Schafauktion in Kuchl

Heute besuchte ein RespekTiere-Recherche-Team eine Schaf- und Ziegenversteigerung in Kuchl bei Salzburg.

Für den selben Tag war dann auch ein Direkt-Verkauf von Schafen für den Schlachter vorgesehen, nur wenige Kilometer vom Versteigerungsplatz entfernt, allerdings sehr versteckt. Natürlich ließen wir uns auch diese Veranstaltung nicht entgehen. In einem Bauernhof werden dabei Schafe von ihren Besitzern Wiederverkäufern angeboten; den Tieren steht danach ein schlimmes Schicksal bevor – da es in Österreich nach Worten der Betreiber keine Schafmastplätze gibt, werden die armen Tiere später in LKW’s verladen und allesamt nach Italien gekarrt.

Recherchieren an solchen Orten ist allerdings recht schwierig, da die Veranstaltung nicht öffentlich ist und man deshalb auffällt wie der sprichwörtliche ‚bunte Hund’. Nur mit Müh und Not konnten wir uns behaupten, überall stießen wir auf ‚Betreten verboten’, ‚kein Zutritt’, und ‚Stop!’-Schilder.

Was sofort ins Auge stach: die Schafe werden hier sehr unsanft angefasst, ein Tier verklemmte sich den Fuß im Absperrgitter, was weder dem Treiber noch dem Besitzer eine Zu-Hilfe-Stellung wert war, ganz im – Gegenteil, mit brutaler Kraft wurde der Arme weiter geschoben. Der Umgangston ist ein rauer, die Tiere werden nicht als lebende Wesen betrachtet, vielmehr wird von ihnen als ‚Material’ und in ‚Qualität’ gesprochen. Schönheit wird dann in etwa so definiert: ‚Wenn es am Haken hängt, dann kannst Du die schönen Stücke Fleisch so oder so ertasten…’.

 

Vor der Zuchtversteigerungshalle hatten sich bereits 2 Stunden vor Veranstaltungsbeginn ein Menschenauflauf gebildet; Biertische waren aufgebaut worden und ganze Massen von ZuseherInnen labten sich an gekochten Fleischteilen und Alkohol. Der Parkplatz war übervoll, eine große Anzahl von Tiertransport-Anhängern konnte gezählt werden. In sehr vielen waren Tiere gepfercht, wohl einige Stunden mussten sie derartig ausharren; jetzt, da die Temperatur einigermaßen erträglich war – ein schöner Tag sollte es werden – mutete das Ganze nicht ganz so schlimm an; aber, Versteigerungen wie diese finden zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter statt, da kann sich die Situation sehr schnell und sehr oft beträchtlich anders darstellen!

Im Inneren der Halle warteten hunderte Tiere auf neue Besitzer; allesamt waren sie an sehr kurzen Stricken an Absperrgittern gefesselt, manche aufgeregt, andere nervös, andere resignierend. So manche Muttertiere beobachteten ängstlich jeden Schritt ihrer Kleinen, welche schon in sehr zarten Alter den Stress solcher Auktionen ausgesetzt werden, unfähig, diesen Schutz zu bieten – gefesselt, wie sie sich nun mal präsentierten.

Sehr viele Tiere hatten blutige Ohren, so als ob ihre Ohrmarken ausgerissen und durch neue ersetzt worden waren.

Große Zuchttiere wurden von ihren Besitzern im Kreis herumgeführt, unsanft gebändigt, wenn sie sich gegen den ungewohnten Ablauf zur Wehr zu setzen versuchten.

 

Alkohol ist bei solchen Veranstaltungen anscheinend ein wichtiger Bestandteil, Bier wird getrunken wie Wasser. Überlegen Sie: würden Sie Ihre Kinder einer angetrunkenen Kindergartentante überlassen? Nicht anders stellt sich die Begebenheit an derartigen Aufläufen dar: die Besitzer der Tiere haben eine Aufsichtspflicht, der sie oft nur sehr schwer nachkommen können, sobald Alkohol im Spiel ist; dabei muss jemand gar nicht betrunken sein, Tiere sind imstande, selbst kleinen Mengen der Flüssigkeit auszumachen und regieren darauf fast immer mit Angstzuständen. Zudem, ohne jede Frage, enthemmt Alkohol, macht aggressiver. Deshalb hat er an Plätzen wie diesen absolut nichts zu suchen – darüber sollte der Gesetzgeber einmal nachdenken!

 

Eine weitere Anregung: Ist es wirklich noch zeitgemäß, Lebewesen derart vorzuführen? Sie gefesselt und geknechtet zusammen zu treiben, den Händen eines gaffenden Publikums auszusetzen, deren Angst und Panik mit einem Lächeln in Kauf zu nehmen, deren Schmerzen und deren Würde wie Nichts zu übersehen?

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