Frau Opreas Hunde und Weihnachten in Nadrac – der Bericht!

Die letzten Wochen waren so vollgestopft mit Terminen gewesen, dass wir diese neuerliche Hilfsfahrt beinahe schon herbeigesehnt hatten; 12 Stunden im Auto zu verbringen versprach doch wenigstens einige ruhige Momente, und der Gedanke daran, sich über die Stunden hinweg keine Gedanken machen zu müssen über das Morgen oder Übermorgen weil zu abgelenkt von der Straße, ließ eine angenehme Zufriedenheit zurück. Dazu sollte sich dann das immer präsente Reisefieber gesellen, und eine solche Konstellation verhieß, zumindest für das Hier und Jetzt und trotz der zu erwartetenden Anstrengung tatsächlich eine gewisse Entspannung!

Wieder waren wir also unterwegs in Richtung Osten, dieses Mal mit gemischten Gefühlen dem orangen Sprinter, beladen mit einer Tonne an Gewicht, gegenüber. So schwer hatte er in den vergangenen Wochen schleppen müssen, wieder und wieder, und genau wie uns selbst sollte ihm eigentlich eine kleine Pause gegönnt sein – wie aber, es weihnachtet bereits sehr, und die Hunde der Frau Oprea, welchen wir verpflichtet sind, brauchen dringend Nahrung. Nie würden wir es uns verzeihen können, würden sie die Feiertage über unversorgt zurückbleiben…

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Foto: das Beladen des Vans, eine oft unterschätzte, sehr zeitaufwendige und schwere Angelegenheit…

Außerdem, wir sollten doch auch Rudi, dem so großartigen Lebenserhalter des zerfallenden kleinen Caritas-Zentrums in der ‚Sackgasse des Lebens‘, der ehemals blühenden Ansiedlung ‚Nadrac‘ zu den Füßen der Karpaten, schon im Zuge der letzten Reise im Herbst versprochen haben, um Weihnachten in seinem Hause eine große Weihnachtsveranstaltung besonders für die Kinder des Ortes zu organisieren! So, um das Ehrenwort in die Tat umzusetzen, sind säckeweise Spielsachen im Laderaum mitgekommen, dazu Unmengen von Kleidung und Dingen des täglichen Bedarfs – alles für die Schützlinge des mittlerweile doch etwas betagten Menschenfreundes!

Sie erinnern sich bestimmt, Nadrac ist eine aussterbende Ort; einst, zu Ceausescus Zeiten, wurden Dutzende große Firmen angesiedelt, vom Schuherzeuger über den Kugellagerhersteller bis hin zum Holzverarbeitungsbetrieb, doch die sind mittlerweile alle geschlossen, in der Legende entschwunden. Von Wind und Wetter zernagt, zeugen nur noch Ruinen von der einstiger Größe.

Weil dann auch noch die Straße am Ende der ehemaligen Gebiets-Metropole in die sprichwörtliche Sackgasse führt, gibt es kaum Verkehr hin in die Arbeiterstadt, die, welche Ironie des Schicksals, über praktisch keinerlei Möglichkeiten zu einer Erwerbstätigkeit mehr verfügt; so nehmen Gewalt und Kriminalität stetig zu, Einbrüche bei Menschen, welche ohnehin kaum Geld zum Überleben haben, stehen beinahe an der Tagesordnung. Derart schlimm ist die Situation, dass mit teilweise unfassbaren Methoden versucht wird zu Geld zu kommen, und selbst wenn dieses nur im Centbereich lukrierbar ist – zum Beispiel, wenn plötzlich sämtliche Kanaldeckel fehlen, nur weil die Eisenumrandung des Betonrundes an Metallhändler verkauft wird…

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Foto: die so großartige Tierschützerin Doris Kummer überreichte uns wieder, wie bei fast jeder Fahrt nahe der ungarischen Grenze, viele, viele Waren für Rumänien…

Bis zur nächsten größeren Stadt sind es gut 25 Kilometer, allerdings schlängeln sich diese durch die beginnenden Wälder, stetig bergauf, hinein in eine noch urwüchsige und unbändige Wildnis. Nicht zuletzt deshalb sind bloss die Alten geblieben, Einsamkeit und Ruhe ist nicht mehr und war wohl auch nie Sache der Jugend, und um dem Ganzen einen Touch von beinahe geisterhafter Dimension zu verleihen, auch viele kleine Kinder, wo dann deren Eltern, zumeist in den Westen auf der Suche nach einem kleinen Stück vom Glück – so wie es das Fernsehen mit Bildern aus Mitteleuropa verspricht – aufgebrochen sind. Bloss zu den Feiertagen oder in den Ferien werden sie zurückkehren, den Rest der Zeit kümmern sich die Großeltern um die Zukunft; wie schwer das für alle Beteiligten sein mag, wer kann es erahnen?

Aufgrund beider Herausforderungen, jener der Versorgung Frau Opreas Hunde sowie dem Spenden von ein bisschen Wärme und Freude für die Kinder Nadracs, bekam diese Reise eine zusätzliche Dinglichkeit – ist doch jede Hilfsfahrt für sich unentbehrlich, so sollte es diese aufgrund der Vorgaben sogar noch umso mehr sein…

Der Himmel über uns zeigte sich wolkenverhangen, die Temperaturen sehr gedämpft; immer wieder schütteten Wattebausche über uns ihre Last auf die Erde, dicke Schneeflocken begleiteten den eingeschlagenen Weg.  Dennoch, trotz der angebracht vorsichtigen Fahrweise, kamen wir denkbar schnell vor.

Neben mir im orangen Van hatte einmal mehr Günther Platz genommen – aber dieses Mal sollten wir nicht ‚nur‘ zu zweit unterwegs sein, viel zu viele Dinge hatten wir gesammelt, um diese alleine im RespekTiere-Mobil unterzubringen. So sprang ohne zu zögern mein Bruder Max ein, er, der den Schildkrötengnadenhof bei Tulln betreibt (www.respekturtle.at); auch sein Van – obwohl mit großem Radstand versehen, sollte noch am Vorabend der langen Fahrt bis unter das Dach von uns beladen werden!

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Der dichte Schneefall von Salzburg löst sich nun bald mehr und mehr auf, je weiter der kleine Konvoi in Richtung Osten gelangt. Ab Sankt Pölten, mitten im niederösterreichischen Flachland, präsentiert sich die Landschaft dann plötzlich schneefrei. So gelangen wir ohne Probleme bis ins Burgenland, wo wir wieder einmal ‚unsere‘ Doris Kummer treffen, die abermals eine ganze Wagenladung voll dringend benötigter Güter, vor allem Tiernahrung, extra für uns besorgt hat – nach der immer besonders netten Unterhaltung, welche wir am Weg in den Osten nicht mehr missen möchten, geht es aber in schnellem Tempo weiter. Nun ist es nur mehr unweit bis zur ungarischen Grenze, wo wir die hochpreisige Vignette (sie schlägt sich für die wenigen Tage mit 25 Euro zu Buche) besorgen. Dann, auf einer überlasteten ungarischen Autobahn, beginnt der Verkehr zäh zu werden, schließlich gerät er vollends ins Stoppen. Ein Unfall ist passiert, irgendwo mehr als 10 Kilometer vor uns!

So halten wir an einer der völlig überfüllten Raststätten, legen eine kurze Pause ein. Gevatter Frost, der alte Mann aus dem Norden, hat uns nach dem kurzen Zwischenhoch in Niederösterreich und dem Burgenland jetzt fest wieder im Griff; es ist gar nicht einmal so kalt, das Land um uns immer noch schneefrei, aber durch den zähen Nebel und die hohe Luftfeuchtigkeit kriechen die minus 2 Grad direkt in die müden Knochen und lassen uns doch ein bisschen frieren… wie dem auch sei, nichts kann darüber hinwegtäuschen, der Eiskönig, einst übermächtig, unbesiegbar scheinend, hat im letzten Jahrzehnt unfassbar viel an Macht verloren; sein nunmehriger Herausforderer, von Menschenhand geschaffen, und tagtäglich mit stinkenden Abgasen aus Milliarden von Motoren und Fabriksöfen gefüttert, noch im letzten Jahrtausend schmächtig und schüchtern, mehr Legende als Wirklichkeit, ist fast über Nacht zum brüllenden Monster mutiert. Und sein ungehemmtes Wachstum ist lange nicht vorüber, ganz im Gegenteil: unser verlorener Respekt vor Mutter Erde, der Ernährerin allen Seins, lässt ihn mit jeder Stunde mehr zum furchterregenden Giganten anschwellen, viel mächtiger und grausamer als es Gevatter Frost je sein konnte. Sein Hunger ist ungestillt, und seine Gier nie befriedigt. ‚Klimawandel‘ nennen wir ihn, aber der Ausdruck wird seiner nicht gerecht; denn das Wort müsste zuerst einmal nicht unbedingt negativ besetzt werden, Wetterkapriolen und eine Änderung des Klimas hat es immer gegeben, aber in seinem Falle wird er alles um sich verschlingen, zuletzt auch jene, die ihn geschaffen…

Es ist bereits stockdunkel, als wir aufgrund der Verzögerungen die rumänische Grenze erreichen; dort staut sich der Verkehr abermals, und es nötigt uns eine weitere halbe Stunde ab, den Posten zu passieren. Die mitgebrachten Papiere, welche uns als Hilfstransport ausweisen, helfen sehr, ohne weitere Schwierigkeiten die Fragen der Zöllner nach all der mitgebrachten Ware zufriedenstellend zu beantworten!

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Foto: die ungarisch-rumänische Grenze – immer wieder eine kleine Herausforderung…

Die nächste längere Pause erzwingt der Vignettenkauf gleich hinter dem rumänischen Grenzbalken; dort sind schon ein Dutzende Menschen angestellt, alle zittern, frieren in der bitteren Kälte. Die 6 (von welchen 5 mit Gesprächen untereinander beschäftigt sind und eine junge Frau auch wirklich arbeitet!!!) BeamtInnen, zuständig für die Ausfertigung der benötigten Straßenmautpaiere, zeigen dennoch keine Anzeichen von Stress, bleiben völlig gelassen ob der langen Schlange vor dem Schalter; sie haben auch gut lachen in ihrem warmen Container, werden sich wohl viele der Kaufwilligen gesagt haben, welche draußen im Freien auf die Registrierung warten mussten…

Die wunderbar breiten und wie immer fast menschen(-besser: auto-)leeren neuen Highways hinein ins Karpatenland lassen uns nun dann aber wieder schnell ein wenig der verlorene Zeit aufholen; allerdings, die ab der rumänischen Grenze zu tragen kommende Zeitverschiebung von einer Stunde nach vorne tut jetzt umso mehr weh; zudem verlieren sich die letzten 25 Kilometer hin zum ersten Ziel, zur so großartigen Frau Doina – die uns einmal mehr in ihrem gemütlichen alten Bauernhaus Herberge gewähren wird – in den bekannt schwierigen lokalen Bezirksstraßen, die kaum Geschwindigkeit zulassen. Noch dazu fällt nun dichter Nebel ein, der die ganze Umgebung mit seinen dichten Schwaden in Geiselhaft zu nehmen scheint. Irgendwie gnädig wirken die blassen Schleier, verstecken sie doch die unzähligen Wunden in der von Menschenhand geplagten Landschaft.

Gegen 21.30 Uhr erreichen wir Frau Doinas Domizil. Die so wunderbare Frau erwartet uns freudenstrahlend; dennoch, ihr wachen Augen und ihr sonniges Gemüt können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Gesundheitszustand ein angegriffener ist; tatsächlich wird sie seit längerem von schweren Schmerzen in den Gelenken geplagt. 
An ihrer Seite ist Struppi – eifrige RespekTiere-NewsletterleserInnen werden sich noch erinnern – die wir im letzten April direkt vom Kastrationsprojekt bei Frau Oprea zu ihr hatten bringen dürfen: Struppi fand bei Frau Doina ein großartiges zu Hause! Und welche Liebe sie ist; nimmermüde im Spenden von Glückseligkeit und zärtlicher Zuneigung (sie wird später die Nacht in unseren Betten verbringen :))!

Es bleibt noch etwas Zeit für nette Gespräche, gegen Mitternacht aber nimmt die Müdigkeit überhand; es gilt ‚Gute Nacht‘ zu sagen, und schon Augenblicke später fallen wir in einen tiefen Schlaf.

Früh am nächsten Morgen weckt uns das Klingeln des Weckers unsanft; viel zu früh, im Empfinden eines doch etwas angegriffenen Körpers, der in den letzten Wochen kaum zur Ruhe kommen konnte…

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Fotos: Max mit Struppi; Frau Doina mit einem ihrer Lieblinge!

Jetzt gilt es keine Zeit zu verlieren; ein herzhaftes Frühstück und einige Umarmungen später finden wir uns wieder im orangen RespekTiere-Van. Gut eine dreiviertel Tonne an Hundenahrung gilt es der Bestimmung zuzuführen, Frau Oprea und ihre Schützlinge warten wohl schon händeringend auf den lebensrettenden Einsatz! Besonders nun, da ihr die Rationen von lokalen Betrieben, wo sie unter anderem Schlachtabfälle holen durfte, mehr und mehr ersatzlos gestrichen wurden – die begehrten Reste werden zunehmend ohne Erklärung oder Vorwarnung einfach anderen zugeteilt.

Ja, es ist noch immer schwer in Rumänien auf die Rechte der Tiere zu pochen, viel zu schnell werden diese allem anderen untergeordnet. Frau Oprea, in ihrem 84. Lebensjahr, muss es dennoch irgendwie schaffen – das hat sie die letzten Jahrzehnte immer getan, und sie wird solche Probleme auch in Zukunft bravourös meistern. Es ist ihre Bestimmung, ihr Lebenstrieb, ihre Lieblinge satt zu bekommen – und deren gibt es gut 150…

Die Zufahrt zur Herberge gleicht von Mal zu Mal multipliziert einer Mülldeponie. Auf einer Strecke von hunderten von Metern türmen sich inzwischen die Abfälle der Zivilisationsgesellschaft, ein Schandfleck in Mutter Natur. Niemand scheint es zu kümmern, geduldet von der Bevölkerung, von der lokalen Politik sowieso. Noch dazu endet gut einen Kilometer vor der Herberge auch noch der Asphaltweg; wie hatten wir uns Gefrorenes herbeigesehnt, im Wissen, dass sich der Weg bei schwieriger Witterung urplötzlich in einen kaum zu bezwingenden Morast verwandeln kann, besonders bei Nässe. Diese Erfahrung mussten wir schmerzhaft lernen, im Zuge des Kastrationsprojektes im vergangenen Frühjahr!

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Trotz der Minus 4 Grad aber legt sich Nebel über das Land, gefrierender, dann auch solcher, der dem Boden zusätzliche Feuchtigkeit zufügt – und schon sind wir mittendrinnen auf einer Piste, welche nur eine Regel kennt: nie-, nie-, niemals bremsen oder gar stehenbleiben!

Die Pfützen sind eisbedeckt, doch dieses bricht natürlich schnell unter der tonnenschweren Fracht; mit Müh und Not können wir das Fahrzeug schließlich durch das Labyrinth aus Wasser, Eis, Matsch und Schnee manövrieren. Dann endlich die letzte Kurve – Rauch schlägt uns bereits entgegen, dichte Schwaden, die der eisigen Landschaft einen zusätzlich bedrohlichen Anflug von geisterhafter Anonymität hinzufügen; Frau Opreas Helfer verbrennt Abfälle in der Zufahrt, überall davor ist trockenes Brot verstreut, über welches sich die Hunde hermachen. Wohl kocht er auch Nahrung, und so finden sich schnell unzählige Hunde ein, die langsam, wenn auch nur schemenhaft, im Gemisch aus Rauch und Nebel zu erkennen sind. Das Gute vorneweg – sie sehen alle den Umständen entsprechend gut aus, soviel könne wir schon aus der Entfernung sagen. Überall entdecken wir nun die Leiber der Vierbeiner, im kleinen Wäldchen schlafen einige friedlich vor sich hin, andere durchstöbern das Chaos auf der Suche nach Nahrung, wieder andere geben sich freundschaftlichen Spielen hin. Ein gutes Dutzend läuft uns bellend entgegen, den Vorboten auszuweichen ist auf dieser Strecke dann gar nicht einmal so einfach. In den eisstarren Bäumen sitzen Raben, hunderte davon; sie beobachten mit offensichtlichen Interesse die Szenerie, ganz sicher werden sie sich später an Übriggebliebenem laben.

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Frau Opreas Helfer, jener junge Mann, der die Herberge später einmal übernehmen wird, empfängt uns mit offenen Armen; er, der viel gepflegter wirkt als sämtliche Helfer zuvor, managed den Platz ohnehin schon längst alleine; die Verantwortung kann Frau Oprea nicht mehr für sich schultern, wie sollte sie auch. Die Zeichen der Zeit haben auch ihr zugesetzt, die Last der Bürde liegt schwer auf ihren Schultern…
Nun kommt die alte Frau auf uns zu; stolz wie eh und je, mit selbigen wachen Augen, welche wir so zu schätzen gelernt haben, voller Wagemut und Zielstrebigkeit, dazu ein Gesichtsausdruck, der, ob unseres Erscheinens, gleichzeitig Freude und Erleichterung verkündet!

Nachdem wir erst einmal die Heerscharen von Hunden mit Streicheleinheiten zufrieden stellen müssen, drücken wir die Tapfere fest an uns; sie ist längst eine Ikone, eine wahre Legende, jemand, der einem Teil dieser oft so traurigen Welt den eigenen Stempel aufzudrücken imstande war und ist; nicht nur das, ihr Dasein hat einen großen Unterschied gemacht, und wird es hoffentlich noch für viele Jahre tun! Was wäre mit all den Armen, die sich jetzt wieder blitzschnell um sie scharen, sie, die Patronin, die Beschützerin der Ausgestoßenen, wohl passiert, würde Frau Oprea nicht nimmermüde wirken? Nicht zu Ende zu denken, der schmerzhafte Gedankengang!

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Wir entladen die mitgebrachte Fracht; eine riesige Menge an Futtersäcken stapelt sich vor uns auf, dazu haben wir natürlich auch auf allgemeinen Tierheimbedarf nicht vergessen, Futterschalen, Bettchen, usw.; und auch Frau Opreas Bedürfnisse sind uns immer ein Anliegen – angefangen von den Hygieneartikeln bis hin zu den Grundnahrungsmitteln für ihr Wohlbefinden haben wir alles mit uns mit! Auch warme Jacken, Kaffee und natürlich Süßen – so schön, wie sich die alte Frau über Ihre Spenden freut! Wir bedanken uns in ihrem Namen bei Ihnen allen, einfach wunderschön!!!

Jetzt folgt der obligatorische Rundgang durch die Herberge; immer werden wir dabei von den Hunden begleitet, jeden Meter folgen sie uns, neugierig, verspielt, interessiert. Immer wieder wollen sie gestreichelt werden, sie zerren im Spiel an der Kleidung, schlecken über die Hände, kabbern an den Schuhbändern, mit wachem Verstand verfolgen sie unsere Bewegungen! Welch ein Unterschied zu unseren ersten Besuchen, wo Lethargie der dominante Faktor in ihrem Verhalten war!

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Frau Opreas Helfer zeigt mir sein Zimmer; es ist immer wieder unfassbar erschütternd, wie Menschen, nur unweit von uns entfernt und unter Schutzherrschaft einer geldstarren Union, zu leben haben lernen müssen. Sein Raum ist keine 4 Quadratmeter große, ein kleines Bett findet gerade Platz, auf der anderen Seite ein schmutziger Ofen und ein Hundebett für seinen besten Freund, sowie ein 40cm-Fernseher – wo er sich wäscht und wo er eine Toilette findet, ich wollte nicht danach fragen. Der einzige Luxus, einer, der noch vor kurzem gar nicht möglich war, ist die Stromversorgung: der gute Mann hat eine kleine Solarpanele montiert, die gerade genug Elektrizität liefert, um die Flimmerkiste zu versorgen…

Dann möchte er mir etwas außerhalb des Asyl zeigen; wir wandern entlang des brüchigen Zaunes, bis wir eine Hündin an einem nahen Hügel sehen, die bellend auf sich aufmerksam macht; sie hätte dort oben irgendwo Welpen, welche sie allerdings so gut versteckt, dass man sie nicht finden würde. Der Weg ist übrigens mit Tierknochen gesäumt, woher die bleichen Gebeine stammen, wir möchten es wahrscheinlich gar nicht wirklich wissen.

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Ja, es gibt hier noch so viel zu tun, aber zumindest der Anfang ist gemacht, die Hunde sind immer gut versorgt, manche davon sogar etwas zu gut (:)), sie wirken gesund und fröhlich, sind verspielt und wohlgelaunt – alles durchwegs positive Zeichen!

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Wenn das Problem mit den Abfallbergen am Gelände, vor allem Altmetall, in den Griff zu bekommen wäre, es wäre ein weiterer Schritt getan hin zur Normalität. Aber jetzt lassen wir erst einmal das Frühjahr auf uns zukommen, dann sehen wir weiter! Neues Jahr – neues Glück, heißt es doch so schön!

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Schon müssen wir wieder los; es gilt noch die wunderbare Dr. Kiss zu besuchen, für ihre Praxis haben wir auch jede Menge an nützlichen Dingen mitgebracht. Außerdem wollen wir Zeus sehen, den einst gelähmten Schäferhund, der auf wunderbare Weise plötzlich wieder das Gehen erlernt – diese Geschichte werden wir Ihnen alsbald in ganzer Länge erzählen!
So gilt es sich noch zu umarmen, ein Versprechen abzugeben, nämlich bald wieder hierherzukommen, und mit gemischten Gefühlen sehen wir eine winkende Frau Oprea, mit Tränen in den Augen, im Rückspiegel langsam kleiner werdend, bis sie ganz aus dem Blickfeld verschwindet. Als auch noch die letzten Hunde die verzweifelte Jagd auf den orangen Bus aufgeben und zu ihrem zu Hause zurückkehren, versinken wir in unseren Gedanken; ja, es war ganz wunderbar, was wir bis zu diesem Tag an jenem Ort bewerkstelligen konnten, aber Ausruhen ob des Ergebnisses, das werden wir die kommenden Jahre noch nicht können…

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Dr. Kiss und ihre Assistentin Alina erwarten uns bereits; es ist ein Treffen unter guter FreundInnen! So viele Geschichten gilt es zu erzählen, und so wenig Zeit steht dafür zur Verfügung! Zen geht es den Umständen entsprechen, und auch den anderen Hunden, welche ob ihrer vielfältigen Verletzungen oft seit vielen Wochen durchgehend  in der kleinen Praxis behandelt werden müssen; zudem läuft das Kastrieren, die Hauptaufgabe des kleinen Teams, auf Hochtouren – alleine gestern konnten fast 20 Vierbeiner operiert werden!

Wir entladen die mitgebachten Waren, und dann gilt es auch schon wieder Abschied nehmen – wir haben heute noch viel vor, sollen wir doch im kleinen Caritas-Zentrum in Nadrac einen Weihnachtsmarkt mit eineinhalb Busladungen voll Geschenken für die dortigen Familien aufbauen!

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Foto: der arme Zen sucht ganz dringend ein zu Hause! Vielleicht können Sie uns helfen? Der süße braune Hund in Günthers Arm im kleinen rechts oben ebenfalls – er ist blind…

So reicht die Zeit gerade noch für einen Kaffee bei der engelsgleichen Frau Doina, Struppi wird ein letztes Mal geknutscht und dann geht es schon auf die Autobahn!

Die gut 100 Kilometer nach Nadrac bringen wir im Eiltempo hinter uns, die Autobahn ist, wenn auch stärker befahren als gestern, wieder ziemlich leer, das Wetter für die Fahrt bestens geeignet: leichter Nebel zwar, aber trocken, und mit minus 2 Grad Außentemperatur nicht zu kalt! Nun fährt es sich auch etwas leichter, haben wir doch an die 750 Kilogramm Hundefutter in der Herberge am Rande von Temeswar gelassen!

Bald nach Lugois zeigt der Wegweiser nach links; die Strecke führt nun in die Berge, stetig nach oben, und langsam taucht sich die Umgebung in flauschiges Weiß. Eine leichte Schneedecke begleitet uns über die letzten 20 Kilometer, durch die beginnende Wildnis entlang der herrlichen Berghänge!

Endlich in Nadrac angekommen bleibt keine Zeit; es ist nun bereits nach 3 Uhr, für 5 ist das halbe Dorf zum ‚Gratis-Flohmarkt geladen! Eine Umarmung, einen Wangenkuss später, helfen uns Rudi und sein Sohn Marius auch schon die beiden Busse zu entladen! Markus‘ Van, das RespekTurtle-Mobil, ist noch brechend voll, der Orange hat ebenfalls immer noch, trotz der vorhergehenden Entladung bei der Hundeherberge, eine ganze Menge an Gütern in sich versteckt!

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Sie hätten es sehen sollen: das gesamte Innenleben des von Rudi uns seinen Sohn betriebene Caritas-Zentrum dient alsbald als riesiger Marktstand, mehrere Räume sowie der Essenssaal (wo täglich ca. 40 Kindern aus armen Familien ein Menü serviert wird, zusätzlich kocht das kleine Team im Zentrum noch für 80 Erwachsene) werden binnen 2 Stunden in ein Weihnachtsparadies verwandelt! Was Sie uns alles mitgegeben haben, einfach wunderbar! Werkzeuge, Kleidung, Dinge des täglichen Bedarfs, Kosmetik, Hygieneartikel, Schmuck, manches davon extra in Weihnachtspapier verpackt; alles selbstredend zur freien Entnahme! Dazu servieren wir Süßen und kochen Punsch! Und dann die ‚Abteilung‘ für Kinder: hunderte Stofftiere, Spiele, Kleidung, Bausteine, Puppen, und, und, und!!!

Ja, plötzlich füllt sich auch schon der Garten des Zentrums – und es werden immer mehr Menschen; bis wir die Türen gegen 17.15 öffnen, sind es so viele, dass beinahe gar nicht alle ins Gebäude passen!

Sie können sich nicht vorstellen, welche glücklichen Augen uns bald anstrahlen! Nicht nur die der Kinder, auch die Erwachsenen, seit dem Niedergang der einstigen Arbeiterstadt zunehmend in bitterer Armut gefangen, zeigen unverhohlen ihre Freude, fallen uns immer wieder um den Hals. Uff, es bricht fast das Herz; nein, es lässt es anschwellen, vor Stolz und Glücksgefühl!!!

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Gegen 7 Uhr abends verlässt dann der letzte der ‚Gäste‘ das kleine Zentrum; wir fallen in die Sessel, zwar freudenstrahlend, aber auch so müde und ausgelaugt, dass wir bis auf ein sanftes Lächeln für ein paar Minuten in Regungslosigkeit verharren…

Dann gilt es aufzuräumen; doch auch das erledigen wir relativ schnell. Rudis Schwiegertochter hat inzwischen ein Essen bereitet, und endlich geht es zum gemütlichen Teil des Tages! Wir stoßen auf den großen Erfolg an – so etwas hat Nadrac zumindest lange nicht gesehen, bitte verzeihen sie die folgende Wiederholung, aber es war wirklich sooooooo wunderbar!!!!

Am Abend sitzen wir noch lange zusammen; fast zu müde, um uns zu bewegen, genießen wir den ausklingenden Tag, erfreuen uns gemeinsam mit Rudi und Marius an den Ereignissen der letzten Stunden.

Dann muss aber auch noch gearbeitet werden; Schriftstücke sollen aufgesetzt, Fotos sortiert, Vorbereitungen für die Heimfahrt getroffen sein. So wird es wieder weit nach Mitternacht, bis wir endlich, endlich an diesem ereignisreichen Tag in die Betten fallen.

Das kleine Caritas-Haus harrt so dringend einer Sanierung; die Mauer, im Newsletter der letzten Fahrt eingehend beschrieben, neigt sich immer bedrohlicher zur Seite, das schwere Steinwerk wird für Mensch und Tier zunehmend zur ernsten Gefahr. Die Wände sind feucht, die Fenster an vielen Stellen so undicht, dass man meinen mag, sie wären geöffnet. So kuscheln wir uns in zwei, drei Decken, doch all das stört uns nicht; die Müdigkeit ist eine so einnehmende, dass wir bald in tiefen Schlaf fallen.

Wieder läutet der Wecker viel zu früh; mit schläfrigem Blick finden wir uns schließlich am Küchentisch wieder. Während eine Aussendung für unsere Nachrichten fertig’gebastelt‘ wird, stärken wir uns mit frischem Brot und duftendem Kaffee. Der Abschied naht, und wieder, wie fast immer, füllen sich die Augen von Rudi mit Tränen. Nicht zuletzt deshalb verabschieden wir uns besonders schnell, drücken den so großartigen alten Mann und den Sohn fest an uns und schon hat uns die Straße wieder! Bis zum nächsten Mal, alter Kamerad! Er denkt wohl das selbe, als er seinen Tränen ungehindert über die von der Kälte klammen Wangen laufen lässt…

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Das Thermometer zeigt tatsächlich 3 Minusgrade, hier an den Hängen der Berge hat es des Nachts geschneit. Die schmale Straße durch die Wildnis hinunter zum Highway passieren wir denkbar schnell, dann erscheint auch schon die rettende Tankstelle vor uns; gestern hatten wir es wegen des Weihnachtsmarktes so eilig, dass wir keinen Sprit in den hungrigen Tank füllen wollten – heute bereuen wir diese Unvorsichtigkeit etwas, spätestens dann, als die Tankuhr penetrant zu blinken beginnt– aber alles wird gut, und ein Becher Kaffee am Rastplatz tut auch gut…

Bald ändert sich das Wetter; es beginnt zu regnen, die dicken Tropfen fressen die Reste vom flauschigen Weiß und nach der ungarischen Grenze, die wir ohne jede Schwierigkeit passieren, zeigt sich sogar immer öfters die Sonne! Bis Österreich steigt das Thermometer auf angenehme 6 Grad plus.

Am späteren Abend sind wir dann endlich wieder zu Hause angekommen. Eine enorm wichtige Hilfsfahrt, eine ereignisreiche, wunderschöne, nervenaufreibende, ernüchternde, nachdenklich machende soll es gewesen sein!

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Uns bleibt nur eine Bitte: in tiefer Hoffnung Sie von der unfassbaren Bedeutsamkeit solcher Fahrten überzeugt zu haben, wünschen wir uns von ganzem Herzen – bitte helfen Sie uns auch im nächsten Jahr helfen! Ohne Ihrer Hilfe sind wir hilflos, so viel steht fest. Mit Ihnen aber, Sie wissen es, können wir dazu beitragen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen! Bitte denken Sie darüber nach!

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Mit fester Umarmung

Ihr RespekTiere-Team   

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