Rumänienhilfsfahrt, Teil 2!

Gegen 14 Uhr lenken wir das RespekTiere-Mobil die enge, unplanierte Hügelstraße rauf zum Grundstück von Silvia. Sie, die zusammen mit ihrem Freund an einem Traum arbeitet (nämlich an einer Herberge vor allem für Geflügelte) wie ihn die Welt sonst noch kaum gesehen hat, wartet bereits auf uns. Und das kleine Team um die Tierschützerin kommt jenem Traum tatsächlich immer näher. Beim letzten Zusammentreffen stand nur ein Gerippe der großen Halle, welche das Zentrum des Asyls werden soll. Jetzt gibt es bereits Wände im Riesendinge, welches sich auf 600 Quadratmetern Bodenfläche ausbreitet! Auch ein Zaun umschließt jetzt schon den Großteil des fünf Hektar umfassenden Grundstückes, dazu hat Silvia bereits mehr als 1 000 (!!!) verschiedenste Bäume gepflanzt. Das kleine Hunderudel hat sich ebenfalls wieder vermehrt, jetzt sind es 7, allesamt vor den Toren ausgesetzt Aufgefundene. Wie süß sie alle sind, wie vorsichtig zuerst und wie vertrauensvoll nach den ersten Berührungen. Sooo wunderschön… Neben den Hunden gibt es Katzen, dazu Schafe und ein Schwein, einen geretteten Truthahn, eine Dutzendschaft von Hähnen, Hühner und viele Mitgeschöpfe mehr. Ach ja, und da wären noch die Tauben – mindestens 1000 (!!!) an der Zahl, wobei die allermeisten – bis auf die kranken, verletzten, jene mit gebrochenen Flügeln – völlig frei fliegen können. Und Rabenvögel, Dohlen, Saat- und Nebelkrähen, auch davon mehr als 50! Unfassbar, welche unverzichtbare, tolle, absolut wunderbare Arbeit hier geleistet wird; allesamt wären die Bewohnenden ihrem Schicksal, einem besonders grausamen, hilflos ausgeliefert gewesen.

Auffahrt zu Silvias Paradies

Foto: Auffahrt ins Paradies – die riesige Halle im Bild links nimmt langsam Konturen an!

Mehr als 1000 Vögel beherbergt die Tierschützerin

Apropos, um die Zahl 1 000 nochmals zu bemühen – alleine so viel Kilos an Futtermittel für die Vögel werden ca. alle drei Wochen gebraucht… wie finanziert? Vor allem durch den Verkauf von Silvias Bildern und Skulpturen, sowie durch die Computerarbeit ihres Lebenspartners; der seinerseits dann auch die meisten Bauarbeiten im Asyl selbst bewerkstelligt, alsbald mit dem Bau einer kleinen Wohnung aus Holz im Dachbereich der Halle beginnen wird!  Einfach nur toll; einfach nur zum den imaginären Hut ziehen. Mit tiefster Verbeugung…

Christine vor dem RespekTiere-Mobil umrundet von Straßenhunden
Tom mit Silvias Hunden
Hundefutterlieferung für Silvias Meute

Als wir das Gelände schließlich wieder verlassen, sind wir doch etwas stiller als sonst. Drei verschiedene Orte haben wir heute besucht, alle drei einmalig, unvorstellbar wichtig, richtungsweisend. Ja, es gibt schreckliche Menschen auf dieser Welt, aber dann auch andererseits solch wirklich großartige…

Silvias Vogelparadies Rumaenien 7
Silvias Vogelparadies Rumaenien 9
Silvias Paradies

Das RespekTiere-Mobil tut sich am ausgewaschenen Feldweg ein bisschen schwer; wäre es auch nur einen Hauch feuchter gewesen, wir hätten die knietiefen Schlammpassagen wohl nicht mehr geschafft. Mit einigem fahrtechnischen Geschick passieren wir aber die heiklen Stellen und bald hat der Gummi der Reifen wieder Asphalt unter sich.

Kalt ist es, ein eisiger Wind pfeift um die Ohren. Schwierig zum Transparente halten, was uns aber nicht davon abhält unsere Meinung entlang der zentralen Punkte kundzutun! Letzter Teil der heutigen Mission: an verschiedenen Stellen wollen wir Botschaften in die Köpfe der Menschen pflanzen; Beispiele? Aktivistin mit Kuhmaske und „Eating Meat Kills“-Banner vor dem Imbissladen; Aktivist in Hundemaske mit „There is no excuse for animal abuse“-Spruch am Rand der stark befahrenen Straße. Gevatter Tod verbreitet die Message „Death penalty for innocents? EU: Stop The Killing Of Stray Dogs!“  

Protest vor dem Imbissstand
Protest für die Hunde am Straßenrand
Protest für die Hunde am Straßenrand

Fotos: Protestserie, trotz starker Windböen zwischendurch!

Protest vor Imbissstand
Protest vor Kreuz an der Straße
Protest für die Hunde am Straßenrand

Es ist dann bereits wieder stockdunkel, als wir bei Frau Doina ankommen; die Liebe wartet bereits mit einem Essen, und nicht nur das, auch Tochter Raluka und Schwiegersohn Tiberus – die Beiden haben uns schon unzählige Male bei verschiedensten Dingen den Tierschutz in Rumänien betreffend unterstützt –  sind vorbeigekommen. Familientreffen!

So wird es dann wieder richtig spät, bis wir nach getaner Arbeit endlich ins Bett fallen. Todmüde. Wie kann es auch anders sein.

Ralukahilfe in Rumaenien 6

Foto: Christine und Raluka am kleinen Gnadenhof!

Ralukea und Tiberus retten ebenfalls immer wieder und ganz viele Tiere; jetzt zum Beispiel erneut eine Hündin, welche bei der Familie aufgenommen wurde. Dazu Lisa, die schwer kranke Boxerhündin. Drei Katzen, allesamt von der Straße. Enten und Gänse und Hühner und Hähne im Garten. Und eine Ziege, dem Fleischer im letzten Moment abgekauft. Genau die besuchen wir heute! Wie unglaublich ist es zu wissen, dass die Süße längst tot wäre, hätten die Besagten nicht ein derart großes Herz. So darf sie sich ihres Lebens freuen, am kleinen Gnadenhof! Sanda, so heißt die Süße, ist zuerst recht schüchtern, besonders mir gegenüber. Kein Wunder, war sie doch jahrelang von einem Mann mißhandelt worden… so hatte sie bei Ihrer Ankunft schwere Verletzungen rund um die Schultern, dort, wo sie ganz oft mit einer Eisenstange geschlagen worden war – warum? Angeblich, weil sie keine Kinder gebären konnte… Die anfängliche Zurückhaltung verflüchtigt sich jedoch schnell; bald schon lässt sich Sanda am Kopf kraulen, dann an der Brust, dann dem Rücken entlang, wo sie es besonders mag und offensichtlich besonders genießt. Rundherum eine Dutzendschaft von Hühnern, welche ihr Leben ebenfalls genießen – ohne der Angst, je für den Fleischkonsum getötet zu werden! 🙂 Natürlich übergeben wir auch hier jede Menge an Tiernahrung.

Raluka mit der Hündin Maya sitzt vor den von RespekTiere gespendeten Sachen
Hühner bei Raluka

Fotos: Auch bei Raluka und Frau Doina dürfen wir viele Sachen lassen – hier wird sich um Tiere gekümmert, die Hühner haben lebenslanges „Aufenthaltsrecht“, die Ziege vom Schlachter gerettet, die Hunde aus schlechten Verhältnissen…

Raluka und Ziege Sanda

Letztendlich müssen wir uns aber auch hier verabschieden. Ja, es fällt schwer, die Tür des Sprinters nach den langen Umarmungen und Tränendrücken zu schließen, aber die Heimat wartet mit ihren neuen Aufgaben. Und die werden sich wohl ob des angebahnten Regierungsdebakels noch zusätzlich denkbar erschwert gestalten.

hunderte Raben am Himmel über rumänischer Ortschaft

Es ist heute viel zu warm, völlig außerhalb der Norm. Tatsächlich steigt das Thermometer am Weg bis zur ungarischen Grenze auf 14, 5 Grad. Plus. Der Himmel dramatisch, wohl ob des Föns, der sich mehr und mehr durchsetzt. Am Weg halten wir vor riesigen rumänischen Fahnen. Dort, unter dem vorbeibrausenden Verkehr, spannen wir noch ein letztes Mal das Transparent „Death penalty for innocents? EU. Stop killing stray dogs!“. Und nochmals legen wir einen Zwischenstopp ein; dann, wenn wir ein Feld kreuzen, wo sich hunderte russische Saatkrähen breitgemacht haben, warum auch immer. Wow, was für tolle Vögel. Die erheben sich schließlich unter ohrenbetäubenden Gekreische, als wir zu nahe an sie heranzukommen versuchen. Bei, es sei uns verziehen, Gazprom tanken wir, der Dieselpreis in Rumänien inzwischen auf Österreich-Niveau.

Protest gegen Hundetöten am Straßenrand

Foto oben: Protest gegen Hundetöten am Straßenrand

Schafherde in Rumänien
Raben am Himmel in Rumänien
Gazprom-Tankstelle

Fotos, links: Rabenvögel am rumänischen Himmel! Oben: Gazprom-Tankstelle, ja, die gibt es noch, auch in Rumänien!

Auch auf der Heimfahrt zeigt sich das Zollhaus „beamtInnen-leer“. Kein Stau, wie wohltuend. Gerade heute hatten wir einen solchen befürchtet, wo doch morgen die Ferien in Österreich und Deutschland enden. Wo ganz viele gastarbeitende Menschen zurück zu ihren Arbeitsplätzen und Heimen im Westen reisen. In Ungarn werden die LKW’s auf der rechten Fahrbahn langsam mehr und mehr. Ab Budapest stehen wir immer wieder im Stau, aber nie nimmt der Kollaps überhand. Hier verlieren wir 10 Minuten, dort 15; aber nicht mehr. Langsam kühlt es nun auch wieder ab, der Nebel nimmt zu. Verwandelt die Umgebung in eine Waschküche. Bis zur österreichischen Grenze, nun bereits im stockdunkeln, pendelt sich die Temperatur auf knapp über Null ein. Beinahe gespenstisch zeigen sich die Windräder im Nebelhauch, nur ihre Spitzen lugen ein wenig in den dusteren Himmel. Die Heimatbehörden kontrollieren am Übergang, was ein wenig Wartezeit zur Folge hat. Wir allerdings, nachdem der Dialekt verrät, wir sind ÖsterreicherInnen (entgegen des Bayern-Kennzeichens am RespekTiere-Mobil), werden durchgewunken.

leere Grenzstation bei der Ausreise

Foto: Rumänien endlich im Schengener Abkommen – wir ersparen uns alleine auf dieser Fahrt Stunden an Zeit!

Nutzwald, jeder Baum in Reih und Glied
Schweinetransporter auf der Autobahn

Fotos, links: „Nutzwald“, jeder Baum in Reih und Glied; oben: Schweinetransporter auf der Autobahn…

Windräder in Abendstimmung und Nebel

Angekommen bei der Zwischenstation im Elternhaus fallen wir uns ein letztes Mal in die Arme. Christine, die Einsatz-Veraranin und so großartige Tierschützerin, hat noch ein Stück Weg vor sich, bis nach Gallneukirchen bei Linz wird sie die Fahrt führen. Gut 1 Stunde und 40 Minuten bis zum endgültigen Ziel. Für mich endet der Arbeitstag genau an jener Stelle, zumindest vorläufig. Denn nach einer Tasse Kaffee will noch der Bericht am Computer getippt sein; so ist es schließlich weit nach 23 Uhr, bis das Licht ausgeht. Durchatmen. Für das Jetzt. Noch bevor ich einschlafe steht aber der Entschluss auch schon wieder fest: Alsbald wird es nach Ungarn gehen, dort wartet ein riesiges Hundeheim auf unsere Hilfe.

Und noch ein paar Hilfsfahrt-Impressionen!

an der rumänisch-ungarischen Grenze
Abendrot in Rumänien
Tom und Straßenhund

Fotos, ganz oben: Grenze Rumänien-Ungarn; links: Abendrot in Rumänien. Unten: Bei Silvia im angehenden Vogelparadies!

Silvias Paradies
Christine mit Süßem
Tom und Marius
Tom übergibt Hundefutter
Protest vor Imbissstand

Fotos, oben rechts: Christine übergibt Süßes direkt vom Weihnachtsmarkt! Oben links: Tom und Marius mit den Masken, gespendet von der Gemeinde Grafenwörth! links: Dimi’s Frau übernimmt Hundenahrung; oben: Noch ein Protest vor dem Imbissstand!

Ralukahilfe in Rumaenien 8
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