Es ist einmal mehr einfach nur Unfassbar!!!

 

Es ist einfach nur unfassbar und todtraurig, welcher Stellenwert Tieren in unserer Gesellschaft viel zu oft immer noch zugedacht wird!
 
Ein unerträgliches Beispiel: Im Zuge einer Erkundung eines Wildgeheges in einem kleinen Vorort von Salzburg mussten wir diese Woche eine Hirschkuh entdecken, welche in einer Pfütze im Morast eines ‚Fleischgatters‘ (welch schändliche Bezeichnung) offensichtlich langsam und qualvoll ihr Leben auszuhauchen schien. Zuerst dachte wir, das arme Tier wäre längst tot, doch bei näherer Betrachtung konnten man das flache Auf und Ab der Rest-Atmung am Brustkorb erkennen. Am Gelände, noch bevor wir die Behörde einschalten konnten, entdeckten wir schließlich auch eine Frau, beschäftigt mit der Fütterung anderen Rotwilds in einem angrenzenden Gatterbereich. Wir riefen sie, im Nichtwissen, was denn passiert war – ein erster Tipp galt dem tiefen Schlamm in diesem Gehegeabschnitt, ob sich die Hirschkuh darin etwa die Beine gebrochen hatte?
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Fotos: bitte entschuldigen Sie die schrecklichen Bilder – aber wir hoffen, dass solche Zeugnisse die Kraft in sich tragen, alle jene, die es ’so nicht gewusst‘ haben, wachzurütteln… sobald, so das Fazit, ‚Tier‘ der Kapitalismusspirale zugeführt ist, sind solche Auswirkungen immer präsent; da helfen weder Gesetzte noch das Hoffen auf das menschliche Gewissen – nur das Einschlagen eines anderen Weges, dem der Befreiung der Tiere aus den Ketten unserer Unvernunft!

Die Antwort sollte eine einfachere, sogar noch deprimierendere, sein; es stellte sich schnell heraus, das angehende Muttertier war hochschwanger, ihr Kleines hätte eigentlich schon am Tag davor in diese für das Gatterwild so dunkle Welt geboren werden sollen, aber ‚irgendwie tut sich die Mutter schwer mit dem Entbinden‘, hörten wir. Ich vergaß zu erwähnen, es war zu diesem Zeitpunkt bereits später Nachmittag, so gegen halb 6 Uhr – also bereits mindestens 24 Stunden nach der erwarteten Niederkunft! Wie viel Leid diese 24 Stunden wohl für das arme Tier bereitgestellt hatten?  Man mag es sich nicht ausmalen! Mindestens ebenso unbegreiflich ist dann auch das Verhalten der Tier’besitzerInnen‘. Sie, die die schiere Not, den Ernst der Lage, von Anfang an bezeugt hatten, sie lagen in jener Nacht bestimmt wohlbehütet im eigenen Bett, ohne viel über das Schicksal der Hirschkuh im kalten Stall da draußen nachzudenken. Wider besseren Wissens wurde kein Arzt beigezogen, so viel steht fest; wenn man aber schon Tiere hält, ist es nicht eine Frage des Gewissens, der Moral, ja, sogar eine des Urinstinktes, wenigstens die elementare Versorgung für die hilflos Ausgelieferten sicherzustellen – wozu ohne jede Frage auch das sofortige Eingreifen im Falle von Verletzung, Erkrankung oder, wie hier, bei Geburtsproblemen – zählt? Kommt man dem nicht nach, spätestens dann sollte man sich ein neues Betätigungsfelds suchen, eines, wo keine Aufsichtspflicht besteht, wo man nicht persönlich über das Schicksal von Mitlebewesen entscheidet (obwohl, in unseren Tagen tun wir das unbestreitbar schon bei jedem Einkauf)… Ich entschuldige mich natürlich vielmals bei Genannten, falls sich die Angelegenheit gänzlich anders dargestellt haben würde (und wir werden in einem solchen Falle auf Wunsch gerne ihre Version der so traurigen Geschichte veröffentlichen), vielleicht ein Zusammenhang besteht, welchen wir nicht erkennen konnten, aber die Vermutung lässt keinen anderen Schluss zu als jenen, nämlich dass hier unentschuldbar grob fahrlässig gehandelt worden war.

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Doch zurück zu den Geschehnissen jenes Tages; ‚Ich kann mir dieses Elend gar nicht mehr ansehen, deshalb bin ich auch ins andere Gehege gegangen‘, meinte die Tierhalterin schließlich. Stellen sie sich vor, diese Frau, wahrscheinlich die ‚Besitzerin‘ der Anlage, lässt die Hirschkuh in deren schrecklicher Lage den ganzen Tag alleine zurück, weil sie – und das macht die gute Frau in ihren eigenen Augen offensichtlich sogar auch noch zu einem besseren Menschen – den Anblick nicht mehr ertragen konnte.. Dennoch hat man nichts unternommen, außer, wie sie gesteht, am Vormittag hätten sie und ihr Mann die werdende Mutter ins Freie gebracht, in der Hoffnung, dass dann der Geburtsvorgang schneller geschehen würde (?). Das von ganz bestimmt unvorstellbaren Schmerzen geplagte Tier wäre erst später in den Morast gekrochen, dorthin, wo wir es vorgefunden hatten,‚wahrscheinlich tut ihr der Schlamm gut‘! Ja, bestimmt, die Erklärung ist sehr einleuchtend, würden doch die allermeisten Lebewesen in einer solch schrecklichen Verfassung das Gleiche tun, in den kalten Schlamm kriechen, dem Regen ausgesetzt, der Leib halb versunken in der moorigen Brühe, den Kopf mit Müh und Not über das Wasser der Pfützen haltend… Übrigens, so erfuhren wir dann noch, ‚während der Vorgang ansonsten innerhalb einer kurzen Zeitspanne, oft weniger als 2 Stunden, geschieht, plagt sich die hier schon den ganzen Tag, kann nicht mehr aufstehen‘. Wir bräuchten uns aber keine Sorgen machen, ihr Mann würde in einer Stunde hier sein, dann müsse man eine Lösung finden. Ob denn der Tierarzt nicht helfen könne? ‚Ja, sicher, das wäre auch eine Möglichkeit‘… Aber ihr Mann käme ohnehin alsbald.
 
An dieser Stelle gilt es tief durchzuatmen – und die Vorstellung endgültig zu begraben, nachdem der ‚Genuss‘ des einen Stück Tierfleisches (zum Beispiel aus Freilandhaltung oder, wie hier, aus dem Gatter) moralisch hochwertiger wäre als der eines anderen (z. B. aus konventioneller Haltung), wie wir so oft hören; warum? Weil ‚Moral‘ ein Begriff ist, welchen wir beim Thema ‚Fleischessen‘ absolut gar nicht gebrauchen sollten! Auch ein ‚bisschen weniger Übel‘ bleibt nämlich immer noch ein Übel, egal, wie geschickt der Sachverhalt auch hin- und hergedreht wird, egal, welche Versprechungen Werbung, Gütesiegel und Landwirtschaftskammer auch immer abgeben möchten!
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Gatterwild wäre in jedem Fall dem ‚Nutztier‘ aus Tierschutzsicht weit vorzuziehen, hören wir weiters ständig, hätte es doch ein wesentlich besseres und freieres Leben gehabt. Mag schon stimmen, dabei vergisst man aber zu erwähnen – ob es nun gut sei oder nicht – Kuh, Schwein, Lamm usw. sind seit Jahrtausenden domestiziert, während das bei Wildtieren, wie es uns der Name schon verrät, nicht der Fall ist – ihr Freiheitsdrang wird deshalb ein sogar noch weit größerer sein, das Eingesperrtsein in den Gattern, besonders für sie als ‚Fluchttiere‘, muss jedenfalls eine ins geradezu Abnorme gesteigerte psychische Belastung darstellen… Die Tatsache, dass die Wildgatter dann allermeist mitten im Grünen stehen, bei besagter Anlage beginnt der angrenzende Auwald praktisch an der Zaunkante, wird auch nicht zu deren Entspannung beitragen, die vermeintliche Freiheit immer direkt vor den Augen!
 
Übrigens: Wenn die Zeit der Unglückseligen abgelaufen ist, werden sie durch Exekution sterben; eine aus einer Pistolen oder einem Gewehr abgefeuerte Kugel, so steht es in der Tierschutzschlachtverordnung als zulässige Tötungsart (durchgeführt von ‚Personen, welche das erforderliche Wissen über den Umgang und die Anwendung von Waffen, über tierschutzrechtliches Verhalten und über Zielpunkte am Tier verfügen‘), wird sie, aus knapper Entfernung direkt in den Kopf geschossen, töten. ‚Schlachtung‘, nennt es das Gesetz, ‚Hinrichtung‘, würden emphatische Menschen dazu sagen.
 
Als Faktum gilt, sobald man eine Tierart der Gewinnspannenberechnung unterzieht, und das ist ausnahmslos vom selben Augenblick an wo mit seinem Körper Geld verdient wird, immer der Fall, setzt die Kostenminimierung ein – ebenso fast ausnahmslos passiert eine solche fast selbstredend am Aufwand für die zu haltende Tierart. So ist ‚Mensch‘ eben, es entspricht leider seiner Natur, zumindest in den allermeisten Fällen. Da gibt es nichts gutzureden, es ist die uralte Metapher, nach welcher Geld eine Krankheit im Besitzer auslöst, welche es mit sich bringt, dass Besagte/r ständig bestrebt ist, es zu vermehren, egal wie viel er oder sie dann auch hat… So wird schnell an Platz gespart, an der Qualität der Fütterung oder Unterkunft, an der Hege, am Tierarzt – die Bedürfnisse der Tiere spielen alsbald nur mehr eine einzige Rolle, nämlich jene, sie gerade noch nicht so sehr zu unterdrückten, dass die psychische sowie physische Belastung eine offensichtliche Auswirkung auf die ‚Ware‘ zeigt, welche die Verkaufsmöglichkeit vom ‚Produkt Tier‘ – sei es nun in Form von Milch, von Eiern, Honig, der Wolle oder eben des Fleisches – auf Grund mangelnder Qualität in Aussehen oder Geschmack in Frage stellen würde…
 
Um Zurückzukommen auf ‚unsere‘ Hirschkuh in dieser so traurigen Angelegenheit – wie weit geht ‚Mensch‘ im Umgang mit ihm hilflos Ausgelieferten? Diese Frage beantworten uns die herzzerbrechenden Fakten jeden Tag! Hier, im Vorort von Salzburg, jedenfalls geht er so weit, dass das Einschalten eines Tierarztes anscheinend, auf Grund einer fatalen Kosten-Nutzenrechnung (so die Vermutung) nicht in Erwägung gezogen wird,  obwohl sich ‚sein‘ Tier in höchster Not befindet und seit 24 Stunden unter schrecklichsten Schmerzen leidet; dass er besagtes Opfer ins Freie zerrt, in einen abgelegenen Teil des Geheges, tierfreundlich wie er, ‚Mensch‘, halt ist, weil man dessen furchtbaren Anblick nicht ertragen kann…
 
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Wir waren eine Stunde nach dem Vorfall selbstverständlich wieder vor Ort, um Nachzusehen, ob gehandelt wurde; das arme Muttertier sollte dann aber nicht mehr auffindbar sein. Was passierte, wir werden es trotz einer dringenden Anfrage beim zuständigen Amtsveterinär wohl nie erfahren; dass die ganze Geschichte weder für die Hirschkuh noch das zu erwartende Kalb ein gutes Ende genommen hat (und selbst in bestem Falle, dem einer doch noch geglückten Geburt sowie einer Genesung der Mutter, letztendlich gar nicht nehmen kann), dagegen spricht die leidvolle Erfahrung…
 
 
 

Und zum zweiten Male, dann aber geich doppelt: einfach nur Unfassbar!!!!! Wieder einer jener Landwirte, der sich über jede Gesetze der Menschlichkeit hinwegsetzt, in Fakt, der das Wort ‚Menschlichkeit’ ins Absurde führt… uns fehlen wirklich die Worte!
 
Irgendwo in der Oberndorfer Umgebung, unweit der Salzburger Landeshauptstadt, wehen drei tote Körper im Wind, an Stricken am Hals oder an den Beinen aufgehängt, längst dem Verwesungsprozess preisgegeben. Die Körper hatten einst stolzen Vögeln gehört, noch dazu solchen, welche zu eigentlich streng geschützten Tierarten zählen, deren Status aber in den letzten Monaten immer mehr zur Zielscheibe für LandwirtInnen und JägerInnen wurde. Tatsächlich haben es deren Lobbys geschafft, in einigen Bundesländern sind – Artenschutz hin oder her – die schwarzen Vögel wieder zu Zehntausenden zum Abschuss freigegeben. ‚Immens Schäden‘ in der Landwirtschaft werden ihnen plötzlich nachgesagt – natürlich, kein Fall ist dann wirklich belegt, aber das tut dem Mordkommando keinen Abbruch, denn ‚es könnte ja mal passieren‘ – oder, noch häufiger ‚ich kennen einen, dort haben sie ganze Felder vernichtet‘; es ist eine wahre Schande! Die traurige alte Geschichte überholt sich einmal mehr selbst, urbane Mythen gemischt mit Blutlust jener, die letztendlich am Geld ersticken werden oder einfach mal wieder bloß eine andere Tierart auslöschen möchten…
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Ach ja, warum die Rabenvögel dort überhaupt hängen? Wohl um ArtgenossInnen von den in PVC-Folie gewickelten Strohballen oder der Futtersilage fernzuhalten… Jene, die zur Gewinnmaximierung zu solch brutalen, grausamen, verachtungswürdigen Mitteln greifen,  sind dann auch genau die Menschen, auf welche diese Attribute selbst anzuwenden sind!
 
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Foto rechts unten: wie zum Hohn der Kirchturm im Hintergrund; ‚Du sollst nicht töten‘, ist, was dort gelehrt wird…
 
Kaum einen Kilometer entfernt das nächste Drama; auch hier hängt ein toter Rabenvogel, ein einzelner. Sein Körper ist bereits großteils verwest, pestartiger Geruch hängt über dem Land. Die Bauernfamilie scheint das Odeur des Todes nicht zu stören, sonst hätte sie sich nicht dazu entschieden, so tief auf der Menschlichkeitsskala zu sinken…
 
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Bitte, bitte melden Sie uns derartige Grausamkeiten, sobald sie sie irgendwo sehen – wir werden sofort eine Anzeige einleiten und selbst wenn diese niedergeschlagen werden sollten, wir werden den Tatbestand dennoch soweit als möglich in die Öffentlichkeit bringen. Denn Verständnis ist eine hehere Tugend, eine jene, welche sich LandwirtInnen, die so etwas zu verantworten haben, bestimmt nicht erwarten dürfen….
 
 
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