Gevatter Tod am Abfisch“fest“ – wir geben dem stummen Leid eine Stimme!

Eine Mitteilung dominiert im Herbst alljährlich die Schlagzeilen in den niederösterreichischen Nachrichtenblättern: „Im Waldviertel kochen die Teiche“, heißt es da. Gemeint ist damit, dass in jener Region die Teichwirtschaft einen großen Stellenwert hat. Kein Wunder aber auch, bei mehr als 1800 Teichen mit einer Gesamtfläche von geschätzten 1700 Hektar, womit man den absoluten Spitzenwert im Bundesgebiet belegt. 500 Tonnen Karpfen werden dort Jahr für Jahr gezüchtet – man bemerke, niemand spricht hier mehr von Leben, Individuen, allerhöchstens noch von Stückzahlen. „Er (der Karpfen, Anm.) ist sprichwörtlich in aller Munde“, so wird dann auch wenig empathisch mit dem Fisch geworben.

Abfisch"fest" im Waldviertel

Foto: ein einziges Ringen nach Luft. Überlegt man kurz, dann bricht sich die Idylle, welche das Fsichen oftmals umgibt, schnell im Licht der Realität!

„Kochen“ bedeutet nichts anderes, als dass die Wasserflächen bersten von Leben; allerdings ist die Zeit für all die Fische jetzt eine endende; die Teiche werden abgelassen, die Tiere „entnommen“. Später wird die Fläche wieder geflutet und der Nachwuchs eingesetzt. Kreislaufwirtschaft. Nur, in jenem Fall ist die Wirtschaft Leben, welches nichts sonst als eben LEBEN möchte. Bio hin oder her.

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel

Fotos, ganz oben: Gevatter Tod sucht eine Mitfahrgelegenheit! Oben: „Willkommen Berufskollegen“, grüßt der Knochenmann! rechts: Protest vor dem Fischverkauf im Stadtinneren!

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel

Fotos: Ungeahnter Ansturm auf die Veranstaltung!

Abfisch"fest" im Waldviertel

Die Fische, vor allem Karpfen, aber auch Zander, Hecht, Forelle, Maräne und andere, werden in riesige Becken verfrachtet, gemästet und ein großer Teil davon endet als traditionelles Weihnachtsmenü. Der Weg dahin ist allerdings ein mühevoller, ein für die Tiere bestimmt beängstigender und ein immer tödlich endender. Dabei gäbe es heute so viele Alternativen, sodass das große Sterben einfach nicht mehr notwendig ist – „Mensch“ steht eine Vielzahl, eine unendliche solche, pflanzlicher Lebensmittel zur Verfügung, durch moderne Verarbeitung in jeglicher gewünschten Form. So sind vegane Fischstäbchen beispielsweise von „echten“ kaum mehr zu unterscheiden. Auf einem Feld allerdings schon, nämliche sind sie zu 100 % tierleidfrei…

Abfisch"fest" im Waldviertel

Fotos, oben: So ein herzzerreißendes Bild; das Mädchen hält das Fischlein traurig im Arm und versucht es dann im See in Sicherheit zu bringen… unten: Viel öfters aber scheint das Mitgefühl völlig zu feheln. Ein Problem: Viele Eltern vermitteln durch ihr Gehabe den Kindern nicht gerade den Respekt vor dem Leben…

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfischfest 24 11
Abfischfest 24 14

Fotos: Besonders Kinder scharen scih wie hypnotisiert um den Augenblick, wo hilflose Wesen wie Ware behandelt werden.

Abfisch"fest" im Waldviertel

Frage ist ebenfalls: Warum erlauben die Veranstalter und dann auch die Eltern, dass der Nachwuchs überall nach den verzweifelten Körpern greifen und die Fische immer wieder aus dem Wasser ziehen?

Abfischfest 24 17

Aber zurück zu den Waldviertler Teichen. Seit Jahren schon beehren wir jene Orte mit verschiedenen Kundgebungen; nicht, um jemanden zu verärgern, nein, die Proteste sind immer stumm („Wir geben dem stummen Leiden eine Stimme“), nur, um die Menschen vielleicht zum Nachdenken zu bewegen. Und ein Nachdenken, ja, das ist schon bitter nötig. Wenn man nämlich zuhört, was da rund um die Abfisch“feste“ gesprochen wird, mit welcher Selbstverständlichkeit das Tierleid hingenommen, der Nachwuchs sogar genötigt wird, Fische zu quälen – und ja, es ist eine Tierqual, wenn dutzende Hände nach den ihrem Lebensraum entrissenen Fischkörpern greifen, dann, wenn sich diese wehrlos gefangen in kleinen Becken oder sogar Kübeln wiederfinden. Wenn der Boden an den Teichrändern mit kleinen und kleinsten Fischen übersät ist, die einfach so im Matsch und Schmutz sterben. Unbeachtet, unbeweint. Kollateralschaden. War immer so und wird immer so sein. Sagten wir das? Nein, die Schlussfolgerung ist keine zwingende. Es liegt an uns, an jedem und jeder Einzelnen, auf die Tiere aufzupassen, den Kindern einen respekt- und ehrenvollen Umgang mit den Mitgeschöpfen zu lehren. Und nicht für ein schnelles Selfie, wo der stolze Vater sterbende Fischlein in der Hand hält und seine Tochter zwingt, mit ihm gequält in die Kamera zu lächeln, ganz so, als hätte er soeben eine mächtige Bestie im Alleingang erlegt…

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfischfest 24 70

Fotos: Während sich die meisten der Kinder einen Spass daraus machen, die kleinen Fische immer wieder aus dem Wasser zu ziehen, versuchen die beiden Jungs im Bild oben rechts gestrandete Fische wieder ins Wasser zu spülen – einfach toll!!!

Abfisch"fest" im Waldviertel

Fotoss unten: Anschauungsunterricht bei den Leichenteilen oder am lebenden Fisch…

Abfischfest 24 75
Abfisch"fest" im Waldviertel

Fotos: Wir merken gar nicht mehr, wie grausam wir eingentlich gegen das Mitgeschöpf sind…

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Abfisch"fest" im Waldviertel

Fast schon traditionell (tatsächlich hörten wir einige BesucherInnen einwerfen, „alle Jahre wieder“) erschien dann mitten in dem Trubel aus dem Nirgendwo Gevatter Tod. Über sich ein Schild in die Höhe stemmend mit der Aufschrift „Fishermens Friend“ und einem Pfeil, der auf ihn herunter deutete. So bahnte sich jener seinen Weg durch die Gäste, vorbei an den Essensständen, hin zum Teichufer. In unmittelbarer Nähe der Fischenden hielt er dann und ließ den Moment auf die Masse wirken. Der Tod war also gekommen, aber nicht erst mit unserem Erscheinen, er ist ja ohnehin ein Dauergast bei solchen Veranstaltungen. Deshalb konnte der Knochige schon zuvor an der Zufahrt gesehen werden, an den Wegweisern auf der Landstraße hin zum Abfischteich, wo er den Daumen ausstreckte und um Mitfahrgelegenheit bat. Oder sogar in der Stadt Heidenreichstein, wo viele der Karpfen noch während des Abfischens in ein Fischgeschäft gekarrt wurden und die Menschen sich tagsüber mit deren extra für sie bereits getöteten Leibern eindecken konnten…

Auch am Parkplatz vor dem See begrüßte derselbe die Gäste; der gute Mann war allgegenwärtig!

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfischfest 24 43

Fotos: Gevatter Tod trifft auf die Veranstaltungsgäste!

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel

Eine Anmerkung: Was am Bruneiteich in Heidenreichstein aber zumindest sehr positiv auffällt – und auch das muss gesagt sein – ist, dass die Menschenmasse (und eine solche war gekommen, der fast überdimensional wirkende Parkplatz, eine Wiese enormen Ausmaßes, war gänzlich gefüllt) bis auf nur ganz wenige Ausnahmen niemals noch mit Aggressivität gegenüber den Tierschützenden aufgefallen war. Im Gegenteil, es entwickeln sich vor Ort immer wieder sogar gute Gespräche, wo zwar Standpunkte vertreten werden, diese jedoch nicht unverrückbar scheinen. Und sogar die Fischer selbst zeichnen sich viel eher durch Passivität denn durch Wut oder gar Hass aus. Manche wissen sich verbal zu wehren, aber immer im Rahmen und meist mit einem gutgemeinten Scherz oder gütigen Wort zu Schluss. Das ist bei Gott nicht selbstverständlich, denken wir doch zum Beispiel an jene Orte, wo Pferde versteigert werden…

Abfisch"fest" im Waldviertel

Foto oben: Die Falle schnappt zu – die eingeklesselten Fische haben nun keine Chance mehr.

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfischfest 24 24
Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel

Foto unten: Immer weider entgleiten die stummen Opfer den Händen und landen nach Luft gierned am steinigen Uferboden…

Abfisch"fest" im Waldviertel

Letztendlich verlassen wir auch heute wieder den Ort mit einem guten Gefühl. Gesprächsthema ist nämlich zu guter Letzt wieder einmal der Protest, und weil steter Tropfen den Stein höhlt, schauen wir mit großer Zuversicht in die Zukunft. Ein Beispiel: Dass noch vor einigen Jahren ein Mann direkt im Geschehen den Besuchenden – die sich dort in Schlangen anstellten – Karpfen aus einem Becken aussuchen ließ und die armen Tiere vor deren Augen mit einem Stockschlag ins Genick tötete (ja, tatsächlich im direkten Beisein von wie hypnotisiert beobachtenden Kindermassen – psychisch wohl „wenig wertvoll“), kann sich heute wohl kaum noch jemand vorstellen. Dass dem nicht mehr so ist, darf wohl auch als Verdienst des stets auftauchenden Gevatter Todes angesehen werden, dessen Mahnung zumindest in jenem Bereich offensichtlich nicht ungehört geblieben war!

Abfischfest 24 5

Foto: Gevatter Tod steht vor dem Eimer voller Fische – passend!

Impressionen Abfisch"fest"

Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel
Abfisch"fest" im Waldviertel

Foto ganz oben: Der kleine Krebs als Schauobjekt. Würden hierfür nicht „Nachbildungen“ reichen? Müssen die armen Tiere wirklcih den ganzen Tag in Todesangst verbringen, nur dafür, dass das eine oder andere „Ohhh“ von den Gästen kommt??? Links: „Steckerfische“ aufspiessen – es gibt erfüllendere Jobs…

Abfisch"fest" im Waldviertel

Foto unten: Ein Teil der Fische wird sofort in das Verkaufslokal im Stadtinneren gekarrt, wo den ganzen Tag über extra offengehalten wird…

Abfisch"fest" im Waldviertel
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