Ukraine 7.0 – die Hilfsfahrt, Bericht Teil 1!

Kurz vor Weihnachten sind wir das letzte Mal in der Ukraine gewesen; seither ist im von Russland überfallenem Land noch immer nicht ein echter Fortschritt zugunsten eines heißersehnten Friedens passiert. Ganz im Gegenteil – man kann es sich kaum vorstellen – eigentlich sind die Kämpfe sogar noch wesentlich intensiver geworden, an Brutalität nun kaum mehr zu überbieten. Dementsprechend, nach 3 Jahren des absoluten Wahnsinns, liegen die Nerven blank. Und Hilfe wird gebraucht, an allen Ecken und Enden. Also hat respekTIERE IN NOT den Van erneut vollgeladen und wir sind mit rund einer Tonne an Gütern aufgebrochen, um nun schon zum 7. Mal die Unterstützung dorthin zu bringen, wo sie am dringensten gebraucht wird – über die Grenze hinweg, hinein in das Land an der Donau und am Dnipro!

Renate übergibt Spenden an RespekTiere
Madeleine übergibt Spenden an RespekTiere
Einladen bei Charly für die Hilfsfahrt
Bei Bäckerei Schalk bekommen wir wie immer Brot
Bei Bäckerei Schalk bekommen wir wie immer Brot
Bei Alex in Wien laden wir nochmals zu

Fotos: Ein paar Station bei der Abholung von Waren – links oben bei Renate, Mitte bei Madleine und Tom in Linz, bei Bruder Charly im Lager; unten: links Sabine bei der Bäckerei SChalk, Mitte, der Chef höcshtpersönlich, rechts bei Alex in Wien. Unten: Aleko hat wieder über seine Firma, Pearl Austria, jede Menge Brillen gesammelt, welche wir in Uzghorod übergebenw erden!

Aleko überreicht Brillen

Im Laufe der Zeit haben wir also schon mindestens 6 000 kg an Waren in die Ukraine gefahren. So ist der Van auch dieses Mal vollbeladen bis unter die Dachkante; Dinge des täglichen Bedarfs, Kleidung, Geschirr, ganz viele Kinderspielsachen. Und nicht zu vergessen natürlich, Hundenahrung. Mit entsprechenden Hilfstransportpapieren ausgestattet, welche jedoch nicht davor schützen werden, alsbald erneut viele Stunden der Lebenszeit für Grenzkontrollen zu opfern. Der organisatorische, der administrative Aufwand dort ist ein sogar noch größerer an der Anfangszeit bemessen geworden; früher hatte man die Papiere nämlich selbst erstellen können, jetzt muss man sie vorneweg zu den ZielempfängerInnen übermittelen– in unserem Falle die Flüchtlingskoordinationsstelle in Uzhgorod, sowie das dortige Tierasyl der so großartigen Tierschützerin Irina – wo sie von den Mitstreitenden an entsprechenden Behörden weitergeleitet werden. Diese bestätigen die Reporte bestenfalls, zurück zu den Absendenden, von diesen zu uns. Der Kreislauf schließt sich, wenn wir ins Land rollen und die Dokumente wieder an den Zollstationen abgeben, wo dann die Empfänger angerufen und die Einfuhr bestätigt wird. Aber all die Mühen – sie zahlen sich sowas von aus! Denn die Dinge sind überlebensnotwendig, und zwar nicht nur an dem Wert der Hilfe gerechnet; nein, sie zeigen den Leuten nebenbei, wir im Westen, wir haben sie nicht vergessen! Wir stehen hinter ihnen, wie drohend auch immer der Russische Bär seine Krallen ausfährt…  

Papa checkt nochmals das Öl am Auto

Foto: Wie bei jeder Fahrt prüft Papa Putzgurber noch das Öl, füllt Flüssigkeiten nach!

Seit drei Tagen sind wir nun schon insgesamt unterwegs; zuerst von Salzburg – wo wir bereits eine große Menge an Waren in Hanni’s Lager zuladen konnten, gespendet von den so großartigen Tierschützenden rund um Bad Reichenhall sowie auch von der fantastischen Elisabeth Berger aus Landshut, wo Manfred und Elisabeth von RespekTiere München die Nahrungsmittel stets abholen und wir uns dann auf halber Strecke treffen – zuerst nach Linz; in der Stahlstadt treffen wir Madelaine, welche erneut Säcke von Gütern gesammelt hat und weiter geht es nach Niederösterreich; auch dort mussten noch einige wichtige Sachen für die Reise abgeholt werden. Ob nun bei Renate, bei Silvia, bei Karin oder sonst wo – unsere Quellen sind vielfältig, unsere Kontakte super – herzlichsten Dank Ihr Lieben, für das Zusammentragen das ganze Jahr über! Ohne Euch wären wir tatsächlich hilflos!

Ukraine Reise Hinfahrt Ungarn 14

Dann zur Firma des Bruders, Charly, der uns seit vielen Jahren Lagerflächen gewährt. So auch dieses Mal – hunderte Kilos an Waren aus seiner Halle in der Nähe von St. Pölten fanden sich bald im Lagerraum des RespekTiere-Mobils wieder. Weiter ging der Prozess am direkten Abreisetag – wieder einmal, so unverzichtbar, so freudenspendend, der Zwischenstopp bei der Bäckerei Schalk (www.baeckerei-schalk.at) in Langenlois! Sabine hatte dort erneut kistenweise Brot und Gebäck bereitgestellt, herrlich duftendes. In der Flüchtlingskoordinationsstelle werden die gebackenen Leckereien später für größte Freude sorgen! Auch hier geht ein herzlichstes „Dankeschön“ an die Firma: Erwin und die seinen, Bäckermeister und die gesamte Mann- und Frauschaft, Ihr seid die Besten!

Ukraine Reise Hinfahrt Ungarn 3

Foto: Bei Bäckerei Schalk laden wir nochmals zu – wie bitte soll all das im Van untergebracht werden? Aber auch diese Hürde nehmen wir mit Bravour! 🙂

Es ist nun schon Mittag, als Andi in St. Pölten zusteigt. Ihr erinnert Euch, ja, jener Andi, der bereits eine unverzichtbare Hilfe bei der letzten Fahrt im Dezember gewesen war! Super! Nach einer festen Umarmung sitzen wir auch schon im RespekTiere-Mobil, die Motorhaube ab jetzt nur mehr in eine Richtung weisend – nach Osten! Der Tag ist ein wunderbarer, die Temperatur etwas gedämpft, aber am Himmel steht seit längerer Zeit wieder einmal der Feuerplanet wie angewurzelt. Bald erreichen wir nun die Donaumetropole, wo sogar noch zwei weitere Zwischenstopps angesetzt sind – zum einen treffen wir Aleko, den Tierrechtsbruder aus Bulgarien. Aleko ist inzwischen in Wien wohnhaft, wo er für Pearl Austria arbeitet – genau in dieser Funktion ist es ihm dann auch gelungen, gut 500 Sonnen-, Lese- und Optikbrillen für die Ukraine zur Verfügung zu stellen. Genau die sollen wir, fein säuberlich in zwei Kartons verpackt, bei seiner Wohnadresse abholen! Ein paar feste Drücker und eine nette Konversation später sind wir dann auch schon wieder am Weg; nächstes Ziel: RespekTiere-Aktivist Alex! Alex hatte diese Woche einige Säcke und Schachteln voller Kleidung von Moni abgeholt, welche uns ebenfalls seit vielen Jahre wieder und wieder unterstützt: Herzlichsten Dank, liebeliebe Moni!!!

Windpark an der Ostautobahn

Foto: Vorbei geht es an den Windparks der pannonischen Ebene!

Nur mehr mit größter Mühe und unter Aufbietung aller Erfahrung im Warenschlichten bringen wir die zusätzliche Menge im Van unter; das Mobil nun buchstäblich bis zur Dachkante gefüllt, keine Decke hätten wir nun mehr in den Laderaum stopfen können! Ganz ehrlich, so viel an Waren hatten wir wahrscheinlich noch nie geladen!

Dann gilt es sich auch von Alex zu verabschieden. Es ist jetzt bereits 14 Uhr, und der ganze weite Weg bis zur ukrainischen Grenze liegt noch vor uns. Gut 10 Stunden Fahrt – falls alles gut geht und wir nicht in einem der obligatorischen ungarischen Staus auflaufen…

Immer wieder staut es sich auf der Autobahn in Richtung Ukraine - hier durch einen verunfallten PKW!

Foto: Keine Ungarn-Duchfahrt ohne Stau! Hier ist ein Verkehrsunfall passiert und hoffentlich alles gut davongekommen!

Die Grenze ist schnell erreicht, die inzwischen wirklich sündteure Maut bezahlt (ganze 39 Euro für den Transporter!!!), und dann hat uns der Magyaren-Highway wieder! Durch das pannonische Becken mit seinen unzähligen Windrädern, durch die Hügellandschaft rund um Tatabanya, alles läuft an uns vorbei wie im Traum. Problemlos kommen wir voran; nur rund um die Hauptstadt stockt der Verkehr zwar immer wieder, aber auch diese Phase lässt sich gut bewältigen. Jetzt geht es Richtung Nordosten, unzählige Baustellen behindert die Reise ein bisschen, aber dem Himmel sei es gedankt bleibt die Blechlawine eine überschaubare. Was zur Folge hat, dass die Bewegung nur manchmal stockend gerät, nie aber in einem wirklichen Stau ausartet. Langsam zieht sich die frühlingshafte Sonne jetzt hinter den Horizont zurück, und es wird wieder spürbar kälter. Aber nicht vergleichbar mit jener Temperatur der letzten Tage und Wochen. Keine Frage – der Frühling steht nun endgültig vor der Tür!

Wir rufen in der Herberge an;  bereits gegen 19 Uhr war geplant gewesen dort zu sein, der Vermieter wird ein bisschen nervös. Gibt aber sein „OK“ zur späten Schlüsselübergabe. Gegen 21.30 Uhr erst trudeln wir schließlich ein, dann bereits so richtig müde. Formalitäten werden ausgetauscht, Pässe kopiert, der Preis für die Herberge bezahlt. Dann sind wir endlich alleine! Festen Boden unter den Füßen. Versteht mich nicht falsch, ich liebe das RespekTiere-Mobil, fast 300 000 Kilometer hat es uns bisher sicher zu allen Zielen geführt. Aber heute, nach einer davor durchwaschsenen Nacht mit nur drei, vier Stunden Schlaf ob des ganzen Stresses, bin ich wirklich froh, die Aussicht auf ein klein wenig Ruhe zu haben. Obwohl – anders als sonst – weil wir die nächsten Nächte in Ungarn bleiben werden, in der Ukraine nur den Tag verbringen – wir heute noch den Van praktisch leer machen müssen. Morgen gilt es nämlich zum hiesigen Hundeasyl zu fahren, hier hart an der Grenze zur Ukraine, um endlich, endlich, endlich an jenem Ort Hilfe zu bringen. Wie wir uns darauf freuen! Und gleich wird RespekTiere die Unterstützung sogar intensivieren – mit der Asylbesitzerin Enikö haben wir bereits im Vorfeld ausgemacht, noch morgen zum Tierarzt zu fahren und erste Kastrationen durchzuführen… ein Monsterprogramm erwartet uns! Hierfür müssen also die vielen, vielen Güter für die Ukraine vorher entladen werden, weil das Hundefutter für Enikö’s Herberge ganz am Boden des Sprinters Platz gefunden hat…

Das RespekTiere-Mobil wird in Ungarn zwischenentladen!
Das RespekTiere-Mobil wird in Ungarn zwischenentladen!
Das RespekTiere-Mobil wird in Ungarn zwischenentladen!
Das RespekTiere-Mobil wird in Ungarn zwischenentladen!

Leider müssen wir den Van nochmals entladen, um morgen zum Hundefutter zu kommen; dieses, ob des Gewichtes, wird natürlich ganz am Boden gelagert!

In der Herberge stapeln sich die Güter. Solange, bis kaum mehr Platz zum Umdrehen ist – unglaublich, welche Menge der Sprinter zu schlucken imstande ist…

Foto: Das ganze Haus voller Güter – und morgen, nach dem Abladen im Hundeheim, geht alles wieder retour… dann werden wir die meisten der Güter ein halbes Dutzend Mal in der Hand gehabt haben!

So schuften wir alsbald, Schachtel um Schachtel, Sack um Sack, muss im gemieteten Haus zumindest bis morgen Abend untergebracht sein; tatsächlich soll es dann wieder erneut weit nach Mitternacht sein, bis wir einen letzten langen Seufzer ausstoßen – und dann endlich in die Betten fallen… was für ein Tag!

Übrigens sind wir in jener Herberge auch schon das letzte Mal gewesen; es ist ein ganzes Haus, einfach, urig; mit Kachelöfen wohl 100 Jahre und mehr alt, Holztramdecken überall, einfachste Einrichtung – aber sooo gemütlich. Und um 39 Euro zu haben, Platz für bis zu 10 Personen!

Der Morgen: Oh, die Nacht war eine gute! Wie dankbar man für eine solche Feststellung ist, wenn Schlaf so dringend benötigt wurde… Tatsächlich wache ich zwar schon wieder knapp nach 6 auf, aber eine halbe Stunde später geht es nochmals in Reich der Träume. Erst gegen 8 sind wir dann endgültig bereit für den Tag!

Mit dem Wasserkocher und dem Granulat ist schnell ein Kaffee zubereitet, zwar nicht das beste Goumentgetränk der Welt, aber in diesem Augenblick doch eines nahe dran an einem solchen. 🙂 Dann sitzen wir aber auch schon im RespekTiere-Mobil. Es geht zum Tierheim von Enikö, zu jenem Asyl, welches wir eigentlich schon vor einem Jahr völlig zufällig entdeckt, dann aber leider irgendwie sämtliche Kontaktadresse hierzu verloren hatten. Im letzten Dezember tauchte die Herberge – einmal mehr zufällig – bei der Vorüberfahrt vor unseren Augen wie aus dem Nichts auf, und dieses Mal passten wir auf die erhaltenen Notizen zum Standort besonders gut auf. Und gaben ein Versprechen ab, alsbald wiederzukommen. Denn hier an jenem Platz, da wird jede Hilfe mehr als nur händeringend gebraucht (bitte lest dazu unseren vorangegangen Newsletter).

Enikoes Asyl 1

Foto: Der RespekTiere-Van schiebt rein ins Asyl!

400 Hunde versorgt Enikö, komplett aus der eigenen Tasche. Rund 25 Kastrationen lässt sie nach ihren Angaben zusätzlich Monat für Monat durchführen, 4 Arbeiter sind im Asyl beschäftigt. Für einen Lohn von rund 100 Euro, aber auch der bedeutet für viele Menschen im ärmsten Teil Ungarns pures Überleben. Allesamt hat die Mann- und Frauschaft keine Fahrberechtigung, so muss die Tierschützerin die Gruppe JEDEN MORGEN von zu Hause abholen und JEDEN ABEND um ca. 21 Uhr, solange hat das Hundeheim geöffnet, wieder nach Hause bringen. Ein unfassbarer Aufwand, finanziell und fast noch mehr psychisch! Gepaart mit der Tatsache, dass all diese Hunde ohne sie überhaupt keine Chance hätten, in Fakt gar nicht mehr am Leben wären, kann man sich wohl leicht vorstellen, was solche Konstellation mit dem eigenen Seelenempfinden anzurichten mag…

RespekTiere-Van schiebt rein ins Asyl!

Foto: Zusammen entladen wir das Hundefutter. Merhere hundert Kilos finden im einzigen ratensciheren Raum Platz!

Enikö ist schon im Heim. Wir entladen zuerst das mitgebrachte Hundefutter – es ist eine riesige Menge, hunderte Kilos. Super! Untergebracht im einzigen rattensicheren Raum, denn Nager gibt es hier unzählige. Wie solche loswerden? Unter den gegebenen Umständen fast hoffnungslos. Kaum zu glauben, aber mindestens 10 am Tag, so erzählt Enikö weiter, werden von den Hunden erwischt… aber das gesamte Gelände ist untergraben, überall Löcher, Gänge, Bauten. Unterminiert von einer ganzen riesigen Kolonie der grauen Hübschen.

RespekTiere-Van schiebt rein ins Asyl!

Nach getaner Arbeit verladen wir 2 Hunde; sie sollen zum Tierarzt, RespekTiere wird für die Kosten aufkommen. Irgendjemand muss Enikö ja helfen, das steht fest. Bis jetzt ist noch kein ausländischer Verein auf diesen Ort so hart an der Grenze zur Ukraine aufmerksam geworden; was uns ob der entlegenen Lage aber kaum verwundert!

Wir verladen Hunde zum Kastrieren ins Auto

Fotos: Die beiden zu operierenden Hunde werden in den Bus gebracht!

Beim Tierarzt werden die Hunde für die OP vorbereitet

Andi, Enikö und ich gehen die Fahrt gemeinsam an; gut eine halbe Stunde sind wir unterwegs, vorbei geht es an unendlich langen Hühnerfarmen, wo bestimmt 100 000 der armen Vögel zusammengepfercht ein Dasein jenseits aller denkbaren Grenzen fristen. Dann ein Schlachthof, ein Gebäudemeer so weit das Auge reicht. Hier werden wohl in kürzesten Zeiträumen ebenso viele getötet, hochtechnisiertes Morden, ohne Ende. Angeblich arbeiten vorwiegend Menschen aus dem fernen Asien an dem Ort, es gibt eigene Baracken nur für sie; kein 40 Stunden-Job, es wird sich auch nicht mit 70 oder mehr ausgehen, 6 Tage die Woche – für, so hören wir, 50 Euro pro Monat!!! Moderne Sklaverei, kein anderes Wort hierfür fällt ein; noch dazu weggesperrt, denn die Arbeiter sieht man in der Öffentlichkeit praktisch nicht. Sie wohnen am Gelände, haben eigene Einkaufsmärkte usw. genau auf demselben. Abgeriegelt, hinter hohen Mauern. Nur ja nicht raus aus den Umzäunungen, ansonsten könnten ja Details der Ausbeutung nach außen dringen… Loose-Loose-Situation, für alle Seiten; für die Tiere sowieso, für die Menschen, wo nur ein einziger profitiert – der Besitzer. Möge er am vielen Geld erst…

Ungarn Impressionen 3
riesige Schweinefarm in Ungarn

Es geht durch Romadörfer, unfassbare Armut schreit den Betrachtenden entgegen. Wäldermonokulturen, physisch anwesend, aber ohne jedes Eigenleben. Pure Fassade. Eine Schweinefarm, unfassbar groß. Tierleid, wohin das Auge blickt.

Endlich erreichen wir den Ort der Klinik. Der Tierarzt ist ein älterer Mann von 73 Jahren. Aber Enikö vertraut ihm. Jahrzehnte an Erfahrung machen den guten Mann zu einem der Besten seines Gewerbes. Wir tragen die beiden Hunde in die Ordi, dann beginnt der Eingriff. Natürlich tun uns die Armen leid, aber es gibt keine Alternative. Sonst ist der Wahnsinn nur ein prolongierter. Nach gut einer Stunde ist der Arzt fertig. Wir dürfen die Patienten auch gleich wieder mitnehmen, die Rechnung ist aber eine unerwartet hohe. Samt dem Chip, der Registrierung und der Impfung werden fast 100 Euro pro Hund verrechnet. Dafür erhalten wir vom Veterinär eine Flasche selbstgebrannten Zwetschenschnaps.

Fahrt zum Tierarzt in Ungarn 6
Fahrt zum Tierarzt in Ungarn 4
Hunde werden für die OP vorbereitet
Hunde werden für die OP vorbereitet
Fahrt zum Tierarzt in Ungarn 13
Hunde werden für die OP vorbereitet

Fotos: Letzte Vorbereitungen, dann geht es zur OP. Der Tierarzt ist ein älterer Herr,bringt gerade deswegen große Erfahrung mit. Er bestätigt Enikö’s Vertrauen, der Eingriff passiert so sanft als irgend möglich!

Fahrt zum Tierarzt in Ungarn 16

Jetzt geht es zurück zum Asyl. Die karge Landschaft zieht vorbei, wir in Gedanken versunken. Soviel spürbare Agonie, ein Land gestraft von Gott und der Welt. Für Sünden, welche nie begangen. Oder doch? Denn sieht man all die Tierfarmen, dann ahnt man vielleicht, warum eine derartige Triste wie ein Schleier über allem liegt. Karma lässt sich nicht betrügen, und der Wahnsinn färbt auf Sämtliches ringsum ab. Keine Frage.

Enikoes Asyl 49

Im Asyl machen wir jetzt einen Rundgang. So herzallerliebste Hunde, so viele davon. Die allermeisten müssen leider im Zwinger leben, einige sogar an der Kette. Solche, welche beispielsweise aus Hundekämpfen kommen, und keine anderen Artgenossen um sich dulden. Nur ihre Hütte als Rückzugsort, todtraurig. Zwinger kosten zu viel Geld, unmöglich, durchgehend einen anbieten zu können. Der Zerfall nagt an allem und jeden, Rost regiert eine Welt, die es so gar nicht geben sollte. Geben dürfte. Es bricht das Herz, die Geschöpfe hier zu sehen, wie sie nach ein bisschen Liebe, nach ein bisschen Zuneigung dürsten. Einige wirken gebrochen vom Leben, von den Umständen, vom Alltag. Andere wieder haben sich offensichtlich besser arrangiert, aber allen ist eines gemeinsam: Die Genügsamkeit und der unbedingte Wille zum Überleben. Müssig die Frage, ob es einigen auf der Straße besser ergehen würde; denn dort ist die einzige Alternative der Tod. Die Frage gestellt, ob sterben oder zu leben, wenn auch unter nicht optimalen Bedingenen wird fast jedermensch und jedertier mit einem „Ja zum Leben“ beantworten…

Enikoes Asyl 50
Enikoes Asyl 13
Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!
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Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!

Die Arbeiter sind erfinderisch; wenn keine Hütte mehr zur Verfügung steht, dann müssen eben auch ausrangierte Kühltruhen als Unterschlupf dienen; oder Möbel, oder sonst was. Alles, worin man sich verstecken kann. Ja, der Ort ist kein schöner, so viel gut reden kann man nicht. Aber er ist ein notwendiger, einer, der sich wegen Mangel an Möglichkeiten auf das Notwendigste beschränken muss. Aber auch einer, wo man merkt, dass die Besitzerin jedem der Asylbewohnenden ihr Herz geschenkt hat, es täglich schenkt.

Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!
Enikoes Asyl 27
Rundgang in Enikö's Asyl!
Rundgang in Enikö's Asyl!

Vielleicht können wir künftig ein bisschen dazu beitragen, die Situation besser zu gestalten. Für jene Hunde an der Kette muss natürlich als allererstes Abhilfe geschaffen werden. Eine neue Aufgabe für RespekTiere allemal, eine immens schwere noch dazu. Aber auch eine, die ganz sicher unbedingt und unentbehrlich ist.

Tatsächlich will uns die liebe Enikö zum Essen einladen. Wir merken, es ist ihr wichtig, sie, die Tränen in den Augen hat, weil noch nie jemand ihr geholfen hatte. Bisher. Also sagen wir zu. Und so sitzt das kleine Team schließlich ein paar Kilometer vom Asyl entfernt bei einem köstlichen Salat und Pommes Frites bzw. Pizza und unterhält sich herzlichst. Ganz so, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Schööön… Dabei erfahren wir auch, Enikö beherbergt zu den 400 im Asyl auch noch gut 50 bei sich zu Hause; die ganz alten, die Schwachen, die Verletzten, die Kleinkinder…

Rundgang in Enikö's Asyl!

Gegen 16 Uhr bringen wir Enikö zurück zu ihrem Wagen. Ein langer Tag nimmt sein Ende. Ein unfassbarer Tag, so voller Emotionen und Eindrücke. Ein Tag, unendlich schmerzvoll. Aber einer, der beweist, wie gut es ist zu leben. Wie schön es nur sein kann, zu wissen, wirklich geholfen haben zu können… Wir werden wiederkommen, gar keine Frage.

Zurück in unserem Haus gilt es jetzt die gestern ausgeräumte Fracht wieder einzuordnen. Unglaublich, selbst jetzt, nachdem wir bereits eine derartige Menge „zugestellt“ haben, füllt sich der Innenraum wieder nahezu vollständig. Wie nur schafften wir es, all diese Dinge zuvor unterzubringen; und wie großartig die Leistung des RespekTiere-Mobils, all die Sachen ohne jede Abnützungserscheinung transportiert zu haben!

Enikö, Andi und Tom vor dem Asyl

Foto: Andi, Enikö und Tom vor dem Asyl!

Am Abend machen wir offenes Feuer am Gelände vor dem Haus; dort braten wir schließlich zwei Dosen Bohnen und dazu veganen Leberkäse. Erzählen uns Geschichten. Hören zu, geben Rat, besänftigen, beruhigen, bestärken. Konversation, wie um sich Gedanken von der Seele zu reden. Das passiert auch. Nur so finden wir schließlich Ruhe. Hundebellen von der Straße. Gott schütze die armen Tiere, dass ist der Satz auf den Lippen, mit welchem wir einschlafen. Endlich fallen die Augen doch zu, Schlaf, wenn auch ein sehr unruhiger. Was wird das Morgen bringen?

Andi macht Essen über offenem Feuer in der Nacht

Foto: Andi bereitet am Abend ein wunderbares Essen über offenem Feuer!

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