Pferdemarkt Abtenau 2017 – der Bericht!

Dieser Tage fand in Abtenau im Salzburger Land einmal mehr die jährliche Fohlenversteigerung statt. Eingebettet in malerischer Landschaft, umgeben von einem Dutzend Jahrmarktständen, standen sie aufgereiht und nervös staubend, in der Erwartung einer ungewissen Zukunft; dutzende Tierkinder, geboren um zu sterben. Es wird ein furchtbares Sterben sein, ein unbeweintes, und ein solches in der Gewissheit, niemals je wirklich gelebt zu haben…

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Wir waren natürlich wieder im Zentrum des Geschehens und informierten  vor Ort die  zahlreichen ‚FesttagsbesucherInnen‘ über das künftige Schicksal der zum Verkauf stehenden Tiere. Pferdemärkte, aus welchem Grund auch immer, ziehen die BesucherInnen an, selbst im 3. Jahrtausend noch findet ‚Mensch‘ hunderte Ausreden, warum eine solche Veranstaltung ihre Berechtigung hat. Dabei ist es nicht mehr als ein Sklavenmarkt mitten in der Alpenregion. Tradition trifft auf Ausbeutung, geht mit ihr einen schrecklichen Handel ein; solange jemand dabei gutes Geld verdient, solange werden ethische Gesichtspunkte ausgeschlossen aus der menschlichen Logik…

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Es ist ein unumstößliches Faktum, dass jedes Jahr zwischen 3 000 und 4 000 Fohlen direkt von den Pferdemärkten ihre letzte Fahrt antreten, ohne Umschweife in die italienischen Mast- und Tötungsanstalten. Es ist eine Reise ohne Wiederkehr, direkt in die wartenden Arme eines gnadenlosen Schlächters; der Gaumen verlangt seinen Preis, und hier steht dieser in Form von völlig verängstigten, hilflosen Tierkindern! Bald werden ihre Körper nur mehr eine blutige Masse von Fleisch sein, ihr Leben in einer Orgie aus Angst und Gewalt aushauchend. Wofür? Für einige Minuten Geschmackserlebnis eines verwirrten Geistes…

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Momente zuvor noch waren die selben Tierkinder lebensfroh im kindlichen Übermut über Wiesen und Weiden gesprungen; bewundert und bestaunt von den TouristInnen, ein Sinnbild alpenländlicher Kultur, seit Jahrhunderten! Ihre BesitzerInnen hatten ihnen frühmorgens noch beinahe zärtlich über die Nüstern gestreichelt, allerdings war ihr Blick dabei ohne jegliche Liebe, bereits geblendet vom allmächtigen Schein des Euro. Es ist ein Tag wie jeder andere, zumindest in deren Welt einer uferlosen Tyrannei. Ja, es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen den Tierkindern und den LandwirtInnen – während dieser Tag für die eine Seite ein sehnsüchtig erwarteter Zahltag ist, der Wert eines Lebens in Papierscheinen bemessend, ist er für die andere Seite ein Tag des Abschiedes, der Trauer, des Todes: Mutter und Kind werden erstmals im noch so jungen Leben der Kleinen getrennt werden und für viele der Fohlen wird die Sonne anschließend ein letztes Mal zum Horizont steigen und ihre wunderschönen Körper wärmen. Tatsächlich, an diesem Tag wird sich ihre Welt gänzlich verändern.
Ihre Mütter hatten das Schreckliche bereits geahnt, vielen von ihnen ist die Prozedur oftmals widerfahren, sie machen Jahr für Jahr selbiges Szenarium durch. ‚Eine Stute, die ‚leersteht‘, ist eine Vergeudung‘, lautet die alle Tiefen der Seele verratende Parole viel zu vieler Pferdezüchter.
Es ist ein Tag wie jeder andere, und wieder werden unzählige Jungtiere unter lautem Wehklagen von ihren Müttern getrennt und in die wartenden LKW’s getrieben. Sie haben furchtbare Angst, wehren sich gegen das scheinbar Unvermeidliche, nicht wahrhaben wollend, dass jede Gegenwehr sinnlose Kraftverschwendung sein wird. Rundherum steht die Menschenmenge, den Pferdehändlern applaudierend, welchen es allzu oft nur unter enormer Kraftaufwendung gelingt die Kleinen in die wartenden Frachträume zu zerren, vertieft in idyllischer Verklärung einer Tradition, die längst so angestaubt ist, dass sensibleren Zeitgenossen beim Einatmen der erstarrten Luft kotzübel werden könnte.
An einem Tag wie jeder andere werden sie weggebracht, gekarrt ins Ungewisse, dorthin, wo die Welt zum Atmen aufhört, wo das Leben in einem Meer des Blutes ertrinken wird…

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RespekTiere-AktivistInnen hatten wie jedes Jahr am Zugang zum Versteigerungsgelände eine Fotoausstellung errichtet, Transparente grüßten die BesucherInnen, mit weithin sichtbaren dicken Lettern bemalt; ‚Fohlenmarkt = Todestransport nach Italien‘ ‚Tiertransport: Highway to Hell‘ und anderes war da zu lesen. Ein Sensenmann ‚bewachte‘ den Tierrechtsstand, von AktivistInnen umgeben, welche Flugblätter unter den PassantInnen verteilten und diese in sinnreiche Gespräche verwickelten. Die anwesende Polizei sorgte für einen reibungslosen Demoablauf sorgte.

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Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge – ein blutbefleckter Metzger in Totenkopfmaske zerrte an einem Strick ein hilfloses Opfer hinter sich her, mitten durch die Menge der Seelenfänger, genauso wie diese es mit den Tierkindern machen. Wüste Schimpforgien, schlimmer als im letzten Jahr, prasselten auf die TierschützerInnen ein, sie mussten sich so manchem heftigen Wortduell stellen – und sie taten es gerne! Besonders der Kameramann geriet in einige unfassbar bedrohliche Situationen und er war letztendlich froh, dass es zu keinen handfesten Übergriffen von Seiten der versammelten PferdehändlerInnen kam.

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All das macht aber überhaupt gar nichts, es beweist bloß, wie wichtig unsere Anwesenheit an jenem Platz ist. Deshalb: wir werden im nächsten Jahr genau am selben Platz stehen und genau dieselbe Botschaft zu verbreiten wissen – so lange, bis nur noch vergilbte Bilder von jenen Pferdemärkten existieren und der Wahnsinn dahinter, von der Gesellschaft längst erkannt und verurteilt, nur noch eine grässliche Beinote der Salzburger Geschichte sein wird!

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