Pferdemarkt Abtenau 2019 – die traurige Wirklichkeit!

Abtenau ist ein kleiner Ort im salzburgerischen Tennengau. Auf mehr als 700 Höhenmeter gelegen, streift er bereits alpines Flair und strahlt nicht zuletzt deswegen so etwas wie Magie aus, scheinbar entworfen auf dem Reißbrett eines findigen Touristenmanagers. Inmitten eines überwältigenden Gebirges-Panoramas ist seine Umgebung Balsam für die Seele. Ein Naturereignis.
Andererseits aber hat diese scheinbar perfekte Welt auch ihre unaussprechlichen Schattenseiten. Andere gehen uns nichts an, aber diese eine, die hat die Macht in sich, alle zuerst gewonnen positiven Eindrücke mit einem Schlag zu zerstören; und mehr als bloß das, ja, sie tut in der Seele weh! Und bestimmt nicht nur uns, sondern auch alle anderen Menschen, welche ein Herz für Tiere haben.
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Foto: sogar Reisebusse bringen TouristInnen hin zur vermeintlichen Attraktion; aber vergessen wir nicht ‚Tradition darf niemals Rechtfertigung sein für Tierqual’…
Einmal im Jahr findet hier an den Hängen der nebelumhangenen Berge nämlich die unselige Pferdeversteigerung statt, wo sich in vielen Jahren das Schicksal abertausender Haflinger- und zuletzt vermehrt Norika-Fohlen erfüllt hat. Dann, wenn der Herbst über das Land hereinbricht. Denn urplötzlich werden die herzallerliebsten Tierkinder nun – im Sommer noch die unangefochtenen Stars auf den Weiden, Werbebotschafter eines hoch strukturierten Fremdenverkehrsgewerbes – ünber Nacht zu ‚unnützen Essern‘, wie uns viele PferdeverkäuferInnen immer wieder erklären. Außerdem sind die TierhalterInnen von einem Fieber angesteckt, denn einmal, ja zumindest einmal im Leben könnte man ja auch den Jackpot knacken, ein sogenanntes Elitefohlen unter den seinen wissen – was das an Geld und, vielleicht noch begehrenswerter, an Ruf bringen würde…
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Zusammengesetzt aus solchen Komponenten wiederholt sich das Spiel jedes Jahr auf ein Neues – die Tragödie nimmt ihren Lauf! Natürlich, viele der Jungtiere werden an guten Plätzen unterkommen, die besonders ‚Schönen‘ auf jeden Fall, aber auf noch viel mehr warten bereits die ‚Viehhändler‘. Es ist ein brutales Geschäft, besonders in Italien ist Pferdefleisch sehr gefragt – stellt es doch die Hauptzutat zur weltberühmten ‚Salami‘ dar.
Ja, der Herbst ist längst ins Land gezogen, färbt die Hügel und Wäldern in die typischen Rottöne. Blutrot ist der Mond. Es ist der Herbst im Leben der Tierkinder.
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Einmal im Jahr finden auch wir uns deshalb ein an den Ausläufern der Berghänge. Um auf die Vorgänge hinzuweisen, auf das unfassbare Tierleid, welches so gänzlich im Schatten der – in diesem Falle zum Himmel stinkenden – Tradition geschieht. Stellen Sie sich vor, neben all den anderen Aspekten wie Transport und Schlachthaus, stellen Sie sich vor, was genau heute im Gefühlsleben dieser Armen passiert. Nicht nur in jenem der Fohlen, auch dem der Mütter. Denn zusammen sind sie ‚angereist‘; angstvoll drücken sich die Kleinen an die Beschützerinnen, noch im Unwissen, dass diese sie heute zum wohl allerersten Male nicht beschützen werden können. Nicht einmal Gott könnte das, denn es gibt kein Mittel gegen die menschliche Gier. Sie, die noch bis gestern ein nahezu perfektes Leben geführt hatten, sie sind von einem Augenblick zum nächsten hineingestoßen in den Irrsinn, der ihre künftige Hölle bedeutet. Sie werden jetzt ihren Müttern entrissen, und nichts mehr wird je so sein wie es früher war. Von hunderten Menschen betatscht, durch eine Arena gezerrt, auf wartende LKW’S mit aller Kraft verladen (natürlich gehen sie nicht freiwillig diesen letzten Weg), nur um direkt entweder in eine Maststätte – wo sie den Rest ihres Dasein in muffigen Hallen in engen Buchten und an kurzen Ketten festgebunden sind – oder in die Arme ihren Mördern gekarrt zu werden…
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Foto: hinein in die Arena, wo der Preis ihres Lebens in Kilogramm festgesetzt wird…
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Fotos: aus dem Schutz der Mutter direkt in den Schlund des Todes gerissen…
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Unser Kundgebungsstandort ist immer derselbe, und immer ein besonders guter, vielleicht der beste im gesamten Demo-Fixpunkt-Jahr überhaupt; nämlich unmittelbar am Zugang zum ‚Festgelände‘ ist er gelegen, und breitet sich von dort in einer Sackgasse vor uns aus. Was dann heißt: ausnahmslos ALLE, ob BesucherInnen, VerkäuferInnen, HändlerInnen, alle müssen sie an uns vorbei, werden sie mit unseren Botschaften konfrontiert!
Deshalb ziert auch bald ein mit Kreide gemalter Schriftzug die schmale Straße: HIER GEHT’S ZUR TIERQUAL, verrät dieser. Empfangen werden wir übrigens von wirklich netten PolizistInnen, welche uns dann auch beim Namen nennen – weil wir ja wie gesagt jedes Jahr hierherkommen! Ein fast freundschaftliches Verhältnis hat sich nicht zuletzt deshalb entwickelt, zumindest eines auf gleicher Augenhöhe. Ein solches, wo nicht nach Befindlichkeiten sondern nach Recht geurteilt wird. Und so etwas, obwohl es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, findet man heutzutage leider nur mehr  selten.
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Fotos: AktivistInnen am nervenaufreibenden Weg durch die Reihen, ausgesetzt der Aggression…
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…und selbst im Festzelt deponieren wir den Protest!
Die Freundlichkeit, welche uns von Seiten der BeamtInnen entgegenschlägt, wird allerdings wenig überraschend von der versammelten Bauernschaft nicht erwidert. Besonders Gevatter Tod am direkten Zugang erregt die Gemüter; er hält ein Schild vor sich, treffend ‚Welcome to my paradiese‘ verkündend, an der anderen Seite hat eine Tierschützerin im Pferdekostüm Aufstellung genommen; sie streckt dasselbe Schild von sich, ihres allerdings ziert die Botschaft ‚Welcome to my hell‘… Und als dann auch noch ein Aktivist im kunstblutigen Metzer-Outfit durch die Reihen zieht, im Schlepptau ein ‚Pferd‘ an dem triefenden Strick führend, ist die Stimmung einmal mehr am Siedepunkt.
Wir haben es in vorangegangenen Nachrichten schon erwähnt, natürlich erwarten wir keine freudigen Gesichter bei solchen Protesten; natürlich wissen wir, dass wir eine Veranstaltung stören, welche mit den Jahren gewachsen ist, welche sozusagen zur Identität der Menschen hier gehört. Aber unsere Stimme ist die der Tiere, und diese muss in einem solchen Zusammenhang ganz einfach gehört werden. Denn ansonsten hätten wir uns tatsächlich einzugestehen, wir haben uns keinen Deut von der Barbarei entfernt! Wenn jemand Tierleid verursacht, dann muss diese/r jemand auch Kritik am eigenen Vorgehen ertragen können! Und, wie gesagt, man erwartet selbstverständlich Reaktionen, die gehören zum Diskurs, und dieser wiederum ist das beabsichtigte Werkzeug des Protestes! Zudem, wir vertragen eine ganze Menge, haben uns längst die berühmte ‚dicke Haut‘ angeeignet; aber was in Abtenau jedes Jahr auf ein Neues auf uns niederprasselt, es spottet jeder Beschreibung und entbehrt jeder Verhältnismäßigkeit. Weitere Details ersparen wir uns und Ihnen an dieser Stelle…
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Nach der Versteigerung werden die armen Tiere verladen; jetzt setzt der nächste, ganz große Verrat an den ehemaligen Schützlingen ein, denn zusammen werden Mutter und Kind zum Schlund des Transportraumes gebracht, bloß um den spätestens nun völlig verängstigten Fohlen vorzutäuschen, dass sie wenigstens nicht ohne mütterlichen Beistand die Reise anzutreten hätten. Im Transporter selbst sind bereits einige der ihren festgebunden, sie wiehern mit weit aufgerissenen Augen unentwegt, hoch nervös schlagen sie mit aller Kraft gegen das metallene Gefängnis.
Im nächsten Augenblick, gerade als das Gespann die Ladebühne betritt, wird in letzter Sekunde die Mutter plötzlich und ruckartig weggezogen, das Kleine aber im Überraschungsmoment mit der Kraft mehrerer Männer, am Strick vorne um den Kopf und mit fester Umklammerung hinten, in den Anhänger geschoben. Können Sie sich vorstellen, was ein solcher Vorgang in der Psyche eines dieser wunderbaren Geschöpfe bewirken muss???
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Gegen 13 Uhr packen wir unsere Sachen. Es geht zurück in Richtung Salzburg, zurück aus einer herrlichen Umgebung, die zumindest an diesen Tagen aber einen Vorgeschmack auf die christliche Hölle zu bieten imstande war. Und auch wenn im Augenblick eine solche Formulierung den PferdehändlerInnen vielleicht völlig überzogen vorkommen mag, eines fernen Tages, dann, wenn sie sich ihrer letzten Stunden bewusst werden,  spätestens dann werden sie jenen Vergleich nochmals zu überdenken wissen; und die daraus gewonnene Einsicht wird eine niederschmetternde sein…
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Am vergangenen Wochenende fand in München die ‚Vegane Wies’n‘ statt! Dutzende Infostände zur tierleidfreien Lebensweise waren hierfür im Stadtzentrum aufgebaut und erfreuten sich eines großen Andranges. Mittendrunter war dann natürlich auch wieder RespekTiere-International mit seinem so wunderbaren Münchener Regional-Team zu finden – einfach super!!!
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