Unfassbar! Kettenhund nach jahrelanger Tierqual gerettet, und was ist die Folge? Hausdurchsuchung!

Was für ein Tag! Gestern noch waren wir wegen eines unübersehbaren Katzenleides auf einem Bauernhof im Waldviertel gewesen – und entdeckten dabei einen völlig zersausten Husky, der, wie sich später herausstellte, schon Jahrelang an der Kette hing. Triste pur. Eine Tragödie, fernab vom Strom der Geschichte. Unbemerkt von der Welt da draußen. Unbeweint. Seine ganze Welt – 2 Meter Stahlglieder und ein kleiner abgestellter Autoanhänger, wo ihm das ‚darunter‘ als Schlafplatz dient… Wobei bei Regenfall wohl die ganze Umgebung im Schlamm versinkt, und für ihn kein Quadratzentimeter trockener Boden bleibt. So schrecklich es auch ist, aber dies ist tatsächlich alles, was er hat. Nicht einmal eine Futterschüssel ist zu sehen. Nur Schmutz und Elend. Einsamkeit.
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Ganz nebenbei: Ihr wisst es, in Österreich herrscht das totale Anbindeverbot für Hunde, selbst ein ‚zwischendurch‘ ist dem Gesetz nach nicht erlaubt. Und dann das hier…

Was also tun? Die Behörde einschalten? Aber was passiert danach? Es ist die traurige Einsicht, die sich immer und immer bestätigt: das Veterinäramt wird vorbeikommen, wird das Ablassen von der Kette verlangen, wird einen geringstmöglichen Strafbescheid verhängen – viel eher noch eine kleine Verwarnung – und der Hund wird in Folge, sobald Amtstierarzt/ärztin den Ort des Geschehens verlassen hat, genauso weiterleben wie bisher. Nur, dass dann das Tor zu Hof geschlossen ist, sodass es keinen ‚unangekündigten‘ Besuch mehr gibt!
Denn jemand, der/die mehr als 2 Jahre solche Umstände duldet, dem ist eine derartige ‚Verwarnung‘ ziemlich egal. Fazit wäre also gewesen:  der Behörde die Hand geschüttelt, Tor zu, und in Zukunft würde dieses immer verschlossen sein. Wenn Amtsorgan wieder erscheint, würde zuerst die Kette gelockert, dann die Tür bedient…jede Wette. 25 Jahre Erfahrung gestatten – nein, verlangen – diese Einsicht.
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Die Frau war zu Hause; mit ihren drei kleinen Kindern. Sie rief schließlich ihren Mann. Der ließ sich – Hörer von der Frau zu uns, von uns zu ihm, von ihm zur Frau, von Frau zu uns- nach langen Gesprächen zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit schließlich doch noch vom Unvermeidbaren überzeugen. Und 200 Euro, die wir sofort übergaben, waren ja auch nicht so schlecht. Ja, es wäre ihm und seiner Angetrauten durchaus bewusst gewesen, dass man einen Hund nicht derart halten darf. Schon gar nicht einen Husky. Aber der wäre ansonsten abhauen – welch eine Überraschung aber auch. Huskys, jedermann/frau kennt die Angewohnheiten dieser Rasse, deren unabdingbare Triebe, deren Freiheitsdrang, deren Lauffreudigkeit. Hier reduziert auf Aufstehen, Niederlegen, zwei Schritte gehen. Niemals Abwechslung. Tagein tagaus, derselbe alles verzehrende Einheitsbrei…
Wir setzten nun blitzschnell eine Übereinkunft auf; nicht, dass es im Nachhinein Probleme mit der Zuordnung der neuen ‚Eigentümer‘ geben würde.
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Bello ging übrigens ohne ein einziges Mal des Umdrehens mit uns mit. Ganz so, als wenn er eine schlechte Erinnerung einfach abstreifen wollte. Kein Abschied, vielmehr ein Aufbruch in ein neues Leben. Auch in die sich immer im Auto befindliche Hundebox ließ er sich ohne jedes Problem heben, schien sich darin sogar ganz wohl zu fühlen.
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Eiliges Telefonieren folgte; Platzsuche. Ein vorübergehendes zu Hause, wenigstens. Und wir waren erfolgreich! Schon bald darauf konnte sich Bello ausstrecken; entspannen. Ganz ohne Kette. Und so soll, muss, es auch bleiben!

Heute sind wir wieder unterwegs. Das Telefon läutet. Der Mann einer der beiden bei der gestrigen Rettungsaktion mit anwesenden, so mutigen Tierschützerinnen ist am anderen Ende. Aufgeregt. Erbost. Hausdurchsuchung! Angeordnet vom Staatsanwalt. Fünf Uniformierte durchkämmen das zu Hause. Auf der Suche nach Bello.

Hatte der ehemalige Hundehalter, Tierquäler, so darf man jemanden offiziell nennen, der einen Hund sein ganzes Leben an der Kette hält, doch tatsächlich später die Polizei gerufen. Betrüger hätten ihm seinen ‚Besitz‘ gestohlen. Entführt, seine Frau unter Druck gesetzt. Bedroht. Zumindest Psychisch. Un-un-unfassbar!

So sitzen wir am Nachmittag allesamt am Posten. Unsere Akte trägt die Überschrift: Beschuldigter – u.a. Verdacht auf Betrug!
Ich kann es nur wiederholen: un-un-unfassbar! Aber dennoch Realität!

Wir werden natürlich alsbald über den weiteren Verlauf dieser furchtbaren Affäre berichten – und bis dahin selbstverständlich kein Wort über den zwischenzeitlichen Verbleib von Bello verlieren. So sehr Vater Staat auch presst. Denn niemals, niemals, niemals werden wir zulassen, dass der Arme zurück in seine Hölle muss. Ein ganzes Leben an der Kette sind schließlich genug.
Foto: und so fanden wir uns heute wieder: im Vernehmungszimmer der Polizei!
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