Karim Allah. Elbeik. Zwei Namen. Zwei Schiffe. Und doch viel mehr als das. Namen, welche in die Geschichte eingehen. Ins menschliche Schwarzbuch, gereiht zu den allerschlimmsten Verbrechen des Homo Sapiens. Sie stehen für brutalsten Kapitalismus, für die totale Ausbeutung. Für Gewinnmaximierung der schrecklichsten Art. Für die furchtbarst vorstellbare Tragödie. Und für den puren menschlichen Wahnsinn. Monatelang waren sie unterwegs gewesen; die eine seit Dezember, die andere seit Jänner. Irrten durch das Mittelmeer, von Hafen zu Hafen. Aufgrund einer unsicheren Diagnose, Blauzungenkrankheit, zur Ziellosigkeit verdammt. |
Wir schreiben damals über jene Krankheit folgendes Worte: Eine Seuche übrigens, die für den Menschen völlig ungefährlich ist, sogar Fleisch- oder Milchprodukte von erkrankten Tieren könnten problemlos verzehrt werden. Bei den angesteckten Rindern verläuft die Infektion zudem meist relativ harmlos, heilt in leichteren Fällen durchaus auch von selbst wieder aus. Selbstredend gibt es eine Impfung. Aber: Impfungen kosten Geld. |
Fotos: blutbefleckte spanische Flagge – alleine aus den zwei Häfen Tarragona und Cartagena werden Schätzungen zufolge zig Millionen ‚Schlachttiere‘ auf Schlepper verladen… |
Karim Allah, Elbeik. Deshalb zu Geisterschiffen geworden, Schiffe der lebenden Toten. Denn begleitet von nur einer Konstante: dem sicheren Sterben. Todsicher. Buchstäblich. Aufgrund der Diagnose eines Veterinärs sind die Tiere plötzlich für deren ‚Besitzer‘ ohne Wert. Weniger als das, sie sind zur reinen Belastung geworden. Unverkäuflich. Dazu kostet die Versorgung Geld. Man will sie aber nicht mehr, in Italien wird die Entladung verweigert, in der Türkei. Selbst in Tripolis. In Alexandria. In Spanien, dem Ausgangsland, sowieso. Rien ne va plus. Nichts geht mehr. Tore zu. Schicksal besiegelt. |
Alle waschen ihre Hände in Unschuld; die Seelenhändler, die Abnehmer, die Landwirtschaft. Die Politik, welche solche unfassbaren Tragödien überhaupt erst möglich macht. Die EU. Dort kümmert man sich lieber um die Biegung von Feldgurken. Um den Durchmesser der Äpfel. Um das Fassungsvermögen von Kondomen. Darin sind sie gut. Bürokraten, Bürohengste und –stuten. Während sie die Tiere völlig im Stich lassen. Wieder und wieder. Suhlen sich noch immer im Spiegelbild, im Euro, während die Mitgeschöpfe längst an ihrer Eitelkeit ersticken. An ihrem Nichtstun. Ist die Krawatte zu eng, kommt zu wenig Blut ins Gehirn. Das Blut ist stattdessen an ihren Händen. Es ist das Blut der Wehrlosesten. Bodenlose Schande. Unser aller Schande. Die ‚Karim Allah‘ und die ‚Elbeik‘ sind zum Pseudonym für unseren Wahnsinn geworden. Sie haben gezeigt, dass wir im Wimpernschlag des Augenblicks dazu fähig sind, selbst die schrecklichste Vorstellung von ‚Hölle‘ direkt auf die Erde zu verlagern. Im Handumdrehen. Das ganze Ausmaß der zum Himmel stinkenden Anmaßung präsentiert sich vor unseren Augen – und ist doch nur eine Bei-Note der Geschichte. Morgen schon wieder vergessen. |
Übrigens: wissen Sie, was ‚Karim‘ bedeutet? Großzügig, Edel, vornehm. Menschliche Sprache. Bloße Wörter. Ohne Bedeutung. Eine Aneinanderreihung von Buchstaben, nicht mehr. Genau wie unsere Versprechen von Tierschutz. Karim, der Name ist nicht Programm. Er klingt stattdessen, mit all dem bluttriefenden Hintergrund behaftet, wie purer Hohn. |
Gemeinsam mit AktivistInnen des Vereins gegen Tierfabriken (www.vgt.at) standen wir deshalb heute vor dem Spanischen Konsulat in Salzburg. Den Tieren eine Stimme geben. Unsere eigene für sie erheben. So laut, dass man sie letztendlich bis nach Spanien hört, und bis nach Brüssel. So lange, bis ‚Mensch‘ endlich zum Nachdenken kommt. Zumindest das sind wir all den Opfern der Gier nach Fleisch bitterst schuldig. |