‚Im Untergrund‘ – ein faszinierendes Tierrechtsbuch von Martin Balluch!

Lange stand es bei mir mehr oder weniger unangetastet im Bücherregal, das zuletzt erschienene Werk von Martin Balluch – sein Buch ‚Im Untergrund‘, immer noch originalverpackt, was es für mich irgendwie wertvoll machte. Sicher, ich würde es bald lesen, aber nicht jetzt, die Zeit eine stets besonders eng bemessene. Nebenbei, ich kennen Martin nun schon 20 Jahre, und ich dachte deshalb, über seinen Lebensweg ohnehin ziemlich gut Bescheid zu wissen. Für mich bestand also vermeintlich keine Eile, in seinen ‚Jugendjahren‘ nachzublättern. Irgendwann würde ich es tun, gar keine Frage, zum passenden Moment.

Bei einem kürzlich geschehenen Zusammentreffen sprachen wir zufällig über die Epoche, in welcher sich die Handlung des Romans zutrug: seine Erlebnisse in England, wo er aufgrund der exponierten Tierrechtstätigkeit mehrmals verhaftet und schließlich auch in verschiedenen Punkten angeklagt worden war. In welchen eigentlich, wollte ich wissen. ‚Hast Du ‚Im Untergrund‘ nicht gelesen? Da steht das doch drinnen!‘, antwortete er, vielleicht ein kleines bisschen gekränkt.

Im Untergrund 2

Jetzt war ich zusätzlich neugierig geworden. Kaum zu Hause, nahm ich den Wälzer dann endgültig in die Hand, öffnete die das Buch umgebende Folie, begann zu lesen… und konnte tatsächlich kaum mehr damit aufhören! Schnell war mir nun nämlich bewusst, was ich bisher versäumt hatten, denn ab der ersten Seite prasselte es jetzt auf mich ein – ein Abenteuer, welches das Leben schrieb, eines der Sonderklasse, inspirierend, aufregend, aufwühlend, wütend machend, traurig, stolz ebenso, und höchst mitreißend; Emotionen pur und alle diese auf einmal und durcheinander, kreuz und quer, auf und ab, ganz und gar einzigartig. Tief in den Bann der Ereignisse gezogen, vergaß ich immer wieder die Zeit um mich, und brauchte ich eine Pause, malte ich mir in Gedanken bereits wieder aus, wie denn die Geschichte weitergehen würde. Packend, elektrisierend, ein Schriftstück, welches  mit einer derartigen Power aufwartet, dass es eigentlich nur darauf warten muss, von irgendeinem berühmten Regisseur gelesen und schließlich verfilmt zu werden. Eine Publikation, wie geschaffen für Hollywood, ein künftiger Blockbuster, und es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis wir uns auf die Premiere der Erstausstrahlung freuen dürfen… ich werden dann jedenfalls in der ersten Reihe sitzen und gebannt zusehen, wie denn derartige Dimensionen von Lebenswerk filmisch überhaupt nur ansatzweise gerecht umgesetzt werden konnten!

'Im Untergrund' - Tierrechtsaktivismus pur!

Aber was genau ist das so absolut faszinierende an diesen Zeilen, die sich da so lebendig als sei man mittendrinnen in der Geschichte, vor den Augen einer Leserschaft ausbreiten? Es ist der Hauptdarsteller, ‚im Tierrechtsroman nach wahren Begebenheiten‘ Paul genannt; ein junger Mann, dessen vielversprechende Karriere ihn aus der Geborgenheit Österreichs in ein fremdes England führt. Genauer zur Universität Cambridge, wo er ab nun als Assistent des wohl berühmtesten Wissenschaftlers unserer Zeit, Stephen Hawkins, arbeiten darf! Und Paul liebt diese Aussicht offensichtlich; das, was da auf ihn zuzukommen scheint, kann er jedenfalls kaum erwarten, vor seinem inneren Augen sieht er sich bereits in neue geistige Sphären davonschweben. Neugirde treibt ihn an, Wissensdurst. Hoch komplizierte mathematische Berechnungen, Astronomie, Physik, das ist seine Welt, seine Zukunft. Aber da gibt es auch ein Problem: der Naturmensch ist einsam, vermisst die Heimat, die Berge, die Stille dort, vermisst seine in Wien zurückgelassene Freundin, von welcher er sich als Tribut an die große Chance seines Lebens zunehmend entfernt.

IMG 0178
Im Untergrund Martin Balluch 2

Fotos oben: weitere Bücher von Martin Balluch: ‚Die Kontinuität von Bewusstsein‘, das Buch zum Tierrechtsprozess, ‚Tierschützer: Staatsfeind‘; unten: ‚Widerstand in der Demokratie‘, ‚Der Hund und sein Philosoph‘!

Zuerst nur um neue Freude zu finden, besucht er deshalb einen Vortrag von Tierschützenden. Angetan lauscht Paul dem Gesagten, und vom selben Augenblick an beginnen all die bisher unbekannten Wahrheiten in ihm zu bohren.  Langsam taucht der aufstrebende Wissenschaftler mehr und mehr ein in diese so völlig andere Welt, sie ist eine, welche ihn zunehmend gefangen nimmt und nie wieder loslassen wird. Fast schüchtern zu Beginn, noch fleischessend sogar und mit der Materie wenig vertraut, erzürnt sich Paul zunehmend an dem Gedanken von vom Menschen verursachten Wahnsinn gegenüber den Tieren. Er schließt sich immer spektakuläreren Aktionen an, und praktisch über Nacht wird aus dem Akademiker, der zuvor über den unfassbar furchtbaren ‚menschlichen‘ Umgang mit Tieren gar nicht wirklich in allen Einzelheiten nachdenken wollte, ein Tierrechtsaktivist an vorderster Front.

Im Untergrund Martin Balluch 1 1
Im Untergrund Martin Balluch 3

Was er im Zuge seiner Selbstfindung in Folge erlebt, ist zutiefst berührend, mitreißend, erschütternd und unglaublich beflügelnd zugleich. Was machte es, so stellt sich die Frage, mit einem Menschen, der sich derart abrupt von einem Augenblick zum nächsten inmitten des Zentrums des Hurrikans wiederfindet, von JägerInnen verfolgt, geschlagen, von PolizistInnen misshandelt, gedemütigt, das Handgelenk gebrochen, in 30 Metern Höhe durch die Bäume schwingend um Holzfäller abzuwehren? Ja, was macht es mit jemanden, der Freunde für die gute Sache sterben sieht und noch mehr unschuldigste Tiere, unfassbar unkorrekten und einseitigen Medienberichte hilflos ausgeliefert, was passiert in so jemanden Inneres? Die Allermeisten zerbrechen wohl an einer derartigen Konstellation, ziehen sich zurück, sind danach nie mehr dieselben wie zuvor; eingeschüchtert, noch mehr desillusioniert, vom Leben bitterst enttäuscht oft für den Rest des Lebens. Und Paul? Mitnichten denkt er so! Den fordert ein derartiges Szenarium zunehmend sogar noch zusätzlich heraus, es rüttelt an seinem Unrechtsbewusstsein, lässt ihn nicht mehr zur Ruhe kommen, motiviert ihn umso mehr, sodass der Aktivist selbst im Angesicht brutalster Gewalt gegen ihn bloß ein ‚jetzt erst recht‘ zwischen den Lippen hervorpresst. Es dürstet ihn förmlich nach Gerechtigkeit, eine Gerechtigkeit, die wir in jedem erdenklichen Ansatz den Tieren seit dem Beginn der Zeit mit abertausenden von Ausreden verweigern. Genau das macht dann den Unterschied aus; genau aus solchem Holz sind sie geschnitzt, die Menschen, welche letztendlich die Welt verändern.

10a

Fotos oben und folgend: ganz viele Thematiken werden in dem wunderbaren Buch angesprochen; vom Filmen in der Tierfabrik über den Tiermarkt bis hin zu Tierbefreiungen – ein Lese-Muss für alle Menschen, welche den Ist-Zustand unserer Gesellschaft in Frage stellen, für TierrechtsaktivistInnen sowieso (Archiv RespekTiere – solche und noch viel mehr Aktionen schildert Martin Balluch hautnah; Paul, der Hauptakteur des ‚Tierrechtsroman nach wahren Begebenheiten‘ erlebt und erleidet in wenigen Jahren unendlich viel mehr, als es den allermeisten Menschen sonst in einem ganzen Leben beschienen ist!

Das sehr bald totale Engagement hatte auch seine Schattenseiten. Die wissenschaftliche Arbeit beginnt unter dem enormen Zeitaufwand zu leiden, und schließlich wird dem Hin- und Hergerissenen bewusst: Beides geht nicht, Karriere und definitive Verpflichtung für die Tiere. Eine Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll, ist unumstößlich. Nun, wo er auch noch einen Professorenstuhl an einer Uni in Deutschland angeboten bekommt, was soll er tun? Eine großartige Karriere wartet auf der einen Seite, die andere, so viel hat er bereits bitter am eigenen Leib erfahren, wird eine leidvolle sein, eine unfassbar aufreibende. Eine, wo es kein Zurück mehr geben kann, eine, die oft und oft tiefe Wunden hinterlässt. Am Körper und noch mehr am Geist. Aber auch eine, welche getan werden muss. Und wer soll es tun, außer ihm?

Im Untergrund Martin Balluch 2 1

Sein sich langsam aufbauender innerer Kampf zwischen Karriere und Tierrecht ist dann dermaßen anschauend vor Augen geführt, dass man tatsächlich richtiggehend mitfühlt; ein Zwist, der Paul innerlich zu zerreißen droht, aber ihn schließlich zu dem Mann formt, der er heute ist: ein Aushängeschild, eine Ikone. Eine Identifikationsfigur für eine ganze Bewegung. Ein echter Ausnahmemensch, DER Tierrechtsaktivist schlechthin. Was folgt, wir alle wissen es, ist Geschichte, österreichische Tierrechtsgeschichte, nein, längst internationale.

Im Untergrund Martin Balluch 3 1

Was er da in England erlebte, es ist schlichtweg unfassbar. Ein Muss, gelesen zu werden. Genauer möchte ich auf die Geschehnisse dann aber auch gar nicht eingehen, das kann Martin in seinem Buch ohnehin unerreichbar besser; ja, er hat die Gabe, die eigentlich unwirkliche Szenerie vor jedermann/fraus Augen höchst lebendig werden, die Lesenden mitfiebern zu lassen. Deshalb nur noch so viel: ‚Im Untergrund‘ ist nicht bloß ein weiteres Buch in einer inzwischen dem Himmel sei Dank langen Reihe von Tierrechtsberichten, es ist viel mehr als das. Es ist ein Ansporn, ein Ansporn dafür, was alles mit der nötigen Hingabe und einem unbesiegbaren Herzen für uns Menschen zu tun möglich ist. Vorsicht deshalb: ‚Ich kann da eh nichts machen, hab da keine Chance‘, gibt es jedenfalls nach der Lektüre nicht mehr

index 1

Foto: Martin Balluch, an allen Fronten aktiv; hier mit Tom im Interview für seine Tierrechtssendung auf Radio Orange!

Die Lehre, welche ich persönlichen aus dem explosiven Lesestoff ziehe: vor besonders gefährlichen oder mit unmöglich vorhersagbarem Ausgang versehenen Unternehmungen, bei allen solchen also, wo man sich gerne fragt ‚steht das denn wirklich dafür‘, werde ich jedenfalls künftig immer einen schnellen Blick auf besagtes Buch im weißen Einband werfen; der Mann mit der schwarzen Kapuze, der einen Hund in die Freiheit trägt, wird mir dann entgegenlächeln: ‚Ja, das tut es. Sogar sowas von!‘ Unbedingt lesen!

‚Im Untergrund – ein Tierrechtsroman nach wahren Begebenheiten‘, von Martin Balluch, erschienen im PromediaVerlag!

Achtung, Achtung!!! Das ‚Animal Liberation Weekend‘, ALW, findet auch 2022 wieder neben vielen anderen Städten auch in Salzburg statt! Wann? Samstag, 9. April, ab 9.00 Uhr; Sonntag, 10. April, ab 9.30 Uhr! Wo? Salzburg, Hannakstraße 17, im ‚Mark‘! RespekTiere wird dabei mit einem Tierrechtsstand sowie einem Vortrag (Samstag, 14.30 Uhr) vertreten sein! Mach mit!!! ALW – Join the movement, bei freiem Eintritt und veganem Essen!

alw salzburg
Nach oben scrollen