Spar hadert mit Tierwohl-Glaubwürdigkeit…wir bitten um Ihre Meinung!

Die Problematik rund um den Hummerverkauf von Spar im kroatischen Zadar ist eine schwierigere zu lösende als erwartet! Unseres Erachtens stellt der Konzern seine Glaubwürdigkeit um seine Tierschutzbestrebungen etwas aufs Spiel, indem er sich auf eine sehr oberflächliche Darstellung der Situation einlässt. Viel mehr Worte braucht es dazu nicht, wir bitten Sie nur, lesen Sie den doch recht interessanten Briefverkehr zwischen uns und der Unternehmenssprecherin Frau Mag. Berkmann; vielleicht möchten Sie dann auch einige Worte an Spar richten, um Ihren Gesichtspunkt einzubringen? Wer schreiben möchte: office@spar.at!

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Folgend die Antwort auf unseren ersten Brief an Spar, welchen Sie im letzten Newsletter oder auf der Homepage nachlesen können:
 

Sehr geehrter Herr Putzgruber!

Danke für Ihr Email in Sachen Hummer-Verkauf in Kroatien. 

Aus österreichischer Sicht geben wir Ihnen vollkommen Recht. Nicht umsonst ist so ein Verkauf von Lebendhummer in Österreich nicht mehr zulässig.

SPAR Kroatien handelt aber vollkommen selbstständig. Hier gelten weder österreichisches Recht noch österreichische Sitten.

In Sachen Tierschutz ist das Bewusstsein der Konsumenten in Kroatien ein anderes als in Österreich.

Das muss man leider zur Kenntnis nehmen. Erzwingen kann man das nicht.

Aber was wir machen können – und was wir auch tun – ist Bewusstseinsbildung bei den kroatischen Kollegen.

Wir haben nun zum Beispiel erstmals einen internationalen Nachhaltigkeitsbericht herausgegeben und im Zuge dessen auch in Kroatien Kollegen engagiert, die sich um solche Themen annehmen.

Gerade in Sachen Tierschutz gibt es hier noch ein weites Feld.

Solche Bewusstseinsbildungen sind aber auch in Österreich nicht von heute auf morgen passiert, dem muss man Zeit geben.

Wir sind sicher, dass es auch in Kroatien in die – aus unserer Sicht – richtige Richtung gehen wird.

Freundliche Grüße

Mag. Nicole Berkmann 
Leiterin Konzernale PR und Information 
Unternehmenssprecherin

Unsere Antwort:

Sehr geehrte Frau Mag.!

Wunderschönen guten Tag!

Zuerst möchten wir uns allerherzlichst für die so schnelle Antwort bedanken; es zeigt uns, dass Ihrerseits Interesse besteht, auch solche bestimmt unangenehmere Angelegenheiten zu klären und einen Austausch zuzulassen.

Aus Sicht des Tierschutzes und der sich daraus für Sie und uns gleichermaßen ergebenden Verantwortungen allerdings dürfen wir uns mit Ihrem Schreiben nicht zufrieden geben. Natürlich ist es so, natürlich kann in einem solchen Falle nicht österreichisches Recht herangezogen werden – dennoch, bei aller Selbstständigkeit Ihrer Filialen, obliegt der Zentrale bestimmt immer noch der einzuschlagende Kurs. Tierquälerei kennt keine Grenzen, und wenn eine Handlungsweise hier in Österreich als ‚tierquälerisch‘ erkannt und behandelt wird, dann meinen wir vielleicht nicht zu Unrecht, dass sich diese Erkenntnis auf Ableger der dem österreichischen Gesetz unterliegenden Firmen und selbstredend dann auch den im Ausland tätigen Ablegern auswirken sollte. Andererseits würde Ihre gute Reputation sicher großen Schaden erleiden können; lassen Sie uns einen Augenblick polemisch werden: Ihren Firmen würden doch bestimmt auch nicht, sollten sie beispielsweise in Asien ansässig werden, den GeschäftspartnerInnen erlauben auf Kinderarbeit oder dergleichen zurückzugreifen. Warum aber dann eine solch stiefmütterliche Behandlung des Tierschutzes? Sicher wissen sie wie viele Menschen hierzulande sehr tierschutzaffin agieren. Glauben Sie, jemand solcher hätte Verständnis für Ihre Worte?

Ganz sicher würde ein Aussetzen des Lebendhummerverkaufes im Supermarkt in Zadar, oder wo auch immer solche unter Ihrem Namen verkauft werden, keinen finanziellen Engpass in Ihren Konto fabrizieren, würde sich in den Zahlen wahrscheinlich überhaupt nicht bemerkbar machen. Allerdings könnte – und müsste es eigentlich – Ihre Ansehen und Ihr Image an einer Beibehaltung des Ist-Zustandes leiden, nicht zuletzt weil Sie in Ihrer innländischen Werbung doch sehr auf tier- und umweltschutzrelevante Aspekte Wert legen. KundInnen könnten sich dieserarts doch etwas getäuscht fühlen. Bitte bedenken Sie diese Realität.

mit den besten Grüßen

Tom Putzgruber

RespekTiere

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Worauf Spar verlauten ließ:

Sehr geehrter Herr Putzgruber!

Wir haben da offensichtlich zwei verschiedene Zugänge.

Sie möchten andere Menschen zu was zwingen was Ihnen wichtig ist und richtig erscheint.

Wir möchten andere Menschen überzeugen, sich unserer Meinung anzuschließen. Alles andere finden wir nicht richtig. Für uns ist der richtige Weg daher der, das Bewusstsein einer Bevölkerung in einem anderen Land zu verändern und nicht ihnen die österreichische Sichtweise aufzudrängen.

Auch, wenn diese noch so richtig erscheint.

Kunden reagieren in jedem Land anderes, das muss man als Händler akzeptieren. Sie haben Recht, ob wir Hummer verkaufen oder nicht, das macht finanziell nicht viel aus. Aber es macht was aus in den Köpfen der kroatischen Kunden, die sich dann von einem österreichischen Unternehmen bevormundet fühlen. Das wollen wir nicht und das können wir auch nicht, denn das hätte sehr wohl weitreichende Konsequenzen.

Für uns gibt es daher nur den Weg der Überzeugungsarbeit.

Dabei können aber natürlich regionale Tierschutzorganisationen helfen. Die sind aufgerufen, kroatische Konsumenten zu informieren.

Dann geht es schneller.

Freundliche Grüße

Nicole Berkmann

Eingermaßen verblüfft über diese Antwort schrieben wir folgendes zurück:

Sehr geehrte Frau Berkmann!

Jetzt enttäsuchen Sie mich aber gewaltig! Gibt es wirklich ‚verschiedene Zugänge‘ bei einem offensichtlichen Delikt, und Tierquälerei ist nunmal – da werden wir uns einig sein – ein Delikt! Namhafteste WissenschaftlerInnen werden Ihnen dies im Bezug auf eine solche Hummerhaltung bestätigen. Die ‚verschiedenen Zugänge‘ also, wenn vorhanden, können nur im ‚etwas dagegen unternehmen‘ und ‚weiter fortführen‘ liegen. Was ich damit sagen möchte: Tierquälerei ist IMMER falsch, das hat nichts mit einem verschiedenen Zugang zu tun. Und wenn man eine solche, von der man weiß, sie aus verschiedenen Gründen schon nicht anprangert, dann sollte man sie zumindest nicht unterstützen bzw. weiter aufrecht erhalten.

Weiters, wie bitte kommen sie darauf dass wir anderen ‚unsere‘ Meinung aufzwingen möchten? Weil wir Sie freundlich bitten, ob Sie nicht – was zweifelsohne in Ihrer Macht steht – gegen eine amtliche Tierquälerei, die in Ihrem Namen geschieht und von der Sie profitieren, eintreten möchten, diese zu beenden versuchen?

Fortführend, wir möchten Ihrer Meinung nach ‚jemanden zwingen‘ (nebenbei, wären wir dieses Deliktes schuldig, was wäre das Urteil? Schuldig im Sinne von ‚eine Untat zu bekämpfen‘?), während Sie aber im Gegensatz dazu ‚andere Menschen überzeugen ‚ möchten, sich Ihrer Meinung anzuschließen? Interessant ist, Sie möchten nun also jemanden überzeugen – was bedeutet, dass Sie durchaus den Fakt schon kritisch sehen – ansonsten bräuchten Sie ja gar keine Bemühungen in diese Richtung investieren; oder verstehen wir Sie da falsch? Jetzt, wo wir also einen Schritt weiter sind, wissen, dass wir beide ein- und dasselbe wünschen, Ihre Worte zu verstehen geben, dass Sie den Lebendhummerverkauf im Grunde auch ablehnen, stellt sich die zwingende Frage: was genau sind denn Ihre Maßnahmen, um diese Überzeugung ‚anderen‘ nahezubringen? Was unternehmen Sie also, um die (kroatischen KundInnen) zu überzeugen, sich ‚Ihrer Meinung‘ anzuschließen? Besteht Ihre Überzeugungsarbeit darin, dass Sie eine Interspar-Werbung an das Gefängnis eines gefesselten Individuums kleben? Das ist jedenfalls das einzige Handeln, welches wir direkt vor Ort erkennen konnten. Kann das wirklich Ihr Zugang sein, andere dazu zu bringen, sich ‚Ihrer Meinung‘ anzuschließen? Wenn so, dann müssen Sie uns diese Diskrepanz bitte näher erklären, denn es ist schon eine sehr interessante Feststellung Ihrerseits…

Meinen sie wirklich, eine solche Hummerhaltung zu verurteilen ist die ‚österreichische Sichtweise‘? Ich sage Ihnen, selbst in Ländern wo derartiges erlaubt ist, ist es dennoch unbestritten, dass es sich dabei um eine Tierquälerei handelt. Das Einsperren in strukturlose Becken, das Zusammenbinden der Scheren, keinerlei Versteckmöglichkeiten zu bieten, ein Tier unbetäubt dem Tod im kochenden Wasser auszuliefern, all dies als (völlig unnötige) Tierquälerei anzusehen, ist beileibe keine ‚österreichische Sichtweise‘, sondern wohl eine sehr internationale, nebenbei sehr menschliche. Erkundigen Sie sich bitte bei den ‚Animal Friends Croatia‘, http://www.prijatelji-zivotinja.hr/index.en.php, dort werden Sie die vermeintlich österreichische Sichtweise bestimmt bestätigt bekommen…

Dass Kunden in einem jeden Land anderes reagieren, diese Tatsache muss man als Händler akzeptieren, meinen sie. Wir hatten Ihnen schon die Kinderarbeit genannt, die auch in veilen Ländern als gegeben hingenommen wird, finden Sie eine solche aber deshalb richtig? Bestimmt nicht! In manchen Ländern werden Primatenhirne von unbetäubten Primaten entnommen und gegessen, auch das muss ein Händler akzeptieren? In Frankreich würde Spar dann wohl auch selbstredend Stopfleber verkaufen, oder Froschschenkel oder Haifischflossen-Suppe? Würde Spar dann auch in asiatischen Ländern gemahlenes Nashorn-Horn verkaufen, weil das dort eben so Sitte ist, solches käuflich zu erwerben? Oder Hundefleisch in Ländern wo Hundefleisch gegessen wird? Tiere schächten lassen, weil es viele Menschen gibt, die ein solches Fleisch kaufen möchten? Wenn Sie all dies mit ‚Nein‘ beantworten, warum gilt ein solches Bewusstsein dann nicht den Hummern?

Liebe Frau Mag., bitte entschuldigen sie diese krassen Vergleiche, aber wir wüssten nicht, wie wir unseren Standpunkt ansonsten transportieren sollten, wenn Sie es doch sind, die unsere Bitten als ‚aufzwingend‘ betrachtet.

Eine letzte Frage: was denn würde der Verzicht des Verkaufes von Lebendhummer, so wie Sie es darstellen, in den Köpfen der kroatischen KundInnen ‚ausmachen‘? Diese Menschen würden sich von Ihrem Unternehmen bevormundet fühlen? Frau Berkmann, das meinen Sie bitte nicht ernst. Wir waren in dutzenden einheimischen und internationalen Großmärkten in Kroatien, wo nirgends, nirgends, nirgends Lebenhummer verkauft wurden. Glauben Sie, dass besagte kroatische KundInnen das Nicht-Verkaufen von Lebendhummern all jenen Märkten, sogar den kroatischen selbst, übel nehmen? Ganz sicher, und ich denke Sie wissen das, würde das Nichtmehr-Anbieten überhaupt nur den allerwenigsten auffallen, geschweige denn, jemand würde den Verzicht als ‚Aufdrängen der österreichischen Sichtweise‘ erachten.

Wieder schließen Sie diesen Absatz mit ‚für uns gibt es daher nur den Weg der Überzeugungsarbeit‘ – und wieder antworten wir: erklären sie uns bitte, wie sieht denn diese Überzeugungsarbeit aus? Wir jedenfalls sehen nur den scherenzusammengebundenen Hummer, der auf seinen Tod wartet. Aber vielleicht steckt ja wirklich ein bestimmtes Konzept hinter dieser Art der Darstellung, welches wir nur nicht ganz durchschauen. Daher bitten wir Sie nochmals: Überzeugen Sie uns, und dann gehen wir diesen Weg mit Ihnen, gemeinsam mit unseren kroatischen TierschutzfreundInnen. Das ist ein Versprechen!

alles, alles liebe

Thomas Putzgruber

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Foto: Fiktion und Realität, so nahe nebeneinander…


Wie denken Sie über die Angelegenheit? Ihre Meinung würden uns und ganz bestimmt auch Spar sehr interessieren!!!

 
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