Wo Hoffnung und Tragödie so unfassbar knapp beisammenliegen – Rumänien, die Hilfsfahrt, Teil 1!

Was war das wieder für ein Kraftakt! Wer es nie gemacht habt, der oder die glaubt es kaum, wie viel Arbeit hinter einem Hilfstransport wie diesem überhaupt nur steckt! Jedenfalls, die letzten Tage hatten wir mit intensiven Vorbereitungen zur erneuten „großen Fahrt“ verbracht! So vieles galt es zu bedenken, nichts durfte vergessen werden; Abholungen von Waren standen am Programm – allerherzlichsten Dank an dieser Stelle einmal mehr an unsere so großartigen SpenderInnen, auf welche IMMER und ausnahmslos Verlass ist –  ebenso aus den diversen kleinen Lagerstätten, wo wir ständig „Vorrat“ anlegen dürfen.

Gigs belädt den offenen Bus mit Kleidersäcken

Foto oben: Langsam nimmt die Ladung Formen an… Gigs bugsiert Säcke voller Kleidung in den Innenraum!

Hundefutter muss zugeladen werden, was bedeutet, die selben Säcke jetzt zum mindestens dritten Mal umzuschlichten – 1. bei der Abholung der Spende in das Auto, dann aus dem Auto ins Lager bei Hanni, jetzt von dort wieder in den Bus. Und später, beim Zwischenstopp in Krems, nochmals raus und Sämtliches schließlich endgültig neu schlichten für die Fahrt! Dabei, es sei vermerkt, sprechen wir hier nicht von ein paar Dutzend Kilogramm Tiernahrung; nein, jetzt kommt man schnell in einem Bereich von nicht viel weniger als einer ganzen Tonne…

Dann kamen noch Sachgüter von beispielsweise stets heiß begehrten Schultaschen und Rucksäcken hinzu, wie immer von der Firma Wagner-Schulranzen in Eugendorf übergeben (www.fachcenter-wagner.at). Ein Ort, welchen wir von ganzem Herzen für den Schultaschenneukauf empfehlen – dort gibt es nämlich einen Rabatt für die gebrauchte von 10 Euro –  warum? Wir lesen auf der Homepage: „Aus deiner gebrauchten Schultasche wird ein neuer Begleiter – für ein Kind in schwieriger Lage.“ Super, oder?

Gigs und Tom laden Hundefutter in den weißen VW-Van

Foto: Tiernahrungsmittel-Abholung in „unserem“ Lager bei Hanni!

Und unsere absolute Lieblingsbäckerei – jene in Langenlois geführt von der Familie Schalk – sorgte einmal mehr für ein Highlight! Dort, wo man immer wieder auf ein Neues beweist, welches großes Herz für Mensch und Tier im Traditionsbetrieb schlägt… So durften wir auch dieses Mal wieder ein Dutzend Kartons gefüllt mit allen Köstlichkeiten dieser Welt extra für die Hilfsfahrt abholen; angefangen vom wunderbar duftenden Laib Brot, über den berühmten Kornspitz hin zu absoluten Delikatessen unter Süßgebäck: Topfengolatschen, Nussschnitten, Apfelstrudel, Nougathörnchen… von ganzem Herzen „Danke“, ihr Lieben!

Sabine von der Bäckerei steht vor dem offenen Kofferraum mit vielen Schachteln Brot

Foto oben: Sabine von der Bäckere Schalk (www.baeckerei-schalk.at) bereitet erneut Kisten voller Brot und Gebäck vor – so super!!! Unten: Beste Reisebedingungen – hier bei der Stadteinfahrt nach Wien.

Autobahnansicht bei bewölkten Himmel

All die Dinge benötigen wir auch ganz dringend – denn dieses Mal haben wir besonders viel vor: Dimitri mit seinem kleinen, aber so feinem Asyl erwartet uns schon sehnsüchtig, „Vogelfrau“ Silvia gilt es zu besuchen (Ihr erinnert Euch, die großartige Tierschützerin versorgt zusammen mit ihrem Freund täglich mehr als 1000 Vögel (!!!) und dazu noch allerlei andere Tiere, wir werden zu Otto fahren, ein Tierschützer zwar aus aus der Schweiz stammend, aber in Rumänien längst zur Legende geworden, der beispielsweise den „Dog Park“ gegründet hat – ein Vorzeigetierheim der Sonderklasse! Selbstredend befindet sich ein wahrer Berg an Waren für die Caritas-Hilfsstäte in Bakowa im Laderaum, bei Frau Doina und ihrer Familie unterstützen wir den kleinen Gnadenhof der Lieben und dann gibt es leider noch einen furchtbar traurigen Anlass: Rudi in Nadrag, wo wir seit 15 Jahren Tonnen an Güter für Bedürftige bringen durften, ist nach schwerer Krankheit verstorben. Zusammen mit seinem Sohn werden wir die Grabstätte mit unseren Tränen benetzen…

Treffpunkt mit Gitti und Gigs wäre bei der Firma meines Bruders in der Nähe von St. Pölten; nur, die beiden haben eine Panne, müssen auf der Autobahn auf den Automobilclub warten. Letztendlich schafft der es aber – vermeintlich, was wir zu dem Zeitpunkt aber natürlich noch nicht wissen – das Einsatzfahrzeug wieder im wahrsten Sinne in Gang zu bekommen. Allerdings, die Zusammenkunft verschiebt sich entsprechend. So starten wir erst gegen 14.30 den gemeinsamen Teil der Fahrt. Brot und Gebäck und einige andere Artikel, welche ich gestern noch in der Umgebung zusammensammeln durfte, sind schnell in den großen Van zugeladen; der präsentiert sich nun tatsächlich bis zur Dachkante gefüllt…

Gigs und Tom vor dem geöffneten Van, wo der Laderaum bis oben gefüllt mit Hilfsgütern ist!

Foto: Treffpunkt bei St. Pölten – Laderaum bis obenhin voll – mehr geht leider nicht!

Jedenfalls, bei wirklich prächtigem Reisewetter – trocken, mäßig warm, viele Wolken am Himmel (zumindest bis Niederösterreich, ab da zeigte sich dann auch mehr und mehr die Sonne – sitzen wir zu dritt im VW-Crafter von Gigs und Gitti. Die beiden so großartigen TierschützerInnen sind ja auch längst respekTIERE IN NOT-Hilfstransportveteranen; wie oft wir nun schon gemeinsam auf der langen Reise waren, seit weit mehr als 10 Jahren ein eingeschweißtesTeam, wir wissen es gar nicht mehr. Oft und öfters. Jahr für Jahr, ab und dann auch 2 Mal in einem.

das alte Foto zeigt Gitti, Gigs und Tom vor dem Bus bei der ersten gemeinsamen Hilfsfahrt

Foto: Nostalgie Pur: Das alte Bild zeigt Gitti, Gigs und Tom vor dem Bus bei der wahrscheinlich ersten gemeinsamen Hilfsfahrt!

Die Fahrt geht gut voran; Linz, St. Pölten, Wien, hinein in das Becken Pannoniens. Windradgeschmückt. Wobei, einmal zu oft erwähnt, Schmuck ist es dann ja keiner. Eher das Ende der Naturbelassenheit, der Naturlandschaft. Selbst der Ackerbaulandschaft. Viel eher wird diese mehr und mehr zum Industriepark. Tatsächlich scheint es ja fast Ironie pur, der letzte Rest von Ursprünglichkeit geopfert für „Grüne Energie“. „Grüne Energie“, welche auf hundert Metern hohen Stahlkolossen, überall verstreut in der Landschaft gebaut, für deren Fundament Tonnen an Beton vergossen wurden… Schöne neue Welt. Bei dem Gedanken kommt beinahe schon ein schlechtes Gewissen auf, den duftend kräftigen Bohnenkaffee zu genießen. Etwas nervös sind wir zudem – nicht zuletzt ist der Aufgabenberg im Zuge der Fahrt ein übergroßer, und dann auch noch der schwere Weg nach Nadrag. Rudi ist nicht mehr unter uns, es ist eigentlich kaum fassbar. Seine Krankheit hatte ihn schon schwer gezeichnet gehabt, dennoch, bis zuletzt haben wir fest daran geglaubt, alles wird wieder gut. Krebs besiegt, mit einem Lächeln in die Zukunft blickend. Vertrauen, Hoffnung aufgekeimt. Aber das Schicksal, es ist manchmal ein gar mieser Verräter…

Baustelle, hier entsteht ein weiterer riesiger Konzernbau!

Foto: Baustelle neben der ungarischen Autobahn – hier entsteht ein weiterer riesiger Konzernbau!

Kurze sonnige Phasen wechseln jetzt mit dichten Wolken, aus welchen immer wieder auch ein bisschen Regen fällt. Sonntag ist es, die Fahrt geht gut voran, keine LKW’s auf dem Highway machen den großen Unterschied. Dennoch staut sich der Verkehr immer wieder, dann aber alleine auf der Gegenspur – an einer Stelle sogar über gut 10 Kilometer hinweg. Bald passieren wir Budapest, vorbei geht es an den hunderten riesigen Hallen der ausländischen Firmen, welche gefühlt jede Fahrt mehr und mehr werden. Ein ganzes Band von Konzernen, fast durchgehend entlang der Autobahn! Und noch immer werden stetig neue gebaut…

Knapp vor Szeged. Noch ca. 40 Kilometer zur Grenze nach Rumänien. Kurze Pinkelpause. Jetzt steigt Rauch aus dem Motorraum, dazu ein Geruch nach verbranntem Öl. Welches noch dazu zu Boden tropft, sodass sich blitzschnell eine kleine giftige Pfütze bildet. Grrr, die Ansicht lässt wahrlich nichts Gutes vermuten!

VW-Bus Hintenansicht mit Ölflecken auf der Straße darunter
Pannenabsicherung auf der Autobahn

Fotos: Ölaustrit – Alarmstufe rot! rechts: Ungarischer Streckendienst sichert die Baustelle!

Wie von Zauberhand erscheint dann auch schon ein Pannenfahrzeug; nur, es stellt sich schnell heraus, es ist ein Streckendienst! Wäre ja auch ein Wunder gewesen, aus purer Voraussicht! J Also sichert der Fahrer sogleich die Stelle an der wir stehen – auch cool! Gitti ruft jetzt zum zweiten Mal an diesem Tag den Automobilclub – ok, ein Pannenfahrzeug wird bald kommen! Das lange Warten beginnt. Halbe Stunde, Stunde, eineinhalb Stunden. Der Zeiger der Uhr hält bei knapp vor 8. Dann endlich gelbes Rundlicht. Der ausgesendete Mechaniker ist ein netter; allerdings, den Fehler wird er heute nicht mehr finden. Fahren können wir noch ein paar Kilometer, geradehin bis zur Werkstatt. Dort werden wir von zwei süßen Hunden begrüßt, der Firmenbesitzer meint jedoch, heute geht nix mehr. Die Werkstatt ist zwar noch offen – nicht vergessen, Sonntag, Muttertag, 21 Uhr abends. Aber es ist zu spät für den „Eingriff“. Es hilft nichts, der Pannenfahrer bringt uns nun zu einem Hotel, wo wir übernachten werden. Morgen vormittags, um 9, öffnet dann der Betrieb, gegen 10 werden wir erfahren, was in Folge passiert… Puh, ein problembehafteter Tag. Und nun eine Vollmondnacht, wie kann es anders sein. Zwei Autopannen an einem Tag, das hat wohl nicht jedermensch. Das Glück ist ein Vogerl, heißt es so schön. Unserer ist heute augenscheinlich nicht gelandet. Oder doch, wer weiß; wieviel schlimmer könnte die Situation sein, zum Beispiel, wenn es aufgrund der Sachlage einen Unfall gegeben hätte?! Wenn ein Motorschaden passiert wäre? Aber andersrum, so ehrlich muss man sein, es ist ja noch gar nicht entschieden, ob es nicht genau ein solcher sein wird.

Rumaenienhilfsfahrt Mai 25 12

Oben: Der Motorraum wird inspiziert – keine „günstige Diagnose“…

Unten: Pannenfahrzeug mit Gelblicht hält vor unserem fahrunfähigen Bus!

Pannenfahrzeug mit Gelblicht hält vor dem fahrunfähigem Bus

Wir lassen uns den Tag nicht verderben; angekommen im Hotel sitzen wir noch lange, unterhalten uns über Gott und die Welt und hoffen auf das Beste. Was heißen würde, morgens um 10 geht es weiter in unserer Mission. Inshalla, so Gott will.

Die Nacht soll eine gute sein. Tatsächlich, ganze 7 Stunden Schlaf später, sitzen wir voller Tatendrang beim Frühstück, genießen Kaffee und Marmeladebrot und beraten, wie wir denn den Tag gestalten wollen. Zuerst, das Hotel – so viel wussten wir gestern im Dunkeln nicht – ist Teil eines riesigen Geländes einer Fischfarm. Ein dutzend kleinere Teiche und ebenso viele große dienen dem Ertrag. Natürlich interessiert uns der Betrieb; allerdings, das Hotel ist in sich geschlossen, einen direkten Zugang zur Farm gibt es nicht. Wir wären allerdings nicht wir, hätten wir keinen Weg ausgemacht – und so finden wir uns schließlich direkt am Gelände wieder, vorbei geht es an den Teichen, Arbeiter überall. Die beachten uns wenig, sind nicht direkt unfreundlich, aber von Entgegenkommend keine Spur. Wenigstens schickt uns keiner weg, es scheint, als ob kein Interesse an uns besteht. Sie rauchen, fluchen, es riecht nach Fisch. Unordnung. Aufgrund des Nichtbeachtens investigieren wir weiter, Halle um Halle; in einer besonders interessanten werden gerade Fische in Container verladen. Dort wollen wir schließlich hin, allerdings, am Weg stoppt uns ein offensichtlich höherer Angestellter. Mit ernster Miene. Und meint in gebrochenem Englisch: „Go! This is fishfarm. No look around! Go!“ Augenscheinlich sind wir nicht willkommen. Ob es was zu verbergen gibt? Selbstredend. Am Weg hinaus werden gerade Fische gebracht. Hunderte. In Kübeln ohne Wasser versuchen sie durch Kiemen zu atmen, knapp vor dem Ersticken. Furchtbar. Mehr allerdings sehen wir nicht. „Go! No Fotos“, herrscht uns Mr. Aufpasser an…

Das Luftbild zeigt die Größe einer Fischfarm
Blick von Hotelfenster aus auf die Fischhälterbecken
Gebäude einer Fsichfabrik, davor Zaun als Absperrung
Rumaenienhilfsfahrt Mai 25 26
überall am Gelände sind Schmalspurschienen, der kleine Zug bring wahrscheinlich das Fischfutter
Schafe am Gelände als natürliche Rasenmäher
Rumaenienhilfsfahrt Mai 25 22
Arbeitsraum in der Fischfabrik mit jeder Menge an Hälterbecken

Dann sitzen wir im Zimmer. Warten auf den erlösenden Anruf der Werkstatt. Schließlich, gegen 10, kommt der Mechaniker vorbei. Gigs soll mit ihm mitkommen, er möchte was am Auto zeigen. Was, dafür reichen die Sprachkenntnisse beiderseits nicht aus. Jedenfalls, das klingt erstmal wahrlich nicht gut. Auch Gitti fährt mit in die Werkstätte, Zeit, welche ich nutze, um an diesem Bericht zu arbeiten und unsere Einsatzorte in Rumänien von der Verspätung zu informieren.

Gegen Mittag werden die Beiden zurückgebracht; Der VW-Bus hat ein gröberes Problem, eines, welches fast 2000 Euros an Reparaturkosten aufhäufen wird. Das ist die schlechte Nachricht. Die Gute wenigstens: Wir werden das Fahrzeug am späteren Nachmittag zurückbekommen und die Reise fortsetzen können!

Landschaft mit Fischteich und bewölktem Himmel

Um die Zeit zu nutzen, schleichen wir nochmals zurück zur Fischfarm, nun wir alle drei. Jetzt interessieren uns die großen Becken im Rücken des Betriebes. Eine Karte zeigt eine Größe von insgesamt fast 20 Quadratkilometern! Die Becken zwischen den Wasserbecken sind gut gemäht, auf natürliche Art und Weise: Eine Schafherde durchwandert das Areal. Nicht nur Tierausbeutung gibt es in diesem, selbstredend haben sich auch eine hohe Anzahl von Wasservögeln angesiedelt. Reiher, Enten, Gänse, Störche und viele mehr. Irgendwo am Gelände liegt auch ein Arbeiter, schlafend. Der Chef sollte ihn so wohl lieber nicht auffinden! 🙂 (siehe Foto unten)

Schlafender Arbeiter liegt in der Wiese, Im vordergrund Schienen

Ein abgelassenes Wasserbecken mit großem Schilfgürtel rundherum präsentiert sich fast leer; der Schlamm des Bodens ist durchsetzt mit Leben. Sogar einige Dutzend Schildkröten – wahrscheinlich Sumpfschildkröten – durchsucht die Fläche. Die Reptilien tauchen dabei immer wieder in die kleinen, übriggebliebenen Pfützen ab, wo sich kleine Fische tummeln und ums Überleben kämpfen. Es sieht danach aus, als ob die Gepanzerten einen Appetit auf die Flüchtenden entwickelt haben.

Wasserfläche, am linken Bildrand Wasserschildkröte
Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 21
Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 18
Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 19

Fotos oben: Impressionen rund um die Fischteiche; dutzende Schildkröten im ablaufendem Wasser gehen auf Jagd; Schafherde als „natürliche Rasenmäher“; eigene Gleisanlage durch das Betriebsgrundstück: kein Wunder, bei 20 qkm Fläche!

Es ist heute übrigens richtiggehend kalt. Nur mit T-Shirt geht gar nicht; je länger der Tag, desto mehr allerdings zeigt sich auch die Sonne. Die ihrerseits die Temperaturen in die Höhe treibt. Aber von beginnendem Sommer – weit entfernt!

Gigs und Gitte sitzen auf einer Bank vor dem Hotel

Foto: Gigs und Gitte warten, warten, warten auf der Hotelbank. Geschlagene fast 4 Stunden später werden wir endlich doch noch abgeholt und zur Werktstatt zurückgebracht!

Ein Anruf in der Werkstatt – gegen 16 Uhr sollen wir abgeholt werden, dann wäre unser Bus fertig! Gott sei’s gedankt! Gegen halb vier checken wir aus dem Hotel aus, nehmen auf der Bank vor der Herberge Platz. Und warten. Warten, warten und warten. Es ist jetzt 17 Uhr. Noch ein Anruf. Ok, es dauert doch noch, nächster Termin 18 Uhr. Am Handy lässt sich in der Zwischenzeit Eishockey schauen. Bei der derzeitigen Weltmeisterschaft spielt Österreich super; jedoch, beider Erstpartien wurden in den letzten Augenblicken gegen die Weltteams in jenem Sport, gegen Finnland und Schweden, jeweils in den letzten Sekunden knappest verloren. Heute gegen die Slowakei, wieder eine fixe Größe, führt Rot-Weiß-Rot 2:0. Kassiert aber erneut knapp vor Schluss den Ausgleich. Dennoch ein Achtungserfolg. Verlängerung. Es bleibt beim 2:2. Penaltyschießen – letzter Schütze mit dem Adler auf der Brust, Toooor. Sieg für Österreich! Der Lichtblick des Tages.

Dazwischen trinken wir im offenen Gastlokal noch einen Kaffee. Es wird 19 Uhr, immer noch kein Auto. 20 Uhr, jetzt der Anruf – tatsächlich ist es geschafft, der Wagen abholbereit! In der Werkstatt werden noch letzte Arbeiten erledigt, was uns noch eine weitere Stunde an Zeit abverlangt. Dann die Bezahlung. Stellt sich aus diversen Gründen als schwierig heraus; schließlich lässt sich der Betrag mit Kreditkarte, Bargeld in Euro und einer Bankomatabhebung in Forint im Nachbardorf irgendwie abstottern. Rund 1600 Euro müssen beglichen werden – schmerzhaft! Aber wenigstens sind wir wieder mobil!

Gitte und Gigs stehen mit Mechaniker vor der geöffneten Motorhaube

Es ist stockdunkle Nacht, als wir die Grenze zu Rumänien überschreiten. Ein bisschen ernüchternd ist der Fakt, dass es als Trend der Zeit scheint, an den imaginären Linien wieder Kontrollen über sich ergehen zu  lassen müssen. Trotz EU. Trotz Schengen. Welche dann aber wenigstens glimpflich verlaufen. Nicht zuletzt wegen unserer Hilfstransportpapiere. Ein paar Minuten später finden wir uns im Karpatenland wieder! Erneut aber bleibt, zumindest vorläufig, eine Stunde zurück – Zeitumstellung anch Rumänien!

Ein riesiger blutroter Mond am Himmel leuchtet wie ein Scheinwerfer.

Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 31

Fotos: Trotz Union wieder als Trend der Zeit Grenzkontrollen! Unten: Roter Mond – ob es ein gutes Zeichen ist?

Roter Vollmond am Nachthimmel in Rumänien

Gegen 23.30 erreichen wir Frau Doinars zu Hause. Die so Wunderbare schläft bereits; aber sie hat den Schlüssel hinterlegt! Nach ein paar Zeilen Bericht verfassen geht es knapp vor 24 Uhr ins Bett. Endlich!!!!

Der nächste Tag beginnt früh – haben wir doch jede Menge aufzuholen! Jetzt gilt es improvisieren, durch die Autopanne war ja ein ganzer Tag verloren gegangen… Und so sitzen wir schon knapp nach 7 – durch die 1-Stunde-Zeitumstellung an der Grenze jetzt eigentlich erst 6 Uhr früh – mit Frau Doina zusammen beim Frühstück. Wunderbarer Kaffee verbessert sofort den Ist-Zustand, und schon bald sind wir wieder in die gewohnt familiären Gespräche verfangen; Doina, der Engel, Doina, die so Großartige, Doina, so fest ans Herz gewachsen, dass man den Zustand nur mit „Familie“ beschreiben kann.

Frau Doina mit der Bäckerei-Schalk-Spende
Gigs und Gitte und Frau Doina beim hauseingang, Hunde Struppi und Maya sitzen davor

Fotos: Impressionen bei Frau Doina’s kleinem Familiengnadenhof!

Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 33

Aber es hilft nichts, wir müssen früh los. So hat uns die Straße bald wieder, und der erste Weg des neuen Tages soll das RespekTiere-Einsatzteam nach vielen Jahren der Abwesenheit wieder mal nach Bakowa führen; der kleine Ort, untrennbar verbunden mit Pater Berno, einem Diener Gottes, welcher eines nicht allzu fernen Tages bestimmt noch heiliggesprochen werden wird – Ihr erinnert Euch an unsere früheren Reiseberichte! In seinem 83sten Lebensjahr ist der Priester viel zu früh von uns gegangen, seither lebt seine Legende weiter. Und sein Lebenswerk – die so unersetzliche Einrichtung eben in Bakowa! Dort wurden von ihm einige Hektar Land angekauft, darauf eine Landwirtschaft gegründet, ein Sägewerk, eine Tischlerei, und und, und. Am Allerwichtigsten vielleicht: der eigentliche Zweck, nämlich eine Auffangsort für obdachlose Menschen. Für sie gab es nun Arbeit im kommunenähnlichen Netzwerk. Wunderschöne Unterkünfte, Holzhäuschen, wo sein neues Leben begonnen werden konnten – mit der Option, sogar für immer zu bleiben! Nach seinem Ableben wurde die Anlage an die Caritas übergeben, welche sie seither weiterführt. Genau wie Pater Berno’s Suppenküche, das Frauenhaus, das Hospiz und all die anderen Teilbereiche, welche der Übermensch gegründet hatte. So unglaublich fantastisch. Eines Tages, ich wage es zu prophezeien, ein in einem Hollywood-Film verewigtes Lebenswerk.

Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 37

Fotos: Endlich angekommen, begrüßt von einem Rudel ehemaliger Streunerhunde! Unten: Schweinestall in Bakowa – den Tieren wird Stroh, ein Gang ins Freie und relativ viel Platz geboten.

Mutterschwein mit Schweinekindern in einer Bucht

Jedenfalls, wir bringen dorthin eine Unmenge an Kleidung, an Brot und Gebäck, an Schultaschen, Kindersachen, medizinischen Hilfen, Hygieneartikel. Alles dringend gebraucht, alles wird benötigt. Der Leiter, Herr Rainer Oster, empfängt uns, genau wie die wohl ein Dutzend Streunerhunde, welche genau wie die Menschen von den Straßen Temeswars Aufnahme gefunden haben. Alle kastriert, selbstverständlich. Rainer führt uns nach dem Auslanden herum, zeigt uns stolz den gesamten Betrieb. Kühe weiden im hohen Gras, beschützt von einem Hirten. Dort streicht jemand die Wände, ein anderer junger Mann mit offensichtlichen körperlichen Beschwerden renoviert die Gemeinschaftsküche, wieder ein anderer mäht den Rasen. Alles in Gemeinschaftsarbeit. Im Schweinestall, es waren dort einmal über 150 der so wunderbaren Rüsseltiere untergebracht, sind heute noch rund 40 an der Zahl. Sie verfügen über einen Zugang ins Freie, wo Schlammbäder auf sie warten. Nicht ein Paradies, auch hier nichts anderes als „Lebensmittelvorrat“, aber doch um ein vielfaches besser gehalten als sonst üblich. Keine Frage.

Gigs und Tom mit Backwaren vor dem Bus
Ausladen des Busses mit vielen Helfern
Ausladen des Busses mit vielen Helfern
Ausladen des Busses mit vielen Helfern
Ausladen des Busses mit vielen Helfern
Schweine im Freien baden in einer Pfütze

Während der gesamten „Rundreise“ begleitet uns ein besonders süßer Hund, ein großer schwarzer, welchen wir sofort ganz tief ins Herz schließen.

Letztendlich sitzt die kleine Gruppe noch im Büro, genießt eine Tasse Kaffee und sieht sich in herzlichen Gesprächen über Gott und die Welt gefangen. Wir erfahren sehr viel Interessantes zur Situation in Rumänien. Aber auch das schönste Gespräch muss mal enden, und es bleibt schließlich nur die Verabschiedung. Mit dem Versprechen, wir werden in Zukunft „Bakowa“ wieder als fixen „Programmpunkt“ bei Rumänienreisen einplanen.

Rundgang im Bakowa-Zentrum

Foto oben: Rundgang mit Rainer am Bakowa-Gelände, hier die Wohnungen für ehemals Obdachlose! unten: im Andenken an den unvergesslichen Pater Berno

Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 47

Gleich hinter der Farm, keinen Kilometer entfernt auf einem Hügel gelegen, breitet sich eine riesige Schweinefarm aus. Keine Mast, sondern eine Aufzucht. 12 000 Mütter verbringen hinter stacheldrahtbewehrten Mauern höchstwahrscheinlich ein fruchtbares Dasein als Gebärmaschinen.  Wir waren schon einmal hier gewesen, allerdings wurde damals recht schnell der Betreiber auf uns aufmerksam. Ein US-Gigant der Ausbeutungsindustrie. Nicht gut Kirschen essen mit solchen… Heute vertreibt uns niemand vor den Toren; aber näher heran können wir auch nicht. Wie eine Festung des Bösen droht die grausige Anlage, unbezwingbar. Oder vielleicht doch eines Tages? Wir werden sehen. Gehören tut sie anscheinend nicht mehr den Amerikanern. Gekauft von chinesischen Investoren. Was den Insassen bestimmt keine Verbesserungen gebracht hat. Schandfleck jedenfalls. Menschlicher Wahnsinn.

stacheldrahtbewehrte Schweinefarm

Stacheldrahtbewehrte Schweinefarm! Unten links: Transporter hin zur „Farm“ über Feldwege! 12 000 Mutterschweine  leben hinter diesen Mauern, plus bestimmt um die 50 000 oder viel mehr Ferkel…

LKW vor Schafherde im Grünen
Stacheldrahtbewehrte Schweinefarm

Noch ein paar Impressionen zum ersten Teil der Hilfsfahrt!

Tom streichelt großen schwarzen Hund
Am rundgang durch das Bakowa-Zentrum der Caritas
Hilfsfahrt Rumaenien Teil 1 28
Gartentüre, hinter üppiges Gras und Hühner
Tom hält Babyhund im Arm
Protest auf der Landstraße in Temeswar

Fotos: Überall begegnen wir Hunden; mit Rainer in der Bakowa-Farm; Bulldogge „Samy“ in der ungarischen Autowerkstatt; erster Protest in den Abendstunden!

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