Unfassbar, was den Menschen immer wieder einfällt, wenn es um Vermarktung geht! Steht dabei irgendein lebloses Produkt aus Metall, Plastik oder aus was auch sonst immer im Vordergrund, dann soll der Kreativität kaum eine Grenze gesetzt sein – sofern niemand beileidigt wird oder auf andere Weise zu Schaden kommt. Bei dieser neuen Stilblüte allerdings sind die Betroffenen Lebewesen, und mit solchen Schicksalen treibt man die Wortwahl nicht auf die Spitze. „Goatober“, eine Komposition gebildet aus den Begriffen „Ziege (englisch Goat, Anm.)“ und „Oktober“ – gemeint ist also der Monat im Zeichen der Ziege – ist noch dazu eine äußerst lahme Definierung. Ein Akronym, welches wohl nur deswegen so gewählt worden war, weil den MacherInnen einfach nichts Besseres eingefallen ist…
Apropos: Auf der Homepage „www.goatober.at“ des Landesverband für Ziegenzucht und -haltung (und offensichtlich auch -tötung) liest sich dann Folgendes: „Und wenn wir mal ehrlich sind. Wer könnte schon zu einem guten Kitzbraten mit gebratenen Erdäpfeln und warmem Speckkraut oder einem leichten gebackenen Milchkitz an Sommersalat schon Nein sagen?“ Also, wenn da einem/einer nicht das Wasser im Mund zusammenläuft…
Fotos: Ein ganzer Monat zu Ehren der Ziegen und -kitze; aber leider nicht, um deren unvergleichliches Wesen zu würdigen, sondern vielmehr, so grausames es auch klingt, deren Geschmack…
Foto: Auch die Intensiv-Ziegenhaltung ist von jeglichem „Ethisch-Bezug“ oft ganz weit entfernt!
„Goatober“ also, der Monat der Ziege. Aber nicht, wie man es sich bei solch unseligen Wortkreationen vielleicht wünschen würde, um dieses einzigartige Wesen zu preisen, nein, sondern nur, um es zu essen. Wenn dann auch noch als Unter-Überschrift „köstlich, ethisch, nachhaltig“ gewählt wird, dann ist die Grenze des buchstäblichen guten Geschmackes wohl endgültig überschritten. In der Werbeanzeige des Bundesministeriums für Landwirtschaft, gesponsort übrigens von „Bund, Ländern und Europäischer Union“ lesen wir dann, „überzeugen Sie sich selbst vom hervorragenden Geschmack des regionalen Kitz- und Ziegenfleisches“, wobei der Fokus ganz klar auf dem Verzehr der Tierkinder liegt. „…was sich im Geschmack des zarten, feinfasrigen Fleisches, besonders der Jungtiere, widerspiegelt“. Dabei mit „ethisch“ zu werben, ist ungefähr so, als wenn man Produkte aus Kinderarbeit mit jenem Begriff „veredeln“ wolle…
Fotos: Der Ziegen- und Schafhaltung in unserem Land haftet noch immer eine gewisse Idylle an – leider ist die spätestens mit der steigenden Nutzung genau wie bei allen anderen sogenannten „Nutz“tieren längst verloren gegangen!
Was endlich einmal klar und deutlich gesagt werden muss: Fleischessen, in Zeiten wo es ein Überangebot an pflanzlichen Lebensmitteln gibt, kann als Ganzes niemals „ethisch korrekt“ sein, eben besonders in Hinsicht auf die unzähligen tierleidfreien Alternativen. Den Begriff dann aber auch noch in direkter Weise auf Kitze anzuwenden, ist fast schon Hohn. Man bedenke: Kitzfleisch stammt von Ziegenkindern, welche im Alter von 3 bis allerhöchstens 6 Monaten geschlachtet werden. Was bedeutet, egal wie gut eine Haltung dann auch immer vonstatten geht, es handelt sich hierbei um Babytiere. Kaum geboren, schon getötet. Das Ganze mit „ethisch“ zu umschreiben und zu beschönigen, ist so gesehen schon ein gewagtes Unterfangen, ganz und gar UNETHISCH… Übrigens: Ziegen können rund 15 Jahre alt werden. Wenn sie, wie gesagt, nicht bereits mit 3 Monaten – vom Landwirtschaftsministerium, dem Bund und der Union gefördert, zerstückelt werden…
Foto: Ziegen haftet dasselbe Gefühlsspektrum an wie uns Menschen; selbstverständlich können sie lieben, trauern, Freude empfinden, Schmerz, Trauer, Sehnsucht, Einsamkeit…