirkendem fahlen Weiß – Alemania, ja das sind wir, vermeint der Bauer zu erkennen, den österreichischen Einschlag ignorierend, mit derartiger Bestimmtheit, dass unser Nationalbewusstsein sich fast verletzt zu Wort meldet.
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Wir schaffen es dann sogar ihn davon zu überzeugen dass wir selbst Landwirte wären und uns deshalb sehr für seinen Betrieb interessieren würden; ja, sogar für eine Besichtigung deren nimmt er sich nun Zeit, und der Fotoapparat stört ihn nicht im Mindesten.

Der Hof passt sich dem äußeren Erscheinungsbild des Besitzers an; völlig verschmutzt, ausgelaugtes Leben, zerschlissen vom Mobiliar bis hin zur Kleidung, die Kühe in den eigenen Fäkalien, teilweise angekettet; einige davon ganz offensichtlich in schlechtem körperlichen Zustand, wenigstens die Kälber aber dann in eigenen gar nicht kleinen Buchten mit dicker Stroheinlage. Doch selbst diese unerwartete und umso freudigere Überraschung kann nicht über die ganz offensichtlichen Probleme auf diesem Hof hinwegtäuschen. Gülle bahnt sich ihren Weg über die Steinplatten welche einst einen Weg dargestellt hatten, nun aber zerbrochen und zerborsten wie sie sind sich lückenlos der allgemeinen Trostlosigkeit angepasst haben. Draußen stapelt sich der Kuhmist, der Berg wächst von Tag zu Tag weiter in den Himmel, ein Babel der Landwirtschaft
Die Bäuerin ist damit beschäftigt den Milchsauger an den Zitzen einer Kuh anzubringen, auch ihre Textilien sind zerschlissen, hängen teilweise in Fetzen vom von der Arbeit geknickten Körper. Doch während ihr Schicksal ein wahrscheinlich hausgemachtes ist, können die Kühe ganz sicher nichts dafür, dass sie so leben müssen – sie haben keine Wahl, können der Spirale im Gegensatz zu den Menschen welchen sie sang- und klanglos ausgeliefert sind nicht entkommen.
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Nun machen wir uns auf den Heimweg; an der Grenze kontrolliert die Polizei einen Pferdetransport, der Fahrer in Rage, die Beamten die Ruhe selbst; er wird weiter fahren dürfen, sein vorläufiges Ziel vielleicht die Verladestation?

Wir sind müde, körperlich und geistig, die Tage in unserem Nachbarland haben uns einiges an Kräften abverlangt; dennoch – es wird nicht lange dauern bis wir uns wieder sehen werden, leider aus Notwendigkeit.’

Samstag der 4. Juni ist ein tierrechtsrelevant wichtiges Datum denn an jenem Tag findet alljährlich eine Protestkundgebung gegen die ‚Fiaker-Industrie‘ in vielen Städten rund um den Globus statt!
RespekTiere durfte dabei natürlich auch nicht fehlen, und so versammelten sich dann fast ein Dutzend AktivistInnen in der Salzburger Innenstadt, um am Residenzplatz – in unmittelbarer Nähe des Fiakerstandplatzes – eine dementsprechende Kundgebung abzuhalten!
Transparente mit Aufschriften wie ‚Tradition ist keine Rechtfertigung für Tierquälerei‘ oder ‚Fiaker = Tierqual! Menschen mit Herz verzichten auf Kutschenfahrten‘ säumten alsbald den Weg entlang zum Dom, die Festspielstadt wohl auf Grund es Kaiserwetters von wahren Menschenmassen bevölkert – ein Umstand der unserem Anliegen natürlich heute sehr entgegengekommen ist!
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Und viele der PassantInnen nahmen unseren Stand, wo unter einem mitgebrachten Zelt ein Fiakerfahrer mit Totenkopfmaske und blutigen Händen zwei als Pferde verkleidete AktivistInnen an Stricken hielt – überall herumliegende leere Weinflaschen verrieten zudem seine Lieblingsbeschäftigung – dann zum Anlass um sich über die Hintergründe der Fiakerindustrie zu unterhlaten, verlangten richtiggehend nach Aufklärung. Auch sollte die dargestellte Szenerie im Handumdrehen zum beliebten Fotospot werden, letztendlich vielleicht dann genau so oft abgebildet auf TouristInnenspeicherkarten wie der mächtige Dom selbst!

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