Es ist wieder passiert – keine 24 Stunden nachdem der Abschuss genehmigt wurde, ist der nächste Wolf tot! Trotz aller Artenschutzabkommen, trotz aller Beteuerungen zum Tierschutz als Staatsziel – erbärmliches Österreich!
Fotos: Geht es nach der ÖVP und der FPÖ, dann steht dem „wolfsfreien Alpenraum“, wie von LR Schwaiger (ÖVP) propagiert nichts mehr im Wege – das dürfen wir nicht zulassen! Proteste heute in der Salzburger Innenstadt, wie hier vor dem Büro der LH-Stellvertreterin Marlene Svazek, welche in ihren Aussendungen inzwischen selbst die Abschüsse von Milchzahnwölfen verherrlicht…
Fotos, links: Vor dem Sitz der Salzburger Landesregierung! Rechts: Vor den Büroräumen verschiedener lokaler Politspitzen, z. B. Landesrat Dip.Ing. Dr. Josef Schwaiger!
Zur Vorgeschichte: In den letzten Wochen waren 23 Schafe im Salzburger Bezirk Zell am See dem Anschein nach von einem Wolf erlegt worden; das ist traurig, aber vor allem auch deswegen, weil die Tierhalter – und wir können es nicht oft genug wiederholen – oft den gesetzlichen Bestimmungen in keinster Weise nachkommen, welche unter anderem ganz eindeutig im §19 Tierschutzgesetz einfordern: „Tiere, die vorübergehend oder dauernd nicht in Unterkünften untergebracht sind, sind soweit erforderlich vor widrigen Witterungsbedingungen und soweit möglich vor Raubtieren und sonstigen Gefahren für ihr Wohlbefinden zu schützen.“
Passiert das aber, wenn die Tiere doch einfach im Hochgebirge „ausgesetzt“ werden? NEIN.
Noch ein Beispiel (wir könnten das lange fortführen):
- 14(1): Für die Betreuung der Tiere müssen genügend Betreuungspersonen vorhanden sein, die über die erforderliche Eignung sowie die erforderlichen Kenntnisse und beruflichen Fähigkeiten verfügen. In den Verordnungen gemäß § 11, § 24, § 25, § 26, § 27, § 28, § 29 und § 31 sind die Art und der Umfang sowie der Nachweis der erforderlichen Sachkunde unter Berücksichtigung der Ziele und sonstigen Bestimmungen dieses Bundesgesetzes und der darauf gegründeten Verordnungen zu regeln.
Wie schaut es hiermit aus? Es gibt in der Regel überhaupt kein Betreuungspersonal. Also: NEIN.
Alleine diese Beispiele zeigen, dass die Schuldfrage an den Schafrissen nicht gänzlich an den Wolf abgeschoben werden kann. „Mensch“, sobald er oder sie Tiere hält, trägt eine Verantwortung. Es besteht eine Aufsichtspflicht. Der Schafhalter oder die Schafhalterin ist also gefordert. Und zwar ganz gewaltig, ohne wenn und aber. Nicht nur gefordert, nein, sogar gesetzlich verpflichtet. Denn nur, weil man plötzlich vor einer anderen Situation wie in den letzten 100 Jahren steht, heißt das nicht automatisch, dass alles so bleiben muss wie es war. Dass man alte Verhaltensmuster, die – siehe „natürliche“ Sterbensraten der Schafe auf den Almen – ohnehin mehr als grenzwertig ausgelegt werden können, offenbar nicht an neue Gegebenheiten anzupassen fähig oder willig ist, deutet mehr auf ein Dilemma in der persönlichen Anschauung der Tierhaltung hin; ein Dilemma, welches als solches sowieso längst ausgemerzt hätte werden müssen. Denn die Welt hat sich eben verändert; manchen aber wäre es scheinbar wesentlich angenehmer, sie würde sich nicht weiterdrehen. Wie nennt man solche allgemein? Ewiggestrige. So einer oder so einer kann jedermensch auch gerne bleiben, es ist eine höchstpersönliche Entscheidung, allerderdings aber nur, wenn dadurch nicht öffentliches Interesse (die Wiederansiedlung des Wolfes fällt unter dieses) oder ein Individuum, egal ob nun menschlicher oder tierlicher Herkunft, verletzt bzw. sogar gemordet wird.
Foto: Vor dem FPÖ-Landesbüro in Salzburg!
Den üblichen Verdächtigen aus der Jägerschaft und aus der Politik (allen voran jenen von der FPÖ und der ÖVP) ist all dies völlig egal. Wie sie es gewohnt sind, entscheiden sie einfach für sich selbst. Demokratie ausgesetzt. Ein Fremdwort. Der Blutlust und diversen Eigeninteressen (Wählerstimmen) geopfert. Eine Schande. Eine bittere, eine erbärmliche. Und eine tödliche noch dazu.
Wieder ist ein Wolf erschossen. Der wievielte ist es jetzt eigentlich dann schon? Und wieviele versteckte Abschüsse hat es bereits gegeben? So viele jedenfalls, dass uns zumindest dieser eineTitel ganz sicher nicht zu nehmen ist – wir sind unantastbarer Europameister, leider nicht im Fußball, aber im Wölfe morden!!!! Ist das nicht fein? Kürzlich habe ich ein Interview im Fernsehen gesehen; wo ein Politiker auf die Frage, wenn es soweit kommt, dass aus Energie- bzw. Umweltschutzgründen Otto Normalverbraucher eben kein eigens Auto mehr haben wird können, was man dann aber mit jenen macht, die unbedingt auf den fahrbaren Untersatz angewiesen sind, skandalöser Weise antwortete: „Ein paar Arschlöcher wird die Gesellschaft schon verkraften.“ Auf den Wolf umgemünzt lässt sich das leider nicht so einfach beantworten. Denn da genügen jene paar, um ein ganzes europaweites Konzept zum Wanken zu bringen, aus den Angeln zu haben. Sagt einmal, schämt Ihr euch nicht? In Grund und Boden solltet Ihr das tun! Und am besten im selbigen versinken und nicht mehr auftauchen.
Foto: Protest vor den Toren der Salzburger Landesregierung!
P.S.: Das fast schon sarkastische an der Sache haben wir noch gar nicht besprochen. Erste Untersuchungen am „Schadwolf“ (un-un-unfassbarer Sprachgebrauch) deuten nämlich darauf hin, dass dieser nicht der wahre „Täter“ sein kann; zu klein, zu dünn (erinnert Euch, es wird ihm vorgeworfen in kurzer Zeit 23 Schafe getötet zu haben – und dann liegt da am Boden ein blutender Haufen Elend, ausgehungert…) vielleicht sogar noch mit Milchzähnen, welche sowieso gar kein Schaf reißen können. Viel wahrscheinlicher ein nach Schutz suchender Jungwolf. Wer fragt danach? Hauptsache es gibt ein Foto, wo sich geistig impotente Gesellen mit einem Lächeln auf den Lippen um tote Tiere scharen und sich dabei groß und mächtig vorkommen. Solange zumindest, bis sie wieder zurück müssen in ihre jämmerliche Welt der Gartenzwerge. Wer fragt, ob es dann Tierkinder sind, die niemanden auch nur einen Funken Leid zugefügt hatten? Wer fragt, ob eine Abschussgenehmigung nur für EINEN einzigen bestimmten Wolf – und dann auch nur nach dem Biegen sämtlicher Gesetzte – mehr oder weniger rechtsgültig sein kann, jedes andere Opfer aber ein Verbrechen darstellt, welches nach allen Richtlinien bestraft werden muss?
Wer fragt, ob eine blaue Regierungsbeteiligung alleine deswegen in Erinnerung bleiben wird, weil durch sie völlig unverantwortliche Massaker an artsgeschützten Tieren – noch dazu solche, welche ein immens düsteres Licht auf auf ein Tourismusland wie Salzburg werfen, wo alsbald aus dem Ausland mit dem Finger auf uns gezeigt werden wird – zur Normalität geworden sind? In diesem Punkt hoffentlich schon jemand: Wir werden es bei den nächsten Wahlen wissen.