Die letzten Wochen sind wirklich geprägt von andauernden Problematiken in der Tierhaltung, und zwar in einem so großen und vor allem weitläufigen Ausmaß, dass wir langsam aber sicher um die gute Reputation Österreichs als Tierschutzland fürchten. Tatsächlich vergehen kaum ein paar Tage zwischen unseren Aufdeckarbeiten auf verschiedensten Fronten, bis wir wieder an jenem Punkt angelangt sind, wo wir sagen müssen: das darf doch nicht wahr sein!!!! Eigentlich müssten wir ob der vielen, vielen traurigen Begebenheiten schon ziemlich abgebrüht sein, sollte man denken, doch dieser eine Fall, mit welchem wir heute leider wieder konfrontiert sind, der lässt uns dennoch einmal mehr völlig ergriffen zurück… Die Hilflosigkeit, die Resignation hat also erneut zugeschlagen – und schon sind wir mittendrinn im alten, neuen Fall! Eifrige RespekTiere-Newsletter-LeserInnen werden sich bestimmt noch an die Ereignisse im Herbst des Jahres 2009 erinnern; damals deckten wir eine wirklich unfassbare Tierhaltung im oberösterreichischen Innviertel, genauer im Bezirk Ried, auf. Eine sachbewaltete Frau, weithin ob verschiedenster Vergehen an Tierschutzbestimmungen bekannt, hielt dort tatsächlich unbeachtet von den Behören – welchen allerdings das volle Ausmaß der Katastrophe seit vielen Jahren bekannt war – 6 Berberaffen in einem verlassenen, verfallenen Bauernhof; die Ironie: dieser Standort stellte sogar einen immensen Fortschritt dar, mussten die Tiere doch zuvor ihr Leben in einem winzigen Käfigen fristen. Nach diverstesten Protesten aus der lokalen Bevölkerung war die Umsiedlung erfolgt, doch selbst jetzt, wo die armen Tiere deutlich mehr Platz zur Verfügung hatten, setzte sich ihre Misere fort. Ein alter Bauernhof war angemietet worden, über Geld verfügte die Frau doch aus einer Erbschaft, und so ließ die Mutter der unter geistiger Verwirrtheit Leidenden im Innenhof einen, wenn auch großen, Zwinger anfertigen (um kolportierte 30 000 Euro). Sie verbesserte damit die Lebensbedingungen der Primaten, keine Frage, aber von einer artgerechten Haltung war das neue zu Hause dennoch meilenweit entfernt. Den Behörden genügte die so kreierte Situation dennoch – der Zankapfel nun aus der unmittelbaren Öffentlichkeit entrückt, die Proteste hörten auf; alleine wohl schon weil lange Zeit niemand überhaupt wusste, wo die Berberaffen nun eingesperrt waren, und bald vergaß man geschlossen auf sie – aus den Augen, aus dem Sinn! Die Stimmen verstummten, das Schicksal der 6 Äffchen sollte in der Legende verschwinden. Die Behörde machte gute Mine zum bösen Spiel; sie wusste zwar – aus den späteren Aussagen ihrer Vertreter dokumentiert – von der weiterhin bedenklichen Haltung – doch gestanden sie dem Tierleid selbstredend nicht jenen Faktor zu, welchen wir erkennen konnten. Ein beständiges Agieren wäre für sie wohl nur zusätzlicher Arbeitsaufwand gewesen; hätte man diese aber weiterhin investiert, versucht schlechte Tierhaltungen anzuprangern und auszumerzen, hätten man die Tierhaltung innerhalb kürzester Zeit abstellen können; doch leider entwickelten sich die Dinge in eine andere Richtung. Denn, wie gesagt, ein Aufrechterhalten der Kontrolle wäre nicht zuletzt mit Konfrontation verbunden gewesen – und warum sollte man sich eine solche Bürde aufhalsen, wenn die Situation nun doch eh zumindest besser war als zuvor… so sah es die Behörde, wir sahen es naturgemäß anders, nämlich als ob 6 wehrlose Tiere geradezu im Stich gelassen worden waren!!! In dem Hochsicherheitsgefängnis inzwischen sollte eine Frau, welche für jede kleinste Entscheidung im Leben ein ‚Ja‘ eines Sachverwalters benötigt, völlig unbeachtet und selbstständig den Primaten nicht nur keinerlei Beschäftigunsmöglichkeit bieten, sondern ihnen schlichtwegs jede Chance auf ein wirklich lebenswertes Leben rauben. Ja, sie kam und kommt heute noch ‚alle 2 Tage bis 3 Tage‘ zum Hof, bringt dann Obst und Gemüse in Übermengen (sodass in den Bergen verfaulenden Gemüses Wespen- und Hornissenschwärme den Eingesperrten das Leben schwermachen, oft in solchem Ausmaß, dass dann ein beständiger Geruch der Verwesung über der Anlage hängt), bleibt eine halbe Stunde – den Rest 47,5 Stunden in zwei Tagen, 71 Stunden in drei, sind die Berberaffen völlig alleine, in der Abgeschiedenheit des Verfalls eingekerkert. 4 der vergessenen Geschöpfe sind inzwischen tot, allesamt haben sie ihr ganzes Leben aufgrund einer falsch interpretierten Tierliebe einer nicht zurechnungsfähigen Frau, eines Sachverwalters, der die Tierqual aus irgendeinem Grunde duldete (um ihm nicht Unrecht zu tun, die Sachverwalterschaft kümmert sich um die finanzielle Seite ihrer KlientInnen, Tiere werden dabei meist nicht berücksichtigt, fallen nicht in das Aufgabengebiet), sowie eines zögerlich agierenden Amtsapparates (welchem das Gesetz selbst leider oft nicht wirklich viel mehr Handlungsspielraum zur Verfügung stellt, den Handlungsspielraum beschränkt) hinter Gittern verbracht, psychisch wie psychisch vor ihrem tatsächlichen Sterben längst innerlich tot… Sie vegetierten ihr ganzes Dasein in völliger Einsamkeit, ausgesetzt schlimmen hygienischen Bedingungen, nur weil eine geistig umnachtete Frau, die (und das ist der Hauptgrund, warum sie überhaupt so agieren konnte) über Geld verfügte (und es wahrscheinlich auch an diversen Stellen verteilte, so zum Beispiel für die spätere Einsetzung eines neuen Tierhaltes, nachdem sie selbst ein Tierhalteverbot auferlegt bekommen hatte) das so wollte, und weil ein Sachveralter warum auch immer seine Augen schloß und später, als wir sie zu öffnen versuchten, wohl seine Klientin nicht enttäuschen konnte oder wollte. Aber auch das Amt agierte zu dieser Zeit – vorsichtig ausgedrückt – ungeschickt. Ein Beispiel: Es war uns gesagt worden, dass sich ‚über viele Jahre hinweg‘ niemand in den Käfig wagte um ihn zu reinigen; ‚Gott sei Dank ist dieser aber groß genug‘, bekamen wir zu hören. Die Frage, die sich uns nun stellte, lautete: Eine Fläche von geschätzten 30 qm, zu Spitzenzeiten besetzt mit 6 mittelgroßen Primaten, ‚über viele Jahre‘ hinweg völlig ungereinigt, niemand da, der wenigstens den gröbsten Schmutz und die Fäkalien entfernte – oder die verwesenden Überreste von 2 der Tieren, wie wir selbst bezeugen mussten – kann sich irgendjemand vorstellen, wie schrecklich die Situation für die Berberaffen wirklich sein musste???
https://www.respektiere.at/news700px.php?catid=&newsid=243 Seit 8 Jahren könnten die Primaten in einer großartigen, weltweit gepriesenen Auffangstation in Holland sein, dass ist es, was uns heute am meisten schmerzt. Dazu hätte es unserer Meinung nach nur engagierte Entscheidungsträger gebraucht – und nicht einen behäbigen, verstaubten Gesetzes- und Beamtenapparat.
Im Nachhinein gesehen war dies wohl ein Fehler, denn letzte Woche trieb uns die Neugierde doch wieder zum entlegenen Hof – und siehe da, die Zustände sind wieder ähnlich denen wie vor vielen Jahren – und das, obwohl, Sie lesen es in den alten Berichten, uns eine andauernde Kontrolle versprochen worden war. Aber echte Kontrolle in Tierschutzangelegenheiten, das muss man aus bitterer Erfahrung lernen, kann nur durch die Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen passieren, das Nichteingreifen der Zuständigkeit ist längst Legende… Nach besagter Recherche fürchteten wir, es wäre nur mehr eines der Äffchen am Leben; dieser vermeintliche Supergau hat sich am gestrigen Tage jedoch Gott sei Dank nicht bewahrheitet, Noch sind es zwei Primaten, zwei alte Damen; sie sitzen da in dem inzwischen völlig zugewachsenen Gefängnis, ohne Abwechslung, ohne Reize von Außen, ohne jegliche Hoffnung, dass sich ihre Situation je wird ändern. Es ist ein herzzerrreißender Anblick, wie traurige Augen immer wieder ins Leere gleitet.
Wir fanden uns also wieder, 8 AktivistInnen, an jenem gestrigen warmen Sommertag, vor den Toren des verfallenden Hofes, zu einer Blitzaktion. Jetzt galt es schnell zu sein, wollten wir doch vor dem Eintreffen der Behörden unsere Transparente in Anschlag bringen! Nachbarn waren bereits aufmerksam geworden, etwas verunsichert, vielleicht sogar ängstlich, folgten deren Blicke in sicherem Abstand unserem Tun. Fotos vom Protest, gezeichnet vom Eindruck der Recherche – nach dem Gesprächen würden wir vielleicht eine mildere Gangwaret gewählt haben, denn insbesondere der Amtstierarzt hat doch ohne unser Wissen manch gute Entscheidung getroffen; dass die Umstände zu wenig überwacht wurden, dass Verbesserungen dringend notwendig sind, steht dennoch außer Frage! Jedenfalls zeigte sich der gute Mann nicht erfreut über unser Erscheinen, im Gegenteil, er bewaffnete sich nun sogar mit einer Eisenstange und drohte die Polizei zu informieren. Ja, das kam uns dann eingentlich sehr entgegen, und so erschienen in Folge sehr bald 2 Beamte am Hof. Diese zeigten sich nicht sehr glücklich mit der Besetzung, gepaart mit der eigenen angestauten Wut ob der Tierhaltung sollte die unselige Konstellation anfangs zu einer Missstimmung führen – wofür wir uns an dieser Stelle nochmals entschuldigen möchten; auch wenn die Nerven unsererseits angespannt sind, darf das kein Grund sein sich auf Streit einzulassen, denn diese Art von Konfrontation fühlt sich nicht gut an und ist nicht der richtige Weg!
Fotos: dem Himmel sei Dank, es sind doch noch 2 der Berberaffen am Leben! Leider aber sind die Umstände nicht entsprechend, diese Berge von Gemüse zum Beispiel verfaulen vor sich hin, belagert von Wespen- und Hornissenschwärmen! Kurze Zeit darauf erschien auch schon Dr. Breuer, im Schlepptau seine Tochter, ihreszeichens Amtstierarzt-Stellvertreterin im Nachbarbezirk – und uns bereits bestens bekannt, war sie doch jene Veterinärin, welche kürzlich bei unserer Anzeige des ‚Wachtelhofes‘ herangezogen worden war! Foto: Impressionen aus der Recherche – nur ein Äffchen zu sehen, was uns unglaublich wütend machte… Um es kurz zu machen, beschlossen wurde ein baldiger ‚Runder Tisch‘, wo dann auch ExpertInnen (wir sind bereits mit solchen im Gespräch) geladen sein müssen; denn im Hintergrund haben wir, Sie kennen uns, bereits an einer Lösung gearbeitet, und vielleicht könnte ein halbwegs versöhnlicher Abschluss bevorstehen. Eine Übersiedlung der beiden Affen ist natürlich angedacht, dem widersprechen würde das hohe Alter der Tiere. Andererseits, wie auch der Veterinär zu bedenken gibt, es wird der Tag kommen, wo eine der beiden Damen das Morgengrauen nicht mehr erlebt – was dann? Spätestens in diesem hoffentlich noch fernen Augenblick muss eine definitive Entscheidung fallen. Denn, die dann letzte Überlebende alleine lassen? Unmöglich! Das ginge auch vom Gesetzes wegen gar nicht, verbietet die Vorlage doch ein solches Szenario vorneweg (darum waren wir nach der Recherche auch so durch und durch wütend, dachten wir doch, ein Äffchen würde hier alleine leben müssen…). In Anbetracht dieser Tatsache muss zumindest für eine der beiden sowieso irgendwann ein Umzug vonstatten gehen; warum diesen nicht schon jetzt forcieren, und damit beiden Tieren vielleicht doch noch ein paar Jahre in besserer Umgebung verschaffen, wo, so die Überlegung, bestimmt der Stress in der Gemeinsamkeit ein leichter zu ertragender wäre als für eine der alten Frauen alleine? Sie sehen, solche Entscheidungen zu treffen mutet von der Ferne oftmals einfacher und vor allem eindeutiger an als sich die Situation dann in der Realität darstellt. Wieder einmal also sind Sie gefragt, zählt Ihre Meinung! Bitte schreiben Sie uns, welchen Weg würden sie als den besseren erachten, welcher sollte favorisiert, eingeschlagen werden? Foto: richtiges Umfeld für Berberaffen? Wie auch immer, was ganz sicher einmal ein echter Ansatz ist, ein Ansatz, der in uns große Hoffnung aufkeimen lässt – wir können in Zukunft hierher kommen, die Äffchen besuchen, aktiv an einer Verbesserung ihrer Situation mitarbeiten. Der Zugang wird uns immer gewährt sein, worüber wir schon mal wirklich recht froh sind. Wir MÜSSEN nun alles unternehmen, diesen leidgeprüften Individuen wenigstens ihren Lebensabend versöhnlich zu gestalten. Und wir werden alles unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen!!! Doch dies, des Herrn Baumgartners Worte in den Ohren, geht wohl nur, wenn man alte Streitigkeiten begräbt und endlich einen gemeinsamen Weg einschlägt. |