Wir sind wieder zurück aus der Ukraine – und was für Geschichten es zu erzählen gibt! Besonders die eine ist wahrlich wundersam. Würde sie von einem menschlichen Wesen handeln, sie wäre reif für Hollywood. So aber werden die Geschehnisse wahrscheinlich nie für die Kinoleinwand adaptiert, nichtsdestotrotz jedoch in den Herzen Einzug finden! Die Story dreht sich um einem Hund, der keine Chance mehr im Dasein hatte und für den sich plötzlich dennoch die ganze Welt eröffnete!
Foto: Da saß er, im Bild ganz links, beim Haltebalken vor der kleinen Fähre. Zwei Tage später fanden wir in dort immer noch wartend vor…
Wie denn das, werden sie nun vielleicht fragen. Vorerst nur so viel: Blue, wegen seines wunderschönen blauen Auges (welches wohl auf Husky-Gene zurückzuführen ist) haben wir ihn so genannt, saß einsam und verlassen in einem Waldstück nahe der ukrainischen Grenze. Im absoluten Nichts. Kein Dorf weit und breit kündete von Besiedlung, nur die alte verrostete Fähre, welche im schwellenden Wasser an einem Seil verankert hin- und her schaukelte, ließ auf zumindest zeitweise menschliche Anwesenheit schließen.
Fotos: Ausgehungert, am Ende seiner Kräfte. Zum Tode verurteilt. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihm vor!
Bloss aus einer Aneinanderkettung von puren Zufällen heraus kamen wir überhaupt nur zu jener Stelle. Im Versuch nämlich, so der Wunschgedanke, den durchströmenden Fluss mittels des besagten alten Bootes zu passieren; der scheiterte jedoch grandios. Wäre dementgegen aber alles aufgegangen, hätten wir uns mehr als eine Stunde an Zeit erspart. Alleine, der Betreib sollte ein eingestellter sein. Warum, erfahrt Ihr im kommenden Newsletter. Gottverdammt einsam und verlassen präsentierte sich also der Ort – bis, ja bis auf Blue. Der, halb verhungert, völlig verschmutzt und von dutzenden Zecken übersät, am Ende seiner Kräfte, wartete… auf ein Wunder. Wohl schon lange. Und dann traf er uns. Nicht nur an jenem Tag, wo wir ihn noch aufgrund der Reise zurücklassen mussten. Mit dem Versprechen allerdings, bei der Rückfahrt nochmals nach dem Armen zu sehen. Das taten wir dann auch, erneut einen riesen Umweg in Kauf nehmend. Der sich aus späterer Sicht gesehen sowas von auszahlte. Denn er rettete ein Leben. Wie denn das? Weil Blue dann noch immer dort saß, immer noch an selber Stelle. Immer noch wartend. Auf das Unmögliche. Das plötzlch möglich wurde.
Fotos: In einem Augenblick noch ohne jede Chance, im anderen plötzlich im Auto Richtung Glück!
Wie er überhaupt in diese Situation geraten konnte, hier am vermeintlichen Ende der Welt, ist reine Spekulation. Die Tatsache aber, dass die Fähre noch vor wenigen Tagen in Arbeit stand, lässt eigentlich nur einen denkbaren Schluss zu: Blue musste mit ihr von der anderen Seite gekommen sein, und dorthin von jenseits der Grenze. Der Rest der Geschichte, wie gesagt, würde Hollywood-Stoff liefern. Nachzulesen alsbald im großen Reisebericht!
Fotos: Blue ist nun in Sicherheit. Bei wunderbaren Menschen, welche im Augenblick seine Papiere für den endgültigen Schritt in den Westen vorbereiten. Er muss jetzt viel lernen. Zum Beispiel, dass ein Brustgeschirr nichts Böses und dass es möglich ist, an einer Leine zu gehen. Dass man Stiegen steigen und dass man in ein Haus reingehen kann. Dass man sich dort von einem Raum zum nächsten bewegen darf und nicht starr an ein und demselben Platz sitzen muss. Aber, Ihr seht es an den Bildern, die Klugheit, sie spricht aus seinen Augen. Er lernt schnell, wird sich schon bald zurecht finden. Und dabei zu einem unfassbar großartigen und geliebten Familienmitglied werden!