Seit dem 24. April ist Nouakchott wieder im Ausnahmezustand – die Nationalgarde befindet im Einsatz, eine erneute Tötungskampagne an den Straßenhunden rollt über das Land hinweg und hinterlässt überall Tod und Elend. Der grausame Feldzug wird noch bis um den 20. Mai andauern, mit letztendlich gewiss hunderten Opfern. Dabei trifft es dann nicht ’nur‘ jene Tiere, welche wirklich auf der Straße leben, sondern alle, die außerhalb von Eigentum, sprich Hütten und Häusern, angetroffen werden. Fotos: Bilder aus Nouakchott – das große Töten ist im vollen Gange Dennoch, es sollte und darf nicht unerwähnt bleiben, viele der ‚Ausländer‘ kümmern sich demgegenüber natürlich auch ganz hervorragend um ihre Lieblinge, nehmen diese etwa nach Auslaufen des Dienstvertrages hin und wieder sogar mit in die neue Heimat. Solche Menschen liegt es inne, Dinge zu verändern – aber nur solange sich noch im Land sind ergibt sich hierfür eine reelle Chance! So paradox es auch klingen mag – die vielleicht einzige Möglichkeit, das große Morden eines Tages abstellen zu können, liegt in der gemeinsamen Intervetion der ansässigen Botschaften und Hilfsorganisationen: denn der Fakt, dass auch deren Haustiere unter den Brachialmaßnahmen leiden, birgt Unmut in sich; Unmut, der die Menschen mehr und mehr dazu bringt, gegen die Maßnahme vorzugehen! Und nur die wohlhabenderen und einflussreicheren Menschen Nouakchotts selbst, gepaart mit dort fest angestellten EuropäerInnen – und niemand anderer, niemand Außenstehender – kann eine Änderung herbeiführen, soviel steht fest (die ’normale‘ Bevölkerung hat für solche Entscheidungen praktisch keine Stimme – und leider auch kaum Zeit, zu sehr ist sie in den ewigen Kampf ums pure Überleben verstrickt…). Foto: dem Töten Einhalt gebieten – wie schwierig diese Aufgabe ist, beweist Europa tagtäglich; ein Blick nach Rumänien, Bulgarien, Spanien, etc. genügt… Aber zurück zu der jetzigen Kampagne – da wurde zum Beispiel eine Hundemutter durch eine Kugel aus einem Regierungsgewehr getötet, aber das RespekTiere-Team konnte wenigstens, zusammen mit einem französischen Helfer, die Welpen, 6 an der Zahl, in Sicherheit bringen… Foto: der französische NGO-Mitarbeiter Christoph nimmt sich gemeinsam mit Dr. Dieng den verfolgten Hunden an… So unfassbar wichtig ist unsere Arbeit vor Ort: RespekTiere-Chefarzt Dr. Dieng musste beispielsweise dieser Tage eine Hündin operieren; die Arme, hochschwanger, ist von einem Auto angefahren worden, wobei die Babys in ihrem Inneren verstarben. Schwarzes Blut als Ausfluss bestätigte die Diagnose, und so bliebt dem Veterinär keine andere Wahl: eine Not-OP musste durchgeführt werden! Der Eingriff sollte schließlich ein erfolgreicher sein und die Hündin findet sich nun in einem neuen Leben wieder, nun aber ohne Gebärmutter. Fotos: die schwer verletzte Hündin hat sich unter einem Autowrack verkrochen; Dr. Dieng und Moussa können sie allerdings betäuben, in die einfache Ordination bringen und schließlich erfolgreich operieren! Der positiv stimmende Aspekt an der Geschichte ist jener: noch vor wenigen Jahren wäre besagte Hündin in ihrer Lage völlig hoffnungslos zurückgeblieben, sie wäre auf schlimmste Art und Weise irgendwo im Straßenschmutz verendet. Niemand hätte ihr Schicksal bekümmert, niemand hätte es überhaupt nur bemerkt. Heute allerdings ist es anders – und dieses Faktum erfüllt uns mit riesigem Stolz; denn es waren ohne Zweifel wir, welche die Saat ‚Tierschutz‘ und ‚Mitgefühl mit dem Mitgeschöpf‘ gepflanzt hatten, und langsam keimt der Samen – wie diese Geschichte eindrucksvoll belegt! Denn Eselhalter waren auf die Tragödie aufmerksam geworden, hatten Dr. Dieng von der Problematik informiert, ihm den Weg zur Hündin, welche sich in den Autoleichen verkrochen hatte, beschrieben! Nun sind wir endlich am besten Wege, eine eingetragene NGO in Mauretanien staatlich anerkannt zu bekommen – eine solche ist unbedingt notwendig, um künftig Dinge wie bei der letzten Reise, wo uns die Koffer mitsamt allen Medikamenten beschlagnahmt worden waren, im Vornherein auszuschließen; oder, siehe oben, um eine eigene Stimme im Land zu haben – auf jeden Fall liegt unser Anliegen ‚fertig‘ dem Ministerium vor, und hoffentlich dürfen wir in Kürze über den endgültigen Bescheid berichten! Zappa und Mohammed, unser zweites Team vor Ort, mussten dieser Tage neben der normalen Tätigkeit einen Esel behandeln, welcher eine schwere Verletzung am Fuß davongetragen hatten, einmal mehr durch einen Zusammenstoß mit einem Auto! Fotos: tagein-tagaus sind unsere beiden Teams in ihre ‚Feldarbeit‘ tief verstrickt; nicht auszudenken, wären die Mitarbeiter nicht ständig im Zentrum des Geschehens… Der Hund am Bild unten wurde an einem Seil gefesselt, solange, bis der Strick in seinen Körper eingewachsen war. Nur mit Müh und Not konnte der Arme von Zappa aus der letztendlich tödlichen Fessel befreit werden…
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