‚Nacht des Fuchses‘ in der Scheffau – nie ohne unseren laaaaauten Protest!!!

Jahr für Jahr wiederholen sich die so tieftraurigen Episoden um die Fuchsjagd in Salzburg. Gerne würden wir Euch deshalb wieder einen Bericht aus einem vergangen Jahr nahelegen, nur um zu zeigen, dass dieser heute noch genauso aktuell ist wie damals. Jener Menschenschlag, der Töten zum seinem Hobby gemacht hat, verharrt nämlich in der Steinzeit, sein Gebahren ist das des Neandertalers; und genauso wird es auch noch in hundert Jahren sein, denn seines ist die fortschreitende Evolution nicht – außer, die Gesetze der Menschlichkeit, die Erkenntnisse der Kultur, sie verbieten bis dahin ein derart furchtbares Tun…
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Es ist eine wunderschöne, eine friedliche Nacht. Die Temperatur ist weit unter den Gefrierpunkt gefallen, und tiefer Schnee erschwert das Vorankommen. Dennoch spürt er in seinem Innersten eine beinahe unfassbare Zufriedenheit mit sich und der Welt ringsum. Ja, Mutter Natur hat es gut mit ihm gemeint, denn trotz der Menge an gefallenem Weiß ist er so satt wie er nur sein kann, sein Gabentisch war reichlich gedeckt; so ist es nicht der Hunger, der in vorantreibt, sondern eine, wie wir jahrtausendelang dachten nur uns zugedachte, ganz und gar menschliche Gemütsregung – es ist die pure Lebensfreude!
 
Ungeachtet der bitteren Kälte pocht sein Blut wie von Sinnen, treibt mit erfüllender Kraft durch seine Adern, wärmt den Körper. Der Mond, prall und rund, steht wie eine von gütiger Hand gezauberte Laterne am Himmel, erleichtert seine undefinierbare Suche, beleuchtet seinen Weg. Ein matter Schein, der die Silhouetten der Bäume wie gespenstische Schatten auf den knirschenden Schnee unter sich widerspiegelt. Seit Wolf und Bär aus den Wäldern für immer verschwunden sind, einem jeder Beschreibung spottendem Vernichtungsfeldzug der Kreatur Mensch hoffnungslos unterlegen, Mensch, dem furchtbarsten, grausamsten aller Tiere, welche jemals diesen Planeten beherrschten, hat er hier niemanden mehr zu fürchten – außer ebendiesen. Und der wird bei derartigen Temperaturen nicht unterwegs sein, denkt er mit fast verwegenem Lächeln – als urplötzlich ein ohrenbetäubender Knall die Stille der Nacht zerfetzt, ihr im Moment des Wimpernschlages jegliche Erhabenheit raubt. Bevor er noch wirklich weiß was passiert ist, lähmt ein stechender Schmerz seine Seite, führt ihn beinahe in die Besinnungslosigkeit. Augenblicklich färbt sich der Boden zu seinen Füssen blutigrot, sein Lebenssaft, der noch vor Sekundenbruchteilen sein Innerstes wärmte, entweicht der riesigen Wunde, enteilt dem Körper, lässt in frierend und sterbend zurück. Ein alternder Mann in grüner Kleidung, entglittene Gesichtszüge verraten eine nahezu perverse Freude am Tod, betritt lachend die Lichtung, entledigt jeder Maske, strahlt sein Angesicht in gar beängstigender Art und Weise des Teufels Fratze wieder. Sein stinkender Atmen schlägt dem Sterbenden entgegen, als er sich über diesen kniet und frohlockt: ‚Wieda ana weniger – san eh grod Viecha!‘ 
Ein Szenarium, welches sich die letzten Tage übrigens allein im Salzburger Tennengau mehrere dutzend Male wiederholte.
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Samstagabend; eine (stetig kleiner werdende) Anzahl von Männer und Frauen in Jägerstracht säumen die kleine Fläche unweit der Kirche im an 364 Tagen im Jahr idyllischen kleinen Touristenort Scheffau, zu Füssen der so imposanten Tennengauer Berge. Doch an diesem einen Tag wird die Unschuld jäh durchbrochen, getauscht für Augenblicke des blutstrotzenden Horrors. Wie schade für den Ort, denn Unschuld, das wissen wir alle, ist eine vergängliche Eigenschaft, und wird sie bloß ein einziges Mal übergangen, kommt sie nie zurück. Scheffau, die wunderschöne Gemeinde, hätte nach Großem greifen können; eine Ansiedlung der Beschaulichkeit, ein Magnet für Ruhesuchende, doch völlig unverständlich entscheidet sie sich dem entgegen; sie wird nun vielmehr, und alles nur wegen einer Gruppe lusttötender AussenseiterInnen, als steinzeitlich anmutenden Ritualen folgender, blutbefleckter Ort des Schreckens in die (Tierschutz-)Geschichte eingehen.
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Die grünberockte Menschenmenge ist fröhlich, ja ausgelassen, von sich selbst überzeugt. Trotz der Größe des begangenen Frevels sind sie nahezu unbeschwert, selbst das Blut an ihren Händen scheint in einem Zauber weggewaschen; aber, und das vergessen viele der ihren, man kann zwar die Hände reinigen, so gelingt dies jedoch nicht so einfach mit der Seele…
Im freien Feld liegen die Opfer ihrer Schandtaten, welche sie dann aber nicht ansatzweise als solche empfinden; ganz im Gegenteil – glauben sie sich doch noch immer als Hüter und Schützer, jene, die den Zyklus der Natur verinnerlicht haben, die Gesundheitspolizei des Waldes. Sie, die Herren des Lebens, die doch immer nur den Tod bringen.
 
Sie, die im Laufe der Geschichte mehr und mehr eine eigene Gemeinschaft zu bilden beginnen, weil geächtet vom Rest der Gesellschaft, welche die fortdauernden Lügen um ihre Beweggründe und das Spiegelbild des Satans in ihren Augen nicht mehr erträgt. Sie deshalb aus ihrer Mitte ausschließt. Und ihnen aber dennoch fortwährend Raum und Möglichkeit gibt, Triebe, welche in einer modernen Gesellschaft keinen Platz mehr haben dürften, auszuleben; warum dem so ist, wer mag es verstehen? Mit ein Grund ist ganz sicher die Tatsache, dass sich in den lichter und lichter werdenden Reihen  der Grünberockten noch immer gerade auch einge derjenigen befinden, welche an den Hebeln der Macht agieren – anders ist ein derartiges Szenarium wohl nicht vorstellbar…
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Doch zurück zu den niederen Trieben – es sind die erbärmlichen Reize an der Lust am Töten, ein sich Ergötzen am Morden Unschuldiger, ein feiges Dahinschlachten Wehrloser; dem gegenüber steht eine Gesellschaft, welche unfähig scheint Gesetze zu definieren, welche diesem unwürdigen, ja höchst beschämenden Treiben endlich, endlich Einhalt gebieten würden; eine Gesellschaft, die Mitglieder  der Ewiggestrigen in selbigen Räumen duldet mit ihren Kindern, sie an selben Tischen in Restaurants Platz nehmen, sie dieselbe Annehmlichkeiten der Zivilisation nutzen lässt. Obwohl sie wohl weiß, dass waffenstarre Tiermeuchler tickende Zeitbomben gleichen können, ausgestattet mit einem Minimum an Mitgefühl, mit erschreckender Tendenz zur Gewalt, Gewalt hundertfach erprobt am zu Tode hetzten Rechtloser, Unbewaffneter…

Vor ihnen liegen sie, die zerfetzten Leiber ihrer Opfer; mit leeren Augen starren sie in eine Welt, in der sie keinen Platz hatten; eine ungeheuerliche Anzahl völlig unnötig gemordeter Füchse und Marder….
‚Nacht des Fuchses‘, so der unfassbar ironische Name einer Veranstaltung, die doch nichts bezeugt als ein vorangegangenes pures Massaker in unseren Wäldern, jedes Jahr auf ein Neues. Unterschiedslos werden dabei Füchse und Marder getötet, ein gnadenloser Feldzug unter einem lächerlichen Vorwand: man möchte, so der Jagdverband, das ‚Niederwild‘ schützen vor den Räubern. Warum? Damit man dann später genau dasselbe Massaker am dann hoffentlich zahlreicher vorhandenen Niederwild prolongieren kann?!
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Jahr für Jahr stehen wir der Jägerschaft gegenüber; Gevatter Tod, blutbefleckte AktivistInnen in Tier- und Jägermasken, Transparente mit Aufschriften wie ‚Ehrfurcht vor dem Leben ist Abscheu vor dem Töten‘ oder auch ‚Schande, Schande – Mörderbande‘ vor sich haltend. Dazu folgt Trommelwirbel, und dann nicht endend wollende Spruchtiraden in Megaphonlautstärke. Weil wir aber Anstand haben, werden die Ansagen während der Eingangsrede des Bezirksjägermeisters und während des Anebbens der Blasmusik jeweils unterbrochen. Im Gegensatz dazu – obwohl rechtlich keine Notwendigkeit für unseren Akt des Entgegenkommes besteht – erwidert die Jägerschaft die Geste nicht – wir sind, wie jedes Jahr, ausgeschlossen von den abstoßenden ‚Feierlichkeiten‘, dürfen den Ort des Geschehens, den Ort der ‚Streckenlegung‘ (welch furchtbare Interpredation) weder betreten noch dort fotografieren. Dies ist nur von der Straße aus möglich, öffentlicher Grund, aber da ist man in der Dunkelheit dann zu weit entfernt, um anständige Bilder zu erhalten. Sie werden wissen warum wir nicht näher dürfen…
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Klassisches wir ‚Tiere haben Rechte – Jagd ist Mord‘, hallt durch die kalte Nacht, gefolgt von Eigenkreationen wie ‚Der Kopf ist hohl und kurz der Schweif – der Jäger ist museumsreif‘. Die Lautstärke ist beträchtlich, ebenso die Energie, mit welcher die Sprüche auf eine Schar von grünberockten Ewiggestrigen niederbrechen; ob sie den/die eine/n oder andere/n zum Nachdenken bringen? Eher nicht, denn dies würde einen Prozess benötigen, für welchen ein bestimmtes Organ unverzichtbar ist – und besagtes muss im Angesicht der Dutzenden toten Leiber wohl irgendwann im Laufe der Zeit bei den Allermeisten mehr und mehr verkümmert sein…
Wir bedanken uns bei den immer neutralen Vertretern der Bezirkshauptmannschaft und der Polizei, welche Jahr für Jahr einen reibungslosen Ablauf garantieren und mit uns gemeinsam in der Kälte der Scheffau ausharren müssen. 
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