RespekTiere wie jedes Jahr mit spektakulärem Protest am Abfisch’fest‘!

Jetzt, mitten im Herbst, wenn sich fast täglich zäher Nebel über die Waldviertler Wiesen und Wälder legt und die Landschaft in einen schicksalsträchtigen Ort der Einsamkeit verwandelt, ist wieder die Zeit der sogenannten Abfischfeste an den lokalen Teichen angebrochen. Das so beschauliche, von Mythen und Legenden behrrschte Gebiet im nördlichen Niederösterreich wird ja des Öfteren auch gerne als das ‚Genussviertel’ des blau-gelben Bundeslandes bezeichnet; aus der Sicht der Karpfens ist der Anlass allerdings alles andere als ein festlicher, und von Genuss zu sprechen ist für sie bloßer Hohn – vielmehr verkörpern die Veranstaltungen nur den Beginn eines Martyriums, welches letztendlich für jedes einzelne Wesen mit dem Tod enden wird! Nichts desto trotz ist das Ereignis ein alljährlich groß angeprieses und zieht, warum auch immer, ungebrochen Massen von Menschen in seinen Bann.
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RespekTiere  versuchte wie in den letzten Jahr einmal mehr auf das mit jenen Events verbundene stille Tierleid hinzuweisen. Als leider einzige Organisation protestieren wir fortlaufend gegen das lebensverachtende und für die betroffenen Tiere mehr als entwürdigende Schauspiel. Die TierschutzaktivistInnen wählten heuer das größte der ‚Feste’, am Brunneiteich bei Heidenreichstein, zum Ziel ihrer Kundgebungen. Dort, hart an der Grenze zu Tschechien, versammeln sich am auserwählten Tag schon zu sehr früher Stunde hunderte BesucherInnen, um dem Spektakel beizuwohnen. Tatsächlich verwandelt sich bereits in den Morgenstunden die 4 Kilometer lange Strecke vom beschaulichen Kleinstädtchen für die nun folgenden Stunden in ein fortlaufendes Band sich bewegenden Metalls, dann, wenn sich ein durchgehender Konvoi  von Autos aus allen Himmelsrichtungen in jenen abgelegenen Teil Niederösterreichs seinen Weg hin zum im Wald versteckten Fischgewässer bahnt. Sogar Reisebusse sind gekommen, und so füllen sich die ansonsten so idyllischen Wiesen schnell zu einem überdimensionalen Parkplatz. Von dort bewegt sich der Tross hinein in den Wald, einer unaufhaltbaren Flutwelle gleich, es sind nun nur noch einige hundert Meter bis zum Teich. Dutzende Stände sind entlang des Weges aufgebaut, vom Speck bis hin zum Likör werden verschiedenste Produkte angeboten. Das zauberhafte Gehölz mit all seinen alten, verdorrten Föhren und Eichen und Birken, durchzogen von sattgrünen Moosbändern, wirkt völlig überfordert mit der Menschenmasse, es scheint ob des lauten Andranges geradezu in Schrecken erstarrt. Entwürdigt, ebenso wie alsbald die Fische, ist doch nebenbei die gesamte Route gepflastert mit Werbebotschaften, oft dutzende Meter hinein in den Forst.
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Fotos: Spektakel Abfisch’fest’…

Plötzlich leuchtet aber dann das Wasser durch das Gewirr von Ästen und Stämmen, man hat den Ort des künftigen Geschehens erreicht. Der, ansonsten das ganze Jahr hindurch im Dornröschenschlaf dösend, hat sich fast über Nacht in ein kleines Disneyland verwandelt, Essenstand reiht sich an Essenstand. Dazwischen Einiges an Information, über Lautsprecher als auch auf den Ständen selbst – leider ist diese nur sehr einseitig, preist unisono die Teichwirtschaft, ohne je auch nur einen Gedanken an die damit unweigerlich verbundene tierliche Dramatik zu verschwenden, ja selbst jegliche Erwähnung dessen wird peinlich vermieden…

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Foto: selbst das Fernsehen ist gekommen…
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Fotos: Tiere als Ware… Impressionen Abfisch’fest‘

Sagte ich ‚einheitlich‘? Nicht ganz, denn sehr zu unserer Verwunderung stoßen wir dann – zwar etwas im Abseits aber doch präsent – auf eine Holzhütte am Rande des Sees, wo mit bunten Plakaten und reichlichen Infobroschüren für ein Auskommen mit dem Fischotter geworben wird! Hatten wir nicht noch vor wenigen Augenblicken am ‚Marktplatz‘ die mannigfaltigen, dennoch ziemlich sinnleeren Reden von Fischer- und JägervertreterInnen mit Abscheu verfolgt, wo uns zum Beispiel gesagt wurde, diese Tiere seien der ganz große Feind, dem es nachzustellen gilt? Dass in manchen Teichen Ausfälle von bis zu 15 % beklagt werden, aufgrund der Rückkehr des Beuteräubers? Ob die trotz allem Gegenwind gut gelaunten AktivistInnen hier in der Hochburg der Andersdenkenden einen schweren Stand hätten, lautet unsere etwas naive Frage; die Antwort ist wohl selbstredend!

Insgesamt werden übrigens jedes Jahr rund 50 Tonnen Karpfen aus dem Teich gefischt, bei einem durchschnittlichen Gewicht von 2-3 kg sind das gut 20 000 Lebewesen (Anhand dieser Zahlen reflektieren wir kurz: laut den Reden der lokalen Prominenz aus Fischerei- und Jagdkreisen kann der Fischotter, wohlgemerkt schlimmstenfalls, für 15 % weniger ‚Ernte‘ (wie es die Fischerei-Vereinigungen zu nennen pflegen) in den schlammigen Gewässern sorgen. Bedeutet es dann aber tatsächlich den absolute Wahnsinn, den wirtschaftliche Zusammenbruch, gar den Supergau schlechthin, wenn statt 50 mal ‚nur‘ 42,5 Tonnen abgefischt werden? Wenn für diesen Preis eine einzigartige Tierart erhalten werden kann, man dazu beiträgt, dass diese nicht eines nahen Tages für immer von unserer Erde verschwindet? Die Frage ist, darf ‚Mensch‘ sich wirklich wie Gott gebärden, alles für sich selbst beanspruchen und nichts für die übrige Schöpfung zurück lassen? Alles und jedes zwischen ‚nützlich‘ und ‚schädlich‘ teilen, wo er selbst doch den größten Schädling auf dem gesamten Planten verkörpert???)
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Fotos: Reihe 1 – Pro-Fischotterstand!; rechts: ein Koch zeigt das fachgerechte Zerlegen eines Fisches.. rechts, Reihe 2: Abenteuerspielplatz Teichabfischen? Ob das wirklich ein guter Ort für Kinder ist? Reihe 3: Kübel, völlig überfüllt mit kleinen Fischen – Kinder spielen unter dem Gelächter der Erwachsenen ‚Fische fangen’…
Wie kann es anders sein, werden viele der gefangenen Karpfen sofort der zahlenden Kundschaft dargeboten – in gegrillter, gekochter, panierter Ausführung…; tatsächlich bilden sich lange Schlangen von hungrigen Menschen vor den Zelten, und auch Bier verkauft sich blendend. Überhaupt ist das Angebot ein großes, dutzende Stände bieten Fisch in allen Formen an, es gibt Programm für Kinder, Ausstellungen und vieles mehr. Die BesucherInnen erhalten ebenso die Möglichkeit, einen Karpfen mit nach Hause zu nehmen, um diesen daheim zuzubereiten. Ein Koch zeigt die fachgerechte Zerlegung einst blühenden Lebens live vor, und die Masse stellt sich hoch interessiert und in großer Zahl an. Selbst im  Beisein der Kinder wir nicht Abstand davor genommen vorzuzeigen, wie Wesen zerstückelt und fein säuberlich in die Bestandteile zerteilt werden. Eine wohl mehr als zweifelhafte Botschaft für die Kleinen und Kleinsten, welchen man auf diese Art und Weise die absolute Dominanz und Schreckensherrschaft von ‚Mensch‘ schon im frühesten Kindesalter vermittelt. Noch zweifelhafter wird jene, wenn Fischer sowie Eltern den Nachwuchs auch noch anfeuern, wenn der an augenscheinlich für diesen Zweck hingestellten Behältnissen kleinere Fisch – lebende – einzufangen versucht, mit ungeschickten Bewegungen festhaltend, unheilvolle Panik in den völlig überfüllten Becken auslösend.
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Fotos: Orte, wo völlig wehrlose Lebewesen gefangen und als bloße Ware betrachtet werden, sind für Kinder wohl kein geeignter Platz zu sein… besonders wenn man es dann auch noch als besonders lustig empfindet, sich am Leid des Mitgeschöpfes zu ergötzen (Reihe 2, links: ‚Komm, der Fisch möchte Dir ein Bussi geben’…)!

Ware Tier…

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Fotos: im Eifer des Gefechtes wird der Umgang mit der ‚Ware Tier‘ schnell zum völlig respektlosen; da fallen Fische zu Dutzenden zu Boden, nach Sauerstoff schnappend, sie werden über Meter hinweg von einem Becken zum anderen geworfen (siehe Bilder!), oder einfach nur achtlos kleinen Kindern überlassen…
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Foto: ein einziges Schnappen nach Leben…

Inmitten der Festtagsszenen bahnen sich plötzlich als ‚Gevatter Tod‘ und ‚blutgetränkter Metzger‘ verkleidete Tierrechts-AktivistInnen ihren Weg durch die Menge. Die Beiden tragen Schilder mit dem Abbild des Sensenmannes, mit der Aufschrift ‚Fisherman’s Friend’ versehen, welche direkt auf sie deuten. Siehe da, selbst dem Sprecher mit seinem Mikrofon verschlägt es für kurze Augenblicke den Atem; es ist tatsächlich so, dass die gesamte Veranstaltung für Momente in sich erstarrt. Alle Gespräche, selbst die hitzigen, scheinen für einen Wimpernschlag zu verstummen, man kann die berühmte Stecknadel fallen hören, und erst nach spürbar heftigem Durchatmen geht das hektische Treiben von neuem los. Der Metzger und sein unvermeidlicher ständiger Begleiter spazieren durch das gesamte Festtagsgelände, präsentieren ihre Botschaft; einmal quer durch die Veranstaltung, bis hin zu den Rändern des Teiches, wo beschäftigte Fischer erneut ihre Opfer aus dem vor panischen Leibern brodelnden Wasser ziehen; zurück durch die Reihen mittagsessender Gäste, vorbei an den vielen Ständen, ihre eindrucksvollen Runden drehend. Und plötzlich verschwinden sie wieder, in langsamen Schritten raus aus ‚Disneyland Light‘ und hinauf zum Waldweg, wo trotz der fortgeschrittenen Stunde noch immer ein permanentes Kommen und Gehen herrscht. PassantInnen bleiben stehen, fotografieren, manche betroffen, andere verschmilzt lächelnd, wieder andere verärgert. Dann ist der Spuk vorbei, die AktivistInnen verschluckt von der schimmernden Schattenwelt des Waldes, aufgenommen vom schützenden Geäst, entschwunden den Blicken des staunenden Publikums. Was zurück bleibt – wir überzeugen uns wenig später selbst, nun wieder in Zivil und unscheinbar – ist eine lebhafte Diskussion; ob diese für die Sache nun positiven oder negativen Inhaltes ist, muss dabei so ziemlich nebensächlich sein; wichtig bleibt alleine, dass der unvermutete Auftritt zum Nachdenken anregt – mehr können wir bei solchen Anlässen nicht erwarten, nicht erreichen!

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Was uns mit unfassbarer Freude erfüllt: es gibt langsam aber sicher, selbst in solchen entlegenen Hochburgen der Tierausbeutung, ein ganz deutlich bemerkbares Umdenken in Bezug auf das Mitlebewesen! Wie wir darauf kommen? Also, im Gegensatz zu früheren Zeiten, wo eine derartiger Aktion einen durchgehenden Spießroutenlauf mit völlig offenem Ausgang darstellte, erfolgte dieser Tage kaum ein wirklich negativer Kommentar – nur einmal mussten wir vernehmen, wir würden genau wie die ‚Steckerlfische‘ aufgespießt gehören (wobei ein weiterer Mann sofort einwendete: Lass sie doch in Ruhe!); mehrere Menschen reagierten auf die gedankliche Herausforderung mit hoch gestreckten Daumen, Eltern erklärten ihren Kindern ‚das sind solche Menschen, die keine Tiere essen möchten‘, andere meinen kurz: ‚Finde ich gut‘ – wer hätte das gedacht? Einfach nur schön!
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Wir möchten in diesen Nachrichten daher gar nicht näher auf das Martyrium der gefangenen Karpfen eingehen, jedermann/frau kann sich deren Schicksal selbst ausmalen. Wir können das Los der Fische (noch) nicht wirklich ändern, aber was wir können ist Aufmerksamkeit dafür erregen – und eines Tages dadurch vielleicht den Lauf der Dinge entscheidend beeinflussen. Mit diesen kurzen Worten und der positiven Einsicht, dass der Kampf für die Tiere sich in jeder Sekunde auszahlt, möchten wir den Newsletter beenden, nicht aber ohne Sie davor noch vom Herzen zu bitten: überlegen Sie das Geschriebene kurz, wenn Sie Ihr heuriges Weihnachtsmenü planen… ein tierleidfreies Fest, wie mehr und wie eindringlicher könnten wir unsere christliche Werte sonst unter Beweis stellen und vorleben?
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