Pferdeversteigerung Maishofen – der emotionale Protest!

Gestern fand die letzte große Pferdeversteigerung in den österreichischen Gebirgsgegenden im laufenden Jahr statt. Traditionell passiert diese im pinzgauerischen Maishofen, dort, wo auch der Pferdezuchtverband seinen Sitz hat.

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Fotos: oben – RespekTiere-Stand; nicht nur am Gelände selbst durften wir unsere Botschaft verbreiten, auch bei den umliegenden Häusern konnten wir auf Anfrage Transparente aufhängen; so säumten Botschaften wie ‚Tiere sind Lebewesen – keine Ware‘, ‚Tiertransport ist purer Mord – Todsicher!“, ‚So lange es Schlachthöfe gibt wird es auch Schlachtfelder geben!‘ oder ‚Stoppen Sie die Barbarei – Jetzt!!!‘ den Weg zur Versteigerunsstätte…
Reihe zwei: das bange Warten – die nächsten Minuten werden über Leben und Tod entscheiden; entweder kommt eine Privatperson mit Tierhalteambitionen zum Zug, oder doch die wartende Meute von Tierhändlern…  und die stammen sehr häufig auch aus Italien (Bild rechts), wo nun auch noch die Tiertransport-Problematik zum Tragen kommt sowie die zukünftige Behandlung der Tiere Legende ist….

Unsere Proteste an jenen Orten, mannigfaltig, vom Anprangern des Zuchtwahnes bis hin gegen den Transport und die Ermordung von so Tierkindern (und natürlich auch erwachsenen Tieren), welche nie eine Chance zum Leben bekommen werden, erregen immer große Aufmerksamkeit; und selbst wenn ‚Mensch’ sich von der drastischen Darstellung der Problematik, von blutverschmierten Metzgerkleidungen und ebensolchen Pferdekostümen, dann und wann erschreckt zeigt, so steht die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen wohl außer jeden Zweifel. Denn eines scheint gewiss: wären nicht unsere mutigen AktivistInnen, alles wäre an den Märkten wie vor fünfzehn Jahren; Sie wissen, besonders im traditionellen, bäuerlichen Umfeld sind Veränderungen keine Sache von schnellem Entschluss. Flexibilität und Anpassung, zum Beispiel an modernere Zeiten, sind deren Stärken nicht – und dennoch gehören innerhalb von jenem relativ kurzen Zeitraum eine ganze Anzahl von früher fast selbstverständlich geschehenen Dingen an den Märkten bereits der Vergangenheit an; so zum Beispiel sieht man heute kaum mehr verletzte Tiere am Gelände und für eine durchgehende Versorgung der Armen ist gesorgt. Die direkte Grausamkeit gegenüber den Pferden, die gibt es dem Himmel sei Dank wegen des nicht zuletzt durch unsere Kundgebungen öffentlichen Interesses kaum noch und selbst beim Verladen besonders widerspenstiger Tiere passieren Schläge – zumindest an jenem Orten und solange Menschen hinsehen – in der Regel nicht. Was ja eigentlich einem Quantensprung gleichkommt. Darüber dürfen wir uns freuen, sind diese Tatsachen aber andererseits eine heilige Verpflichtung, weiterhin – und sogar noch verstärkt – an den Tiermärkten präsent zu sein. Unser Tun dort ‚impft’ das prägende Wissen, jede Brutalität wird in den nächsten Tagen die lokalen Nachrichtenblätter füllen. Sehen wir es also als eine Art von Lernprozess, ein Verhalten, welches auf Grund des Gefühles der ständigen Beobachtung irgendwann in Fleisch und Blut übergehen wird, zum Teil schon übergegangen ist. In diesem Wissen ist es dann auch völlig egal wie die betroffenen Landwirte oder Tierhändler dann immer auch auf die Herausforderung eines solchen Protestes reagieren; zur Diskussion regen diese nämlich allemal an, ob nun mit mahnenden, tröstenden, wütenden, aggressiven oder versöhnlichen Worten bedacht, spielt dabei bestenfalls eine Nebenrolle – Hauptsache ist es, DASS über den Umgang mit unseren Tieren geredet wird!

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Foto unten: Alkohol ist ein denkbar ungünstiger und dennoch ständig präsenter Begleiter an Orten wie diesen…

Nachdem wir in Maishofen bereits zweimal die Versteigerungsarena gestürmt hatten, unsere AktivistInnen immer am ganzen Markt präsent waren (sich zum Beispiel links und rechts neben dem Eingangstor in Gevatter-Tod-Kostümen, mit Schildern wie ‚Welcome to my paradise’ positionierten), zuletzt auch in Abtenau mitten in die Auktion geraten waren, erhielten wir am gestrigen Tag eine Spezialbewachung; gut 10 uniformierte Beamte, sogar mit Hunden in den Bussen, beobachteten alle unsere Schritte (teilweise auch mit der Videokamera), dazu zeigten dann auch mehrere zivile PolizistInnen ihre Marken. Schon im Vorfeld hatten wir ein diesbezügliches Schreiben vom ‚Leiter der Öffentlichen Sicherheit’, welches unsere Bewegungsfreiheit als AktivistInnen deutlich einschränkte, erhalten... Vor Ort, wir waren gerade erst angekommen und hatten noch gar nicht unseren Stand aufzubauen begonnen,  erfolgte dann auch schon eine ‚Einschulung’ durch besagte Beamte.

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Fotos: völlig verängstigte Tierkinder; zum ersten Mal ohne den Schutz der Mutter (hier mit RespekTiere-Aktivistin Christine)!

Aber, und auch das stimmt positiv, wird die Anwesenheit so vieler PolizistInnen dann auch sehr viele BesucherInnen und vielleicht auch SeelenverkäuferInnen selbst in dem Gefühl zurückgelassen haben ‚hier stimmt etwas nicht’; hier passiert ein Tun, welches – zumindest im Verstehen sehr vieler Mitmenschen – so als ’nicht in Ordnung‘ gesehen wird; vielleicht also leitet gerade ein solcher Aufmarsch einen Denkprozess ein, was wiederum dann ganz genau dem entgegenkommt, was wir auf solchen Plätzen zu erreichen gedenken! Somit gilt hier der ganze Dank der Exekutive, für den wichtigen Beitrag zum Tierrecht! 🙂
Apropos: die BeamtInnen verhielten sich durchwegs sehr freundlich und entgegenkommen – sie taten einfach ihren Job und werden sich nebenbei vielleicht auch gefragt haben, wie es wohl dazu kommt dass eine Handvoll AktivistInnen von der doppelten Anzahl von Uniformierten bewacht werden soll? Das Wortgefüge ‚Verscheundung von Steuergeldern‘ wird da wohl nicht nur einmal gebraucht worden sein…
Ein etwas seltsamer aber gerade deshalb umso lustigerer Vorfall, den sollten wir doch noch Zeit finden darüber zu berichten; ein Polizist hatte nämlich im offenen VW-Bus ein Plastikgewehr, ein für Kinder konzipiertes vielleicht 45, 50 cm langes Wild-West-Spielzeug, entdeckt; sofort und mit todernster Mine wollte der Beamte die gefährliche Waffe sehen, während dem Kollegen der Vorfall fast peinlich erschienen sein mag; als er das bei Gott nicht täuschend echt wirkende Gewehr begutachtet hatte, meinte er mit mahnendem Blick: ‚Verstecken Sie es irgendwo, sodass es nicht mehr auftaucht. Nicht, dass jemanden ein Blödsinn einfällt!‘
Was mag er wohl gemeint haben? Ich habe bis jetzt keine passende Antwort auf jene Frage gefunden.

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Und noch eine Veränderung präsentierte sich an diesem Tage als besonders auffällig – die Preise für die Pferde lagen doch sehr hoch, aus dem Bauch heraus weit über dem Niveau des letzten Jahres. Ob dies eine gute oder schlechte Entwicklung ist, wird die Zukunft weisen. Die Befürchtung liegt nahe, sie könnte den Anreiz bieten noch mehr zu züchten, weil die Nachfrage ja offensichtlich gegeben ist – Sie wissen, Angebot und Nachfrage regelt den Markt. Leider auch jenen, der mit Leben hantiert, ganz so, als ob es eine Ware wäre… aber eine Welt, eine ‚menschliche‘ Gemeinschaft, die sich selbst im dritten Jahrtausend noch damit ‚auszeichnet’, dass menschliche Arbeitskraft nach wie vor viel zu oft erzwungen oder mit Löhnen bezahlt wird, welche einem Sklavenhalter/Sklaven-Verhältnis gleichen, selbst dort, wo die Augen der Öffentlichkeit auf sämtliche Vorgehen gerichtet sind (siehe die Vorbereitungen zur Fußball-WM 2022 in Katar oder lausche den Gerüchten über die Arbeitsbedingungen der großteils FremdarbeiterInnen im russischen Sotschi, dem Austragungsort der kommenden Winter-Olympiade… oder blicke gar nicht erst in fremde Länder; lass Dir von der lokalen Bevölkerung erzählen, welche Löhne in der Landwirtschaft besonders an ErntearbeiterInnen aus dem Osten bezahlt werden; oft nicht mehr als 2 Euro in der Stunde, für kniende , kriechende, schmutzige, höchst anstrengende Tätigkeiten auf den Feldern oder in den Weingärten…); wie soll diese Welt dann auf die Herausforderung reagieren, es mit völlig recht-, stimm- und lobbylosen Wesen, noch dazu Angehörigen anderer völlig unterlegener Arten, zu tun zu haben, wenn sie schon ihre eigene Spezies selbst nur für kurzfristigen Profit gnadenlos ausbeutet???

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Fotos: der Weg zum Transporter – ein Spießrutenlauf! Das Verladen von ängstlichen Pferden ist (warum tut Ihr Euch das an???) Schwerarbeit, und ganz gewaltlos wird das nie funktionieren! Die Behandlung der Tiere liefert somit in weiteres und unfassbar gewichtiges Argument für eine tierleidfreie Ernährung!!!
 
Hier an diesen Orten zeigt sich jenes bedingungslose Überlegenheitsdenken dann von seiner emotionalsten Seite und in seiner reinsten Form; da werden Tierkinder, deren Dasein noch am frühen Morgen völlig in Ordnung gewesen war, die nichts ahnend wie jeden vergangenen Tag zusammen mit der Mutter irgendwo auf den langsam welkiger werdenden Wiesen der herrlichen Umgebung aufwachten und den beginnenden Tag begrüßten; voller Lebensfreude, voller Elan; und wohl doch schon merkten, irgend etwas ist anders heute; spätestens als dann auch noch der Landwirt mit dem Tiertransporter oder dem Traktor samt Anhänger  auftauchte, das nervöse Schnauben der Mutter – welche die nun folgende Prozedur wohl aus den vergangenen Jahren nur zu gut kennt – den Nachwuchs zumindest zu irritieren begann; das Beladen wusste dann bestimmt schon sämtliche Vorfreuden eines jungen Daseins zu begraben, und trotz der aufsteigenden Sonne begannen spätestens nun tiefdunkle Wolken den Horizont des Tierkindes zu überziehen; stimmen die Gerüchte etwa, welches es erwachsene Pferde so oft hat wispern gehört, Gerüchte von gewaltsamen Entführungen, an blutgetränkte Orte ohne Wiederkehr?

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Ein Blick auf das Versteigerungsgelände von Maishofen verrät: sie stimmen! Und wie! An der hinteren Rampe warten sie schon, die Tiertransporter aus dem In- und Ausland; sie werden sie alsbald, ungeachtet der Bekundungen ihrer Lenker, die da sorgenbelastete ZuschauerInnen mit Unwahrheiten zu beruhigen versuchen (etwa: ‚die meisten der Pferde werden später als Reit- oder ‚Hobbypferde verkauft‘), in eine Hölle entführen, welche schrecklicher nicht sein kann; in einen Alptraum, der so lange geträumt werden wird, wie ‚Mensch’ sich nicht von der barbarischen, unfassbar brutalen und bluttriefenden Sitte trennen kann, nach dem Fleisch völlig Unschuldiger zu gieren…

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