Vor 10 Tagen hatte uns eine aufmerksame Tierschützerin auf eine Problematik im bayerischen Rupertiwinkel hingewiesen; der jungen Frau war bei einem Spaziergang ein kleiner Bauernhof aufgefallen, einsam und abgelegen. Was ja noch kein Grund wäre, um jetzt die Alarmglocken schrillen zu lassen. Aber: Nicht nur, dass der gesamte Bereich vor der Eingangstüre völlig zugemüllt ist, dort tummeln sich noch dazu eine Menge Katzen!

Natürlich, nicht immer braucht man sich in alles einzumischen, manchmal sind die Dinge – auch wenn es auf den ersten Blick kaum danach aussieht – auch ohne „Blick von außen“ gut geregelt. Allerdings, nachschauen muss man selbstredend immer, denn wer weiß? Besonders in so einem Fall geht es ja dann neben dem Verdacht auf Tierleid im gleichen Maße auch um die Befürchtung, dass hinter dem Ganzen eine menschliche Tragödie steckt. Dass da jemand Hilfe benötigt.


Beim ersten Lokalaugenschein letzter Woche trauten wir tatsächlich den Augen nicht; denn zum einen huschten wirklich wohl ein Dutzend Katzen aus jedem Bereich des Hofes, zum anderen zeigte die Zumüllung einen besorgniserregenden Grad. Nicht nur Säcke überall, so viele, dass der Weg zum Eingang in der Tat fast freigeschaufelt werden muss, da steht dann auch noch ein – nebenbei ganz sicher nicht unwertvolles -Auto, ein VW-SUV. Bis zum Dach voller Papier, leeren Flaschen, Müllsäcke… und die Katzen allesamt extrem scheu. Was dann auch kein gutes Zeichen sein wird, denn menschengewöhnt schaut anders aus.

Wir kamen am nächsten Tag wieder; dieses Mal aber mit Schüsseln, Futter, Wasser. Den Tag zuvor war Rauch aus dem Rauchfang aufgestiegen; die Tür geöffnet wurde uns aber beim Anklopfen nicht. Wir versuchten nun erneut auf usn aufmerksam zu machen, Kontakt zu knüpfen. Aber heute wirkte der Hof sogar noch verlassener. Keine Reaktion. Andererseits: Jemand füttert die Tiere offensichtlich, überall leere Dosen, ein paar ungeöffnete ebenso. Genau die waren gestern noch nicht da gewesen!

Gespräche mit Nachbarn; Ihr wisst, in solchen Dörfern ist das oft nicht ganz so einfach, weil Außenstehende, vorsichtig formuliert, ab und an eher weniger das Gefühl haben könnten, besonders willkommen zu sein. Wir mussten aber mehr erfahren – wer wohnt dort, oder, wohnt im Haus überhaupt wer? Kümmert sich jemand, bekommen die Katzen ausreichend Futter? Sind sie versorgt, kastriert? Ja, alles wird mit „ja“ beantwortet. und mit dem Nachsatz „man sollte sich doch lieber um verwahrloste Kinder kümmen“. Die Tierhalterin lebt zwar zurückgezogen, aber sie hat den Großteil der Katzen aus eigener Tasche kastrieren lassen, hören wir zudem; Futter kauft sie auch in großem Ausmaß (alleine, die meisten der Dosen vor Ort sind allerdings Hundefutterdosen…). Und überhaupt, man solle sie in Ruhe lassen, sie lebt halt bloß ein bisschen zurückgezogen. Vielleicht aber, so der Einwand, braucht sie auch Hilfe? Wir lassen jedenfalls unsere Karte da, die Frau möge uns anrufen. Wir könnten sie zumindest entlasten, beispielsweise regelmäßig Futter bringen.

Anruf kam keiner. Gestern, am Sonntag, sind wir wieder vor Ort. Die Post vom Mittwoch, die am Freitag weg war, veranlasste uns zu glauben, ja, da wohnt doch wer. Heute finden sich die Briefe allerdings ungeöffnet am Müllberg wieder. Die Katzen haben zudem Hunger. Freuen sich über den Besuch. Zumindest eine davon ist schon ein bisschen weniger scheu, lässt uns auf zwei Meter heran. Ein wirklich gutes Gefühl haben wir jetzt aber nicht mehr bei der Sache; das, was uns erzählt wurde, hat sich nicht wirklich bewahrheitet, zumindest nicht offensichtlich. Jedenfalls, auch heute treffen wir beim Haus niemanden an, niemand öffnet die Tür. Seit Mitte letzter Woche ist auch kein Rauch mehr aus dem Rauchfang aufgestiegen. Stellen Sie sich vor, falls die Katzen nicht kastriert sind (3 sollen es sowieso nicht sein, haben wir im Gespräch mit den Nachbarn vernommen), wie viele werden wir dann erst im Frühjahr vor Ort zählen? Außerdem, hier muss doch auch ein Probelm mit Nagetieren bestehen, bei so viel Müll, direkt im Freien aufgehäuft? Und alsbald, wenn die Sonne wieder wärmend am Himmel steht, muss dann nicht die Geruchsbelästigung eine enorme werden? Jedenfalls, jetzt gilt es Schritte zu setzen. Welche, davon werden wir alsbald berichten!