Hubertusmesse

Am Sonntag fand in Salzburg/Aigen einmal mehr die Hubertusmesse der Salzburger Jägerschaft statt. Wieder wurde dabei ein extra für diesen Zweck zuvor ermordeter Hirsch von jenen, die ihm das Leben geraubt hatten, in wohl mehr als scheinheiliger Absicht zu einer Kapelle getragen, wo ein katholischer Priester eine Messe hielt. Wiederum hatten sich fast ein Dutzend AktivistInnen eingefunden, um direkt vor Ort gegen die Jagd aufzutreten. Vornweg: ein positives Zeichen ist wohl jenes, dass der Geistliche in seiner Ansprache die Beweggründe der TierschützerInnen mehrmals erwähnte (‚Respektiere steht für Respekt vor Tieren’…), immer in guter Absicht. Andererseits jedoch ist diese Verbrüderung von Kirche und Jagd ein Umstand, der so nicht sein dürfte; wie kann ein Vertreter einer Gottheit, welche die berühmten Worte ‚Du sollst nicht töten‘ als unumstößlich ausgesprochen hatte, die, die so offensichtlich dagegen verstoßen die heilige Kommunion verabreichen? Liegt hier nicht ein Widerspruch, der dringendst einer Klärung bedarf? Im Angesicht des Opfers, welches in steinzeitlicher Manier aufgebahrt vor seinen Häschern mit toten Augen in den Himmel starrt? Augen, die vor kurzem noch mit Leben erfüllt waren, das Dasein genossen…


Anzumerken wäre noch: der Hirsch wird nach vollbrachter Zeremonie zu einem Kühlwagen gebracht und dort geköpft; sein Haupt wird vom Körper getrennt, und die einzige Emotion, welche dieses Vorgehen bei seinen Mördern hervorruft, ist Überheblichkeit und verwirrte Männlichkeit. Minuten zuvor hatten diese Menschen noch andächtig den Worten des Geistlichen gelauscht, welcher von Respekt vor den Tieren und einen würdigen Umgang mit ihnen gesprochen hatte; nun waren alle diese Phrasen plötzlich vergessen, es wurde gelacht und gescherzt – und das einstig stolze Leben dabei, im Angesicht aller ZuseherInnen – auch der kleinen Kinder – zu einem Klumpen blutiges Etwas degradiert…


Wofür? Um als Wandschmuck zu enden im Haus eines sinnentleerten Hobbytöters, dessen Geistesgegenwart hart an die Grenzen gestoßen ist; er hatte wohl kurz die Chance sich zwischen Menschlichkeit und Barbarentum zu entscheiden, und diese Entscheidung ist ihm wahrscheinlich nur all zu leicht gefallen; wie sagte doch einst Albert Schweizer? ‚Wer die Würde des Tieres nicht respektiert, kann sie ihnen nicht nehmen. Aber er verliert seine eigene!‘

Hier ist ein Augenzeugenbericht einer Aktivistin!
‚Der Tag ist wolkenverhangen. Nach anfänglichen Regenschauern bleibt es weitgehend trocken.
9 Aktivisten haben sich eingefunden, welche eine kleine Waldlichtung vor der Kapelle in Aigen mit Spruchbändern und Transparenten aushängen, um ihre Meinung gegen den hier alljährlich stattfindenden (Miss)Brauch kundzutun.
 
Die Messe beginnt um 11:00 Uhr. Angeführt von einer Musikkapelle trottet ein Zweispänner den steinigen Weg entlang. Die Pferde ziehen einen Wagen hinter sich her, auf dem ein toter Hirsch aufgebahrt wurde.
Kurz vor Messebeginn unterhält sich der Pfarrer mit einer Aktivistin. Er möchte den Beweggrund wissen; wofür wir hier stehen.
„Es geht um Tierrechte – nicht um Tierschutz.

Die Messe beginnt mit feierlichen Worten. Die Jägerschaft wird in der Predigt genauso begrüßt wie die sich eingefundenen Aktivisten.
Der Pfarrer nimmt den Namen „RespekTiere in seine Predigt auf; baut das zuvor kurze Gespräch mit ein.
Weiters beschreibt er, dass uns die Natur vom Schöpfer anvertraut wurde und wir ihr gegenüber Verantwortung schuldig sind. Nach einem kurzen Innehalten fährt er fort. Es werden aus der Bibel die 10 Gebote verlesen – wobei ein näheres Eingehen auf „du sollst nicht töten nicht stattfindet.
Stattdessen folgt eine kleine Anekdote, was Reichtum bedeutet (Ein Aborigine hat keine Schuhe und fühlt sich arm. Dann trifft er auf einen anderen Menschen, der keine Beine mehr hat. Daraufhin erkennt er, wie reich er eigentlich ist). Wir sollten uns bewusst sein, dass auch wir reich sind.

Gegenüberstellung von Natur und Kultur. Kultur sei ein kultivierter Umgang mit der Natur. Wir sollten nicht vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind. Der Pfarrer spricht davon, dass auch wir als „Tiere gelten; als „Animal rationale.
(In dieser Bezeichnung des Menschen wird bereits bei Aristoteles seine Fähigkeit zu denken als das Wesentliche und ihn vom Tier Unterscheidende hervorgehoben. Das genauere Verständnis hängt davon ab, wie Vernunft, Denken, Logos, Geist, ratio und andere Begriffe definiert werden. (übernommen aus Wikipedia)).
Der Pfarrer erwähnt Aristoteles. Wie auch in der Erläuterung sagt er, was den Unterschied zum Tier ausmacht: wir sind ein rationales/vernünftiges beseeltes Wesen…räumt zudem aber wenigstens ein, dass auch Tiere eine Seele haben).
Er meint, die Jagd sei Teil der Kultur. Und dazu gehört auch ein kultivierter Umgang mit den „beseelten Wesen.

Erneut ein Vergleich zu Aborigines, welche sich bei dem erlegten Tier entschuldigen. Der Pfarrer hofft, dass bei dieser Versammlung nur Jäger zugegen sind, die vor einem Schuss zittern und hoffen, dass Tier möge beim ersten Schuss tot sein, somit kein unnötiges Leid mehr ertragen müssen.
Er schließt ab, dass der heilige Hubertus als Vorbild dienen möge.

Wie auch im letzten Jahr werden die Namen derer verlesen, die nicht mehr sind. Die Zahl geht weit über 80 hinaus (91 gezählt; 3 mehr oder weniger)

Als unverschämt möchten wir bemerken, dass er sich als omnivorer mit den Worten outet: „Ich esse nicht nur Salat. Das Grünzeug lasse ich lieber dem Schwein.


 

 

 

Nach oben scrollen