Schweinehaltung

Es gibt an der Oberösterreich-Salzburg-Grenze eine Bauern-Familie, welche Schweine an Ketten hält – wir hatten vor Kurzem darüber berichtet.

RespekTiere erstattete eine Anzeige bei allen Ämtern, ein schlimmerer Fall von skandalöser Tierhaltung war uns seit langem nicht unter gekommen. Die Erfahrungen mit für Tierhaltung zuständigen Ämtern in der Vergangenheit lehrte uns, immer auf Kontrollen zu setzen. Dabei möchten wir jedoch vorausschicken, dass die zuständigen Behörden auf die Anzeigen tadellos reagiert und ein sofortiges Einschreiten versprochen hatten.

Heute brachen aus genannten Gründen Aktivisten auf, um einen neuerlichen Blick ‚durch’s Fenster’ zu wagen. Dabei setzten die Tierschützer auf Ablenkung, immer im Bestreben, einen Überblick über mögliches Geschehene zu erhalten.

Jedoch – dieses Mal sollte es anders kommen!

Die Aktion selbst verlief auch durchaus erfolgreich. Der Stall war in den letzten Wochen tatsächlich umgebaut worden, die Ketten durch Kastenstände ersetzt. Es ist keine Frage, die Schweine sind immer noch in ihrer Bewegungsfreiheit extrem beschränkt, beinah genau so wie durch die Ketten – allerdings müssen sie nun wenigstens nicht mehr auf diesen liegen. Dem Landwirt muss der rasante Umbau zugute gehalten werden, auch wenn wir mit dem Ergebnis aus der Sicht der Schweine natürlich weiter hadern – aber nun passiert die Haltung wenigstens im (wahrscheinlich) legalen Rahmen (wir müssen noch einige Details prüfen, so z. B. scheinen die Stände extrem kurz zu sein…).  Schuld an der Misere ist Hartherzigkeit und der Gesetzgeber, der für Schweine im Tierschutzgesetz Minimalst-Bestimmungen erlassen hat, dagegen gilt es umso stärker anzukämpfen.

 

Doch zurück zur Geschichte – was eigentlich ziemlich unspektakulär begonnen hatte, sollte alsbald an Thrill gewinnen. Beim Weg zum Hof passierten die Tierschützer eine Bäuerin, welche in einer Wiese am Hang mit dem Abspannen von Einzäunungsdrähten beschäftigt war. Bestimmt 200 Meter vom Hof entfernt, sollte es sehr wahrscheinlich sein, dass sie zum Nachbar-Bauern gehörte…

Alles funktionierte planmäßig, ein Aktivist lief bereits zurück zum Auto, der andere auf anderem Weg zur Hauptstraße, als ein PKW vorbeifuhr, der Fahrer ganz offensichtlich auf der Suche nach Jemanden. Der Wagen passierte den Tierschützer, wendete, machte kehrt, nur um wenige Minuten später erneut aufzutauchen, wieder die Gegend ausspähend. Ganze drei mal wiederholte sich das Spiel.

Was nun passierte, ist eigentlich skurril – der Tierschützer lies den eigenen Hund, der im Auto gewartet hatte, aus dem Wagen, weit vom Hof entfernt, damit sich dieser kurz die Beine vertreten konnte.

Als nun der Landwirt einmal mehr passierte, geschah etwas Seltsames – der Hund bemerkte den Wagen und lief hinter dem Fahrzeug her, nicht mehr auf die Rufe des Aktivisten reagierend. Nicht nur einige Meter, nein, völlig außer Sichtweite, bis direkt hin zum Bauernhof! Auch nach Minuten tauchte er nicht wieder auf, so setzte sich der Tierschützer langsam in Bewegung; auf halbem Weg zum Hof wurde ihm dann das wahrlich Ungemütliche an der neuen Situation bewusst – die Bauernleute samt Nachbarn hatten sich zusammen gefunden, der Hund mitten drunter, und blockierten die Straße! Nach kurzem Zögern die Erkenntnis: Es half alles nichts – Augen zu und durch, hieß die Devise; der Hund würde ja sehr wahrscheinlich hinter dem Wagen herlaufen, wenn man in Schritttempo die Versammlung (auf der Minimalbreiten Straße!) passierte! Ein Landwirt blieb trotz des laufenden Motors direkt am Weg stehen, wich erst ganz zuletzt, erst auf mehrmalige Aufforderungen von Seiten des Tierschützers, wütend schimpfen aus, vor allem die Bäuerinnen sprühten vor Hass.

Der Hund? Er folgte nicht den Rufen, blieb seelenruhig unter den Landwirten!

So musste der Wagen in einiger Entfernung nochmals angehalten werden, keine Reaktion von Seiten des Vierbeiners, das Fahrzeug musste erneut rückwärts in Bewegung gesetzt werden. Der Hund, so schlimm die Aussicht war, musste direkt aus dem Menschenauflauf entnommen werden, keine Alternative! Dabei kam es natürlich zu Streitgesprächen, der Hinweis, dass es in Österreich Gesetze gäbe, nach welchen sich auch die Landwirte zu richten hatten, verlief sich irgend wie im Sand. Es folgten Diskussionen mit den Nachbarsleuten, die nach anfänglichen Wutäußerungen doch auch den Dialog zu suchen schienen. Da die Tierschützer zuvor kurz vor deren Stall gehalten hatten, wo drei Kälber an der Außenseite des Gebäudes in Buchten unterbebracht sind, forderten sie nun, dass man sie in den Stall begleiten möchte, sie hätten gar nichts zu verbergen. Die Feststellung, das Problem beträfe nicht sie, sie könnten aber trotzdem doch keinesfalls mit der Situation, dass der Nachbar wie vor 50 Jahren seine Tiere an Ketten leiden lässt, einverstanden sein, hinterließ sichtbaren Eindruck. Jedenfalls, die Familie scheint eine sehr nette zu sein, die Wert auf ein gutes Erscheinungsbild vom Hof legt und die ihre Tiere anständig behandeln. Das Suchen von Gesprächen zeugt zudem von guten Absichten.

Nun schalteten sich aber die Beschuldigten ein, in erster Linie jene Bäuerin, welcher die Tierschützer am Weg begegnet waren. Sie hatte sofort Lunte gerochen, wahrscheinlich noch immer wütend über die offensichtlichen Investitionen bzg. der neuen Kastenstände, war zum Hof gegangen und fand dort den Bauern im Gespräch mit einem Mann, welcher um eine Wegauskunft bat. Sie meinte darin den zweiten Tierschützer zu erkennen, wo aber war der Kollege geblieben? Der Tramper verabschiedete sich schnell, wollte wohl keinesfalls in Unannehmlichkeiten verwickelt werden…

So viel zur Vorgeschichte; die Bäuerin drohten nun mit Maßnahmen, mit Besitzstörungsklagen. ‚Es kann doch nicht tatsächlich sein, dass sie die Kettenhaltung von Schweinen über so viele Jahre gutgeheißen haben’, wollte der Tierschützer wissen. Die Aufgebrachte erwiderte, es gäbe keine Schweine an Ketten. Auf die Antwort, wenn keine Aktivisten den Wahnsinn aufgedeckt hätten, wären die Tiere wohl auch noch die nächsten 100 Jahre angebunden, folgte keine Gegendarstellung, zu sicher wäre wohl die Schlussfolgerung.

Der Bauer selbst meinte dann noch: ’Jetzt wissen wir wenigstens, wo wir suchen müssen’…

Dann brauste der Tierschützer davon, gabelte an der Straßenkreuzung seinen Freund auf (dieser, wie immer in solchen Situationen absolut todesmutig und besonnen, hatte die bedrohliche Situation aus der Ferne mitbekommen und sich soeben bereit gemacht, um bei einer drohenden Eskalation einzugreifen) und begab sich auf den Heimweg.

Ohne Frage, Glück im Unglück, nur um Haaresbreite waren die Tierschützer Schlimmen entwischt!

 

Das Fazit der Geschichte: warten wir kommende Ereignisse ab, die Reaktionen der Landwirte, um ein endgültiges Resümee zu ziehen. Was aber feststeht: die Behörden haben hier eingegriffen, rigoros die Umbauarbeiten eingefordert – ein Lichtblick!

Der betroffene Landwirt, bei allem, was ihm nicht nur TierschützerInnen, sondern alle Mitfühlenden, vorwerfen können, hat gegen die Auflagen keine elendslange Berufungsverfahren eingeleitet (dazu hat er aber wahrscheinlich ohnehin allzu deutlich gegen geltendes Gesetz verstoßen), sondern sogleich mit Umbauarbeiten begonnen. Auch gibt es nun Fenster im Abbruchhaus, dort wo die Mastschweine untergebracht sind.

Obwohl das Platzangebot für die Schweine noch immer lächerlich gering ist, war das Einschreiten in diesem Falle sehr von Erfolg gekrönt. Die Behören und die Tierschutzanwaltschaft OÖ haben sofort regiert und die Umbauarbeiten eingeleitet, der Bauer hat sich dem Unvermeidlichen gestellt, der Tierschutz hat triumphiert (zumindest werden gesetzliche Auflagen erfüllt)…

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