Die „3K-Regel“ – Ketten, Kot und Katastrophe!

Wieder aufgedeckt - die Misere im Kuhstall!

Österreich und Bayern verbindet vieles, so zum Beispiel die gemeinsame bajuwarische Abstammung. Welche sich natürlich auch in der Tradition und der Kultur niederschlägt. Fakt ist jedenfalls, Menschen aus Bayern stehen jenen aus Österreich alleine deshalb zumindest gesellschaftlich gesehen oft wesentlich näher als zum Beispiel solchen aus dem Ruhrpott oder Berlin. Dieses Nahverhältnis ist selbstredend ein gegenseitig als brüder- und schwesterlich empfundenes.

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall
RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall

Fotos, rechts: Darauf kann man wohl auch im „Freistaat“ nicht stolz sein – Kälber an kurzen Ketten…

Was schön ist, weil gegebene Konstellation naturgemäß verbindet. Leider gibt es dann aber auch die andere Seite, eine weniger schöne – denn auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung setzen sich die Parallelen fort. Und wahrlich nicht zum Besten der Tiere. Beide haben ein riesiges Problem mit Spaltenböden, ob nun in der Rinder- oder in der Schweinehaltung. Eine Tierfabrik in Niederbayern unterscheidet sich in absolut nichts von einer in der Südsteiermark, und der Wahnsinn in der Masthuhnhaltung ist hüben wie drüben ein gegebener. Dazu, ein Blick in den Kuhstall verrät: Beide können sich von der unfassbaren Tierquälerei der Anbindehaltung von Rindern allem Anschein nach kaum trennen. Obwohl es inzwischen jedermensch klar sein muss, dass ein derartige Haltungsform einfach nur extrem tierquälerisch sein kann, gibt es in beiden „Staaten“ Bestrebungen (Bayern beharrt ja auf den Freistaat-Status; so zum Beispiel konnte bei der jüngsten Aschermittwochsrede der im Nachbarland gefühlt seit Anbeginn der Zeit herrschenden CDU durch Ministerpräsident Söder wieder einmal vernommen werden: „Deutschland kann nicht ohne Bayern, Bayern aber sehr wohl ohne Deutschland…“), die Kettenhaltung nicht nur zu prolongieren, nein, sie sogar als Kulturgut schützen zu lassen und eine Tierquälerei die ihresgleichen sucht somit auf alle Zeiten zu erlauben – Sie lesen richtig! Dass es dabei zumindest in Österreich Abstufungen gibt, macht die Sache nicht viel besser. Die „90 Tage-Freigang“-Regel jedenfalls ist ohne Zweifel pure Augenauswischerei, weil zum einen sowieso unüberprüfbar, zum anderen bleiben selbst im besten Falle 275 Tage im Jahr Kettenhaft. Jetzt, im Jahre 2024. Jetzt, wo wir laut darüber nachdenken auf den Mars zu fliegen, stehen Kühe noch immer ihr Leben lang an schweren Eisenketten im modrigen Verlies.

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall
RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall

Jedenfalls, RespekTiere hat einmal mehr Aufdeckungsmaterial aus einem Milchbetrieb im Landkreis Berchtesgaden zur Verfügung gestellt bekommen. Darin sieht man einen mittelgroßen Stall, mit gezwungenermaßen viel zu eng aneinander liegenden Milchkühen. Allesamt sind diese angekettet, und zwar, wie Nachbarn aussagen, 24 Stunden am Tag, ohne jemals auch nur einen Fuß ins Freie setzen zu dürfen. Tatsächlich stimmt das nicht ganz, denn einmal werden sie dies tun – am Weg zum wartenden Tiertransporter, der sie kurzerhand in das Schlachthaus bringt… Am Ende des Tages, dann, wenn ihre „Milchleistung“ langsam abnimmt und sie jedes Jahr ein Kalb geboren haben. Warum müssen sie das tun? Um uns mit Milch zu versorgen. Die Vorstellung, dass ein Tier sein ganzes Leben auf einer körpergroßen Unterlage, auf hartem Beton mit dann und wann einmal ein paar Halme Stroh als Einstreu, verbringen muss, nur, damit eine andere Spezies ihren Körpersaft trinkt, ist, entledigt man sich einmal aller Mythen und der Tradition, eigentlich völlig unbegreifbar. Unbegreifbar? Es ist viel mehr als das, es ist eine bodenlose Schande! Abgesehen von allen anderen Bei-Noten dieses Wahnsinns, überlegen wir kurz – was tun wir diesen Tieren an? Nur für ein Glas einer Flüssigkeit, welche sich noch dazu genauso gut und viel gesünder hundertfach aus Pflanzen herstellen lässt, ganz ohne Tierleid.

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall

Fotos: Glückliche Tiere schauen wahrlich anders aus – Ketten, es ist dunkel, der Boden kotverschmiert, ein Liegen auf der scharfkantigen Rinne…

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall

Interessant: Vor kurzem lief eine Art Stand-up-Comedy auf Instagram; ob diese nun lustig, satirisch, nachdenklich oder anklagend sein sollte, war zumindest uns nicht ganz klar. Jedenfalls, dabei erzählt der Künstler (unter dem Gelächter des Publikums, Anm.) folgendes: „Wir treiben es zu weit mit den Kühen. Wir töten sie, wir essen sie, wir kleiden uns mit ihrer Haut. Wir essen ihre Kinder und trinken dann jene Milch, welche eigentlich deren Essen sein sollte. Wir trinken also ihre Milch, was erst einmal gar nicht so schlimm klingt; aber, es ist die Milch, die eigentlich für deren Kinder da sein sollte, für ihre Kinder, welche wir zuvor gegessen hatten. Wir essen die Babys der Kühe und dann auch noch das Essen, welches für sie gedacht gewesen wäre. Wir trinken Milch, oft zusammen mit Keksen! Dabei tauchen wir die Cookies in sie ein, genießen einen Mitternachtssnack; nochmals, in Milch getaucht, welche von Natur aus nur für die Kinder der Kühe da sein sollte… Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, geben wir Bilder von unseren eigenen vermissten Kindern auf die Milchpackungen (ein in Amerika weit verbreitetes Tun, Anm.). Nach dem Motto: „Es tut mir leid um Eure Kinder, liebe Kühe; aber ihr Leute, die die Packung seht, habt ihr vielleicht meins gesehen? Ich mach mir wirklich Sorgen um mein Kind; und liebe Kuh, deines ist eh schon tot, ich hab‘s gegessen und runtergespült mit ihrem eigenen Essen (der Milch, Anm.). Also, bitte haltet Ausschau nach meinem Kind“. Im Ausschnitt auf Instagram lacht das Publikum bei jedem Satz. Ganz so lustig ist die Angelegenheit aber beileibe nicht… In Wahrheit ist sie vielmehr die Demaskierung des blanken Horrors.

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Fotos, oben: Das Bild zeigt es eindrücklich – Kälbchen an der Kette, so kurz ghelaten, dass sie mit den Köpfen nicht zusammenkommen können… Unten: Wie kurz, das seht Ihr hier!

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall
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Foto oben rechts: Die große Frage – warum müssen Kälber selbst in solchen Boxen noch dazu an der Kette hängen??? Welche Erklärung gibt es hierfür, welche wir verstehen könnten??? Foto unten: Hier liegen sie, 24/7; die stehende Kuh links hat am Oberschenkel noch dazu eine Verletzung.

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Aber zurück zu jenem Stall im Berchtesgadener Land. Eng an eng liegen die Kühe, mit dem Hals angekettet, in ihrem Kot, im halbdüsteren Stall. Tatsächlich, so verraten uns die Recherchierenden später, ist es derart dunkel, das Fotografieren ohne Blitz nur schwer möglich ist. Dazu sind die Liegeflächen – wie so oft bei diesen unseligen alten Folterställen – zu kurz bemessen. Wurden sie doch meist vor Jahrzehnten errichtet, damals, wo die Kühe noch nicht derart hochgezüchtet und daher wohl auch wesentlich kleiner waren. Umstellung? Darf man von der Landwirtschaft offensichtlich nicht erwarten, das darf man dem Gewerbe nicht zumuten. Bei aller Tierliebe. Die Landwirte haben es ja ohnehin so schwer. Was will man denen sonst noch aufbürden in Zeiten wie diesen? Also, da stellt man lieber einen Blankoschein zur gewerbsmäßigen Tierquälerei aus… Ach, eine Frage gäbe es noch: Weil die Zeiten ja immer so bitter zu den Bauern waren, musste man doch sicher nicht nur am Stall sparen, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Ganz bestimmt gab es dort ebenfalls auch niemals eine Änderung, ist alles noch so belassen, wie es 1940 war. Klo draußen, Warmwasser nur portionsweise, Strom nicht überall, Badewanne nur einmal in der Woche, Essen im Erdkeller gelagert, Kochen über offenem Feuer, Schlafen auf Strohmatratzen, usw.

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall
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Auf „unserem“ Hof prangt weithin sichtbar (direkt neben der Hauptstraße, auf einem riesigen Holzhaufen, wo der arme Mann – bestimmt unter Einhaltung aller steuerrechtlichen Regelungen – hunderte Festmeter von Holz lagert und verkauft) ein großes Transparent; „Wenn Bürger und Politiker auf die Bauern vergessen, dann kennts bald das Zeug aus dem Ausland fressen. Biber, Wolf, Bürokratie, Vorschriften. Jetzt Steuern (Apropos, Anm.). Es langt!“ „Jetzt Steuern“? Was mient er damit? Mussten solche bisher nicht bezhalt werden, im Geggensatz zu der Supermarktverkäuferin oder dem Supermarktverkäufer mit einem Gehalt von netto grad ein bisschen über 1000 Euro?

Wohl weil es Agrar-Mensch halt seit jeher schlecht geht und solcher immer zur ärmsten Bevölkerungsschicht zählte, scheint es ein Freibrief sein, Tiere abseits jeder Artgerechtigkeit halten zu dürfen. Völlig legal noch dazu. Jedenfalls liegen sie in jenem Stall dann, wie schon angesprochen, Körper an Körper. Aufstehen und Niederlegen, das ist alles, was sie durch die Ketten um den Hals überhaupt nur können. Die Hinterbeine in der Kot-Rinne, oft die Hüfte noch dazu, über scharfkantigen Betonkanten in den eigenen Fäkalien. „Kennts des Zeug aus dem Ausland fressen“ – wenn er’s schon sagt, man fragt sich immer: Was soll die vermeintliche Drohung, wird das dann dort tatsächlich noch schlechter produziert? Nehmen sie uns beim Wort – der Kuh und dem Schwein ist es völlig egal, ob sie in Österreich oder in Deutschland oder in Rumänien schlecht gehalten wird. Jede Wette.

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall

Mehrere Kälber gibt es im Stall. In einer Bucht. Was schon ein Fortschritt wäre. Wenn sich da kein fettes „Aber“ einschleichen würde. Denn sie sind selbst in der kleinen Bucht – ebenfalls an Ketten. Ganz kurzen noch dazu. Sie können sich nicht einmal mit den Köpfen erreichen.

Da stellt sich schon die Frage: Wie blind muss man sein, um diese absolute Unnotwendigkeit – wie gesagt, ohnehin in einer geschlossenen Bucht – zu akzeptieren, zu übersehen? Oder ist es dem, dem es „langt“, vielleicht völlig egal, wie und wo die Kleinen vegetieren? Hauptsache, er muss keine Steuern zahlen? Wie auch immer, herzlos ist es allemal.

RespekTiere deckt auf - Horror im bayerischen Kuhstall

Die Anzeige beim Veterinäramt ist am Weg. Weil es dem Tierschutz und jedem Menschen mit Herz schon längst „langt“, wenn MitbürgerInnen zwar auf eigene Belange strikt pochen, aber auf solche jener, welche ihnen tagtäglich chancenlos ausgeliefert sind, dann sowas von überhaupt keine Rücksicht nehmen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Oder doch noch, eine Kleinigkeit! „Schafft endlich die Ketten ab!!!“ Auch darum, um die Glaubwürdigkeit wenigstens des „guten Landwirten“ aufrecht zu erhalten; denn, wenn an solch elementaren Schrauben nicht gedreht wird, dann ist alles andere „Tierwohlprogramm“ ebenso einfach nur von vornherein bloße Makulatur…

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