Hubertusmesse Salzburg 2011

Gestern fand die traditionelle Hubertusmesse der Salzburger Jägerschaft im Schloss Aigen/Salzburg statt. Die Hubertusmesse wird zu Ehren der während des Jahres verstorbenen JägerInnen abgehalten, bzw. als ‚Erntedankfest‘ gesehen. In (schein-)heiliger Demut versammeln sich die Despoten des Waldes, um zu Gott zu beten – einer Gottheit, der/die ‚Du sollst nicht Töten‘ zu seinem/ihren obersten Dogma ausgerufen hatte – welch ein Widerspruch…
100 9570Aus jener Sichtweise scheint es dann schon sehr zynisch, wenn dabei von der Ehrfurcht vor dem Leben gefaselt wird – aber wahrscheinlich tun wir der versammelten Menge sehr Unrecht, denn vielleicht handelt es sich bei der Jagd doch vielmehr um eine Krankheit des Geistes, einer Form von Persönlichkeitsspaltung, der Schizophrenie, und sollten wir den Kranken nicht eher Zuwendung, eventuell Mitleid, entgegenbringen? Wie dem auch sei, das Wetter gab an jenem kalten Oktobermorgen den würdigen Rahmen zur skurrilen Veranstaltung, der Himmel weinte; dunkle Wolken zogen über das Firmament und die Tränen einer leidenden Gottheit befleckten die hochglanzpolierte JägerInnen-Ausstattung; gelecktes Schuhwerk, waldgrüne Kleidung, welche den auf die Wälder losgelassenen Irrsinn dort möglichst unsichtbar machen soll, und Hutwerk, welches der Gedankenwelt eines munteren Geistes viel Spielraum zur Spekulation lässt; warum stecken sich erwachsene Menschen Tannenzweige auf ihre Kopfbedeckungen, Gamsbärte und dergleichen? Wandelnden Klobürsten gleich, setzte sich der Zug der sich selbst so gerne als Naturheger bezeichnenden Masse in Bewegung, den engen Weg des Schlossparkes hin zur kleinen Kapelle, bestimmt nur heidnischen Ansichten nach einer Entweihung des heiligen Ortes entgegen; vorbei an schon zu Beginn des Weges aufgespannten Transparentenfluten, die da ‚Die Größe einer Nation erkennt man daran wie sie ihre Tiere behandelt‘, oder ‚Schande, Schande, Mörderbande!‘ verkündeten; neben einer bombastischen Musikkappelle und dem Fußvolk wurde dann auch der Star des Tages mitgetragen, ein einst kraftstrotzender Hirsch, getötet von kleinen giftigen Kugeln, Metallsplitter, welches mit unsagbarer Geschwindigkeit aus polierten Gewehrläufen gefeuert werden, Finger am Abzug, von Gehirnen gelenkt, Schaltzentralen des menschlichen Körpers, die die von ihnen so gerne propagierte Heiligkeit des Lebens im Augenblick eines Atemzuges mit Gift und Galle bespucken, mit Wahnsinn beflecken, in den Schmutz der Gedankenwelt Luzifers treten.
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Es mutet dann doch etwas krankhaft an, betrachtet man den Getöteten genauer; aufgebahrt wie ein Ehrengast, des Lebens beraubt, wurde sein Gebiss geöffnet und ein Tannenzweig zwischen seinen Zähne geschoben, einer Verhöhnung des Opfers gleichkommend (auch wenn Stimmen jetzt behaupten, dies sei eine Ehrerbietung; wenn Ihr einst zu Grabe getragen werdet, wie würde es Euch gefallen, aufgebahrt vor Euren Mördern, als Zeichen deren Triumphes auch noch von des Schießwütigen sonderbaren Werten geehrt, indem Euch jene Wesen Zweige in die Körperöffnungen stecken?!); einst blühendes Sein, nun betrachten tote Augen eine grausame Welt, eine Welt des stärkeren, des Mächtigeren, eine Welt, wo Töten Hobby sein darf, wo die Schänder unserer Zeit unangetastet von gerichtlicher Verfolgung in ihren geistlichen Verirrungen waten dürfen…

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Gevatter Tod mit wallendem Umhang begleitet den Zug, wandelt mit sicherem Schritt vor den VeranstaltungsteilnehmerInnen. Er trägt ein Kreuz, ‚Mensch erbarme Dich unser‘, ist darauf in dicken Lettern gemalt. Die letzten Meter zur Kapelle werden für die Jägerschaft fast zum Spießrutenlauf, ist der doch nun gesäumt von BefürworterInnen des Lebens, von TierschützerInnen, wohl um die 20 an der Zahl, tatkräftig unterstützt von der so großartigen buddhistischen Initiative Buddha-Club Salzburg – Meditation – Yoga (email: unitedfree@benza2.com), vorbei an in dicken Lettern festgehaltenen Wortmeldungen wie ‚Ehrfurcht vor dem Leben ist die Abscheu vor dem Töten‘, begleitet vom Knochenmann in vielfältiger Erscheinungsform, der mal ein Schild ‚Hier stinkt es nach Tierquälerei‘, mal eines mit der Aufschrift ‚Tradition ist keine Rechtfertigung für Tierquälerei‘ trägt; da ist plötzlich auch eine Kultstätte des Tierschutzes erkennbar, eine Veranstaltung in der Veranstaltung, ‚die Nacht des Jägers‘, wo – zugegeben kopiert von der unseligen ‚Nacht des Fuchses‘ – Jäger in ihrem Blut liegen, Schilder in ihren verkrampften Händen, welche bezeugen, warum sie aus dem Leben geschieden sind: ‚Ich konnte die Schande nicht mehr ertragen ein Tierschänder zu sein!‘…
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Wir möchten hier keine Worte über die Messe selbst verlieren, Religion ist unantastbar (außer sie richtet sich in Aspekten gegen das Leben, oder deren VertreterInnen wie z. B. ‚Dompfarrer‘ Toni Faber beflecken ihre Finger selbst mit Blut); aber ein Vermerk scheint dennoch angebracht; glaubt irgendjemand wirklich, eine Gottheit billigt das Niederschiessen seiner/ihrer Schöpfung, auch wenn dies dann aus bestimmten (fadenscheinigen) Gründen passiert? Wie kann ein Vertreter derselben Gottheit jene segnen, welche Tod und Verderben über Mitgeschöpfe bringen, oft in einem Anflug von Macht- oder Alkoholrausch? Die sich an Gatterjagten beteiligen, zum Töten in fremde Erteile fliegen, sich mit den blutigen Körpern kaltblütig Ermordeter fotografieren lassen, mit einem Lächeln auf stolzen Lippen, trotz einer Verkümmerung des Geistes? Die sich stark und männlich glauben (selbst wenn sie gegenteiligen Geschlechtes sind…), dabei aber zu gerne vergessen, dass sie mit solchen Attributen wohl nur von Ihresgleichen bedacht werden, von der Mitwelt (also von 99 % der Menschheit) aber sehr oft als bemitleidenswerte Kreaturen betrachtet werden?!

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Ach ja, nur der Statistik wegen: auch heuer war die Liste der Verstorbenen eine furchtbar lange, tragische, mit ein Umstand, warum jedes Jahr weniger JägerInnen ihren Kreuzweg zur Kapelle nach Aigen finden? Wenn das so weiter geht, dann werden die TierschützerInnen dort bald in der Überzahl sein – so Gott es will!
Oder sind die wind- und wetterfesten grünbejackten HeldInnen dann gar nicht so wind- und wetterfest? Während sie sonst in beheizten Hochständen, wo sie immer öfters  direkt mit ihren Luxus-Geländewagen vorfahren können, wind- und wettergeschützt auf ihre Opfer lauern können, ist ein ca. einstündiger Aufenthalt im Freien vielleicht zu gar anstrengend, ausgesetzt den Elementen? Mag sein, denn ein Jäger zollte dann auch genau diesen Anstrengungen Tribut, als er zu Mitte der Messe zusammensackte und von seinen KameradInnen gestützt in Sicherheit vor der grausamen Wirklichkeit gebracht werden musste…

Vorankündigung: heute Abend, 18 Uhr, Radio RespekTiere!!!
Am kommenden Wochenende, Freitag oder Samstag, werden wir einen lauten Protestzug vor pelzführende Geschäfte in der Salzburger Innenstadt veranstalten! Näheres werden wir im Laufe der Woche berichten, aber bitte merkt Euch diese Termine vor und beteilgt Euch zahlreich!

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