Rumänien, die Erste! Impressionen einer Hilfsfahrt

Es ist ein brechend heißer Tag; die Sonne steht wie angezurrt am Firmament und verwandelt die Landschaft ringsum in einem Brutofen. Allem Leben ist die Suche nach Schatten gemein, stetig auf der Flucht vor dem glühender Hauch des beständigen Windes; selbst die Motoren der Fahrzeuge scheinen auf Halbgas zu laufen, unruhig, beinah gequält, begleitet ihr Dröhnen und Ächzen die Fahrt, als wir den Wagen angespannt und als Tribut an die Temperatur müde und mitgenommen in Richtung Osten lenken. Erneut sind wir, gemeinsam mit unserer so liebgewonnenen deutschen Partnerorganisation, dem Sternenhof (www.sternenhof.eu),  auf dem Weg zu unseren Aufgaben in Rumänien!

Trotz der enormen Temperaturen präsentierten sich die Verkehrswege überlaufen, ein dichtes Gedränge der Sonne entgegen. Wir sind dennoch guter Dinge, wieder einmal konnten wir Dank Ihrer Hilfe große Mengen an Gütern, in der Hauptsache Tiernahrung, aber auch viele, viele Säcke und Schachteln mit Materialen des täglichen Bedarfs für Menschen, in den Klein-LKW laden und die Reise antreten; mit eineinhalb Tonnen Hilfe im Gepäck reist es sich entsprechend leichter!

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Erwin Denkmayr vom Sternenhof und Tom Putzgruber von RespekTiere mit vollbeladenem Fahrzeug; Foto rechts: endloser Stau im Ungarnland!

Schnell passieren wir wie weiten Ebenen des pannonischen Beckens und bald dringen wir tief ins Ungarnland ein; dort, wo sich einst endlose Felder mit dichten Wäldern abwechselnden, frisst sich heute ein riesiges Verkehrsnetz durch die Landschaft und zerteilt die einstige Idylle. Gigantische Windräder beherrschen die Szenerie über große Streckenteile hinweg, stumme Soldaten, deren Aufgabe es ist den Wind einzufangen – es gibt keine Selbstbestimmung mehr in dieser Welt, alles rund um uns vom Menschen zur Arbeit degradiert; ja, selbst der Luftzug ist nicht mehr frei, ein Sklave seiner selbst! Und immer wieder belastet der Blick auf monströse Tierfabriken die Seele des stummen Betrachters, löst ein Gefühl des Unbehagens aus; tatsächlich lässt uns deren Anblick, die Einsicht all jener Dinge, zu welcher unsere Rasse fähig ist verschämt zur Seite starren.

Ein Verkehrsinfarkt verzögert die Fahrt; tausende Blechkarossen, aneinandergereiht wie Perlen auf Schnüren, zum Stillstand gezwungen, ausgesetzt einer gleisenden Sonne. Nur der beginnende Abend verspricht leichte Entspannung, der Asphalt noch immer glühend heiß.

Unser Navigationssystem streikt plötzlich, liefert keine Infos über den Weiterverlauf der Strecke, und obwohl wir dieses schon so oft bewältigt haben, verlieren wir kurz vor der Grenze die Orientierung und landen wo wir nicht zu landen gedachten: vor dem gut bewachten Übergang nach Serbien! Doch trotz all der Wirren, gegen 8 Uhr Abends, tauchen wir ein in die noch immer wilde und oft ungebändigte rumänische Landschaft. Trotz der Späte der Stunde sticht ein trauriger Fakt ins Auge – es sind viele Straßenhunde unterwegs, ein herber Rückschlag, denn hier im Norden des Landes haben wir sie bisher noch nie in derartiger Anzahl angetroffen. Noch dazu: die Konfrontation mit dem Straßenverkehr ist eine letale, für viel zu viele Geschöpfe; so säumen die Leichen von Hunden und Katzen, aber auch von Fuchs und anderen Tieren den Weg, ein gräuliches Versprechen einer motorisierten Zukunft…

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Erst weit nach Mitternacht erreichen wir unser erstes Ziel – die wunderschöne Kirche, Heimat einer lebenden Legende, einer Legende, die uns vor Ehrfurcht immer wieder auf ein Neues beinahe erstarren lässt – Pater Bernos Lebenswerk!

Frau Doinar, die zu Fleisch gewordene Gütigkeit, öffnet trotz der fortgeschrittenen Stunde freudenstrahlend die Tore und empfängt uns mit der ihr so eigenen Herzenswärme. Wir unterhalten uns eine kleine Weile, bevor erschöpfte Körper in die herrlichen weichen Betten des Nachtlagers im Kloster fallen.

Früh am nächsten Morgen weckt uns die Arbeit eines Mannes, der im Klostergarten den Boden umgräbt – mit ungläubigen Blick erkennen wir im Schaffenden Pater Berno, nun beinah 80 Jahre alt, so unbeugsam und stark wie ein Athlet in seinen besten Jahren löst er Schaufel um Schaufel Erde aus dem wuchernden Grün.

Pater Berno, aus dem Salesianerorden, erst 1991 nach Temesvar gekommen, hat hier Gottes Werk vollbracht; nicht nur erblühte die wunderschöne Kirche in neuem Glanz, waren die uralten Gemäuer doch zunehmend dem Verfall preisgegeben, bevor der Pater sich ihrer annahm. Mit jenem historischen Verdienst jedoch gab sich der Geistliche nicht zufrieden – in den nächsten Jahren begann er einen regen Güterverkehr zu organisieren, Hilfspakete, welche allesamt den Notleidenden zur Verfügung gestellt werden konnten. In allerkürzesten Zeiträumen schuf er eine Obdachlosenverköstigungsstelle, dann eine Notschlafstelle mit bis zu 160 Betten, ein Mutterkind-Haus, ein Waisenhaus, ein Hospiz – und die vielleicht bahnbrechenste aller Ideen: es gelang ihm ein mehr als hundert Hektar großes Gebiet zu erwerben, worauf nach und nach ein autonomes Dorf entstand, mit Tischlerei, Werkstatt, Schweine- und Kuhställen, Kirche, Wohn- und Sozialheimen. Ehemalige Obdachlose aus der Stadt fanden hier eine neue Heimat – und einen bezahlten Job noch dazu!

Wir bekommen von Frau Doinar im wunderschön ehrfürchtigen Esszimmer Kaffe und Brote serviert. Farbenfrohe Bilder zieren die Wände, dominiert von dem Symbol der Christenheit schlechthin – ein großes Holzkreuz verkündet in stummer Gnade die Botschaft Gottes. Pater Berno gesellt sich zu uns, allein seine Stimme beruhigt die Seele…

Dann entladen wir den Transporter, angefangen von Kinderspielzeug bis hin zur Bekleidung und den Hygieneartikel haben wir alles mitgebracht was notleidenden Menschen Hilfe und Erleichterung bietet – und wir bedanken uns vom ganzen Herzen bei Ihnen für diese Gaben!!!!

Sie sind es nämlich, welche durch Ihre Spenden andere Menschen zum Lächeln bringen, Sie sind es, die durch vorgelebte Güte den Menschen hier Hoffnung und Humanität versprechen!

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Frau Doinar in der Küche; Erwin beim Ausladen des Trucks – sogar Kinderfahrräder haben wir dieses Mal mit! Foto unten: Frau Doinar freut sich über die gebrachten Güter; Pater Berno, mit 77 Jahren beneidenswert fit, bei der Arbeit!

Heute ist ein Hundemarkt in der Stadt; diese Chance wollen wir uns nicht entgehen lassen und so sitzen wir zu früher Stunde im Taxi, um uns an den Ort des Geschehens fahren zu lassen – allein, ohne der Hilfe des Navigationssystemes, würden wir uns im Straßengewirr nie zurecht finden, viel zu viel Zeit verlieren. Beim Markt angekommen entpuppt sich das befürchtete Schauspiel als, Gott sei es gedankt, nicht so schlimm als angenommen; in Fakt ist es sogar eine gute Sache, iniziert vom örtlichen Tierschutzverein, um für ein paar Hunde – darunter auch 8 Welpen, welche im Kloster über den Zaun geworfen worden waren – ein neues zu Hause zu finden. Auch das Fernsehen ist vor Ort, eine hübsche junge Reporterin stellt den Verantwortlichen und den neuen HundehalterInnen gleichermaßen Fragen. Manche der Tiere sind allerdings in einem schlechten Zustand; warum das so ist, beantwortet besagte Organisation mit ‚Überarbeitung’; immer auf sich alleine gestellt, ohne jegliche Unterstützung durch die Stadt, finanzielle Mittel immer unverfügbar. Der kleine Verein bemüht sich dennoch sichtbar, mobilisiert alle Kräfte, und wird durch die Vermittlung einiger der ausgestellten Hunde belohnt.

Gegenüber des Klosters findet der tägliche Markt statt; neben Obst und Gemüse werden auch lebende Tiere angeboten, in erster Linie Vögel wie Enten, Gänse und Hühner. Diese sind in erschreckend enge Käfige gepfercht, so zu Dutzenden einer prallen Sonne ausgesetzt. Besonders die Enten, Wassertiere, scheinen darunter ganz enorm zu leiden. Mitleid erregen die armen Tiere trotzdem nicht, im Gegenteil – viel mehr und eher sind sie Mittelpunkt von Verkaufsverhandlungen, die fast immer mit ihrem Tod enden werden. Auch Wachteln sind im Angebot, Truthähne mit zusammengebunden Füßen vegetieren fast bewegungslos am Beton. Gegen Mittag wird der Verkauf abgebrochen, die Puten mit den Köpfen voran in enge Behälter gesteckt, die Flügel ohne Vorsicht nachgedrückt. Wann hat Mensch wohl derart die Achtung vor dem Mitgeschöpf verloren, Gedanken wie diese beschäftigen uns noch Stunden später.

Schweren Herzens verlassen wir die heiligen Gemäuer; aber wir müssen weiter, es liegt ein schwerer Tag vor uns, eine enorme Strecke durch die Hitze des Tages.

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Der Straßenbau schreitet im Karpatenland zügig voran; unvorstellbare Kilometer neuer Verkehrswege entstehen. Wer die urigen Straßen Rumäniens kennt, weiß, dass dieser Aspekt zwar durchaus seine Vorteile mit sich bringt; dennoch, wir verspüren eine beklemmende Traurigkeit bei dem Gedanken, wie viele Flächen hier der Natur entrissen werden, für immer verloren gehen. Das wunderschöne Land verliert zunehmend seine wilde Schönheit, wird gezähmt, für einen Preis, der dieses Opfer nicht rechtfertigen wird können…

Unzählige tote Hunde entlang der Straßen begleiten unseren Weg, deutlich mehr als auf vergangenen Hilfsfahrten; wie bereits erwähnt, vor allem hier im Norden des Landes hat es unserem Einblick nach nie derart viele Straßenhunde gegeben – warum sich das scheinbar geändert hat, wir wissen es nicht. Der Fakt macht uns traurig, lässt uns für lange Zeit stumm in Gedanken versinken.

Wir rasten an einer Tankstelle, müde Knochen sehnen sich nach Bewegung, nach Beugen und Strecken; längst ist das Quecksilber des Thermometers wieder weit über die 30-Grad-Marke geklettert, und noch immer strebt das Element fernen Horizonten entgegen. 40 Grad verspricht der Meteorologe im Radio, vielleicht auch mehr. Und kein Regen in Sicht, seit vielen Wochen war dem ausgedörrten Boden kein bisschen Feuchtigkeit vergönnt. Die Felder scheinen sich der Hitze längst ergeben, das Land verbrennt. Die hellbraune Farbe der Trockenheit beherrscht den Ausblick, und sie schweift von Stunde zu Stunde immer mehr in fast weißliche Töne ab. Viele Bäche und Flüsse sind zur Gänze ausgetrocknet, an manchen Stellen gewährt der unbestreitbare Klimawandel erste Einblicke in eine drohende Apokalypse. Der Mais wirkt gebrochen, wie ein gefallener Riese, zwar drei Meter hoch, aber von einer unversöhnlichen Farbe wie ein Weizenfeld; das Goldgelb der beginnenden Verdorrtheit hat das frische Grün der Pflanze längst besiegt.

Schwere LKW‘s halten neben uns: Tiertransportfahrzeuge! Fünf doppelstöckige Monster aus den Niederlanden, beladen mit hunderten Kühen und Kälbern – fast 500, wie wir bald erfahren! Die FahrerInnen machen Pause, den Tieren wird diese zur Qual, denn Schatten gibt es hier nicht, zu hoch steht die Sonne. Wenigstens füllen die Fahrer nun die Wasserbehälter auf, einen Umstand, welchen wir auszunutzen wissen und ein Gespräch beginnen. Zielort des Konvois ist Istanbul, erfahren wir, erreichbar durch eine mehrere Tage andauernde Fahrt; zwei mal würden man 24 Stunden halten, zuletzt irgendwo in Tschechien, dann heute Abend in Bukarest – wohin es noch mindestens 8 oder 9 Stunden Fahrt sind. Tiere dürfen innerhalb der Grenzen der europäischen Union nicht länger als 14 Stunden transportiert werden, das wissen wir, und die Rechnung ist eine eindeutige – niemals, egal von welchem Punkt in Tschechien, konnte das Gefolge in nur fünf Stunden hierher gelangt sein! Wir betrachten die Tiere, nur kurz, die Fahrer inzwischen leicht genervt von unserer Präsenz; stellen Sie sich vor, solche Monsterfahrten, dann auch noch bei diesen Temperaturen! Trotz der laufenden Ventilatoren ist die Mischung aus brechender Hitze und Fahrtwind – der ebenfalls mehr als warm ist, beinahe ein glühender Atem – eine dramatische! Gerne würden wir hören was Menschen, welche an diesem Leid verdienen, darüber sagen würden, würde man sie ein einziges Mal jenen Bedingungen aussetzen…

Wir überlegen nicht lange: über einen in Rumänien geborenen Mitkämpfer aus Deutschland lassen wir die Polizei informieren, geben unseren Standort bekannt. Gemeinsam beschließen wir einen Punkt wo die Behörden den Konvoi stoppen sollen – in einer ca. 120 Kilometer entfernten Stadt, um genügend Zeit für die Einsatzkräfte zu schaffen.

Dann findet der Gummi der Räder erneut Halt auf der Landstraße – die Fahrt geht los! Wir lassen die LKW’s ziehen, warten ohne Hast ab; nach einigen Minuten nehmen wir die Verfolgung auf – sie soll uns schließlich bis an unseren Zielort in Craiova bringen, fast fünf Stunden in der Zukunft.

Trotz des unfassbaren Verkehrs holen wir schnell auf, passieren den letzten der Tiertransporte; dann noch einen, und noch einen. Nun befinden wir uns inmitten deren, ein Umstand, der uns gefällt: weder nach vorne noch nach hinten werden uns die Holländer ungesehen entkommen können.

Einige Autos überholen, quetschen sich ebenfalls zwischen uns; auch dieses Szenario ist ein gewolltes, so gehen wir sicher, dass wir den verfolgten FahrerInnen nicht zu sehr auffallen.

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Um es kurz zu machen: die Polizei, trotz lautstarker Versprechungen, unter anderem meinten die Beamten am Telefon, Tiertransporte dürften heute überhaupt nicht unterwegs sein (warum, dass konnten wir ihnen nicht entlocken), lässt uns völlig im Stich. An drei von uns genannten Zielorten findet sich keine Kontrolle ein, und dann verstummt der Gesprächsverkehr am Handy – langsam wird uns klar: die Beamten können, wahrscheinlicher wollen, hier nichts unternehmen. Wut begleitet diese Einsicht, und nun werden wir offensiver; wir drängen nach vorne, bis wir uns dem ersten LKW an die Fersen geheftet haben; dann geben wir diese Position nicht mehr ab, immer in der vergilbenden Hoffnung, die Polizei würde vielleicht doch noch einschreiten. Eine enge Bergstraße, der Fahrer hat längst bemerkt, wo unsere Interessen liegen; er schaltet zurück, verlangsamt sein Tempo, beinahe bis zur kriechend langsamen Fortbewegung; wir lassen uns auf das Spiel ein, jedoch überwiegt bald die Einsicht: diese Taktik geht auf die Kosten der Tiere, je langsamer wir fahren, desto mehr werden sie unter den Bedingungen zu leiden haben.

So überholen wir, machen Tempo, passieren eine Baustelle, durchqueren diese bei der letzten Grünphase. Beinahe halsbrecherisch bewegen wir uns mit nie gekannter Leichtigkeit im rumänischen Überlandverkehr, überholen Dutzende Fahrzeuge, so lange bis wir sicher sein können, wir sind weit voraus. Dann halten an einer versteckten Raststelle, erholen uns ein bisschen, schöpfen Kraft – vergessen jedoch keine Sekunde darauf die Straße im Auge zu behalten. Wieder versuchen wir Kontakt mit den Behörden herzustellen, wieder verstärkt sich die Befürchtung, in Wahrheit kümmert niemanden das Drama.

Eine halbe Stunde später braust der Treck erneut an uns vorbei; wir heften uns von rückwärts auf deren Fersen und beginnen das Spiel von neuem, indem wir das Feld langsam aber beständig von hinten aufrollen.

Nun nähern wir uns Craiova; ein letzter Versuch, unsere TierschutzfreundInnen vor Ort dazu zu bewegen die Polizei einzuschalten, schlägt fehlt; sie nehmen uns jede Illusion, noch nie seien die Beamten auf diesem Gebiet gegen irgendjemanden vorgegangen, werden es auch heute nicht tun; so überholen wir desillusioniert den Konvoi zum letzten Mal, preschen bis zur Zweigestelle Craiova-Zentrum/Bukarest in vollem Tempo – hier werden sich aller Voraussicht nach unsere Wege trennen! Wir halten an exponierter Stelle, wollen unseren Unmut wenigstens verbal ausdrücken und empfangen die Tiertransporteure deshalb mit lauten Rufen und gezückten Fotoapparaten; erste drei brausen an uns vorbei, letztere beiden versuchen trotz der Gefährlichkeit der Straße zu halten und uns herauszufordern – einem Begehren, welchem wir gerne nachkommen wollen! Jedoch zwingt der auflaufende Verkehr die LKW-Lenker letztendlich zur Weiterfahrt. Die Parteien verabschieden sich wenig freundlich, bestimmte Finger zeigen hie und da in den gleisenden Himmel, dann verschwinden die Transporte in der Abendsonnen; mit ihnen mehr als 500 Schicksale, und nur zwei Menschen, welche sich darüber das Gehirn zermartern…

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Fotos oben: fast 500 Kälber auf dem Weg in die Türkei; Mitte: kurze Rast bietet in brütender Hitze für die armen Tiere kaum Erholung; ein deutscher Unternehmer, ist eine derartige Aufschrift nicht eine bodenlose Gemeinheit, eine an Ironie kaum zu überbietende Rohheit? Fotos unten: passendes Bild: rollender Tiertransport unter europäischer Subvention; ständig haben wir die Transportfahrzeuge im Blickfeld

Craiova, eine Arbeiterstadt im Südwesten Rumäniens, wartet mit einer absoluten Besonderheit auf – hier konzentrieren sich jene TierschützerInnen des Landes, welche fast unvorstellbare Erfolge im Kampf für die Straßenhunde einfahren konnten; seit vielen Jahren wird in der Metropole nämlich nicht mehr getötet, die Verantwortlichen gehen sogar so weit, dass für jeden einzelnen Hund gesorgt wird. So sind die Hundefänger zwar noch immer unterwegs, aber nicht mehr als Todesengel, sondern viel mehr als Bindeglied für eine umfassende Kastration. Natürlich, Craiova beherbergt noch immer abertausende Straßenhunde (und es werden scheinbar immer mehr), gibt es in den städtischen Heimen doch verständlicherweise zu wenig Möglichkeiten um sie alle aufzunehmen; doch werden die Hunde eingefangen, kastriert, ärztlich versorgt, geimpft – und nach 7 Tagen, wenn kein Adoptionsplatz für sie gefunden werden konnte (was in der Regel fast nie passiert) wieder auf die Straße entlassen, mit Ohrenmarken versehen.

Oana Popescu ist eine Vorreiterin des Tierschutzes; ihr Verein Speranta Pentru Animale (www.sperantapentruanimalecraiova.com) hat bisher unzähligen Hunden das Leben gerettet, Monat für Monat schafft die Nimmermüde es bis zu 30 Hunden die Ausreise in den Westen zu ermöglichen. Oana führt ein Asyl, welches mit ca. 140 BewohnerInnen längst aus allen Nähten platzt; dazu kommen einige Dutzend Welpen, entsorgt wie Straßenmüll, bestenfalls in Plastiksäcken über die Mauer geworfen, schlechtesten Falls schwer verletzt, gar mit abgetrennten Gliedmassen, vom Straßenverkehr überrollt, von geisteskranken TierquälerInnen schwerst misshandelt, auf Müllhalden und sonst wo aufgefunden.

Zudem bewahrt sie auf den täglichen Rundfahrten noch einmal 30 bis 50 Hunde an deren fixen Standorten vor dem Hungern, im Gelände beim Haus ihrer Mutter sind zusätzlich 60 untergebracht, medizinisch verpflegt und bestmöglich ernährt. Wie sie diese Aufgaben immer wieder bewerkstelligt, zählt zu den ganz großen Mysterien – wer von uns hätte die Kraft für eine derartige Aufopferung?  

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Fotos erste Reihe: Oana Popescu, Aurelia, mit Schützlingen! Fotos Mitte: Oana’s Team; das Wasser – im Bild Olivio bei der Arbeit – muss in Kübeln über hunderte Meter zum Asyl getragen werden; Fotos unten: veganes Hundefutter – Dank Ihnen und dem Veganversand eine Neueinführung in Rumänien! Teil der mitgebrachten Tiernahrungsmittel!

Oana kann auf ihr Team zählen; einige unfassbar engagierte Männer und Frauen wie zum Beispiel Olivio und Nico oder Adriana sind mit ihr im Dauereinsatz, oft 20 und mehr Stunden am Tag. Mit den wenigen Mitteln welche ihnen zur Verfügung stehen erreichen sie ein Maximum an Output – moderne Helden, Gallionsfiguren für den internationalen Tierschutz.

Aufmerksame LeserInnen erinnern sich bestimmt auch an Aurelia, welche ebenfalls einen kleinen Verein führt, jedoch, weniger gut vernetzt als Oana, alle ihre Bemühungen völlig aus eigener Tasche finanziert. So versorgt sie ebenfalls Dutzende Straßenhunde in deren Revieren, hat in ihrem Haus 17 Hunde als ständige MitbewohnerInnen und führt ein Asyl mit gut 40 Tieren.

Wenn solche Menschen eines Tages gehen müssen, geht mit ihnen ein großer Teil der Menschlichkeit verloren… Was wäre die Welt ohne Individuen wie diese? Ganz sicher ein wesentlich schlechterer Ort!

Wie immer werden wir in Craiova herzlichst aufgenommen; nicht nur das, man behandelt uns wie Familienmitglieder! Im Haus von Mirela und Lukas Beermann finden wir eine wunderschöne Unterkunft, und obwohl wir das so nette Ehepaar nie zuvor getroffen hatten, fühlten wir uns dort vom ersten Augenblick an wie zu Hause – was soll passieren, wenn man mit FreundInnen wie diesen gesegnet ist?  

Wir können Dank Ihrer so großartigen Hilfe wieder jede Menge an Tierbedarfsartikel und natürlich Tierfutter mitbringen, in Fakt mehr als eine Tonne; hier möchten wir uns vom ganzen Herzen bei Ihnen bedanken, denn vielleicht wissen Sie gar nicht, was mit Ihren Spenden ermöglicht wird – sie geben Hoffnung, ein Attribut, welches nicht groß genug einzuschätzen ist! Ein Wert, der die Menschen vor Ort immer wieder antreibt, weil sie sehen, dass ihr Tun nicht unbeachtet bleibt; ein Faktum, welches hunderte Tiere jeden Tag satt macht! Ihr Beitrag ist es letztendlich, der so oft über Leben und Tod entscheidet; Sie sind das Glied in der Kette, welches alle anderen Abläufe am Leben erhält!

Wir bedanken uns vom ganzen Herzen bei der Tierhoffnung International (www.tierhoffnung-international.at) für die andauernde Unterstützung, bei Fressnapf Österreich (www.fressnapf.at), bei der Protected-Group (www.protected-group.com) um die so großartigen Tierfreunde Johann und Monika Mittl, beim Veganversand der Familie Waibl (www.veganversand.at), bei allen SpenderInnen und Spendern – weil wir ohne sie hilflos sind – und mit Ihnen, eine Macht…

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Tom, der Held   …  oder eine Geschichte in der Geschichte

Tom, der so wunderbare Straßenhund, ist Ihnen allen sicher in Erinnerung geblieben – und es gibt soooo gute Neuigkeiten!
Blenden wir aber für all jene, die Tom noch nicht kennen, kurz zurück ins Jahr 2010. RespekTiere- und Sternenhof-AktivistInnen protestieren im rumänischen Craiova gegen das Töten von Straßenhunden; zuletzt waren Gerüchte aufgetaucht, wonach diese Grausamkeit erneut zum Gesetz erhoben werden sollte.
Der Protest, ein Aktivist im Todeskostüm, seine knochigen Hände umklammern eine Sense, er sitzt auf einem Stuhl bedeckt mit blutig rotem Leichentuch, eine Kette liegt in seinem Schoß, welche einem Hund – ausgestopft mit nach Hilfe flehend geöffnetem Mund – um den Hals gezurrt wurde, findet entlang einer Hauptstraße, unweit des Hauses von Aurelia, statt. Heftiges Schneetreiben hatte eingesetzt, längst wurde der Tag von der Nacht besiegt, und im unwirtlichen Schein der Autolichterkegel weht die europäische Fahne, vor einem Transparent, welches ‚DEATH PENALTY FOR INNOCENTS – STOP KILLING STRAYDOGS!!!!!! in den Schneesturm schreit!

So etwas hat es in Craiova selten, vielleicht noch nie gegeben, umso größer daher die Aufmerksamkeit, welche der Aktion widerfährt. Nach gut 45 Minuten jedoch erscheint ein Polizeiwagen, die Beamten bahnen sich mit ernsten Minen ihren Weg durch den inzwischen kniehohen Schnee; heftig gestikulierend verlangen sie die Beendigung der Kundgebung, eine Verhaftung steht im Raum. Plötzlich erscheint aus dem Nichts, aus der Schwärze der Nacht, ein Straßenhund, einer aus der Gruppe welche vor Aurelias Haus seit einigen Jahren ihr Revier gefunden hat. Die Polizisten ignorierend, läuft er zielstrebig auf den sitzenden Aktivisten zu – und legt seinen Kopf in dessen Schoß!

Im Augenblick des Wimpernschlages entspannt sich die Situation; es ist kurz vor Weihnachten, vielleicht sind die Herzen der Menschen deshalb weiter geöffnet als sonst – jedenfalls beraten die Uniformierten kurz, dann geben sie Pass und Papiere zurück, ich denke eine Träne in den Augen des Sprechers entdeckt zu haben, und ich schwöre bei allem was mir lieb ist, er hat folgende Worte gesagt: ‚Wir haben nicht genau gewusst, was hier vorgeht, aber der Hund hat es uns gezeigt. Er versteht scheinbar mehr als wir, weiß, was Ihr hier macht. So muss es eine gute Sache sein, ganz bestimmt!’

Eine Minute später hat die Dunkelheit und der fallende Schnee die Polizisten verschluckt, in die Anonymität der Großstadt zurück entführt. Mit einem Kloss im Hals bleiben wir verdutzt zurück, tief gerührt und betroffen…

Der wunderbare Straßenhund erhielt nun den Namen Tom, von Aurelia getauft; wir überlegten lange, in Fakt über ein Jahre hindurch, ob wir ihn nicht mit nach Westeuropa bringen sollten; jedoch, er schien so glücklich in seinem kleinen Rudel, immer freundlich, immer bestens gelaunt – es wäre unserem Verständnis nach eine Untat gewesen, ihn aus dieser, seiner, Welt zu entführen.

Das Schicksal kann ein grausames sein; ein kleines Insekt, ein Millimeter großer Tod, dennoch fast unbesiegbar, veränderte danach den Lauf der Dinge; Tom erkrankte an Herzwürmern, winzigen, aber umso heimtückischeren Gegner. Tom litt, sein Leben hing am berühmten seidenen Faden. Ein Transport zu unseren TierärztInnen, Ikonen ohne Frage, Dr. Matthias Facharani, Birgit Deutsch, Ute Mehl, wie sie alle heißen, kam nicht mehr in Frage, Tom würde die Fahrt nicht überleben, auch nicht einen Rettungsflug. Dr. Facharani sandte Spezialmedikamente, speziell in Wirkung und Preis, und nun begann ein langes Bangen. Aurelia fuhr bis Bukarest um Rat einzuholen, durchforstete das Netz. Schließlich stieß sie auf einen Arzt unweit von ihr, und man begann mit Spritzen, oft bis zu 50 hintereinander (!!!!), die angestaute Flüssigkeit aus seinem Körper zu ziehen. Aurelia brachte ihn nun in ihr Haus, er bekam einen Platz am Sofa, dennoch spitzte sich sein Zustand zu. Es war herzzerrreißen; Tom, der Streuner, gefesselt an das Haus, sein Leben abhängig von Medikamenten, vom Schmerz, den man ihn bei den Dutzenden Behandlungen zufügen musste…Bei unserem letzten Bes

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