Da öffnete sie wieder ihre Pforten, die „Hohe Jagd“, die so hoch nie war und schon gar nicht ist. Vielmehr ein Überbleibsel aus uralter Zeit, wo nur die heutige Technik dem letzten Stand der Dinge entspricht. Alles andere, besonders der Antrieb – Tötungswille, brutale Waffengewalt, Gier, Lust, Trophäenwahn, etc. – hinkt dem selbsternannten Erscheinungsbild vom „viel mehr Heger und Pfleger“ sowas von unendlich hinterher, dass der bloße Anblick in der Seele weh tut…

Und diese Einsicht offenbart sich schon am Parkplatz, zum einen an der tatsächlich unfassbaren Anzahl von „umweltproblematischen“ SUV’s, zum anderen an den perfekt werbewirksam geparkten Fahrzeugen mit ihren bunten Aufschriften und eindeutigen Skizzierungen des Rotlicht-Milieus…


Fotos: Gut platziert direkt in der Zufahrt zur Messe sitzt Gevatter Tod… links, wie passend, wird da das Ermorden von Elefant, Löwe, Nilpferd und co gegen „Kopfgeld“ angeboten!
Viel näher wollen wir dann aber gar nicht auf die Thematik eingehen, denn die haben wir doch ohnehin seit Jahrzehnten ausreichend zu analysieren versucht. Also nur ein paar Eckpunkte: Da ist zum einen diese schreckliche Ausstellung von Tierpräperaten, aberhunderte, wo ehemaliges Leben in vermeintlich lebensnaher Pose ausgestopft und ausgestellt werden. Ja, so etwas mag bei Einigen Gefallen hervorrufen, beim großen Rest der Menschen aber dann kommt beim Anblick ein ganz anders, ein sehr mulmiges Gefühl auf, welches sich dann eher vielleicht mit „Abscheu“ beschreiben lässt. Sogar Menschenaffen sind hier für die Ewigkeit erstarrt eingefangen – stellen Sie sich mal vor, man würde so etwas mit den Großeltern machen? Oder mit Menschen aus anderen Herkunftskreisen, nur um eine Schaulust zu befriedigen? Absurd? So aber auch die Zurschaustellung der Mitgeschöpfe, welche man ganz leicht doch auch aus künstlichen Materialen fabrizieren könnte – was an Messeständen mit sogenannten „Replicas“ von Höhlenbären usw. doch sehr eindeutig bewiesen wird.

Noch viel schlimmer wird es aber, gelangt man erst zu den Hallen mit „Jagdreisen-Anbietenden“. Jagdreisen, hört sich doch auf den ersten Blick ein bisschen nach Abenteuer, nach Urlaub an. Allerdings, werft bitte mal einen Blick in die ausgelegten Fotoalben! Da sind die Mörder unserer Zeit unterwegs, solche, die nicht davor zurückscheuen, für 40 000 und mehr Euros die letzten Elefanten dieses Planeten abzuknallen. Und da handelt es sich dann nicht nur – wenn auch in der Mehrzahl – um alte Greise, nein, zunehmend junge Menschen, viele, viele Frauen und sogar Kinder (die man übrigens bis zum Alter von 8 Jahren – so preisen es mehrere Anbieter an – gratis zum „Jagdausflug“ mitnehmen kann…), die dem Wahnsinn verfallen sind.


Fotos: An den Messeständen wird mit tausenden Bildern von „glücklichen JägerInnen“ geworben – aber ganz ehrlich: kann dieses „Massa“-Gebahren, dieses Lächeln auf den Lippen nach dem Töten eines Elefanten, kann das auf einen gesunden Geist hindeuten? Oder eher auf einen verachtenswerten Kretin, welcher denkt, mit Geld kann man alles kaufen? Vielleicht das allermeiste, nicht aber Würde und Ehre…

Wie wir aus den Gesprächen wissen, man muss für den Abschuss der prächtigsten Tiere weder fit noch gesund sein, weil die begehrte Jagdbeute einem ohnehin eh vor’s Gewehr getrieben wird. Oft handzahme Tiere, welche in sogenannten Jagdfarmen extra für diesen Zweck gezüchtet werden. Die Waffe natürlich, die kann man auch gleich hier bestellen – und zwar Kaliber, die direkt aus dem Rambo-Filmen zu stammen scheinen! Nichts mehr mit den alten Büchsen, unfassbare Präzessionsgeräte, wo man mit wenigen Handgriffen derart perfekte Einstellungen vornehmen kann, dass das Gewehr praktisch von alleine schießt. Und immer trifft, weil der „Bordcomputer“ Windstärke, Entfernung, Flugbahn, alles selbst berechnet. Ja, da schafft es dann sogar der parkinsongeplagte Mittachziger, einen (vorher in der Farm handzahm gemachten) zähnezeigenden Löwen abknallen. Die Zähne zeigt der zwar dann nur am Foto, wo der Mund aufgespreizt und die Lippe zurückgezogen wird, damit die Impressione auf dem Erinnerungsbild echte Gefährlichkeit fürs gotttverdammte Familienalbum ausstrahlt, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch…

Foto: Da fehlen doch tatsächlich die Worte… wie alt ist denn der Knabe?
Man kann Geländewagen und Motorschlitten erstehen, welche „Jäger“ selbst in den hintersten Winkel und auf den höchsten Gipfel ohne jede Anstrengung bringen, ausgerüstet dazu mit dem mobilen Hochstand, damit ja der A… nicht friert am natürlichen Untergrund… Gibt’s dafür ein Wort? Ach ja, zwei sogar, „zum Kotzen“ nämlich… Mitgeliefert wird die beheizbare Decke für den Ansitz, damit Mutterbubi und Muttermädi es nur ja schön warm haben, wenn sie mit lustverschleiertem Blick das tun, was sie am meisten lieben – TÖTEN! Da geht dabei gerne ein Tröpfchen in das Höschen; meist Urin, weil was anderes produziert der zerfallende Körper kaum noch…

Fotos: Bejagte Tiere hatten gegen die Jägerbande praktisch nie eine Chance; und heute schon gar nicht mehr, die moderen Technik macht es möglich, dass das Morden praktisch im Wohnzimmersessel sitzend möglich wird…

Was schon seit vielen Jahren aufregt, aber stets ungehört bleibt: Warum lässt es der Messebetreiber zu, dass jedermensch an den Waffen – wenn auch selbstverständlich ungeladen – hantiert, anlegt, zielt, abdrückt? Repetiert und sich dabei vorkommt wie der US-Marine? Wenn das Erwachsene tun, schlimm genug; aber die Kinder? Wo Vati und Mutti danebenstehen und stolz ein Bild machen, wie der fünfjährige Sprössling mit Spucke um die Mundwinkel abdrückt und abdrückt und abdrückt?

Fotos: Daddy zeigt dem Kleinen wie stark und cool er ist… unten: Seit Jahren fordert RespekTiere vom Veranstalter und den Ausstellern ein Verbot für Kinder für das Hantieren mit Waffen!




RespekTiere hat so wie jedes Jahr auch heuer wieder genau bei der Einfahrt in das Messegelände einen Infostand errichtet. Sehr cool, dass das möglich ist; denn auf diese Weise ist sichergestellt, die Besuchenden – ob nun Jagende oder nur Schauende – alle passieren „unsere Sicht der Dinge“. Da sitzt zum Beispiel genau beim Schranken Gevatter Tod, mit einem Schild „Welcome to my paradiese“. Dann ein Fahnenmeer, das unverzichtbare „Schande, Schande“-Transparent, „Artenschutz? Da sehr Ihr rot, viel liebe schießt die FPÖ die Tiere tot“, „Artenschutz im Heimatland – Todsicher“ oder auch „Geschlossen wegen Tierquälerei“ schreit da den Menschen entgegen. Auf einem Felsen liegt ein blutig rotes Tuch, darauf getötete Haustiere und die Schrift „Ich habe Angst vor Jägern!“ (alleine in Österreich werden schätzungsweise rund 4 000 Hunde und 40 000 Katzen Opfer der Jagd – jedes Jahr!); denn auch diese Seite gilt es zu beleuchten. Dazu jede Menge an Infomaterial im RespekTiere-Zelt.



Fotos: Fast schon so traditionell wie die Jagdmesse selbst ist auch schon der RespekTiere-Protest vor dem Eingang! Früher durften wir direkt am Messegelände stehen, aber das hat der Veranstalter in den letzten Jahren leider unterbunden…

Obwohl man sich als AktivistIn im Angesicht der schieren Masse des grünen Einheitsbreis zugegeben dann und wann ein bisschen ungehört fühlt, ungesehen bleibt der Beitrag nicht! So viel steht fest, und damit auch der Entschluss: Nächstes Jahr, selbe Zeit, selber Ort! 🙂
P.S.: Bitte entschuldigen Sie den Sprachgebrauch an einigen Stellen dieses Textes; der Autor steht so manchen Gegebenheiten bei jener Messe richtiggehend sprachlos gegenüber und eine nicht zu unterdrückende Abscheu, leider auch Wut, gegenüber den ProtagonistInnen läßt selbst positivst gedachte Gedanken abgleiten in ungewollte Polemik…
Impressionen "Hohe Jagd" 25


Fotos, oben: Kommt sich stark und mächtig vor, derweilen ist er bloß dumm und schmächtig, der Tor… Links, all inclusive, zum Leoparden gibt es das Gnu und die Antilope gratis dazu…





