Osterfestspiele in Salzburg

Die Hofstallgasse in Salzburg, Heimat des Festspielhauses, erstrahlte heute in besonderem Glanz. Die Osterfestspiele sollten eröffnet werden, zum Auftakt erhallte Richard Wagner’s ‚Siegfried‘ in den ehrwürdigen Mauern des so pompös anmutenden Gebäudes. Eine Gesellschaft der Schönen und Reichen hatte sich zeitgerecht herausgeputzt um entlang des Theaters zu Prominieren. Dutzende Fotografen warteten begierigen Blickes auf das Eintreffen immer neuer Stars und Sternchen, die Blitzlichter der unzähligen Fotoapparate im Dauereinsatz.
Die Festgast-Tische sind gedeckt. Salzburgs edle Restaurants, auf gute Geschäfte durch betuchte Kundschaft hoffend, locken mit allerlei ‚Delikatessen‘. Um den ungezügelten Appetit nach dem ‚Besondern‘ zu decken ist oft jedes Mittel recht, erstickt Anstand und Moral regelmäßig in einem Meer aus Blut und Tierleichen-Teilen. Ethik ist dabei nur all zu oft ein ungehörter Begriff, ein Störfaktor im kulturellen Hochgenuss. Die stummen Schreie des Mitgeschöpfes Tier, unbeweint und unbeachtet. Stolz sind sie, allemal auf ihr perfektes Auftreten, auf Manier und Sittlichkeit. Ja, darauf gilt es Acht zu geben, nur keinen Fauxpas in der Öffentlichkeit – gefangen in diesen Ängsten scheint es nur allzu menschlich, wenn man sich nicht ‚um alles kümmern kann‘ – Tierleid? In Afghanistan werden Kinder vergewaltigt (übrigens nicht nur dort, auch im Land wo Milch und Honig fließt, unter rot-weiß-rotem Banner), hört man von älteren Damen in straffer Haut (gekleidet ist ‚Gutmensch‘ übrigens in Hout-Coutur, wo allein die hierfür zu bezahlende Summe wohl einer ganzen Schulklasse in Dritte-Welt-Ländern das Überleben für Wochen sichern könnte), und da redet wer von ‚armen Tieren‘, meint sie mit verärgerter Mimik – welche allerdings schwer ausnehmbar ist unter Botox-gestählten Gesichtszügen. Frack-Gekleidete Herren nicken andächtig, so als ob die gute Frau alle Weisheit der Welt in diesen einen Satz gelegt hätte. Ach ja, was ist wirklich so schlimm daran deren ‚Produkte‘, deren Fleisch, zu nutzen?! Hatten ja bis zum Tod in gutes Leben, ganz bestimmt – Nein? Gänsemast, Hummerzucht, Stör-Eier bei lebendigem Leibe aus dem Bauch geschnitten, Pelztierfarmen, usw.? Nun, so genau wollen es Herr und Frau Hofrat dann doch nicht wissen…

Es ist uns ein Bedürfnis an dieser Stelle Folgendes nicht unerwähnt zu lassen: natürlich gibt es unter den Festspielgästen auch ganz, ganz wunderbare Menschen, mit viel Verständnis und Mitgefühl. Menschen, welche ihren Status und ihr Vermögen dazu nutzen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Bei all Jenen möchten wir uns vom Herzen für die Satire in unserer Betrachtung entschuldigen – es liegt nicht in unserem Sinn Jemanden zu beleidigt, doch jede thematisch-kritische Hinterfagung könnte vielleicht aus einer/m TiernutzerIn eine/n TierschützerIn machen – und allein darin liegt unsere Intention!

Und so passiert es: während Richard Wagner’s Klänge operngestählte Ohren verwöhnt, kämpfen nebenan Hummer in mit kochendem Wasser gefüllten Töpfen minutenlang ums Überleben, versuchen dem sicheren Tod zu entkommen, Chancenlos – immer wieder drücken hoch bezahlten Küchenchefs die wehrlosen Wesen zurück in sprudelndes Heiß, mechanisch, ohne mit der Wimper zu zucken
Gänseleberpasteten werden hungrigen Mäulern serviert, aus dem Ausland importierte Tierqual-Produkte der übelsten Sorte. Gedankenloser Konsum, gefangen in inhaltslosem Geplaudere über Politik und Wirtschaft, während in Ungarns und Frankreichs Tier-Konzentrationslagern tonnenweise breiiger Matsch mit Hochdruck in Gänsemägen gepresst wird…
Feine Damen, eingehüllt in teueres Parfüm, trotz der frühsommerlich warmen Temperaturen nehmen sie nicht Abstand davon ihre mit Edelstein oder teurem Metall behangene Hälse mit Pelzen zu bekleiden. Image ist alles, auch wenn dafür in Tschechien, Finnland, Norwegen, Schweden, Slowakei, Polen, Griechenland usw. abermillionen kleiner Nerze, Füchse, Mader in kleinsten Gitterkäfigen unsagbare Qualen erdulden, bis sie oft bei lebendigem Leibe gehäutet werden Image ist alles, und wenn dieses mit dem Blut und dem Leid dieser kleinen Wesen erkauft wird – was kostet die Welt? Außerdem: ‚mein‘ Pelz ist immer von artgerechter Pelztierhaltung… Leider aber ist in der realen Welt kein Platz für Märchen, und so finden des Kürschner Lügen nur in allerkleinsten Gehirnen fruchtbaren Boden
Darf’s ein bisserl Kaviar sein? Oder Stör-Eier? Entnommen einem fühlenden Leben, den Bauch mit einem scharfen Messer geöffnet, danach stümperhaft wieder zusammengenäht, ein paar Mal überlebt das Tier diese so grausame Prozedur…

Kultur ist ein emporragendes menschliches Gut. Doch sie beginnt bereits am Essenstisch, nicht erst in den Museen und Festspielhäusern dieser Welt.
Kultur, so fein und pointiert sie auch immer sein möge, kann niemals Tierleid rechtfertigen. Versucht sie es trotzdem, degradiert es sich selbst zur bloßen Selbstdarstellung, zum Wahn, zur Barbarei auf hohem Niveau.

Hinter dem Absperrzaun, der künstlichen Trennlinie zwischen der viel zitierten ‚Besseren Gesellschaft‘ und dem ‚Normalbürger‘, drängen sich massenhaft Zaungäste, um wenigstens einen kurzen Blick auf eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens erhaschen zu können. Mitten drinnen haben RespekTiere-Tierschutz-AktivistInnen ein Zelt errichtet, einen Restaurant-Tisch gedeckt. Am Stuhl hat Gevatter Tod Platz genommen, mahnende Worte an Tafeln verkünden ‚Du bist was Du isst!‘. Vor dem Tisch, an des Todes Sense angeklebt, liest der/die interessierte BeobachterIn aufmerksam die Speisekarte des Knöchernen: Hummer, Gänseleber, Muscheln, Kaviar…




Zwei AktivistInnen, aufgedonnert (und trotzdem noch immer wunderhübsch!) und pelzbehangen, tragen ein Transparent ‚PELZ IST PEINlich‘, durch die staunende Menge, direkt am Festspielhaus vorbei. Zwei weitere, einer davon in Kochbekleidung, einer nackt bis auf einen Lendenschurz, ‚verbrüht‘ mit roter Farbe, machen aufmerksam ‚Gekocht werden tut weh – Stopp dem Lebendhummerverkauf!‘. Fotografen haben neue ‚Opfer‘, vergessen für Sekunden den Zweck ihres heutigen Arbeitstages.

Gemurmel aus der Menge folgt den Auftritten, zum großen Teil positiven Inhaltes – sollte auch nur eine Person aus den Reihen den heutigen Speiseplan aufgrund der Botschaft tierleidfrei gestalten, dann war die Kundgebung ein voller Erfolg!

 

 

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