‚Ist die Massentötung von Rotwild im Gatter tragbar?‘, titulierte die Kronen-Zeitung im vergangenen Dezember und zerrte damit eine geplante Massen-Exekution ins Licht der Öffentlichkeit. Wir haben in der betroffenen Gemeinde nachgefragt und waren dann doch etwas überrascht, dass genau von dort der heftigster Widerstand gegen diese Entscheidung der Behörde kommt. Es sind heiße Debatten, welche derzeit im Tiroler Lechtal geführt werden; dort nämlich soll aufgrund einer ‚TBC-Gefahr‘, wo dann auch sogenannte ‚Nutztiere` infiziert werden könnten, eine behördlich angeordnete Massentötung von Rotwild stattfinden. Hierfür sollen die Tiere in eine extra eingerichtete Umzäunung gelockt und dort exekutiert werden. Allerdings, allen voran der Bürgermeister der hauptbetroffenen Gemeinde Kaisers, Ing. Norbert Lorenz MSc, hat sich längst erbitterter Widerstand gegen eine solche Vorgangsweise gebildet. Auch die Jägerschaft selbst kann dem ‚großen Töten‘ im vorbereiteten Gatter dem Vernehmen nach so ganz und gar nichts abgewinnen. Ganz in diesem Sinne fand der ehemalige Berufsjäger Franz Haas in den ‚Tiroler Nachrichten‘ klare Worte; was bei einerm derartigen Vorhaben innerhalb der Umzäung passiert, nennt er beim Namen – Fluchttiere unter Beschuss gegen den Zaun zu treiben würde unter diesen pure Panik auslösen, Tiere würden in Todesangst übereinander gegen das Gatter springen, dabei sich selbst und andere verletzten. ‚Grausamkeit in reinster Form, in meinen Augen ehtisch nicht ansatzweise vertretbar‘. Der ethische Standpunkt wird ein weiteres Mal bedient; denn, im Gegensatz zum ’normalen Jagdbetrieb‘, müssten im Falle des großen Tötens hinter dem Zaun sämtliche Tiere, selbst bei allerbester Fleischqualität, aufgrund des Tierseuchengesetzes in der Tierkörperverwertung entsorgt werden. Jedenfalls, die Galgenfrist, Stichtag 15. Jänner, ist allerdings längst überschritten – nun soll die nächsten Tage die endgültige Entscheidung über ausstehende Schritte fallen. Zur Vorgeschichte: Der Jagdpächter der Gemeindejagd Kaisers legte vor einigen Wochen Beschwerde gegen die behördliche Abschussanordnung von 58 Stück Rotwild ein. Das Ergebnis dieser Beschwerde ist ein Gerichtsurteil vom LVwG Innsbruck, wonach der Pächter selbst mit seinem Berufsjäger nicht mehr jagen durfte. Der Grundeigentümervertreter Bürgermeister Lorenz übernahm somit die Abschussanordnung und setzte als Jagdgehilfen wieder seinen Pächter und Berufsjäger ein. |
Foto: Massentötung solch wunderbarer Wesen – unfassbar, Leute, wir haben das Jahr 2020! |
Bürgermeister Lorenz hatte zuvor einen Bescheid der Behörde erhalten, worin die Anordnung festgesetzt stand, dass die Winterfütterung nur mehr an einer bestimmten Stelle, im ‚Holzrinner‘ – neben der „Reitle-Fütterung‘ – durchgeführt werden sollte. Der Plan sah vor, sämtliches Wild an diese Stelle zu locken, es dort vorerst in Sicherheit zu wiegen, allerdings nur, um es dann punktgenau an einem gewählten Zeitpunkt ‚entnehmen‘ zu können. ‚Reduktionsgatter‘ nennt sich die tödliche Falle, wieder ein neues Wort, welches es wohl ohne weiteres in die Bestenliste des unfassbar verharmlosenden Sprachgebrauches für gewaltige Verbrechen schaffen wird. Die Schamesröte ob einer derartig schrecklichen Beschwichtigung muss jeden/r halbwegs rechtsschaffenden BürgerIn ins Gesicht steigen… „Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen, denn wir haben derzeit gar keine Tbc-Epidemie. In zwei, drei Minuten wird ein Schießkommando das Wild einfach niedermähen“, gab ein erboster BM Lorenz schon in der Kronen-Zeitung zu bedenken. Fakt scheint jedenfalls, dass in der benachbarten Jagd in Steeg vor einigen Jahren in einem ähnlichen Fall Schützen extra aus Salzburg angefordert werden mussten, weil die einheimischen dem Massentötungsbefehl nicht nachkommen wollten. Fakt ist auch, für 2019 hatten die Behörden den Abschuss von 58 Tieren in der Gemeindejagd Kaisers befohlen; ‚nur‘ 38 wurden tatsächlich im Zuge des Jagdbetriebes getötet. |
Bleiben aber 20 übrig – gefordert wird jetzt noch der schnellstmögliche Abschuss von 5 weiblichen (‚Zuwachsträger‘, wie es in der oft so lebensfeindlichen Jägersprache heißt) und 15 Kälber, welche nun gemeinsam im besagten Gatter sterben sollen. Bürgermeister Lorenz gibt aber sehr nachvollziehbar zu bedenken, mittels Nachtsichtkameras habe man feststellen können, dass das Gatter vorwiegend von Hirschen, die weniger vorsichtig sind als ihre weiblichen Artgenossinnen, genutzt wird. Die geforderte Abschussquote bei männlichen Tieren wurde jedoch bereits zu 100 % erreicht. Jetzt also anzunehmen, dass im Gatter vorwiegend ‚Zuwachsträger‘ und ihre Kinder angetroffen werden könnten, um die Quote letztendlich zu erfüllen, sei mehr als unrealistisch. Zudem, nach dem Schließen von zwei der vier Toren, seien in den letzten Wochen überhaupt kaum noch Tiere zur Fütterungsstelle gekommen. Tatsächlich sei der Bestand deshalb in benachbarte Reviere ausgewichen, wo nun die Gefahr des Wildverbisses durch die ungeliebten Maßnahmen der Behörde deutlich angestiegen ist. Außerdem, der inzwischen deutlich erhöhte Druck auf das Rotwild durch die Fütterung im Reduktionsgatter an nur mehr einer einzigen Fütterungsstelle (im ‚Holzrinner‘, Anm.) schwächt das im Winter sowieso angeschlagene Immunsystem der Tiere zusätzlich. Bürgermeister Lorenz: ‚Damit wird das System „Seuchenbekämpfung“ ad absurdum geführt! Anstatt Tbc zu bekämpfen wird es durch solche Maßnahmen sogar gefördert!‘ Weiters: ‚Interessant dabei ist, dass gerade dort wo jahrelang wenig geschossen wurde (geringe Abschusserfüllung) – im Hegering Lechtal Mitte (Gemeinde Bach und Elbigenalp) – sich das Mycobacterium Caprae kaum mehr feststellen lässt!!! Im Hegering Lechtal I (Gemeinde Holzgau, Steeg und Kaisers) wo offiziell der geringste Wildstand im Bezirk Reutte konstatiert wird, liegen wir nach zehn Jahren intensiven Tbc-Bekämpfungsmaßnahmen (starke Reduktion von Rotwild) in diesem Jahr bei 5% Durchseuchungsrate (zuvor waren es um die 30 %, Anm.).‘ |
Foto: an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten – ‚Opferhirsch‘ für den ‚Erntedank‘ bei der Hubertusmesse in Salzburg. Das massenhafte Töten im Jagdgatter ist aber selbst für viele JägerInnen ein absolutes Tabu. |
Seiner Meinung nach sollte dieser Tatbestand zu denken geben; ‚Bemerkenswert ist, dass die „schwarzen Schafe“ bei der jahrelangen mangelnden Abschusserfüllung (Bach, und Elbigenalp) noch effizienter die Seuche Tbc bekämpfen konnten. In Elbigenalp wurde im vergangenen Jahr kein Stück Rotwild mit positivem Befund gefunden. Heuer konnte ein Stück diagnostiziert werden.‘ Ing. Lorenz‘ Vorschlag an die Behörde lautet deshalb: ‚Wir lassen das Reduktionsgatter am Holzrinner das Jagdjahr 2020 stehen. Rechnen die noch fehlenden 20 Stück Rotwild mit den fünf Stück Zuwachs, also insgesamt 25 Stück Rotwild zu der „Gutachterlichen Einschätzung“ vom gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Helmut Neubacher, (11.11.2019) hinzu, und kommen dann auf einen Gesamtabschuss (25 + 35) von 60 bis 65 Stück Rotwild im Jagdjahr 2020. Dieser Abschuss ist von den Jägern zu leisten. Am 15. Dezember 2020 wird Bilanz gezogen. Dann könnte im Notfall zeitgerecht das Reduktionsgatter aktiviert werden.‘ BM Lorenz, in seiner Funktion als Sachverwalter der Gemeinde Kaisers, hatte übrigens bereits im November Beschwerde gegen den Bescheid der BH Reutte sowie jenen des zuständigen Amtstierarztes Dr. Johannes Fitz eingelegt; darin sah er sich als ‚Vertreter der Grundeigentümer veranlasst, keine Zustimmung zum ‚Reduktionsgatter‘ zu geben. Ing. Lorenz betont in seinem Resümee: ‚Zusammenfassend muss zwingend festgehalten werden, dass aufgrund der vorliegenden Fakten keinesfalls von drastischen Problemen gesprochen werden kann. Der derzeitige Rotwildbestand, nahe am Reduktionsziel, gibt keinerlei Grund an unverhältnismäßige Alternativmaßnahmen wie das Errichten eines Reduktionsgatters im Gemeindegebiet von Kaisers zu denken.‘ |
‚Für Blattschuss und Trophäenruhm bringen wir uns manchmal auch selber um‘, lautet einer unserer Transparentsprüche… |
Fakt ist, wird der Plan der Behörde tatsächlich durchgesetzt, dann gibt es einen lauten Aufschrei aus der Bevölkerung. Still und leise lässt sich so eine brutale Aktion also bestimmt nicht mehr durchführen. Hinterhältige Massaker an Tieren, das kann im 3. Jahrtausend niemand mehr gutheißen. Und die Geschichte hat bereits weite Kreise gezogen. Bis ins benachbarte Deutschland. Was für ein Tourismusland wie Tirol neben der Menschlichkeit ein weiterer Grund sein müsste, die geplante Massentötung zumindest zu überdenken und bestmöglich zu verwerfen. Sei es wie es sei, wir werden das Geschehen genau beobachten und notfalls mit all unseren Möglichkeiten zur Unterstützung der Anliegen der Gemeinde Kaisers vor Ort ziehen! Wir bitten Sie an dieser Stelle den für den Massenabschussplan-Verantwortlichen zu schreiben; ein paar Zeilen genügen, nur um mitzuteilen, dass das Geschehen ‚von außen’ beobachtet und bei einer falschen Entscheidung ein denkbar schlechtes Bild auf das Land Tirol geworfen wird. Man solle sich bewusst sein, Tourismus funktioniert nur in enger Kooperation mit Menschlichkeit, wo dann das massenhafte Töten von in die Falle gelockten Mitlebewesen eine solche wohl schwer in Frage stellt. Bitte schicken Sie Ihre Meinung zur Thematik an folgende Adressen: bh.reutte@tirol.gv.at, ljm@tjv.at; klotz.arnaold@aon.at; Martin.Hosp@tmo.at; info@tjv.at; buero@lh-stv.tirol.gv.at; forstorganisation@tirol.gv.at! |
Diese erschütternden Fotos haben wir im Zuge der Serbien-Reise in Ostösterreich gemacht; seit Gedenken hat sich in der Region besagtes Ritual gehalten, durchgeführt meist von der Landjugend. Da wird doch tatsächlich direkt vor dem Haus ein Gerüst errichtet, geschmückt mit Bildern des Bewohners – in diesem Falle auch mit jenen der Familie – und bunten Luftballons…als ‚Hauptattraktion‘: ein Stierkopf! Dieser, er bleibt tagelang so hängen, zeigt an, dass der ‚Geehrte‘ nun 40 Jahre alt geworden und noch immer unverheiratet ist (zum unverheirateten 30er kommt ein Schweinekopf an die Wand). Um Missverständnissen zuvorzukommen, es handelt sich dabei nicht um künstliche Häupter, sondern um jene von kürzlich getöteten Tieren!!! Ein durch und durch unfassbares ‚Brauchtum‘, welches in einer modernen Gesellschaft – weil höchst lebens- und vor allem tierverachtend – keinen Platz mehr finden dürfte… es fehlen emphatischen PassantInnen einfach nur die Worte. |
Erinnert Ihr Euch noch an folgenden Fall? Im September des vergangenen Jahres berichteten AnrainerInnen von einer schlimmen Ziegenhaltung direkt an den Rändern der RespekTiere-Heimatgemeinde. Wir recherchierten natürlich sofort, entdeckten miserable Zustände und holten auch gleich die Polizei zu einem Einsatz – eines der armen Tiere hatte sich (dem Vernehmen nach soll dies die Tage zuvor auch immer wieder passiert sein) zu all den Problematiken auch noch in einer völlig unzulänglichen Abtrennung hin zu den ebenfalls eingesperrte Hühnern hoffnungslos mit den Hörnern verfangen: nachzulesen unter https://us12.campaign-archive.com/?u=934c73a0228dce0980c5a7fcb&id=d2216b79ac! |
Foto: zusammen mit der Polizei befreiten wir die völlig erschöpfte Ziege aus dem Dilemma; sie war bereits völlig entkräftet. |
Selbstredend schalteten wir die Staatsanwaltschaft ein, ‚Tierquälerei‘ lautete der Vorwurf. Gestern war dann Verhandlungstag am Salzburger Landesgericht, RespekTiere-Sprecher Tom als Zeuge geladen. Eine Anrainerin, welche den Fall überhaupt erst aufgedeckt hatte, ebenfalls. Und einer der amtshandelnden Polizisten. Natürlich der zuständige Amtstierarzt. Es sei vorweg genommen: all dies nutze nichts. Die Richterin sprach die Angeklagte ‚im Zweifel frei‘. Somit ist ihr die Lizenz geblieben weiterhin Tiere unter derartigen Bedingungen zu halten. Ein schwarzer Tag für den Tierschutz, und passend dazu, wohl aus Vorahnung, war Tom völlig in schwarz zum Gerichtsgang erschienen. Fazit: Solange Menschen, welche Tiere schlecht behandeln, kaum Strafen zu fürchten haben, genausolange wird Tierquälerein ein Kavaliersdelikt bleiben. Wie schade deshalb derartige Richtssprüche in der Realität wirklich sind, die Dimmension lässt sich kaum erahnen! |