Teichabfischen

Dieses Wochenende standen einmal mehr die unseligen ‚Abfischfeste‘ in Niederösterreich am Programm.
Allein im Waldviertel, der Hochburg der Karpfenwirtschaft, werden dabei jährlich rund 500 Tonnen dieser Fische gefangen und vor allem für das Weihnachtsgeschäft vorbereitet. Etwas kurios mutet in diesem Zusammenhang die Aussage des niederösterreichischen Landesrates Dipl. Ing. Josef Plank an, der in einem Pressegespräch 2008 meinte: ‚Die zunehmende Überfischung der Weltmeere hat für den Waldviertler Karpfen positive Folgen. Infolge des mittelfristig sinkenden Angebotes an Meeresfischen wird der Stellenwert der Binnenfische deutlich steigen." In diesen Zeilen beweist die Politik einmal mehr fast bösartig kleinkariertes Denken; Herr Landesrat sagt ja nichts anderes, als dass sich die paar Menschen, welche im kleinen Waldviertel aus der menschheitsbedrohenden Überfischung der Meere Kapital schlagen können, nun über diesen Zustand wirklich freuen sollten…
Außerdem ist die Formulierung an sich beachtenswert: die Folgen für den Karpfen sind genau wie für jene seiner Fischgenossen in den Meeren absolut und immer tödlich, ob dabei Freude bei den Binnenfischen aufkommt, sei dahingestellt…
 
Volksgaudium Teichabfischen…


Das Teichablassen wird an vielen Orten als Festveranstaltung propagiert, dutzende Verkaufsstände werden rund um die Wasserflächen errichtet. Tausende BesucherInnen strömen dann von nah und fern zum Spektakel, wollen zusehen, wie die Tiere im abgelassenen Teich um ihr Leben kämpfen. An manchen Stellen kann man dann die Karpfen direkt kaufen; sie werden in Bottiche gedrängt, so dicht, dass sie oft Körper an Körper gereiht dem Kommenden harren müssen. Potentielle KäuferInnen versammeln sich nun um das Becken, suchen sich einen Fisch in passender Größe aus. Unter dem Gelächter der Menschenmenge versuchen immer wieder Kinderhände die Tiere zu fassen, manches mal gelingt es ihnen und sie zerren die Armen aus dem Wasser. Nie werden sie dabei belehrt, im Gegenteil die Menge feuert sie nur zu oft mit gar dümmlichen Ausrufen noch an.
Wenn zu viele der Kleinen nach den Fischen greifen, schreitet ab und dann der Wart ein und vertreibt die Kinder. Er selbst ist der Todesengel der Veranstaltung, fängt die Fische mit sicherer Hand und erschlägt sie vor den Augen der Kundschaft mit einem harten Stock. ‚Hau fester, der rührt sich noch‘, ‚Immer auf den Kopf, genau‘ und dergleichen Zurufe begleiten ihn dabei. Die Gesellschaft straft ihn nicht mit Verachtung für sein Tun, ganz im Gegenteil – für die Stunden seiner Anwesenheit sonnt er sich in der Tatsache, für diese Augenblicke einmal in seinem Leben im Mittelpunkt zu stehen. Ob er diese ‚Arbeit‘ genießt, wagen wir zu bezweifeln; würde er es tun, sollte er sich wohl sehr und möglichst bald um psychologischen Beistand kümmern…

RespekTiere war leider auch heuer wieder die einzige Tierrechtsorganisation welche gegen dieses Treiben protestierte. Leider erlaubte uns die Zeit diesmal nur einen Protest, an einem Teich in der Nähe von Tulln. Auch dort werden Jahr für Jahr mehr als 10 Tonnen Karpfen aus dem Wasser geholt, die allermeisten landen auf dem gemeindeeigenen Weihnachtsmarkt.
Vor dem Teich spielten sich gerade zu gespenstisch anmutende Szene ab; ein Beispiel: ein Fischer präsentiert den wartenden Kindern einen Karpfen und fordert sie auf, das arme Tier zu ’streicheln‘. Zögernd kommen die Kleinen seinem Drängen nach, berühren mit zaghaften Händen den nach Luft gierenden. Doch der Fischersmann setzt dem noch eins drauf, betonte, wie ungefährlich die Karpfen doch sind, sie hätten nicht mal Zähne; ‚Schaut amal, ich steck ihm den Finger in den Mund und er kann mir nicht weht tun‘, meint der Todesmutige. Sagt es und tut’s. Plötzlich aber macht der Fisch eine schnelle Bewegung und entgleitet dabei seinen Händen. Er schlägt nun hart am Boden auf, einen Moment, welchen die Zusehermenge mit lautem Gegröle beklatscht.
Tierschutzunterricht zum Anfassen also! Wie aber möchten solche Menschen der nächsten Generation einen Tierschutzgedanken nahe bringen, wo sie doch selbst anhand solcher rundwegs unnötiger Ausgeburten von Dummheit völlig überfordert sind? Keine Stimme regte sich zugunsten des Fisches, kein Mensch wollte dem Fischer Einhalt gebieten, selbst anwesende Journalisten fanden die Szene einfach nur lustig..

Kinder werden in das Spektakel miteinbezogen und lernen dabei schon im Kleinkindalter die so verstaubte Lehre von der ‚Ware Tier’…


Anschauungsunterricht der vollendeten Dummheit…


Ein Tierrechtsaktivist im Todeskostüm mit einem Schild, welches Gevatter Tod zeigte und mit der Aufschrift ‚Fischermen’s Friend‘ versehen war, versetzte nun die Menge in Aufregung. Leider stürzte der Aktivist über eine glitschige Treppe und verletzte sich dabei am Rücken; er musste ärztlich behandelt werden und so wurde der Protest abgebrochen. Die Tierschützer konnten jedoch noch eine große Masse von Flugblättern unter den Zaungästen verteilen und damit vielleicht doch den/die eine/n oder andere/n zum Nachdenken bewegen!

‚Fishermen’s best Friend‘ vor seinem Einsatz

 

Nach oben scrollen