Pferdemarkt Maishofen der Bericht!

Achtung, Achtung, Achtung! Heute, 18 Uhr, auf der Welle der Radiofabrik 97,3 und 107,5, geht das RespekTiere-Radio wieder on-air! Wir spielen dabei ein Interview ein, welches wir unlängst für die populäre Sendung ‚Magazin um 5‘ gegeben haben; das Interview beinhaltet unsere Arbeit in Mauretanien sowie für respekTIERE IN NOT!

RespekTiere in Maishofen – wie immer mit spektakulären Kundgebungen!

Der Tag hatte trüb begonnen. Dichte Nebelschwaden zogen wie zäher Brei noch bis in den frühen Morgenstunden über die Felder und Wiesen und behinderten den langsam anrollenden Autoverkehr.

Die kleine Ortschaft Maishofen in den Pinzgauer Bergen, unweit von Saalfelden, erwacht aus dem Dornröschenschlaf; Maishofen liegt inmitten einer wunderschönen Umgebung, eingerahmt von majestätischen Gebirgen, glasklare Bäche und Flüsse versorgen die sich langsam zur Winterruhe begebende Natur mit allem was sie braucht. Die Luft ist würzig, rein, ein tiefer Atemzug ist pures Lebenselixier. Die kleine Gemeinde präsentiert sich dem/der BesucherIn wie auf dem Reisebrett eines findigen Touristenmanagers entworfen; eine Idylle, die fast schon an Kitsch grenzt – wäre da nicht dieser Schönheitsfleck, dieses Brandmal, welches sich im Laufe der Jahre unentferntbar in die Seele der Gemeinschaft geätzt hat – der unselige Pferdemarkt, der das Image des Fremdenverkehrsortes zunehmend prägt, ihn in wenig positivem Sinne weit über die Landesgrenze hinaus bekannt machte, und den Aufenthalt dort langsam aber sicher zu einer Ethikfrage für tierliebe Menschen werden lässt…

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dieses verletzte Pferd konnte in letzter Sekunde gerettet werden; es wurde buchstäblich aus des Metzgers Hand entrissen, der die Stute ersteigert hatte und bereits verladen wollte!

Schon zur frühen Stunde hatten sich die ersten Landwirte mit ihrer lebenden Fracht am weitläufigen Versteigerungsgelände eingefunden. Emsiges Treiben gepaart mit nervösem Pferdeschnauben erfüllte bald die kalte Herbstluft – Welcome to Maishofen! Die letzte Pferdeversteigerung des Jahres 2012 sollte soeben ihren Ânfang nehmen…

Inmitten anderer Tierschutzvereine, dieses Mal drei an der Zahl, begannen RespekTiere-AktivistInnen einen Tierrechtsstand zu erbauen, ausgestattet mit allerlei Spruchbändern wie ‚HIGHWAY TO HELL – STOP ANIMALTRANSPORTS!’, ‚Solange es Schlachthöfe gibt wird es auch Schlachtfelder geben’ oder ‚Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht’ und einer großen Anzahl von Fototafeln, am mit Grablichtern umrandeten Tisch jede Menge an tierschutzrelevanter Information; derart gerüstet stellten wir uns also auch dieses Jahr den Herausforderungen der herzzerreißenden Veranstaltung. Und es sollte ein hoch-emotionaler Tag werden, einer jener, welcher das mitfühlende menschliche Gemüt langsam aber bestimmt hart an die Grenze des Erträglichen heranführt…

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Die Polizei war einmal mehr durch eine große Anzahl von BeamtInnen vertreten; im halben-Stundentakt patrouillierten die Gendarmen im Gelände, was aber der angespannten Stimmung keine Erleichterung brachte; tatsächlich war eine Grund-Aggression spürbar, und die Beinahe-Erwartungen sollten auch bestens bedient werden. Leider muss man diesen Vorwurf dann aber nicht nur den PferdehändlerInnen machen, nein, auch wir  – mit blank liegenden Nerven – sollten dann nicht gänzlich unschuldig an der sich anbahnenden Entwicklung sein. Auch dieser Aspekt darf beim Versuch einer möglichst objektiven Berichterstattung nicht unerwähnt bleiben.
Apropos Uniformierte: wem die PolizistInnen dann zu schützen versuchten, die TierschützerInnen vor dem pferdeverkaufenden Volk oder aber umgekehrt, diese Frage konnte nicht gänzlich geklärt werden.

Aber der Reihe nach; jemand, der/die nie an einer derartigen Veranstaltung teilgenommen hat, der/die kann sich kaum vorstellen, was das Geschehen in der Seele tierschutzinteressierter Personen auszulösen vermag – und besonders Frauen sind da, vielleicht weil es sich um das brutale Zerstören von Mutter-Kind-Beziehungen handelt, wohl ganz besonders anfällig. Stellen Sie sich vor – all die versammelten Fohlen, sie waren in eine Welt geboren worden, wie sie feiner kaum hätte sein können; frische Bergluft, die Mutter ständig an der Seite, ein Hauch von Freiheit auf meist großzügigen Weiden. Doch ahnten jene, welche heute Morgen hier hergebracht wurden, wohl sofort dass sich dieser so hoffnungsfrohe Lebensbeginn im Augenblick des Wimpernschlages völlig ändern würde. Unter Protest aufgeladen auf wartende Hänger, oft offene Traktoren, verschleppt in eine ungewisse Zukunft, die nur ganz selten Gutes beinhaltet; selbst die Mütter konnten keine Trost zusprechen, im Gegenteil, wandten sie sich doch wohlwissend mit traurigen Augen ab – zu oft hatten sie das grausame Schauspiel schon miterlebt, alle ihre früheren Kinder entrissen, mit brutaler Gewalt in eine Welt entführt, die sie weder begreifen noch zu verstehen vermögen; ausgeliefert der Allmacht Mensch, für die das alles bloß ein Spiel zu sein scheint – Züchten auf Teufel komm raus, EU-subventioniert, dazu der Fleischpreis – oder die Aussicht, einmal im Leben ein Goldfohlen zu ‚produzieren‘, welches auch schon mal 10 000 Euro und mehr bringen könnte: eine Win-Win-Situation für das herzlose Wesen, welches sich, nachdem es endlich geschafft hatte auf zwei Beinen zu gehen – obwohl, wenn man am Pferdemarkt die Runde macht, wird selbst dieses Errungenschaft oft schwer in Frage gestellt – als die Krone der Schöpfung erkannte und alle anderen Kreaturen gnaden- und vor allem mitleidlos auszubeuten begann; ‚Krone der Schöpfung‘ ist allerdings eine Selbstdefinition, und die Frage die sich PhilosophInnen und empathiebefangenen Personen stellt, ist noch nicht eindeutig geklärt: ist es tatsächlich die höchste Spitze, welche wir erklommen, oder stellen wir vielmehr doch nur Genesis tiefsten Fall dar? Oder sogar beides? Der Tierschutz wird behaupten: es ist ganz eindeutig der Fall, und zwar ein bodenloser, und mehr als das – es ist der Verlust der Menschlichkeit welchen wir hier bezeugen…

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Gemeinsam wurden sie fortgeschafft, Mutter und Kind, doch der endgültige Abschied zwischen der Stute und dem Fohlen ist ein gewisser, das Schicksal ein grausames; ja, der Hauch des Todes umweht die wartenden Lastkraftwagen, Tiertransporter, besonders jene mit italienischen Kennzeichen. Vorher noch werden die Rechtlosen über ein jahrmarktähnliches Gelände geschleift, den Stimmen hunderter Menschen ausgesetzt – welch ein Unterschied zur Ruhe und zum Frieden auf den entlegenen Weiden – und nach endlosem Warten, oft angehängt mit geringstmöglicher Bewegungsfreiheit an einem Strick an den Bohlen in den brodelnden Markthallen, schließlich in eine johlende Arena getrieben. Sklaven der Neuzeit sind sie, nicht mehr und nicht weniger, auf den Sitzplätzen grölt die Menge moderner Cäsaren, und deren Angebote sind gleichbedeutend wie der erhobene oder der gesenkte Daumen im Kolloseum des alten Roms; die Ware Tier, ein Kaufpreis wird verhandelt, vom Platzsprecher mit dröhnender Stimme über das Mikrophon der Welt mitgeteilt, und liegt dieser im niedrigen Bereich, so weiß das geschulte Gehör: das Pferdchen ist bestimmt für die Reise ohne Wiederkehr, mit brutaler Gewalt von der Mutter getrennt, gepfercht in einen engen Transporter mit einem Dutzend LeidensgenossInnen – manche sich stumm dem Unausweichlichen ergebend, mit gebrochenen Augen, von Verzweiflung gezeichnet, andere wie von Sinnen auf die Bordwände einschlagend, in einem letzten, unbelohnten, Versuch dem Wahnsinn doch noch zu entrinnen – in einem einzigen Augenblick der Kindheit beraubt und dem ganzen Leben noch dazu; denn auf sie wartet die Hölle auf Erden, in unserem südlichen Nachbarland, in Italien, wo man ihr Dasein auslöschen wird und sie erst wieder zu uns zurückkehren, nachdem man sie ermordet und ihr Fleisch verarbeitet hat; zuerst allerdings stehen die Masthallen bereit, wo sie an Ketten gehängt, zur Bewegungslosigkeit verdammt, einige Monate gemästet und dann dazu bestimmt in einem gottverdammten Ort, in Blut ertrinkend, ihr Leben auszuhauchen – warum? Für ein Stückchen Wurst, auf welches manche Menschen meinen, nicht verzichten zu können…

Dieses Gewirr von angsterfülltem Pferdewiehern, der Angespanntheit des zum Zuhören verdammten Preisverhandelns, des Mitbetens, des gedanklichen Flehens, bitte bezahlt doch wer mehr für dieses Tier, damit es für die Fleischindustrie zu teuer wird, und des Hämmerns im Gehirn, die nicht zu vertreibende Vorstellung von Pferdekindern, wie sie kopfüber an stählernen Fleischerhacken hängen, verhindert stetig anschwellend eine sachliche Auseinandersetzung mit der Thematik – vielmehr nehmen Wut und das grässliche Gefühl der gärenden Hilflosigkeit langsam Besitz vom Denken, eine unberechenbare Kombination, die so nicht gewollt ist. Und die ihr Ventil sucht…

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Tatsächlich finden wir uns wieder am Zugang zur Arena, vor dem Eingangstor Stellung nehmend; in blutiger Metzgerkleidung eine Aktivistin im Pferdekostüm an einem Strick hinter sich herziehend, flankiert vom Gevatter Tod, nehmen drei TierschützerInnen Aufstellung; der Metzger und der Tod ausgestattet mit einem Schild ‚Welcome to my paradise’, das ‚Pferd’ streckt eins mit der Aufschrift ‚Welcome to my hell’ den grossteils schimpfenden PassantInnen entgegen.

Bald erschallt das unvermeidliche ‚Heil Hitler’ aus der Menge, und ‚ihr gehörts alle selbst in den Schlachthof’ zählt noch zu den freundlichsten Formulierungen, welche dem Trio entgegengeschmettert werden. Eine gefühlte Ewigkeit bleibt das Gespann vor dem Tor, begafft und ausgelacht von biertrinkenden, oft alkoholisierten Männern in, bitte verzeihen Sie uns diesen Ausdruck, teils lächerlicher Aufmachung, das Gesicht aufgequollen, vom ungesunden Lebenswandel in rote und blaue Farben getaucht (natürlich gibt es auch sehr, sehr viele nette, tierliebe, Menschen in jener Gesellschaft, keine Frage – aber jene, die die Stimme erheben, sind leider zuallermeist dieselben, welche ihre Pferde des Geldes wegen einer todbringenden Zukunft ausliefern); dann beginnt der Rundgang durch die Menge, vorbei an den Tieren, welche vor der Arena auf ihre einzige, letzte, Chance warten – drinnen wird sich ihr Schicksal sehr bald erfüllen, und ein Vergleich, nachdem rund 95 % der männlichen Haflingerfohlen die nächsten Wochen nicht überleben werden (bei den weiblichen Tieren sind es gut 80 %), lässt das Ausmaß der sich anbahnenden Tragödie nun im vollen Umfang erkennen.

Wir werden angerempelt und gestoßen, was uns aber nicht davon abhält weiter die Wege zu ziehen – sagte ich abhält? In Wahrheit spornt uns derartiges sogar an! Mehrmals unterbrechen wir den Rundgang, immer dann, wenn die Anpöbelung ein nicht mehr tolerierbares Ausmaß erreicht, und schlagen verbal zurück; so etwas ist nicht empfehlenswert, nicht die allerbeste Idee, schon gar nicht geeignet um eine angestrebte De-Eskalationspolitik zu betreiben, aber in Anbetracht der psychischen Belastungen hoffentlich wenigstens ein klein bisschen vertret- und entschuldbar.

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Gierige Händler bedienen sich am Mitleidsethos von TierschützerInnen; erzählen herzzerreißende Geschichten, nur um einen höheren Preis für ihr ‚Angebot‘ zu erzielen. Da hört man von Ponys, welche zu Hause keinen Platz mehr haben, bis jetzt ein hartes Leben führen mussten, eingesperrt in eine Garage, nun aus Mitleid (???) hierher gebracht wurden – man wolle ihnen künftig ein derartiges Leben ersparen, und wenn sie niemand sonst kauft, dann nehmen sie, huch, das Zauberwort, ‚die bösen Italiener‘ mit – 500 Euro wollen sie, für ein Pony? Wir sprechen hier von einer Fleischmafia, die sich bloß am Gewinn orientiert – glauben Sie tatsächlich, dass solche Gesellen 500 Euro für ein kaum hundert Kilo schweres Tier bezahlen würden???

Bittere Tränen werden geweint ob der Aussichtslosigkeit, ob der Bestimmtheit, hier die allerwenigsten Pferde retten zu können. Es geht soweit, dass manche AktivistInnen  fast zur Bewegungslosigkeit erstarren, gefangen in einem inneren Kampf zwischen Wut, Enttäuschung und Hilflosigkeit. Mit geröteten Augen starren sie in die Umgebung, inmitten der Menge ganz allein.

Der wunderbare Sternenhof bemüht sich um eine Stute; die hat allerdings schon der Metzger gekauft. Für 900 Euro; das arme Tier tänzelt in der Halle, streng angebunden zwischen ArtgenossInnen, nervös wartend auf das Unvermeidliche. Der Mann mit Blut an seinen Händen kommt, will mit der Verladung beginnen; geschickt wird nun verhandelt, immer im Wissen, der Käufer wird den Preis jetzt hinaufzutreiben versuchen – ws er auch tut. Letztendlich einigt man sich auf knapp über 1100 Euro – 1100 Euro, so viel ist im Moment ein Leben wert. Die Stute ist im letzten Moment Gevatter Tod von der Schippe gesprungen!

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Wir sind uns der Problematik des Freikaufes von Tieren mehr als bewusst; ja, es wird stimmen, der Tierschutz ist durch seine langjährige Präsenz und Freikaufpraktik an zum Beispiel den Pferdemärkten wohl längst selbst zu einem Teil des Marktes geworden – wie sonst kann es sein, dass immer wieder Landwirte vor den Ständen auftauchen und direkt fragen, ob man nicht ein Pferd kaufen möchte? Ja, und es stimmt, diese Entwicklung ist alles andere als eine gute, führt letztendlich nicht dazu das Unfassbare endlich abzustellen, erreicht bei genauer Betrachtung vielleicht sogar das Gegenteil – Pessimisten werden nun einwenden, nicht vielleicht, sondern ganz bestimmt! Aber – wer will die Methoden verurteilen? Hier, direkt vor Ort, Auge in Auge mit der hoffnungslosen Situation der Pferde, immer im Wissen, jedes Tier, welches in die wartenden Lastkraftwagen gedrängt wird, befinden sich bereits unrettbar in den Fängen der Schlachter? Wer mag urteilen, wer wirft den ersten Stein? Wir haben es bereits anfangs erwähnt – wer nie an solchen Märkten war, der/die kennt sie nicht, die Auseinandersetzung im Innersten, das unwiderrufliche Entschleichen der Anonymität von dem Tode geweihten Tieren in die unmittelbare Realität! Sie stehen vor dem/der BetrachterIn, mit weit aufgerissenen Augen, angsterfüllt; ihre Seele schreit nach Hilfe, ihr Sterben ist unsere Nahrung. Die Frage nach dem Freikauf, hat man die Möglichkeit besagte Pferde danach auch wirklich unterzubringen, stellt sich demnach nicht – sie wird eins mit einem selbst, ist gleich dem Verlangen nach Luft beim Ertrinken. Wie würden Sie entscheiden?

Ich fotogarfiere in der Halle; eine Dame schreit mich an, aus dem Nichts, will ihre Pferde nicht fotografiert wissen, nicht von einem Tierschützer; niemand, so antworte ich ruhig, niemand wird mir verbieten hier herinnen Fotos zu machen, egal ob von ihren oder irgend jemandes anderen Tieren; es gibt kein Recht hierfür – tragisch, schiesst mir in nächster Sekunde durch den Kopf, kein Recht welches Fotografieren verbietet, wohl aber ein unumschränktes, Mitgeschöpfe dieser Tortur auszuliefen – wir leben in einer sonderbaren Welt,mit sonderbarer Auffassung von Recht…

Am späteren Nachmittag beginnen die Aufladungen; man nützt nun die mitgebrachten Mütter, um die Kleinen möglichst ohne Probleme nahe an den Hänger zu führen, kurz bevor diese jedoch das Innere betreten, werden sie jäh zur Seite gezogen und die Fohlen im selben Moment mit aller Kraft weitergeschoben. Können Sie sich das entsetze Wiehern von gepeinigten, verunsicherten, verängstigten Pferdchen vorstellen, welches nun einsetzt?

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Wieder erscheint das RespekTiere-Trio direkt an der Laderampe. Ich denke ganz sicher, nur durch den verbalen Austausch, durch das Zurückzahlen der Beleidigungen mit barer Münze, gelingt es, so eine Aktion unversehrt zu überstehen. Respekt ist das Zauberwort, den hat man zwar nicht vor dem Tun der AktivistInnen oder gar deren Menschenwürde, dann aber doch vor deren Kraftausdrücke auf gleicher Ebene – einfacher gesagt – vor einer direkten Konfrontation, wo sich die Pferdehändler wohl nicht sicher sind, wer bei einem ‚Schlagabtausch‘ im wahrsten Sinne den Kürzeren ziehen wird; so traurig diese Konstellation auch sein mag.

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Die Dunkelheit beginnt sich langsam einzuschleichen; wir beobachten einen italienischen Transporteur, er lädt auf seinen Klein-LKW fünf, sechs Pferde; dann noch zwei; noch eins, und gleich noch eins, es sollen ihrer 12 werden – wohl gemerkt, erwachsene und Jungtiere gleichermaßen, gemischt, was laut Tierschutzgesetz eindeutig verboten ist. Ein Italiener beobachtet die Tierschützer, fotografiert sie alle, ohne Unterlass. Uns sogar unumwunden, als wir einige Stiegen hinabsteigen und uns der gute Mann entgegen kommt; er hält inne, zückt die Kamera und fotografiert direkt ins Gesicht! Wie weit die Fleischmafia wohl geht? Erinnern Sie sich an letztes Jahr, wo wir von hier aus einen Transport verfolgten und dabei in echte Lebensgefahr gerieten (nachzulesen im Archiv unter http://www.respektiere.at/news700px.php?catid=&newsid=903)? Auch jener Fahrer von damals ist vor Ort, begrüßt uns mit süffisantem Lächeln. Wir stellen uns vor, wie er wohl aussehen würde, würden eine Zahnlücke dabei sichtbar sein – Gedanken, welche überzeugte Pazifisten verinnerlichen, wie weit hinter die Grenze die Konfrontation mit der Belastbarkeit tatsächlich führt…

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Wir suchen die Amtstierärztin; der italienische Transport darf nicht fahren, nicht ohne Begutachtung. Der Transporteur ist gerade bei ihr, dennoch können wir unseren Wunsch formulieren – was den guten Mann schließlich in derartige Rage versetzt, dass wir dann doch lieber einen gewissen Abstand halten; es hilft ihm alles nichts, er muss den Wagen nochmals entladen, alle Pferde raus, die Kinder von den erwachsenen Tieren trennen. Viel zu groß wäre die Gefahr, dass sich die aufgewühlten Pferde auf der langen Fahrt gegenseitig tottreten würden. Der Fahrer ist am Explodieren, schimpft die ungeheuerlichsten Sachen, gerät völlig außer Kontrolle; ein einheimischer Bauer denkt, er müsse sich da einmischen, Partei ergreifen, beflegelt uns ebenfalls auf unfassbare Art und Weise. Meint, wir hätten keine Ahnung von Tieren, würden den armen Pferden – wohlgemerkt, jenen, die nur durch Menschen wie ihn eine elendslange Fahrt vor sich haben, mit einem wütendem Fahrer, der sie in seinem Zorn aufs Gröbste anfasst, und die dann allesamt für den Profit im Blut ertrinken werden – jetzt diese erneute Verladung zumuten; die Situation erinnert frappant an jene, als der Pferdezuchtverband in einem wahrlich erbärmlichen Versuch den ‚Genuss‘ von Pferdefleisch in einer extra dafür ins Leben gerufenen (letztendlich völlig im Sand verlaufenden) Kampagne anzupreisen versuchte, mit welcher der Öffentlichkeit der Verzehr dessen schmackhaft gemacht werden sollte; aus Gründen des Tierschutzes… Für wie dumm sollten die Menschen da verkauft werden? Sie fragen sich berechtigt, was hätte das mit Tierschutz zu tun? Die  beschämende Antwort des Verbandes: weil dann die Pferde hier bei uns geschlachtet, man ihnen also den Transport ersparen würde! Denken wir nach, und lange brauchen wir gewiss nicht um zu folgender Überzeugung zu kommen, ist es nicht die grundlegendste aller Formeln der Wirtschaft – Angebot und Nachfrage regeln den Markt? Heißt mit anderen Worten: je mehr Pferde bei uns gegessen werden würden, desto mehr Pferde würden auch gezüchtet! Eine einfachste Rechnung, so wahr wie sie nur sein kann. Kein Pferd weniger würde deswegen nach Italien gebracht, einzig und allein dem Zuchtwahn wäre dabei gedient gewesen. Der Zuchtverband erhielt seine Abmahnung für so einen durchsichtigen Versuch der Täuschung der Menschen, die er wohl für unmündig erachtete, und des Verrates an den Tieren postwenden. Die Kampagne wurde mit Nichtbeachtung gestraft, und mehr noch, die Zeitungen waren voll mit überführenden Kommentaren (unsere Demos bei der Präsentation der Kampagne haben dazu wohl ihren Teil beigetragen!). Dann noch eine vernichtende Umfrage in den Bezirksblätten im letzten Jahr, wo 96 % (!!!!) aller Menschen sich aus tierschutzrechtlichen Überlegungen eine Beendigung solcher ‚Rössel‘märkte wünschten!!!!

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Wir packten nun endgültig zusammen; die Heimfahrt gestaltete sich zu einer stillen, jede/r von uns gefangen in den eigenen Gedanken. Nur, eine Einsicht sollte uns allen gemein sein: wir werden auch nächstes Jahr wieder hier sein, weil der Tierschutzgedanke gerade an Orten wie diesen gehört und gelebt werden muss, nicht fernbleiben darf!!!!

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