Rumänien-Hilfsfahrt – von Triumpfen und herzzerreißenden Tragödien!

Die Nacht war eine kalte gewesen. Der alte Mann aus dem Norden hatte seit langem wieder einmal eine vorsichtige Ahnung davon gesendet, wieviel Kraft ihm trotz aller Unkenrufe noch immer innewohnt. Er, der so oft Todgesagte, vom fortschreitenden Klimawandel brutal und schonungslos in die Knie gezwungen und mehr und mehr zu einem Schatten seiner selbst degradiert, er wusste der Erderwärmung dem trügerischen Anschein nach plötzlich kaum noch etwas entgegenzusetzen. Kapituliert, ein gelegentliches Aufflackern, nicht mehr als ein Lebenszeichen. Ein Lichtschein, der schon im nächsten Augenblick wieder ausgepustet wurde vom stickig-warmen Atem der Veränderung.

Nelli hilft beim Beladen für den Hilfstransport
Der RespekTiere-Bus wird bis oben hin vollbeladen!
Rumänien-Hilfsfahrt

Fotos: letzte gemeinsame Vorbereitungen vor dem Start; beim Losfahren beherrscht tiefster Winter das Land! Hier beim Start in Salzburg!

Doch heute hatte der einstige Gigant wieder einmal zurückgeschlagen. Mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, bis lange in den Tag hinein. Und Schneefall, so stark, dass der Niederschlag auf der Autobahn von Salzburg in Richtung Wien immer wieder den Verkehr komplett zum Erliegen brachte. Erst gegen Mittag klarte es wenigstens ein klein bisschen auf, da waren wir dann schon längst in Niederösterreich. Nach einem Zwischenstopp bei Krems ging es dann endgültig in Richtung Osten!

Rumänien-Hilfsfahrt - das Karpatenland erwartet uns!

Vollbeladen bis unter das Dach schnurrte das RespekTiere-Mobil den Highway entlang, trotz einer Beladung von nahezu 1000 Kilogramm und als Draufgabe mit tief winterlichen Fahrbedingungen konfrontiert, rollte es scheinbar mühelos dem Horizont entgegen. Christine, die langjährige Reise-Veteranin, immer für solch aufreibende Einsätze zu haben, hatte inzwischen neben mir Platz genommen und zumindest für den Moment zufrieden mit uns und der Welt freuten wir uns auf Kommendes! Denn ja, obwohl das Land noch immer darniederliegt, gebrochen von einem winzig kleinen Feind, der bereits weit mehr als 10 000 Todesopfer unter den Menschen alleine in Österreich gefordert hatte, waren wir also erneut unterwegs. Trotz ‚Lockdown‘, trotz der Virusgefahr. Aber was wäre uns auch anderes übriggeblieben? Ein Hilferuf kam an, spät nachts, Futtermittelknappheit; da hilft kein Bangen, kein Zögern. Zudem, so viele Güter hatten sich ohnehin in den letzten Wochen angesammelt, gut für gleich drei Fahrten. Angefangen von der Kleidung bis zu den Hygieneartikeln, von Kinderspielsachen, welche noch unbedingt vor Weihnachten Herzen erfreuen sollten, bis zu der Tiernahrung, die dann nach all den weltweiten Niedergängen – wo unter den Auswirkungen das Mitgeschöpf als schwächstes Glied in der Kette wieder einmal am allermeisten zu leiden hat – ganz besonders dringend dringend gebraucht werden würde…

Foto unten links: Von Salzburg in Richtung Wien – Geduldsprobe, Geschwindigkeit meist um die 30 km/h! rechts: so viel haben wir mitgebracht: hier im Bild Tom mit dem wunderbaren Beitrag der Familie Antes aus Hadersdorf, welche extra für die Hilfsfahrt die Teddybärensammlung aufgelöst hat – dutzende Kindern werden sich riesig freuen!!!

Schreckliche Fahrbedingungen auf der Autobahn!
Tom lädt die Teddybärensammlung in den Van!

In Memoriam Frau Oprea!

Eine niederschmetternde Hiobsbotschaft hatte uns noch vor der Reise schwer getroffen; tatsächlich wie ein unfassbar mächtiger Faustschlag, mitten hinein in die Magengrube. Die Katastrophe ließ uns verloren zurück, in der Bewegung erstarrt, Tränen auf glühenden Wangen. Frau Oprea, die großartige, die wunderbare, die unvergleichliche, sie hat ihre Augen für immer geschlossen. Der Fels in der Brandung wurde letztendlich doch mitgerissen von der unaufhörlichen Flut, umspült, untergraben und schließlich versunken im wogenden Meer der Unmenschlichkeit. Sie, die unbesiegbar gedacht, die ob unter gleisender Sonne, strömenden Regen, tiefwinterlichen Umständen stark wie ein Baum als unverrückbares Denkmal des Besten im Mensch-Sein stets inmitten ihrer Hundeschar lebte, sie ist nicht mehr. Der Tod hat alles an sich gerissen, ihre Hoffnung, ihre Ziele, ihren unerschütterlichen Glauben; nur, die Erinnerung konnte und kann er nicht auslöschen, die Erinnerung in uns an sie, die ewig Unvergessene. Frau Oprea, mögest Du in Frieden ruhen, Du wirst immer in jenen, die Dich gekannt haben, weiterleben; als unersetzliches Vorbild, als Idol, als leuchtender Wegweiser in tiefster Nacht. Wir werden einen Teil von Dir bis zu unserem eigenen Lebensende in den Herzen tragen und Dich immer lieben.

Einen Nachruf an die Unersetzliche finden Sie hier: https://www.respektiere.at/2021/12/11/in-finsterster-stunde-war-sie-stets-der-sonnenaufgang-frau-oprea-hat-uns-verlassen/

Frau Oprea in ihrem kleinen Zimmer

Frau Oprea, in ihrem einfachen, kleinen Zimmer

Frau Oprea und Tom inmitten der Hunde
Frau Oprea mit ihren Hunden

Der Schneefall hat nun endlich nachgelassen. Wir kommen gut voran, dennoch, die beginnende Nacht hat das Land bereits fest im Griff, als wir die Grenze zu Ungarn überschreiten. Noch immer tief in Gedanken versunken ob des dann doch völlig unerwartenden Ablebens eines tierschützenden Engels in Menschengestalt, hüllt uns langsam aber sicher die Dunkelheit ein. Irgendwie hat diese heute aber auch etwas Befreiendes, zumindest lässt sie den Schmerz, die neue Falte im Gesicht, nicht auf den ersten Anblick hin erkennen. Camouflage, Schattentarnung.

seltener Anblick: Schnee bei Wien!
Tiertransporter auf ungarischer Autobahn, ein leider oft gesehener Anblick!

Foto oben: Sogar in Wien hat der Winter Einzug gehalten! Unten: Tiertransporter auf ungarischer Autobahn, ein leider oft zu bezeugender Anblick!

Gedanken machen wir uns nebenbei wegen des Grenzübertrittes. Der ist ja, wir nun Reisende aus einem Hochrisikogebiet in ein anders Hochrisikogebiet, in normalen zurzeit gar nicht möglich – aber wir haben selbstverständlich vorgesorgt. Außerdem sind wir für die gute Sache unterwegs, ein Hilfstransport definiert in jedem Verständnis des Wortes, und so sollte eigentlich alles passen. Allerdings, wer je in Rumänien war, weiß es: selbst wenn Dinge schwarz auf weiß auf geduldigem Papier gedruckt sind, steht man ausführenden Organen letztendlich Auge in Auge gegenüber, mag jenes Schriftstück nicht mehr wert sein als ein brennendes Zündholz im tobenden Orkan…

Nicht vergessen aber: wir sind ÖsterreicherInnen, die ‚Erfinder‘ des ‚wird scho passen‘ und ‚schau ma mal‘! 🙂

Die Einreise nach Unganr ist ziemlich problemlos!

Foto: Die Einreise nach Ungarn verläuft ziemlich problemlos!

Die Fahrt, das wissen wir in diesem Augenblick natürlich noch nicht, wird sich dann allerdings bis ins gefühlt Unendliche ziehen. Kurz vor Budapest bessern sich zwar die Wetterbedingungen, die Temperatur – trotz der inzwischen späten Stunde – steigt an, und bald zeigt sich die Landschaft sogar wieder schneefrei. Nun beginnt es aber, zuerst leicht, dann stetig stärker, zu regnen. Dazu stockt der Verkehr immer wieder, die Blechlawine kommt mehrere Male völlig zum Stillstand. Kurz vor Szeged rollt die Autokolonne dann endlich erneut der Grenze entgegeben, endlich losgelassen von der Beengtheit des Staus. Tatsächlich, es ist fast ein befreiendes Gefühl, als sich die Tachonadel langsam wieder bei rund 110 km/h einpendelt.

Alleine, die Freude ist eine kurze. Denn einige Kilometer vor der Grenze ins Karpatenland besetzen bereits aberhunderte wartende Lkw’s zuerst den Pannenstreifen, dann schon bald auch die zweite Fahrspur in einer wartenden Schlange. Diese Aussicht lässt Böses erahnen. Noch geht es zwar weiter auf dem verbliebenen Aspahltband, aber etwa einen Kilometer vor der Übertrittsstation endet schließlich jede Bewegung aprupt und ein Heer aus Warnblinkanlagen erleuchtet die Nacht. Stillstand. Im Schneckentempo, selbst das langsamste der Kriechtiere hätten uns nun um Längen überholt, rollen wir den Balken entgegen. Eine halbe Stunde Verzögerung, dann eine. Eineinhalb. Zwei Stunden, jetzt müssten die BeamtInnen aber sehr bald in Sichtweite kommen. Weit gefehlt. Hupkonzerte, ausgelöst von hunderten Fahrzeugen. Menschen auf der Straße, rauchend, fluchend, gestikulierend. Drei Meter geht es voran, dann wieder über eine halbe Stunde rein gar kein Vorankommen der Blechkolonne. Letztendlich dauert es satte dreieinhalb Stunden, bis wir endlich an Reihe sind mit der Abfertigung. Todmüde jetzt, die Nerven liegen blank. Der einzige Lichtpunkt: unsere Papiere sind sattelfest. So entern wir den Balkanstaat, nun zeigt die Uhr allerdings bereits halb zwei Uhr morgens.

Immer wieder stockt der Verkehr durch Ungarn hindurch!

Foto: Immer wieder kommt durch Ungarn hindurch der Verkehr zum kompletten Stillstand!

LKW-Stau vor der Ungarn/Rumänien-Grenze!

Foto: LKW-Stau vor der Ungarn/Rumänien-Grenze!

Stau vor der Grenze von Rumänien!

Foto: totaler Verkehrskollaps vor dem Grenzbalken – 3,5 Stunden Wartezeit, mitten in der Nacht!

Wie immer präsentieren sich die rumänischen Autobahnen fast leer. 15 Kilometer vor dem Ziel verlassen wir den Highway, und sofort verschlechtern sich die Bedingungen wieder; während vorhin noch von einem Rollen gesprochen werden konnten, ist es jetzt vielmehr ein Auf und Nieder, von einem Schlagloch zum nächsten. Brutale rumänische Wirklichkeit!

Es soll dann fast halb vier Uhr morgens sein, als wir endlich in die für uns vorbereiteten Betten fallen. Müde, zu müde, um überhaupt noch einer Körperpflege nachzugehen. Zähneputzen nur, dann Decke über den Kopf und Augen zu…

rumänischer Landstraßenalltag!

Foto: Rumänischer Landstraßen-Alltag!

Schon sitzen wir beim Frühstücktisch, herrlich duftender Kaffee erweckt die Lebensgeister. Erste Wort mit Frau Doina – oh, wie schön es ist sie endlich wieder zu sehen – aber dann müssen wir auch schon wieder aufbrechen. Marius, der Leiter der völlig unverzichtbaren Behinderteneinrichtung in Carani, erwartet uns schon! Es geht jetzt über schneeleere Landschaften; der Wind bläst stetig, aber zumindest bleibt es vorerst trocken. Kein Niederschlag, der allerdings wird für den späteren Nachmittag erwartet. Bis dahin möchten wir gerne unsere selbstgestellten Aufgaben so weit als möglich erledigt wissen!

Eine Einsicht drängt sich beim Betrachten der vorbeieilenden Landschaft unweigerlich auf, und es ist leider eine zutiefst deprimierende – die so beeindruckenden Weiten der rumänischen Ebenen schrumpfen im beängstigenden Tempo. Überall, so weit das Auge reicht, entstehen Firmenkomplexe, billig und schnell errichtet, Monsterhallen reihen sich an Monsterhallen. Fast sämtliche der großen Ketten des Westens, ob nun im Speditionsgewerbe, in der Medizin oder im allgemeinen Handel tätig, haben sich längst hier angesiedelt, hier, wo Arbeitskräfte noch immer günstig und Land fast umsonst ist – zumindest für die Multinationalen Konzerne. Manche der Firmengeländen, übermächtig, Land verschlingend, sind schon wieder verlassen, zurück bleibt nur ein Gerippe, ein zerbrochener Traum, der längst zum Albtraum für die einst unberührte Gegend geworden ist. Schafherden ziehen herum, vor kurzem noch unbeschränkt, jetzt haben sie ständig neue Straßen zu queren, Müssen Mauern überwinden, Zufahrten, die breit wie Landebahnen wirken. Die Zeit arbeitet gegen diese Form der Tierhaltung, sowas von offensichtlich. Des Menschen Lösung: die Errichtung von Tierfabriken. Möglichst viele Individuen auf möglichst kleine Fläche zu konzentrieren. Willkommen im neuen Zeitalter, welches, leider nein, nichts Gutes verspricht…

Schafherde bei Timisuara

Marius, der Sozialarbeiter, der Werkstättenleiter, der Seelsorger, öffnet uns die Tore. Minuten später, nach herzlicher Begrüßung, entladen wir auch schon das RespekTiere-Mobil. Schachtel um Schachtel, Sack um Sack. Sooo viel haben wir mitgebracht, unfassbar! Einen Teil der Ware wird er später eigenhändig in das kleine Caritas-Zentrum nach Nadrag bringen, auch dorthin – in die berühmte Sackgasse des Lebens – wollten wir eigentlich – allein, die Coronabestimmungen vereiteln den Plan. Doch keine 72 Stunden dürfen wir bleiben, dann müssen wir das Land aufgrund der allgemeinen Bestimmungen auch schon wieder verlassen haben. Zu wenig Zeit, um den Weg selbst in Angriff zu nehmen. 

Von der Kleidung bis zur Zahnbürste, vom Duschgel bis zum Rollator, alles wird seinen Platz finden, alles wird dringends benötigt. Hunderte Stofftiere übergeben wir; Weihnachten naht, so wird das Fest der Liebe noch mehr Kinderaugen strahlen lassen!

Nicht nur die Arbeit, auch das Zuhören gehört unweigerlich zu unserem Job. Ein offenes Ohr ist oft mehr wert als alles Geld oder alle Ware der Welt, und so lauschen wir später den für WestbürgerInnen oft wirklich unglaublichen Geschichten über das Leben der bedürftigen Menschen Rumäniens. Besonders jetzt, zu Corona-Zeiten, ist die Situation viel zu oft eine wahrlich herzzerreißende. Stellt euch vor, in den schrecklichsten Momenten forderte die Pandemie im Karpatenstaat bis zu 700 Todesopfer – täglich….

Jetzt hat sich die Situation zwar für den Moment etwas beruhigt, aber das Virus schläft wahrscheinlich nur ein bisschen. Ein baldig erneutes Erwachen wird von allen kompetenten Stellen erwartet, befürchtet.

Endlich angekommen bei Marius - das große Ausladen beginnt!
Tom und Marius beim Ausladen!
Tom und Marius beim Ausladen!
Marius hat einen neuen Welpen!
Christine mit den Teddys beim Ausladen!
Marius vor dem Heiligenbild

Fotos: Ausladen bei Marius; an einem so unverzichtbaren Ort, wo Menschlichkeit den alles entscheidenden  Faktor darstellt! Marius hat zudem einen zweiten Hund bei sich aufgenommen, der uns dann sogleich stürmisch begrüßt. Christine, Foto links unten, mit einigen der Bären aus der Sammlung aus Hadersdorf!

Der Weg zu Frau Opreas Hundeheim ist ein schwieriger. Eifrige RespekTiere-News-LeserInnen wissen es. Selbst im ‚Irgendwo‘ am Rande der Stadt, an einem Ort, welchen man gerne treffender als ‚Nirgendwo‘ bezeichnet, ist noch lange nicht die Zielstation erreicht. Denn von diesem aus geht es nämlich über bei Schlechtwetter fast unpassierbare Wegen weiter, bis hin zur Außenstelle der Menschlichkeit, zum einsamen Asyl. Gebaut auf einer ehemaligen Mülldeponie, als Nachbarn nur die Agonie und der Verfall. Der letzten Kilometer hat es dann wirklich in sich; ein ohnehin zerborstener ‚Feldweg‘ ist aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage zusätzlich zu einer einzigen Piste aus Matsch und glitschigen Sumpf- bzw. Eisflächen mutiert. Knietiefe Pfützen und ebensolchen Schlaglöchern, oft gut verborgen in den Wassermassen, wechseln sich ab, dazu der Müll überall am Weg. Eine sich ausbreitende Deponie, bei jeder Fahrt scheint sie sich noch vergrößert zu haben. Umweltzerstörung pur, ein gefräßiges Monster, nimmersatt.

Der WEg zum Asyl - eine Müllhalde

Vali erwartet uns bereits. Zuerst allerdings begrüßen uns die Hunde, welche das RespekTiere-Mobil schon von weitem kommen hören. Links und rechts neben dem Fahrzeug laufen sie die letzten 100 Meter her, ein Spießrutenlauf, der uns das Blut in den Adern gefrieren lässt. Denn bremsen, das geht hier nicht; unweigerlich würden wir bei einem Stillstand im Schlamm stecken bleiben, unentwirrbar gefangen, Fesseln aus erdigem Brei. Aufgesogen und eingesperrt vom alles beherrschenden Sumpf. Und wer sollte uns von dort im Falle des Falles dann befreien? Wohl niemand…

Dann ist es endlich geschafft. Vali im Arm, er weint bittere Tränen. Frau Oprea, die Schutzherrin, die Lebensretterin, der Gigant der Humanität, sie ist nicht mehr. Vor wenigen Tagen verstorben, in ihrem 87. Lebensjahr. Aber nicht nur sie ist gegangen, auch Vali’s Mutter, selber Jahrgang 1935, sie hat ihre Augen im August für immer geschlossen. Mit den beiden Damen ist der gute Geist aus der Anlage entschwunden, zurück bleibt eine sich wohl niemals wieder füllende Leere.

Hunde im Asyl
Vali und Tom vor dem Asyl
Vali und Tom vor dem Asyl
Hunde im Asyl

Fotos: Nein, der Ort ist kein schöner, das hier ist kein Vorzeige-Tierheim. Aber dennoch, es bietet seit Jahrzehnten so vielen ehemaligen Straßenhunden ein sicheres zu Hause, einen Platz, wo sie Ruhe und Frieden finden und wo sie jeden Tag zu essen bekommen. Ob der Unrat die Hunde selbst stört? Wohl eher nicht.

Es hilft alles nichts; wir entladen den Van, gut 600 kg an Hundefutter können wir übergeben. Zumindest der Hunger wird damit gestillt. Dennoch, eine spürbare Traurigkeit liegt über dem Platz, der zusätzlich, und nicht zuletzt auch aufgrund von Wind und Wetter, im Schmutz versinkt. Auch Vali, unbestreitbar, trägt seinen Anteil an der Misere; er ist ein Sammler, nur zu offensichtlich, vom Alteisen bis zu Plastikbergen findet sich alles auf seinem Gelände, Unrat und Unordnung beherrschen die Szenerie. Hier muss eine Lösung her, nicht heute, die Umstände, die Trauer, die Pandemie machen dies für den Moment wahrscheinlich unmöglich, aber dann im Frühjahr. Ansonsten hat Frau Oprea’s Asyl wohl überhaupt keine Zukunft, wird das Vermächtnis der alten Frau unweigerlich in Schutt und Abfall versinken. Der Kreislauf, die Metamorphose, in sich geschlossen – vom Imperium aus Müll zur Herberge für die Ausgestoßenen und wieder zurück zur Deponie. Innerhalb eines für die Zeit bedeutungslosen Abstandes, eine Millisekunde, ein Augenzwinkern.

Vali und Tom vor dem Asyl
Christine im Asyl von Vali
respekTIERE IN NOT-Unterstützung für Raluka udn Tiberus
hundeansammlung im Asyl

Die Szenerie ist herzzerreißend; besonders ein wunderschöner Hundejunge, einst einer der absoluten Lieblinge der alten Dame, scheint an dem Moment zu zerbrechen. Er war immer an der Seite von Frau Oprea gewesen, nun ist er zurückgeblieben in Einsamkeit. Dass sein Bezug zu Vali nicht gegeben ist, ist nur zu augenscheinlich. Er weicht aus, versteckt sich, wie ein Kind, welches von Unsicherheit und Angst geplagt ist. Zu uns kommt er dann doch, gräbt seinen Kopf zwischen die Schenkel, ein stummes Weinen. Erschütternd. Sollen wir ihn in seinem Alter noch aus der gewohnten Umgebung entreißen? Müssen wir wohl, wenn sich sein Zustand beim nächsten Stopp noch immer nicht gebessert hat…

Die anderen Hunde befinden sich aber dem Himmel sei Dank in einem guten Zustand; keine/r ist krank, alle sind sie wohlgenährt. Ok, die Süßen sind schmutzig, aber sie leben hier großteils auch im Freien, und die Umgebung lässt zumindest in diesen Tagen Sauberkeit gar nicht zu. Nochmals, ob das dem Rudel selbst etwas ausmacht? Fakt ist schon, diese Gruppe hier, sie lebt wohl ein ‚artgerechteres‘ Hundeleben, als wir es den meisten ihrer Artgenossen im ‚goldenen Westen‘ zugestehen. So ehrlich muss man vielleicht doch sein.

 

Tom mit Hunden am Asyl
Tom mit Hunden am Asyl

Foto oben links: Der Jagdhund war Frau Oprea’s Liebling; der Arme kann mit der neuen Situation vorerst nur schwer umgehen. Rechts: diese Süße haben wir 2016 von einem Tumor am Hals befreit – seither geht es ihr gut!

Christine im Asyl
Auch außerhalb des Asyls gibt es viele Hunde!
Auch außerhalb des Asyls gibt es viele Hunde!

Fotoserie: Auch außerhalb des Asyls gibt es viele Hunde!

Auch außerhalb des Asyls gibt es viele Hunde!

Am Rückweg verstummen wir im Wagen. Gedankenverloren. Nichts ist an jenem Ort mehr so wie es einmal war.

Am späten Nachmittag, es hat nun den Ankündigungen getreu wieder zu regnen begonnen, erinnert das Transparent ‚Stop Killing Stray Dogs‘ die vorbeieilenden Menschen in der Innenstadt von Temeswar an die Agenda. Gevatter Tod steht daneben, ein mahnendes Denkmal.

Straßenhundeprotest in Temeswar
Straßenhundeprotest in Temeswar

Die düsterst vorstellbare Finsternis hat das Land bereits fest im Griff, als wir zusammen mit Frau Doina ein gar wunderbares Abendmahl genießen. Ein einfaches, aber wohl gerade deswegen ein mehr als perfektes. Herzerwärmende Gespräche erleichtern die Schwere des Momentes. Und nehmen Gewicht von der Seele. Gewicht, welches den letzten Funken Hoffnung gerade eben zu erdrücken drohte.

Die Nacht soll eine schwierige, schlaflose werden. Eindrücke des Tages liegen zentnerschwer auf belasteten Seelen, lassen kein Abschalten zu. Wie gerädert sehnen wir deshalb die ersten Schimmer des beginnenden Tages am fernen Horizont herbei; ob diese aber dann doch nur wieder die bleierne Schwere des Gestern aufwärmen werden?

Früh am nächsten Morgen treffen wir Tiberus; er, der Schwiegersohn von Frau Doina, kümmert sich zusammen mit seiner Frau Raluka – Doina’s Tochter – um verletzte, kranke, auf der der Straße lebende Tiere. Erinnert Ihr Euch, vor einem Jahr hatten die beiden versucht, Rali, die so schwer erkrankte Hündin von Frau Oprea’s Asyl, gesundzupflegen. Ein von vorne herein nicht zu schaffendes Vorhaben. Jede tierärztliche Kunst versagte schließlich, die Arme war nicht mehr zu retten. Letztendlich haben die beiden es jedoch geschafft, Rali einen würdigsten Abschied in Frieden und Geborgenheit zu sichern. Seither stellt die Familie, Tochter Anna immer mit im Einsatz für die Tiere, ein weiteres kleines Projekt im Projekt dar. Wir unterstützen die herzensguten TierschützerInnen im Bestreben ebenfalls mit Futtermittel für die Straßentiere.

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Foto: respekTIERE IN NOT-Lieferung für die von Doina’s Familie versorgten Schützlinge!

Sei es wie es sei, Tiberus wird heute zusammen mit uns eine Frau besuchen, von welcher ganz und gar sagenhafte Dinge erzählt werden. Sie, Silvia, trotz des jungen Alters von erst 37 Jahren, hat sich irgendwohin ans Ende der Zivilisation zurückgezogen, und trotz einer fantastischen Bildung und eines künstlerischen Genies zieht sie es seit geraumer Zeit vor, den Annehmlichkeiten dieser Welt völlig zu entsagen. Tatsächlich hat sie in einem ehemaligen Sumpfgebiet fernab der menschlichen Gesellschaft ein Vogelasyl errichtet, auf einfachste Art und Weise, mehr ein kleines Containerdorf – Gebäude auf Fundamenten zu errichten, ist im Grünland genau wie in Österreich natürlich streng verboten – soll es geworden sein. Mindestens tausend der geflügelten Wesen versorgt sie dort, und einmal am Tag, im Moment der großen Fütterung am späteren Nachmittag, würden ihr, so hören wir, sogar mehrere tausend ihrer ehemaligen PatientInnen die Aufwartung machen…

So finden wir uns im Sprinter wieder, der uns mit sicherem Instinkt durch Dörfer und über Felder geleitet. Es regnet seit gestern Abend immer noch, durchgehend, in Strömen, das Land ringsum versinkt in einem See der Tränen. Mehr noch aber irritiert uns erneut die plötzliche Einsicht, Rumänien, das wunderschöne Rumänien, gerät mehr und mehr zu einer Kopie Westeuropas. Die weiten Landschaften verschwinden zusehends, überall entstehen neue oft ur hässliche Wohnsilos, an Eintönigkeit und Ideenlosigkeit kaum zu überbieten. Die ‚Goldene Himbeere‘ als Architekturpreis. Straßen werden – selbst seit unserem letzten Besuch im Sommer – immer breiter, immer voller, Konzeptlosigkeit scheint den Moment zu beherrschen. Völlige Zersiedelung, dazu die – und ich übertreibe hier nicht, ganz im Gegenteil – aberhunderten Firmen, welche wie bereits erwähnt überall verstreut auf einst offenen Feldern gigantische Konstrukte errichten. Hier findest Du sie alle, sämtlich bekannte Namen der Konzerne, angefangen vom medizinischen Unternehmen bis hin zum Lagerriesen, vom Möbelhersteller bis zum Auto-Ersatzteilfertiger. Alles auf Kosten der Landschaft. Der fallende Regen unterstreicht den düsteren Eindruck auf gar deprimierende Art und Weise, und der Schlafmangel trägt wohl sein Zusätzliches dazu bei: fast apokalyptisch wirkt die Szenerie, daran können auch die vielen vorweihnachtlichen Lichter der geschmückten Dorfeinfahrten, glitzernde Girlanden an Kirchen, Denkmälern, Parkanlagen und Einfamilienhäusern, nichts ändern. Ganz im Gegenteil, der aus den USA importierte Brauch scheint fast symbolisch: ein Feiern bis zum Abwinken, und selbst wenn uns als Menschheit das Wasser schon bis zum Hals steht, prosten wir vergnügt einander zu…

Es wird aber keinen Gott geben, der ‚das schon richtet‘, wenn es tatsächlich brenzlig wird, so viel steht fest. Nur ein globaler Zusammenhalt, ein tiefer, für manche bestimmt sehr schmerzhafter Einschnitt könnte das Schicksal noch gnädig stimmen, Dinge im letzten Augenblick hin zum Guten wenden. Nur, Mensch befindet sich im Ego-Shooter-Spiel gegen die Umwelt und gegen sich selbst, und niemand kann den Stecker ziehen. ‚Gemeinsam‘ ist lediglich zum Schlagwort der Mächtigen und der Interessensverbände degradiert, jeder für sich, heißt vielmehr die wahre Devise im ‚echten Leben‘; so lange bis das Wasser noch ein paar Zentimeter steigt…

Landschaftsverbauung

Foto: Industriehallen, so weit das Augen schaut!

Silvia’s Insel erreichen wir nach einer Zufahrt über zerfurchtene, unplanierte Wege; Äste liegen auf der ‚Straße‘, Bäume strecken uns ihre hölzernen Fingerspitzen entgegen, diese kratzen genüsslich am Autolack. Eine Schafherde, hirtenlos, kreuzt den Weg, alle Zeit der Welt scheinen die wunderschönen, triefend nassen Tiere zu haben. Einen Hirten können wir nicht ausmachen, auch keinen Hütehund, und so bannen sich in Watte gepackte Körper ihren Weg ins Nirgendwo. Fast wie Geisterwesen.

Schafherde vor Silvias Asyl
Schafherde vor Silvias Asyl

Tiberius hält nun den Wagen. Links von uns, über einen kleinen Bach hinweg, der aufgrund des Niederschlages nun bereits eine nicht unbeträchtliche Strömung erreicht hat, über Felder, die in der Himmeslflüssigkeit beinahe versinken, steht er, der Außenposten der Menschlichkeit. Der erste Eindruck überwältigt beinahe; ein Zusammenspiel von verrostetem Metall, von verwitterten Umzäunungen und wie zufällig zusammengewürfelten, wohl ehemaligen Baucontainern, die meisten davon mit Formen und Figuren, meist mit Bildern von Fliegenden, bemalt, überrascht das Auge. Inmitten ein kleiner Turm, ein Stockwerke hoch mit einer Grundfläche von wenigen Quadratmetern; der obere Teil, so werden wir später feststellen, dient Silvia als Wohnraum; Bett, Kästen, Tisch, untergebracht auf nicht mehr als fünf, sechs Quadratmetern. Über dem Turm drohnt ein Mast, die Verbindung zur Außenwelt. Eine überdimensionale Funkantenne, gut und gerne 15 Meter hoch, mittles deren das Internet funktionieren soll; wenn, ja wenn es Strom gibt, denn der kommt hier zwar auch das der Steckdose, aber nicht allzeit; Solarpanele sind an einigen der Dächer angebracht, lediglich, die benötigen Sonne; und gerade der Feuerplanet hat sein Gesicht seit Tagen nicht gezeigt. Ein Generator hilft aus, dieselbetrieben, aber selbstredend nur dann, wenn die Verkabelung funktioniert. Und die hat es in sich, müssen doch viele Meter zwischen Erzeuger und Endgerät überbrückt werden, durch Nässe, welche der wahre Herrscher dieser kleinen Welt ist. Überall dringt sie ein, mit derartiger Intensität, dass wir schon nach wenigen Minuten des Besuches zutiefst frösteln, fast unfähig sind, selbst nur noch den Kopf des Fotoapparates auszulösen, so klamm zeigen sich die Finger. Durch und durch durchnässt, tatsächlich bis auf die Unterhose, dazu ein eisig kalter, peitschender Wind – wahrlich nicht die günstigsten Bedingungen für unser Zusammentreffen!

P.S.: Ob’s Bad und WC gibt? Ich weiß es nicht, aber selbst das scheintin der Villa Kunterbunt völlig nebensächlich.

Schafherde vor Silvias Asyl
Schafherde vor Silvias Asyl
Schafherde vor Silvias Asyl
Silvias Asyl
Schafherde vor Silvias Asyl

Fotos: ist es Genie oder Wahnsinn, was diesen Ort beherrscht? Eindrucksvoll ist es jedenfalls! Und eine Rettungsinsel für abertausende Vögel…

Silvia ist eine wahrlich bemerkenswerte Frau; ihr Weltbild ist geprägt von Enthaltsamkeit und Wiederverwertung. Und von völliger Entsagung des alles vernichtenden Lebensstils unserer Spezies. Begonnen hat sie hier ihr Reich im Sumpf – durch das Auslegen von Brettern und Steinen wird das kleine Asyl überhaupt erst begehbar – in einem Zelt lebend. Über Monate hinweg. Bis der erste Container kam, bis die Grundfeste der Rettungsinsel überhaupt nur Form annehmen konnte. Stück für Stück der Umgebung abgetrotzt, mühsamst, aber – ganz nach ihrer Lebenseinstellung – sobald sie die Gegend wieder verlassen wird, werden sämtliche Spuren ihrer Existenz an diesem kühnen Ort schon nach kürzester Zeit wieder verschwunden sein.

Vieles wirkt auf den ersten Blick fast wie eine Ansammlung von Müll. Alte Autositze etwa, oder ausgeweidete Röhren-TV-Geräte; später jedoch ergibt es einen Sinn, denn diese wie zufällig platzierten Häufungen sind gewollt, stellen Kunstwerke ihrer grenzenlosen Fantasie dar. Haben Namen, feinfühlige Objekte, wie lebende Materie.

Schafherde vor Silvias Asyl
Schafherde vor Silvias Asyl
Silvias Asyl

Foto: Land unter, ob’s die Setzlinge überleben?

Und dann die Vögel; Geflügelte überall! Tauben, Raben, Krähen, Enten, Gänse, ja selbst Störche und Truthähne; Hühner, blinde, taube, verletzte, lebensfrohe. Wasservögel, welche die aufgrund der Witterung vorherrschenden Bedingungen geradezu lieben. Aber auch zwei oder drei Hunde, verkrochen in den hunderttausenden Ecken und Winkeln, auf ein trockenes Fleckchen zurückgezogen. Ein Schaf, ein Schwein. Der Ort…quillt über vor Leben. Und mittendrinnen diese immer beschäftigte, immer in Gedanken versunkene, in Hippie-Kleidung gesteckte junge Frau. Ein Bollwerk. 45 Kilo pure Energie.

Die Wetterbedingungen lassen den Aufenthalt nicht lange zu; Silvia zeigt uns aber noch ihren Wohnraum, selbst dort leben mit ihr einige verletzte Vögel, welche sie in der besonders geschützten Umgebung gesundpflegt. Sogar in ihrem Bett findet sich ein solcher, eingekuschelt in die Decke. Fast überrascht sind wir schließlich, dass dennoch der Puls der Zeit selbst diese Entlegenheit erreicht hat; die Künstlerin zeigt uns nun nämlich auf einem von Rabenschnäbel deformierten alten Mobiltelefon und auf ebensolchen kleinen Tablet Fotos ihrer Kunstwerke. Eine Malerin ist sie ja ganz nebenbei, mit Ausstellungen, Kunstwerke von mehreren Metern Größe schaffend, für Firmensitze und Empfangshallen beispielsweise. Originale hat sie keine mehr, die letzten wurden Opfer der Elemente hier draußen. Selbst das scheint ihr völlig egal, der Schöpfergeist ist sowieso eine nie versiegende Quelle! Und nichts ist für die Ewigkeit, vielmehr ist es die Vergänglichkeit, das Schlagwort unser aller Existenz.

Silvias Asyl
Silvias Asyl
Silvias Asyl
Silvias Asyl

Beeindruckt, zutiefst beeindruck verlassen wir den Ort schließlich wieder. Das Schicksal wird uns hierher zurückbringen, unweigerlich, hier können, müssen wir helfen. Niemand sonst außer Silvia würde sich um die abertausenden Gefiederten kümmern, welche doch auch genau wie die Straßentiere so dringend Hilfe benötigen. Ja, es stimmt, auf den ersten Blick wirkt der Künstlerin Paradies‘ wie eines des totalen Chaos, beherrscht vom Zufall, von Planlosigkeit; auch eines – und das muss man sagen dürfen – welches nicht immer ein medizinisch steriles Umfeld für die PatientInnen bieten kann, dazu fehlt es ganz einfach an elementarsten Voraussetzungen. Aber ein zweiter Blick verrät, unmissverständlich: es ist vielmehr die pure Liebe, die Lust am Leben, die den Kitt bildet; ein Versuch, einer gnadenlosen Umgebung so viel als möglich an Menschlichkeit abzutrotzen; allem Leben eine, wenn auch nicht perfekte, Heimat zu bieten. Selbst wenn diese an materiellen Gegebenheiten ab und an scheitern muss, an jenen des Herzens wird sie es nie. Und was ist schließlich mehr wert???

Natürlich, alleine gut 1 Tonne an Körnern werden alle drei Wochen gebraucht, Kostenpunkt jeweils mehr als 200 Euro. Dazu andere, unvermeidbare Ausgaben, für Medikamente etwa; wie die junge Frau das schafft, wir wissen es nicht wirklich. Aber eines wissen wir bestimmt: wir sollten ihr dabei helfen! Denn geht dieser Ort unter, mit ihm würde mehr als nur ‚Silvia‘s Insel‘ sterben; mit ihm würde ein Stück Humanität erlöschen, wegbrechen, ein Stück des Versuches der Belegbarkeit einer Barmherzigkeit der gesamtmenschlichen Seele….

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Foto: Iroinscherweise bedeutet der das Asyl beherrschende Schriftzug ‚Füttern verboten‘! 🙂

Mittagessen mit unserem persönlichen Engel; Frau Doina hat einmal mehr ein köstliches veganes Mahl gezaubert, dazu duftender Kaffee, garniert mit jetzt erst recht herzerwärmenden Gesprächen. Es hilft aber alles nichts, der Uhrzeiger weist alle Langsamkeit unbarmherzig zurecht: es ist bereits 2 Uhr nachmittags! So verabschieden wir uns schließlich, und die Abreise fühlt sich fast schmerzhaft an. Denn es ist Familie, welche wir hier zurücklassen….

Am Weg zur ungarischen Grenze wird der Regen wieder zu Schnee. Myriaden von Eiskristallen gleiten sanft zu Boden, wattieren den Eindruck, dämpfen den Herzschmerz. So viele Tragödien, so viele Miseren, so wenig an Hoffnung. Wohin das Auge blickt. Aber dann erhellt ein Lichtstrahl wie jener von Silvia ausgesendet die sich verbreitende Finsternis, verspricht ein bisschen Rückhalt, und ganz viel Zuversicht. Es ist noch nicht vorbei für die Spezies Mensch, wir haben noch eine kleine Chance. Verkörpert in jenen, die gleich ihr das ganzes Leben anderen widmen. Ob nun den Kriechenden, den Schwimmenden, den Laufenden, den Fliegenden. Menschlichen oder tierlichen Ursprungs. Es ist allemal gleich. Fest steht, wir sind jenen so unfassbar wertvollen Menschen zu tiefstem Dank verpflichtet.

Starker Schneefall an der Grenze
Starker Schneefall an der Grenze

Der Übertritt, trotz relativ kurzer Kolonne, ringt uns wieder mehr Zeit als erhofft aber, geschieht aber dennoch wesentlich schneller als bei der Einreise. Eine gute halbe Stunde stehen wir im Stau, dann passen dem Zollbeamten die gezeigten Papiere und wir finden uns schon im nächsten Augenblick im Magyarenland wieder. Es ist nun bereits dunkel, und endlich lässt der Niederschlag nach. Im Herzen Ungarns hört er schließlich ganz auf, die doch sehr beruhigende Winterlandschaft wandelt sich nun wieder in die Trostlosigkeit der windgespeitschten Ebenen. Bei Tatabanya beginnen die Wetterkapriolen allerdings erneut, und einmal mehr zeigt jetzt Gevatter Winter seine Zähne. Bald nun schon starren uns die roten Lichter der geflügelten Riesen, Windräder, entgegen. Tausende, abertausenden, scheinen die Landschaft inzwischen zu desorientieren, halsstarre Armeen, eingefroren. Ehemalige Wildnis, unberührte Landschaften, zu Industrieparks degradiert.

Kurz vor der Grenze müssen wir die Autobahn nochmals verlassen; zum einen zwingen uns lange Wartezeiten trotz der späten Stunde am österreichischen Zollbalken dazu, zum anderen sollten wir noch einen kurzen Besuch in einem kleinen ungarischen Dorf einplanen. Mein Bruder hat danach gefragt, und letztendlich könne wir von besagter Adresse tatsächlich für ihn dringend benötigte Güter mitnehmen. Von dort folgen wir der kleinen Bundesstraße, und die führt uns am großen Grenzübergang vorbei zu einem Außenposten; ein österreichischer Zöllern erwartet uns, seine Präsenz verstärkt durch mehrere Bundesheersoldaten. Die kurze Wartezeit, besonders im Angesicht der Radionachrichten, welche von wesentlich längerer beim ‚großen Bruder‘ berichten, nehmen wir gerne in Kauf, und gegen halb 9 Uhr abends hat uns die Heimat wieder.

Ungarn-Impression

Foto oben: Ungarn-Impression

Grenzübertritt Österreich

Foto: Grenzübertritt Österreich

Im Burgenland treffen wir – es ist längst wunderschöne Tradition – ‚unsere‘ TierschützerInnen um die großartige Doris wieder; sie selbst ist gekommen, dazu Tochter Anna, sowie Moni und Ricki! Kuchen bekommen wir nun serviert, und herzallerliebste Gespräche sowieso! Soooo schön, dass es solche Menschen gibt! Und wie immer dürfen wir wieder jede Menge für unsere nächsten Hilfsfahrten gesammelten Güter entgegennehmen! Wird es langweilig, wenn ich zum wiederholten Male betone? Ich tue es trotzdem: Jedes baldige Ende einer Hilfsfahrt ist bereits wieder der Beginn der nächsten!

Die so großartigen Tierschützerinnen aus dem Burgenland!

Foto: Proudly presented – die so großartigen Tierschützerinnen aus dem Burgenland! Moni, Doris, Anna und Ricki!!!

Ab St. Pölten, der NÖ-Metropole, trennen sich unsere Wege. Die tapfere Christine hat noch eineinhalb Stunden Fahrzeit zu ihrem Heim vor sich, mich trennen nun bloß noch 35 Kilometer vom warmen Bett in der Zwischenstation ‚elterliches Haus‘.

Wo ich gegen zwei Uhr morgens endlich, endlich in einen tiefen Schlaf falle.

Lichter der Windräder!

Foto: niemals müde – Windräder, zu hunderten bedecken sie inzwischen das Pannonische Becken!

Impressionen von der Rumänien-Hilfsfahrt

Überall in Rumänien finden sich Hunde auf der Straße
HUnd auf Autositz
Tom in Valis Asyl
Tankstelle in rumänien

Foto oben: Tankstelle in Rumänien; das Betreten ist wegen Covid verboten, so muss man vor den die eigentliche Eingangstür blockierenden Scheiben auf den Kassier warten.

Lisa von Tiberius
Frau Doina mit den Geschenken

Foto links: Lisa, die Hündin von Raluka und Tiberius! rechts: die so wunderbare Frau Doina mit den mitgebrachten Geschenken!

Christine im Asyl
Sinnbildlcih: das Ende der Freiheit!

Foto oben, sinnbildlich: das Ende der Freiheit!

Tom verabschiedet sich von Frau Oprea

Foto: Frau Oprea, es ist kein Abschied – also, ‚bis wir uns wiedersehen‘!!!!

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